Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Cosme hundert Acres gelichtet und bebaut. Die Kolonie pflanzt Zuckerrohr, Mais, Die überschüssigen Erträge werden hauptsächlich nach Sofa, einer zweiund¬ Wir verbrachten geraume Zeit in dem behaglichen Heim unsrer Gastgeber. Später zeigte uns Herr Laue das Lesezimmer und die Bibliothek. Diese Von der Bibliothek begaben wir uns nach dem Kaufladen der Kolonie. Cosme hundert Acres gelichtet und bebaut. Die Kolonie pflanzt Zuckerrohr, Mais, Die überschüssigen Erträge werden hauptsächlich nach Sofa, einer zweiund¬ Wir verbrachten geraume Zeit in dem behaglichen Heim unsrer Gastgeber. Später zeigte uns Herr Laue das Lesezimmer und die Bibliothek. Diese Von der Bibliothek begaben wir uns nach dem Kaufladen der Kolonie. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0160" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297292"/> <fw type="header" place="top"> Cosme</fw><lb/> <p xml:id="ID_634" prev="#ID_633"> hundert Acres gelichtet und bebaut. Die Kolonie pflanzt Zuckerrohr, Mais,<lb/> Mandiok, Jan, süße Kartoffeln, Kaffee, Tabak, verschiedne Gemüsearten und<lb/> Futterpflanzen, außerdem Bananen, Orangen, Pfirsiche, Ananas und andres<lb/> Obst. Den Hauptertrag der Kolonie liefert das Zuckerrohr. Es wird nur zu<lb/> Zucker, dagegen nicht zu Schnaps verarbeitet. Die Herstellung eines alkoholischen<lb/> Getränks, wenn auch für den Gebrauch andrer, stünde nicht im Einklang mit<lb/> dem Grundsatze der Enthaltsamkeit von solchen Getränken, der der Überzeugung<lb/> von deren Verderblichkeit entspringt. Neben der Ausfuhr von Zucker ist die<lb/> von Nutzholz sehr bedeutend. Auch Viehzucht wird von der Kolonie betrieben.<lb/> Cosme hat einen Bestand von etwa zweihundert Stück Rindvieh und etwa<lb/> achtzig Schweinen, außerdem Geflügel verschiedner Art, auch sechs Pferde, die<lb/> nebst etlichen Ochsen als Zugtiere dienen.</p><lb/> <p xml:id="ID_635"> Die überschüssigen Erträge werden hauptsächlich nach Sofa, einer zweiund¬<lb/> zwanzig Kilometer von Cosme entfernten Station der nach Asuncion führende«<lb/> Eisenbahn</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_636"> Wir verbrachten geraume Zeit in dem behaglichen Heim unsrer Gastgeber.<lb/> Dann statteten wir dem damaligen (zkaii-lutin der Kolonie, Herrn Lane, einen<lb/> Besuch ab. Auch von seiner Seite fanden wir liebenswürdigen Empfang, wie<lb/> uns denn in Cosme jeder mit der größten Höflichkeit entgegenkam. Die<lb/> Umgangsformen dieser Sozinlisten erinnern in nichts an die „blutrote Couleur."<lb/> Herr Laue ist der Lehrer der Kolonie. Die Erteilung des Unterrichts ist<lb/> selbstverständlich ooinmnng.1 morte, Arbeit im Dienste des Gemeinwesens. Nach¬<lb/> dem wir eine Weile in der Wohnung des vtmirrnHn verplaudert hatten, führte<lb/> er uns zu dem Schulgebäude. Es ist gut eingerichtet und mit einer kleinen<lb/> Bibliothek von Lehrbüchern versehen. Der Unterricht erstreckt sich auf die<lb/> Elementarfächer und die spanische Sprache. Die Schüler sind in sechs Klassen<lb/> geteilt. Da der Unterricht für alle Klassen zu derselben Zeit stattfindet, so<lb/> besteht die scharfe Einteilung wohl mehr in der Theorie als in der Praxis.<lb/> Die Zahl der Schüler betrug, als ich in Cosme war, fünfzehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_637"> Später zeigte uns Herr Laue das Lesezimmer und die Bibliothek. Diese<lb/> ist für die kleine Gemeinde außerordentlich stattlich. Sie hat nicht weniger als<lb/> 1500 Bände, die zum großen Teil von Freunden des Unternehmens gestiftet<lb/> sind. Die verschiedensten Erscheinungen der Literatur sind hier vertreten, natur¬<lb/> wissenschaftliche, philosophische, ethische, soziale Schriften, dazu eine reiche<lb/> Sammlung von Dichtwerken von Shakespeare und Scott bis zu Lycill und<lb/> Kipling. Cosme hält auch eine Anzahl von Zeitschriften und Zeitungen eng¬<lb/> lischer und spanischer Sprache, die bei den Mitgliedern die Runde machen.<lb/> Wir hielten uns längere Zeit in dem Lesezimmer auf, denn noch war es draußen<lb/> drückend heiß. Ich blätterte in ein paar alten Zeitschriften, die ziemlich gro߬<lb/> sprecherische Berichte aus dem Transvaalkriege enthielten. Ob die Sozialisten<lb/> von Cosme die Unterdrückung eines freien Volkes gerecht nennen? Ich habe<lb/> nicht danach gefragt, aber ich glaube es nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_638" next="#ID_639"> Von der Bibliothek begaben wir uns nach dem Kaufladen der Kolonie.<lb/> Er nimmt den untern Teil eines zierlich cnifgebcmteu zweistöckigen Gebäudes</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0160]
Cosme
hundert Acres gelichtet und bebaut. Die Kolonie pflanzt Zuckerrohr, Mais,
Mandiok, Jan, süße Kartoffeln, Kaffee, Tabak, verschiedne Gemüsearten und
Futterpflanzen, außerdem Bananen, Orangen, Pfirsiche, Ananas und andres
Obst. Den Hauptertrag der Kolonie liefert das Zuckerrohr. Es wird nur zu
Zucker, dagegen nicht zu Schnaps verarbeitet. Die Herstellung eines alkoholischen
Getränks, wenn auch für den Gebrauch andrer, stünde nicht im Einklang mit
dem Grundsatze der Enthaltsamkeit von solchen Getränken, der der Überzeugung
von deren Verderblichkeit entspringt. Neben der Ausfuhr von Zucker ist die
von Nutzholz sehr bedeutend. Auch Viehzucht wird von der Kolonie betrieben.
Cosme hat einen Bestand von etwa zweihundert Stück Rindvieh und etwa
achtzig Schweinen, außerdem Geflügel verschiedner Art, auch sechs Pferde, die
nebst etlichen Ochsen als Zugtiere dienen.
Die überschüssigen Erträge werden hauptsächlich nach Sofa, einer zweiund¬
zwanzig Kilometer von Cosme entfernten Station der nach Asuncion führende«
Eisenbahn
Wir verbrachten geraume Zeit in dem behaglichen Heim unsrer Gastgeber.
Dann statteten wir dem damaligen (zkaii-lutin der Kolonie, Herrn Lane, einen
Besuch ab. Auch von seiner Seite fanden wir liebenswürdigen Empfang, wie
uns denn in Cosme jeder mit der größten Höflichkeit entgegenkam. Die
Umgangsformen dieser Sozinlisten erinnern in nichts an die „blutrote Couleur."
Herr Laue ist der Lehrer der Kolonie. Die Erteilung des Unterrichts ist
selbstverständlich ooinmnng.1 morte, Arbeit im Dienste des Gemeinwesens. Nach¬
dem wir eine Weile in der Wohnung des vtmirrnHn verplaudert hatten, führte
er uns zu dem Schulgebäude. Es ist gut eingerichtet und mit einer kleinen
Bibliothek von Lehrbüchern versehen. Der Unterricht erstreckt sich auf die
Elementarfächer und die spanische Sprache. Die Schüler sind in sechs Klassen
geteilt. Da der Unterricht für alle Klassen zu derselben Zeit stattfindet, so
besteht die scharfe Einteilung wohl mehr in der Theorie als in der Praxis.
Die Zahl der Schüler betrug, als ich in Cosme war, fünfzehn.
Später zeigte uns Herr Laue das Lesezimmer und die Bibliothek. Diese
ist für die kleine Gemeinde außerordentlich stattlich. Sie hat nicht weniger als
1500 Bände, die zum großen Teil von Freunden des Unternehmens gestiftet
sind. Die verschiedensten Erscheinungen der Literatur sind hier vertreten, natur¬
wissenschaftliche, philosophische, ethische, soziale Schriften, dazu eine reiche
Sammlung von Dichtwerken von Shakespeare und Scott bis zu Lycill und
Kipling. Cosme hält auch eine Anzahl von Zeitschriften und Zeitungen eng¬
lischer und spanischer Sprache, die bei den Mitgliedern die Runde machen.
Wir hielten uns längere Zeit in dem Lesezimmer auf, denn noch war es draußen
drückend heiß. Ich blätterte in ein paar alten Zeitschriften, die ziemlich gro߬
sprecherische Berichte aus dem Transvaalkriege enthielten. Ob die Sozialisten
von Cosme die Unterdrückung eines freien Volkes gerecht nennen? Ich habe
nicht danach gefragt, aber ich glaube es nicht.
Von der Bibliothek begaben wir uns nach dem Kaufladen der Kolonie.
Er nimmt den untern Teil eines zierlich cnifgebcmteu zweistöckigen Gebäudes
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