Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Deutsche Bollwerke im Osten belegt haben. Kunstgeschichte, paläographische Übungen, Mathematik, Geo¬ Die Tätigkeit der Dozenten der Akademie beschränkt sich aber keineswegs Es bleibt übrig, auf die Statistik der Hörerverhältnisse etwas näher ein- Deutsche Bollwerke im Osten belegt haben. Kunstgeschichte, paläographische Übungen, Mathematik, Geo¬ Die Tätigkeit der Dozenten der Akademie beschränkt sich aber keineswegs Es bleibt übrig, auf die Statistik der Hörerverhältnisse etwas näher ein- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0138" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297270"/> <fw type="header" place="top"> Deutsche Bollwerke im Osten</fw><lb/> <p xml:id="ID_522" prev="#ID_521"> belegt haben. Kunstgeschichte, paläographische Übungen, Mathematik, Geo¬<lb/> graphie, der Bau des menschlichen Körpers sind die von ihnen am meisten<lb/> besuchten Vorlesungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_523"> Die Tätigkeit der Dozenten der Akademie beschränkt sich aber keineswegs<lb/> auf die Vorlesungen an dieser, sondern sie haben die Aufgabe, die ihnen durch<lb/> die Berufung in die Provinz gestellt worden ist, in einem wesentlich erwei¬<lb/> terten Sinne erfaßt und namentlich in der „Deutschen Gesellschaft für Kunst<lb/> und Wissenschaft" eine außerordentlich rege Tätigkeit entfaltet. Borden etwa<lb/> hundert Vortrügen, die die Gesellschaft im Wintersemester 1904/05 in der<lb/> Provinz halten ließ, fallen fünfundsiebzig auf die Lehrer der Akademie. Diese<lb/> Vorträge sind überall mit lebhafter Freude, zum Teil mit großer Begeisterung<lb/> aufgenommen worden, ein Umstand, der wohl beweist, daß die Dozenten es<lb/> verstanden haben, in der Wahl der Themata und der Art der Vorträge das<lb/> Richtige zu treffen. Ebenso wie die Gründung einer staatswissenschaftlicher<lb/> Abteilung für die höhern Verwaltungsbeamten an das Bestehn der Akademie<lb/> anknüpft, so planen auch Lehrer der neuern Sprachen aus der Stadt die<lb/> Gründung einer ähnlichen Vereinigung, um sich, da sie die Vorlesungen der<lb/> Akademie nicht regelmäßig besuchen können, Gelegenheit zu verschaffen, unter<lb/> Führung und Leitung der Akademicprofessoren wissenschaftlich zu arbeiten.<lb/> Die Professoren sind mit der angebahnten Art des Zusammenwirkens von<lb/> Akademie und „Deutscher Gesellschaft" sehr zufrieden, und es läßt sich wohl<lb/> annehmen, daß der Zusammenschluß der erwähnten neuen Bildungen mit der<lb/> Akademie im Laufe der Zeit immer enger werden wird. Die allgemeine zu¬<lb/> versichtliche Stimmung, mit der die Akademie in der Stadt und in der Provinz<lb/> Posen bei ihrer Eröffnung begrüßt worden ist, hat nirgends nachgelassen. Sie<lb/> hat im Gegenteil Kreise, die sich anfänglich vorsichtig und abwartend ver¬<lb/> hielten, erfaßt, und es darf wohl auch hierin eine gute Gewähr für die Lebens¬<lb/> fähigkeit der neuen Schöpfung und die Erfüllung der ihr gestellten Aufgaben<lb/> gesehen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_524" next="#ID_525"> Es bleibt übrig, auf die Statistik der Hörerverhältnisse etwas näher ein-<lb/> zugehn. Es ist schon hervorgehoben worden, daß bei der Verschiebung der<lb/> Gesamtzahl der Umstand nicht ohne Einfluß gewesen ist, daß im ersten Semester<lb/> kein Honorar für Übungen in den neuern Sprachen erhoben worden ist. Nach<lb/> Einführung des Honorars ist die Zahl der Teilnehmer an den Übungen zurück¬<lb/> gegangen, zum Beispiel im Englischen von 162 (Wintersemester 1903/04)<lb/> auf 68 (Sommersemester 1904) und 65 (Wintersemester 1904/05); im<lb/> Französischen von 172 (Wintersemester 1903/04) auf 41 (Sommersemester<lb/> 1904) und 56 (Wintersemester 1904/05). Hier ist also schon wieder eine<lb/> Steigerung zu verzeichnen. Die Verschiebung der Hörerzahl nach der weib¬<lb/> lichen Seite hin ist zurzeit unverkennbar. Es muß jedoch abgewartet werden,<lb/> wieweit das von Dauer sein wird; sogar die Möglichkeit einer Verstärkung<lb/> ist nicht ausgeschlossen, da bis jetzt die Beteiligung der katholischen Mädchen<lb/> und Frauen noch sehr gering ist. Eine Verstärkung der männlichen Hörerschaft<lb/> wird wesentlich davon abhängen, ob und in welchem Umfang die Akademie<lb/> in die Lage gesetzt wird, den männlichen Hörern eine äußere Förderung zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
Deutsche Bollwerke im Osten
belegt haben. Kunstgeschichte, paläographische Übungen, Mathematik, Geo¬
graphie, der Bau des menschlichen Körpers sind die von ihnen am meisten
besuchten Vorlesungen.
Die Tätigkeit der Dozenten der Akademie beschränkt sich aber keineswegs
auf die Vorlesungen an dieser, sondern sie haben die Aufgabe, die ihnen durch
die Berufung in die Provinz gestellt worden ist, in einem wesentlich erwei¬
terten Sinne erfaßt und namentlich in der „Deutschen Gesellschaft für Kunst
und Wissenschaft" eine außerordentlich rege Tätigkeit entfaltet. Borden etwa
hundert Vortrügen, die die Gesellschaft im Wintersemester 1904/05 in der
Provinz halten ließ, fallen fünfundsiebzig auf die Lehrer der Akademie. Diese
Vorträge sind überall mit lebhafter Freude, zum Teil mit großer Begeisterung
aufgenommen worden, ein Umstand, der wohl beweist, daß die Dozenten es
verstanden haben, in der Wahl der Themata und der Art der Vorträge das
Richtige zu treffen. Ebenso wie die Gründung einer staatswissenschaftlicher
Abteilung für die höhern Verwaltungsbeamten an das Bestehn der Akademie
anknüpft, so planen auch Lehrer der neuern Sprachen aus der Stadt die
Gründung einer ähnlichen Vereinigung, um sich, da sie die Vorlesungen der
Akademie nicht regelmäßig besuchen können, Gelegenheit zu verschaffen, unter
Führung und Leitung der Akademicprofessoren wissenschaftlich zu arbeiten.
Die Professoren sind mit der angebahnten Art des Zusammenwirkens von
Akademie und „Deutscher Gesellschaft" sehr zufrieden, und es läßt sich wohl
annehmen, daß der Zusammenschluß der erwähnten neuen Bildungen mit der
Akademie im Laufe der Zeit immer enger werden wird. Die allgemeine zu¬
versichtliche Stimmung, mit der die Akademie in der Stadt und in der Provinz
Posen bei ihrer Eröffnung begrüßt worden ist, hat nirgends nachgelassen. Sie
hat im Gegenteil Kreise, die sich anfänglich vorsichtig und abwartend ver¬
hielten, erfaßt, und es darf wohl auch hierin eine gute Gewähr für die Lebens¬
fähigkeit der neuen Schöpfung und die Erfüllung der ihr gestellten Aufgaben
gesehen werden.
Es bleibt übrig, auf die Statistik der Hörerverhältnisse etwas näher ein-
zugehn. Es ist schon hervorgehoben worden, daß bei der Verschiebung der
Gesamtzahl der Umstand nicht ohne Einfluß gewesen ist, daß im ersten Semester
kein Honorar für Übungen in den neuern Sprachen erhoben worden ist. Nach
Einführung des Honorars ist die Zahl der Teilnehmer an den Übungen zurück¬
gegangen, zum Beispiel im Englischen von 162 (Wintersemester 1903/04)
auf 68 (Sommersemester 1904) und 65 (Wintersemester 1904/05); im
Französischen von 172 (Wintersemester 1903/04) auf 41 (Sommersemester
1904) und 56 (Wintersemester 1904/05). Hier ist also schon wieder eine
Steigerung zu verzeichnen. Die Verschiebung der Hörerzahl nach der weib¬
lichen Seite hin ist zurzeit unverkennbar. Es muß jedoch abgewartet werden,
wieweit das von Dauer sein wird; sogar die Möglichkeit einer Verstärkung
ist nicht ausgeschlossen, da bis jetzt die Beteiligung der katholischen Mädchen
und Frauen noch sehr gering ist. Eine Verstärkung der männlichen Hörerschaft
wird wesentlich davon abhängen, ob und in welchem Umfang die Akademie
in die Lage gesetzt wird, den männlichen Hörern eine äußere Förderung zu
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