Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Das Wachstum der Großstädte der Industrie Gelegenheit gegeben werde, sich diesen neuen Bedingungen all¬ Diesen Bedingungen würde etwa folgender Plan entsprechen: 1. In jeder Stadt von mehr als 50000 Einwohnern muß zunächst von 2. Diese Steuer wird für die Städte mit mehr als 100000 Einwohnern 3. Nach Verlauf von weitern fünf Jahren bleibt die Steuer in den Weitere Erhöhungen dieser Steuer für Städte mit mehr als 500000 Ein¬ Die Erhebung dieser Steuer würde keinerlei technische Schwierigkeiten be¬ Zurzeit leben im Deutschen Reiche in den Städten mit mehr als 50000 Hiervon abgesehen würde eine solche großstädtische Personalsteuer jeden¬ Grenzboten II 1905 25
Das Wachstum der Großstädte der Industrie Gelegenheit gegeben werde, sich diesen neuen Bedingungen all¬ Diesen Bedingungen würde etwa folgender Plan entsprechen: 1. In jeder Stadt von mehr als 50000 Einwohnern muß zunächst von 2. Diese Steuer wird für die Städte mit mehr als 100000 Einwohnern 3. Nach Verlauf von weitern fünf Jahren bleibt die Steuer in den Weitere Erhöhungen dieser Steuer für Städte mit mehr als 500000 Ein¬ Die Erhebung dieser Steuer würde keinerlei technische Schwierigkeiten be¬ Zurzeit leben im Deutschen Reiche in den Städten mit mehr als 50000 Hiervon abgesehen würde eine solche großstädtische Personalsteuer jeden¬ Grenzboten II 1905 25
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Das Wachstum der Großstädte
der Industrie Gelegenheit gegeben werde, sich diesen neuen Bedingungen all¬
mählich anzupassen, müßten die höhern Stufen, die in den größern Städten zu
erheben sein würden, erst nach Verlauf eines angemessenen Zeitraums eingeführt
werden.
Diesen Bedingungen würde etwa folgender Plan entsprechen:
1. In jeder Stadt von mehr als 50000 Einwohnern muß zunächst von
jedem Arbeitgeber für den Kopf seines Personals eine jährliche Steuer von
12 Mark entrichtet werden.
2. Diese Steuer wird für die Städte mit mehr als 100000 Einwohnern
nach Verlauf von fünf Jahren auf 21 Mark erhöht, bleibt dagegen in den
Städten mit 50000 bis 100000 Bewohnern auf dem Betrage von 12 Mark.
3. Nach Verlauf von weitern fünf Jahren bleibt die Steuer in den
Städten mit weniger als 250000 Einwohnern unverändert und wird in den
Städten mit höherer Bevölkerungszahl auf 36 Mark erhöht.
Weitere Erhöhungen dieser Steuer für Städte mit mehr als 500000 Ein¬
wohnern wären nach Ablauf von fünf Jahren in Aussicht zu nehmen, soweit
in diesen die Zunahme größer sein sollte, als sie im Durchschnitt im ganzen
Reiche beträgt, wo sie zurzeit etwa anderthalb Prozent im Jahre ausmacht.
Da in den Großstädten die natürliche Vermehrung weit geringer ist, so könnten
diese auch unter den nach Einführung einer solchen Personalsteuer eintretenden
neuen wirtschaftlichen Verhältnissen eine bedeutende Einwcmdrung aufnehmen,
und es wäre ihnen auch dann noch eine reiche Entwicklungsmöglichkeit gelassen.
Die Erhebung dieser Steuer würde keinerlei technische Schwierigkeiten be¬
reiten; sie könnte durch die Einzelstaaten erfolgen, denen ein Teil des Betrags
überlassen würde, während der Rest an die Reichskasse abgeführt werden müßte.
Zurzeit leben im Deutschen Reiche in den Städten mit mehr als 50000
Einwohnern gegen fünfzehn Millionen Menschen. Von diesen würden 40 bis
45 Prozent für die Steiler in Betracht kommen, sodaß diese für etwa sechs Millionen
zu entrichten sein würde. Bei ihrer ersten Einführung würde die Steuer also
70 bis 80 Millionen Mark einbringen, nach zehn Jahren aber auf mehr als
das Doppelte steigen. Auch wenn von diesen Summen ein Drittel den Einzel¬
staaten bliebe, würde der Rest genügen, der Neichsfinanznot einigermaßen ab¬
zuhelfen.
Hiervon abgesehen würde eine solche großstädtische Personalsteuer jeden¬
falls in volkswirtschaftlicher Hinsicht die allergrößten Vorteile bieten. Wenn es
gelänge, einen wesentlichen Teil der Industrie aus den Großstädten auf das
Land zu verpflanzen, so würde die Arbeiterbevölkerung unter viel gesundem
Lebensbedingungen existieren können. Die Hunderttausende, die alljährlich aus
den Kleinstädte!: und vom Lande in die Großstädte strömen, sind zu einem
jähen Wechsel ihrer Lebensgewohnheiten gezwungen, der unbedingt sehr nach¬
teilig wirken muß. Durch einen viele Kilometer dicken Steinwall von Feld und
Wald getrennt, müssen sie oft in den engsten Wohnverhältnissen leben und
obendrein infolge der hohen Mietpreise den Mehrertrag daran geben, den sie
aus der lohnendem Arbeit in der Großstadt gegenüber ihrer bisherigen Be¬
schäftigung auf dem Lande erhalten. Daß diese Lebensbedingungen von der
Grenzboten II 1905 25
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