Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.<^ohne allgemein gebräuchlichen Bauart ist. An das Wohngebäude stößt ein kleinerer Jedes Hünscheu hat seinen Garten. Dort blühen bunte Beete, ranken Die Wohnhäuser bedecken bis jetzt nur etwa ein Viertel des Gebiets, das Wie ich schon gesagt habe, war der eine meiner beiden Begleiter wieder¬ Die Hansfrau reichte zur ersten Erfrischung Zitroneulimonade. Nachher <^ohne allgemein gebräuchlichen Bauart ist. An das Wohngebäude stößt ein kleinerer Jedes Hünscheu hat seinen Garten. Dort blühen bunte Beete, ranken Die Wohnhäuser bedecken bis jetzt nur etwa ein Viertel des Gebiets, das Wie ich schon gesagt habe, war der eine meiner beiden Begleiter wieder¬ Die Hansfrau reichte zur ersten Erfrischung Zitroneulimonade. Nachher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297287"/> <fw type="header" place="top"> <^ohne</fw><lb/> <p xml:id="ID_592" prev="#ID_591"> allgemein gebräuchlichen Bauart ist. An das Wohngebäude stößt ein kleinerer<lb/> Anbau, der die Küche enthält. Die Fenster sind, wie man dies hierzulande<lb/> allenthalben an den Landhäusern sieht, durch Luken mit Luder ersetzt. Ein<lb/> merkwürdiges Aussehen erhalten die Häuser durch den kleinen, in einen hohen<lb/> Schornstein auslaufenden Vorbau. Er enthält einen Kamin — wieder eine<lb/> Eigentümlichkeit von Cosme. Anderwärts in Paraguay findet man keine Heiz¬<lb/> vorrichtungen in den Wohnungen. Doch es gibt hier unter 26^ Grad süd¬<lb/> licher Breite Wintertage, wo man fröstelt, zumal da der heiße Sommer gegen<lb/> die Kälte empfindlich macht. Da sitzt sichs behaglicher am Kaminfeuer als in<lb/> der ungeheizten Stube.</p><lb/> <p xml:id="ID_593"> Jedes Hünscheu hat seinen Garten. Dort blühen bunte Beete, ranken<lb/> Rebe und Geißblatt, und ans Hecken und Lauben leuchtet eine Fülle herrlicher<lb/> Rosen. In den Gurten wie an den Rändern der Wege und auf öffentlichen<lb/> Plätzen stehn reich tragende Obstbünme. Doch auch gewaltige Riesen des Ur¬<lb/> waldes, die man beim Roben verschont hat, zumal schlanke Zedern, schmücken<lb/> das Bild. Die ganze Ansiedlung sieht aus wie in einen herrlich grünenden<lb/> und blühenden Park hineingebaut. Da und dort schieben sich Pflanzungen<lb/> lichtgrünen Zuckerrohrs zwischen die Häuser und die Gärten. Und über dem<lb/> Ganzen liegt die reine, sonnige Luft der subtropischen Breiten. Es ist ein<lb/> wunderbar anmutiges Bild.</p><lb/> <p xml:id="ID_594"> Die Wohnhäuser bedecken bis jetzt nur etwa ein Viertel des Gebiets, das<lb/> für das Dorf bestimmt ist. Die Kolonie hatte, als ich dort war, etliche zwanzig<lb/> Hausstünde. Im ganzen sind hundertundacht Bauplätze geplant. Die Gebäude<lb/> sollen sich, ein großes Viereck bildend, um eiuen geräumigen freien Platz, die<lb/> „Plaza," lagern. Außerdem bestimmt der Stadtplan eine Anzahl kleinerer<lb/> öffentlicher Anlagen, die, wie dies in dem bestehenden Teil der Ortschaft schon<lb/> der Fall ist, zwischen den Hüuseru ihren Platz erhalten. Die „Plaza" und<lb/> einige noch freie Hausplütze werden vorläufig mit Zuckerrohr bepflanzt. Denn<lb/> jedes Stück freien Ackerbodens ist wertvoll; mußte es doch in harter Arbeit<lb/> dem Urwald abgerungen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_595"> Wie ich schon gesagt habe, war der eine meiner beiden Begleiter wieder¬<lb/> holt in Cosme gewesen. Wir lenkten unsre Schritte der Behausung eines seiner<lb/> Bekannten zu. Der trat, gerade als wir durch den Garten gingen, unter die<lb/> Tür. Es war eine hohe, hagere und sehnige Gestalt, mit scharfen, aber freundlich<lb/> schauenden graublauen Augen, das rechte Bild eines angelsächsischen Bauers¬<lb/> manns. Mein Begleiter machte uns bekannt; die Vorstellung vollzog sich voll¬<lb/> kommen in den Formen der guten Gesellschaft. Der Kolonist begrüßte uns<lb/> herzlich, hieß uns ins Haus eintreten und stellte uns drinnen seiner Frau vor.<lb/> Die Stube war einfach, aber behaglich eingerichtet und von blitzender Sauber¬<lb/> keit. Eine große Kommode stand an einer Wand, an der andern eine Ruhe¬<lb/> bank, davor ein Tisch, und um ihn herum stauben ein paar schwere Holzstnhle<lb/> und ein prachtvoller Faulenzer, auf dem ich mirs bequem machen mußte. Die<lb/> Wunde waren mit Bildern geschmückt, einigen Familienphvtographien und etlichen<lb/> Kupferstichen, die englische Landschaften darstellten.</p><lb/> <p xml:id="ID_596" next="#ID_597"> Die Hansfrau reichte zur ersten Erfrischung Zitroneulimonade. Nachher</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
<^ohne
allgemein gebräuchlichen Bauart ist. An das Wohngebäude stößt ein kleinerer
Anbau, der die Küche enthält. Die Fenster sind, wie man dies hierzulande
allenthalben an den Landhäusern sieht, durch Luken mit Luder ersetzt. Ein
merkwürdiges Aussehen erhalten die Häuser durch den kleinen, in einen hohen
Schornstein auslaufenden Vorbau. Er enthält einen Kamin — wieder eine
Eigentümlichkeit von Cosme. Anderwärts in Paraguay findet man keine Heiz¬
vorrichtungen in den Wohnungen. Doch es gibt hier unter 26^ Grad süd¬
licher Breite Wintertage, wo man fröstelt, zumal da der heiße Sommer gegen
die Kälte empfindlich macht. Da sitzt sichs behaglicher am Kaminfeuer als in
der ungeheizten Stube.
Jedes Hünscheu hat seinen Garten. Dort blühen bunte Beete, ranken
Rebe und Geißblatt, und ans Hecken und Lauben leuchtet eine Fülle herrlicher
Rosen. In den Gurten wie an den Rändern der Wege und auf öffentlichen
Plätzen stehn reich tragende Obstbünme. Doch auch gewaltige Riesen des Ur¬
waldes, die man beim Roben verschont hat, zumal schlanke Zedern, schmücken
das Bild. Die ganze Ansiedlung sieht aus wie in einen herrlich grünenden
und blühenden Park hineingebaut. Da und dort schieben sich Pflanzungen
lichtgrünen Zuckerrohrs zwischen die Häuser und die Gärten. Und über dem
Ganzen liegt die reine, sonnige Luft der subtropischen Breiten. Es ist ein
wunderbar anmutiges Bild.
Die Wohnhäuser bedecken bis jetzt nur etwa ein Viertel des Gebiets, das
für das Dorf bestimmt ist. Die Kolonie hatte, als ich dort war, etliche zwanzig
Hausstünde. Im ganzen sind hundertundacht Bauplätze geplant. Die Gebäude
sollen sich, ein großes Viereck bildend, um eiuen geräumigen freien Platz, die
„Plaza," lagern. Außerdem bestimmt der Stadtplan eine Anzahl kleinerer
öffentlicher Anlagen, die, wie dies in dem bestehenden Teil der Ortschaft schon
der Fall ist, zwischen den Hüuseru ihren Platz erhalten. Die „Plaza" und
einige noch freie Hausplütze werden vorläufig mit Zuckerrohr bepflanzt. Denn
jedes Stück freien Ackerbodens ist wertvoll; mußte es doch in harter Arbeit
dem Urwald abgerungen werden.
Wie ich schon gesagt habe, war der eine meiner beiden Begleiter wieder¬
holt in Cosme gewesen. Wir lenkten unsre Schritte der Behausung eines seiner
Bekannten zu. Der trat, gerade als wir durch den Garten gingen, unter die
Tür. Es war eine hohe, hagere und sehnige Gestalt, mit scharfen, aber freundlich
schauenden graublauen Augen, das rechte Bild eines angelsächsischen Bauers¬
manns. Mein Begleiter machte uns bekannt; die Vorstellung vollzog sich voll¬
kommen in den Formen der guten Gesellschaft. Der Kolonist begrüßte uns
herzlich, hieß uns ins Haus eintreten und stellte uns drinnen seiner Frau vor.
Die Stube war einfach, aber behaglich eingerichtet und von blitzender Sauber¬
keit. Eine große Kommode stand an einer Wand, an der andern eine Ruhe¬
bank, davor ein Tisch, und um ihn herum stauben ein paar schwere Holzstnhle
und ein prachtvoller Faulenzer, auf dem ich mirs bequem machen mußte. Die
Wunde waren mit Bildern geschmückt, einigen Familienphvtographien und etlichen
Kupferstichen, die englische Landschaften darstellten.
Die Hansfrau reichte zur ersten Erfrischung Zitroneulimonade. Nachher
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