Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Zur Lage der höhern Reichspostbeamten postdirektionen (die jetzigen "Oberpostpraktikanten") sofort bei ihrer Bestätigung So gelangen die Beamten erst in den vierziger Jahren ihres Lebens in Die höhern Beamten der Reichspostverwaltung rechnen mit Bestimmtheit Für die Oberpostpraktikanten, die zumeist in der ersten Hälfte der dreißiger Zur Lage der höhern Reichspostbeamten postdirektionen (die jetzigen „Oberpostpraktikanten") sofort bei ihrer Bestätigung So gelangen die Beamten erst in den vierziger Jahren ihres Lebens in Die höhern Beamten der Reichspostverwaltung rechnen mit Bestimmtheit Für die Oberpostpraktikanten, die zumeist in der ersten Hälfte der dreißiger <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0696" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296707"/> <fw type="header" place="top"> Zur Lage der höhern Reichspostbeamten</fw><lb/> <p xml:id="ID_3629" prev="#ID_3628"> postdirektionen (die jetzigen „Oberpostpraktikanten") sofort bei ihrer Bestätigung<lb/> in der Stelle einen Gehalt von 2400 Mark; dieser stieg in jährlichen Stufen<lb/> von 200 Mark binnen drei Jahren auf 3000 Mark. Heutzutage müssen sich<lb/> diese Beamten mit einem Anfangsgehalt von 2100 Mark begnügen und drei<lb/> lange Jahre auf dieser gegen früher um 300 Mark herabgesetzten Stufe stehn<lb/> bleiben, worauf sie dann ans 2500 Mark kommen und erst nach sechs Jahren<lb/> mit 2900 Mark annähernd den Satz erreichen, den ihre glücklichen Amtsvor¬<lb/> gänger ehemals schon nach drei Jahren erhielten. Es ist berechnet worden,<lb/> daß die Beamten, die in den Jahren 1892 bis 1902 das Staatsexamen be¬<lb/> standen haben, von der Einführung der Dienstaltersstufen (1895) bis zum<lb/> Jahre 1903 insgesamt 4677991 Mark weniger erhalten haben, als in demselben<lb/> Zeitraum an die Beamten der Examensjahrgänge 1876 bis 1891 gezahlt worden<lb/> ist. Gegenwärtig liegen die Verhältnisse so, daß der Postbeamte beim Bestehn<lb/> der höhern Prüfung in der Regel auf der Gehaltstufe von 1700 Mark steht;<lb/> im dreißigsten Lebensjahre bezieht er meist noch als Oberpvstprattikant in einer<lb/> Sekretärstelle 2000 Mark; bis Mitte der dreißiger Jahre ist er Oberpraktikant<lb/> mit 2500 Mark Gehalt, steigt dann auf 2900 Mark, und erst um das vierzigste<lb/> Jahr herum überschreitet sein Gehalt den Satz von 3000 Mark um 300,<lb/> günstigstenfalls um 600 Mark.</p><lb/> <p xml:id="ID_3630"> So gelangen die Beamten erst in den vierziger Jahren ihres Lebens in<lb/> Stellungen, die mit einem einigermaßen auskömmlichen Gehalt ausgestattet sind,<lb/> und werden bis dahin unter dem lühmeuden Zwang ihrer wirtschaftlichen Not¬<lb/> lage an der freien Entfaltung ihrer Kräfte für den Beruf gehindert. „Hier ist<lb/> es, wo sich die Interessen des einzelnen Individuums mit denen der Allgemein¬<lb/> heit berühren. Kann sich der Beamte aus Sorge um seine wirtschaftliche Existenz<lb/> nicht voll seinem Amte widmen, so kann auch die Behörde nicht auf der Höhe<lb/> der Leistungsfähigkeit erhalten bleiben, die sie mit einem kummerfreien, sozial<lb/> aufsteigenden Beamtentum erreicht hat."</p><lb/> <p xml:id="ID_3631"> Die höhern Beamten der Reichspostverwaltung rechnen mit Bestimmtheit<lb/> darauf, daß der nächste Etat endlich die langersehnten Änderungen der Be¬<lb/> soldungen bringt. Über die Bahnen, auf denen sich diese Änderungen für die<lb/> einzelnen hauptsächlich betroffnen Beamtengruppen zu bewegen haben, werden<lb/> folgende Vorschläge gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_3632" next="#ID_3633"> Für die Oberpostpraktikanten, die zumeist in der ersten Hälfte der dreißiger<lb/> Lebensjahre stehn, reicht sogar bei den bescheidensten Ansprüchen ein Gehalt von<lb/> 2100 Mark nicht ans. Sie haben durch Ablegung der Staatsprüfung die Anwart¬<lb/> schaft auf die höhern Stellen erlangt, leisten daher der Verwaltung vermöge<lb/> ihrer Kenntnisse weit wichtigere Dienste als Subalternbeamte und bieten ihr<lb/> die Möglichkeit, an den hochbesoldeten Stellen für Räte zu sparen. Sie müssen<lb/> sich aber auch als höhere Beamte, wenngleich noch in Subalterner Stellung, in<lb/> ihrem Hauswesen, in ihrem Verkehr und in ihrem ganzen Auftreten — sehr viele<lb/> von ihnen sind auch Reserveoffiziere — dem Mindestmaß der gesellschaftlichen<lb/> Verpflichtungen unterwerfen, die für höhere Beamte gelten. Es wäre nur billig<lb/> und entspräche dein schon im Jahre 1890 abgegebnen Vorschlage der Regierung,<lb/> den Anfangsgehalt der Oberpostpraktikanten auf 2500 Mark zu erhöhen und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0696]
Zur Lage der höhern Reichspostbeamten
postdirektionen (die jetzigen „Oberpostpraktikanten") sofort bei ihrer Bestätigung
in der Stelle einen Gehalt von 2400 Mark; dieser stieg in jährlichen Stufen
von 200 Mark binnen drei Jahren auf 3000 Mark. Heutzutage müssen sich
diese Beamten mit einem Anfangsgehalt von 2100 Mark begnügen und drei
lange Jahre auf dieser gegen früher um 300 Mark herabgesetzten Stufe stehn
bleiben, worauf sie dann ans 2500 Mark kommen und erst nach sechs Jahren
mit 2900 Mark annähernd den Satz erreichen, den ihre glücklichen Amtsvor¬
gänger ehemals schon nach drei Jahren erhielten. Es ist berechnet worden,
daß die Beamten, die in den Jahren 1892 bis 1902 das Staatsexamen be¬
standen haben, von der Einführung der Dienstaltersstufen (1895) bis zum
Jahre 1903 insgesamt 4677991 Mark weniger erhalten haben, als in demselben
Zeitraum an die Beamten der Examensjahrgänge 1876 bis 1891 gezahlt worden
ist. Gegenwärtig liegen die Verhältnisse so, daß der Postbeamte beim Bestehn
der höhern Prüfung in der Regel auf der Gehaltstufe von 1700 Mark steht;
im dreißigsten Lebensjahre bezieht er meist noch als Oberpvstprattikant in einer
Sekretärstelle 2000 Mark; bis Mitte der dreißiger Jahre ist er Oberpraktikant
mit 2500 Mark Gehalt, steigt dann auf 2900 Mark, und erst um das vierzigste
Jahr herum überschreitet sein Gehalt den Satz von 3000 Mark um 300,
günstigstenfalls um 600 Mark.
So gelangen die Beamten erst in den vierziger Jahren ihres Lebens in
Stellungen, die mit einem einigermaßen auskömmlichen Gehalt ausgestattet sind,
und werden bis dahin unter dem lühmeuden Zwang ihrer wirtschaftlichen Not¬
lage an der freien Entfaltung ihrer Kräfte für den Beruf gehindert. „Hier ist
es, wo sich die Interessen des einzelnen Individuums mit denen der Allgemein¬
heit berühren. Kann sich der Beamte aus Sorge um seine wirtschaftliche Existenz
nicht voll seinem Amte widmen, so kann auch die Behörde nicht auf der Höhe
der Leistungsfähigkeit erhalten bleiben, die sie mit einem kummerfreien, sozial
aufsteigenden Beamtentum erreicht hat."
Die höhern Beamten der Reichspostverwaltung rechnen mit Bestimmtheit
darauf, daß der nächste Etat endlich die langersehnten Änderungen der Be¬
soldungen bringt. Über die Bahnen, auf denen sich diese Änderungen für die
einzelnen hauptsächlich betroffnen Beamtengruppen zu bewegen haben, werden
folgende Vorschläge gemacht.
Für die Oberpostpraktikanten, die zumeist in der ersten Hälfte der dreißiger
Lebensjahre stehn, reicht sogar bei den bescheidensten Ansprüchen ein Gehalt von
2100 Mark nicht ans. Sie haben durch Ablegung der Staatsprüfung die Anwart¬
schaft auf die höhern Stellen erlangt, leisten daher der Verwaltung vermöge
ihrer Kenntnisse weit wichtigere Dienste als Subalternbeamte und bieten ihr
die Möglichkeit, an den hochbesoldeten Stellen für Räte zu sparen. Sie müssen
sich aber auch als höhere Beamte, wenngleich noch in Subalterner Stellung, in
ihrem Hauswesen, in ihrem Verkehr und in ihrem ganzen Auftreten — sehr viele
von ihnen sind auch Reserveoffiziere — dem Mindestmaß der gesellschaftlichen
Verpflichtungen unterwerfen, die für höhere Beamte gelten. Es wäre nur billig
und entspräche dein schon im Jahre 1890 abgegebnen Vorschlage der Regierung,
den Anfangsgehalt der Oberpostpraktikanten auf 2500 Mark zu erhöhen und
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