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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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ich nicht viel Zeit, aber als wir ihn am andern Morgen vierzig Gänge vom Anschuß
im Wnndbett verendet fanden, stellte es sich heraus, daß es ein tadelloser Blatt¬
schuß war. Und dabei hatten mir die Arme gezittert, wissen Sie: mehr als zwanzig
Minuten war ich ans allen vieren durch das nasse Gras gekrochen. Das muß ich
Ihnen einmal ganz genau erzählen, wenn Sie erst das Revier kennen. Der Martin
soll Sie morgen nu die Schußstclle führen, er war damals dabei und hat selbst
gesagt, so einen Schuß hatte er noch nicht gesehen. Aber das Merkwürdigste ist,
daß ich seit jenem Tage niemals wieder Weidmannsheil gehabt habe. Ich kann
anstellen, was ich will: entweder ich komme überhaupt nicht zum Schuß, oder ich
schieße ins Blaue. Und seitdem bin ich um hier und kann nicht wieder weg, und
das schöne Material zu meiner Geschichte der menschlichen Leidenschaften liegt un¬
benutzt zuhause. Aber hier finde ich keine Ruhe zur Arbeit, es fehlen mir auch
die Werke, die ich noch exzerpieren müßte.

Die Bibliothek des Herrn Barons scheint aber recht reichhaltig zu sein, er¬
laubte ich mir zu bemerken, indem ich an eins der Regale trat und die Titel aus
den Rückenschildchen zu entziffern versuchte.

Sie ist in ihrer Art sogar so vollständig, wie sie nur sein kauu, antwortete
Eberhard, der um wieder ganz der Gelehrte zu sein schien, aber sie umfaßt mir
ein kleines Spezialgebiet.

Ich hatte einen kleinen, in braunes Leder gebundnen Oktavband herausge¬
nommen und las auf dem Titel: vAömonolatria oder Beschreibung von Zauberern
und Znnberinnen mit wunderlichen Erzählungen. Nebst Wunderseltzainen Historien
von des Teuffels Hinterlist und Betrug. Hamburg 1693.

Das ist der Remigins, bemerkte der Professor, der das Buch schon von außen
kannte, die erste Auflage mit den Kupfern. Wir haben anch die zweite von 1703.

Das nächste Wert, das ich mir ansah, war Spitzels Gebrochene Macht der
Finsterniß oder die zerstörte teuflische Bunds- nud Buhlfreundschnft mit den Menschen.
Augsburg 1K87.

Diese Literatur haben wir nahezu vollständig, erklärte Eberhard, von Richalnus
Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels an bis
auf Noskosfs Geschichte des Teufels. Sehen Sie, dort ans dem Regal sind nur
die magischen Schriften und die Höllenzwange, und das da drüben sind die
juristischen Abhandlungen über die Verbindlichkeit der Verschreibungen. Da steckt
viel Gelehrsamkeit und Spitzfindigkeit darin, wie sich ja überhaupt die Herren
Juristen dem Teufel gewachsen fühlen. Wenigstens behauptet der Baron, der alle
diese Bücher studiert hat, ein Jurist mache dein Teufel mehr zu schaffen als ein
Dutzend Pfaffen. Und schnell, als wolle er das Gespräch um jeden Preis ab¬
brechen, fügte der Professor hinzu:

Darf ich Sie nun bitten, sich in den Speisesaal zu bemühen? Ich mochte
Sie mit unsern Gästen bekannt machen.

Ich hätte mich lieber noch ein wenig in der Bibliothek umgesehen, um so
mehr, als mir darau lag, zu ermitteln, weshalb mich Baron Sparr verhindert
hatte, das erste Blatt des spanischen Autographenbandes in Augenschein zu nehmen;
aber Eberhard schob seinen Arm nnter den meinen und führte mich mit sanfter
Gewalt in den Saal. Dort saßen an einer langen Eichentafel elf Herren in Jagd-
kostüm, während für den Professor und mich zwei weitere Sessel bereitstanden.
Wenn ich abergläubisch gewesen wäre, hätte es mich also unangenehm berühren
müssen, daß ich mich als der Dreizehnte zu den Versammelten gesellte. Aber das
war nicht der Fall, es schien mir vielmehr ganz selbstverständlich, daß man an
einem Orte, wo es ohnehin etwas unheimlich zuging, auch in dieser Hinsicht die
guten alten Traditionen wahrte. Die Gesellschaft erhob sich bei meinem Eintritt,
und Eberhard stellte mich in ziemlich förmlicher Weise vor. Aber wie es bei
solchen Gelegenheiten zu gehn Pflegt: die Namen der Herren verstand ich entweder
überhaupt nicht oder vergaß sie in demselben Augenblick, wo ich sie hörte. Da


!nach der l^ühnersuche

ich nicht viel Zeit, aber als wir ihn am andern Morgen vierzig Gänge vom Anschuß
im Wnndbett verendet fanden, stellte es sich heraus, daß es ein tadelloser Blatt¬
schuß war. Und dabei hatten mir die Arme gezittert, wissen Sie: mehr als zwanzig
Minuten war ich ans allen vieren durch das nasse Gras gekrochen. Das muß ich
Ihnen einmal ganz genau erzählen, wenn Sie erst das Revier kennen. Der Martin
soll Sie morgen nu die Schußstclle führen, er war damals dabei und hat selbst
gesagt, so einen Schuß hatte er noch nicht gesehen. Aber das Merkwürdigste ist,
daß ich seit jenem Tage niemals wieder Weidmannsheil gehabt habe. Ich kann
anstellen, was ich will: entweder ich komme überhaupt nicht zum Schuß, oder ich
schieße ins Blaue. Und seitdem bin ich um hier und kann nicht wieder weg, und
das schöne Material zu meiner Geschichte der menschlichen Leidenschaften liegt un¬
benutzt zuhause. Aber hier finde ich keine Ruhe zur Arbeit, es fehlen mir auch
die Werke, die ich noch exzerpieren müßte.

Die Bibliothek des Herrn Barons scheint aber recht reichhaltig zu sein, er¬
laubte ich mir zu bemerken, indem ich an eins der Regale trat und die Titel aus
den Rückenschildchen zu entziffern versuchte.

Sie ist in ihrer Art sogar so vollständig, wie sie nur sein kauu, antwortete
Eberhard, der um wieder ganz der Gelehrte zu sein schien, aber sie umfaßt mir
ein kleines Spezialgebiet.

Ich hatte einen kleinen, in braunes Leder gebundnen Oktavband herausge¬
nommen und las auf dem Titel: vAömonolatria oder Beschreibung von Zauberern
und Znnberinnen mit wunderlichen Erzählungen. Nebst Wunderseltzainen Historien
von des Teuffels Hinterlist und Betrug. Hamburg 1693.

Das ist der Remigins, bemerkte der Professor, der das Buch schon von außen
kannte, die erste Auflage mit den Kupfern. Wir haben anch die zweite von 1703.

Das nächste Wert, das ich mir ansah, war Spitzels Gebrochene Macht der
Finsterniß oder die zerstörte teuflische Bunds- nud Buhlfreundschnft mit den Menschen.
Augsburg 1K87.

Diese Literatur haben wir nahezu vollständig, erklärte Eberhard, von Richalnus
Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels an bis
auf Noskosfs Geschichte des Teufels. Sehen Sie, dort ans dem Regal sind nur
die magischen Schriften und die Höllenzwange, und das da drüben sind die
juristischen Abhandlungen über die Verbindlichkeit der Verschreibungen. Da steckt
viel Gelehrsamkeit und Spitzfindigkeit darin, wie sich ja überhaupt die Herren
Juristen dem Teufel gewachsen fühlen. Wenigstens behauptet der Baron, der alle
diese Bücher studiert hat, ein Jurist mache dein Teufel mehr zu schaffen als ein
Dutzend Pfaffen. Und schnell, als wolle er das Gespräch um jeden Preis ab¬
brechen, fügte der Professor hinzu:

Darf ich Sie nun bitten, sich in den Speisesaal zu bemühen? Ich mochte
Sie mit unsern Gästen bekannt machen.

Ich hätte mich lieber noch ein wenig in der Bibliothek umgesehen, um so
mehr, als mir darau lag, zu ermitteln, weshalb mich Baron Sparr verhindert
hatte, das erste Blatt des spanischen Autographenbandes in Augenschein zu nehmen;
aber Eberhard schob seinen Arm nnter den meinen und führte mich mit sanfter
Gewalt in den Saal. Dort saßen an einer langen Eichentafel elf Herren in Jagd-
kostüm, während für den Professor und mich zwei weitere Sessel bereitstanden.
Wenn ich abergläubisch gewesen wäre, hätte es mich also unangenehm berühren
müssen, daß ich mich als der Dreizehnte zu den Versammelten gesellte. Aber das
war nicht der Fall, es schien mir vielmehr ganz selbstverständlich, daß man an
einem Orte, wo es ohnehin etwas unheimlich zuging, auch in dieser Hinsicht die
guten alten Traditionen wahrte. Die Gesellschaft erhob sich bei meinem Eintritt,
und Eberhard stellte mich in ziemlich förmlicher Weise vor. Aber wie es bei
solchen Gelegenheiten zu gehn Pflegt: die Namen der Herren verstand ich entweder
überhaupt nicht oder vergaß sie in demselben Augenblick, wo ich sie hörte. Da


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[0452] !nach der l^ühnersuche ich nicht viel Zeit, aber als wir ihn am andern Morgen vierzig Gänge vom Anschuß im Wnndbett verendet fanden, stellte es sich heraus, daß es ein tadelloser Blatt¬ schuß war. Und dabei hatten mir die Arme gezittert, wissen Sie: mehr als zwanzig Minuten war ich ans allen vieren durch das nasse Gras gekrochen. Das muß ich Ihnen einmal ganz genau erzählen, wenn Sie erst das Revier kennen. Der Martin soll Sie morgen nu die Schußstclle führen, er war damals dabei und hat selbst gesagt, so einen Schuß hatte er noch nicht gesehen. Aber das Merkwürdigste ist, daß ich seit jenem Tage niemals wieder Weidmannsheil gehabt habe. Ich kann anstellen, was ich will: entweder ich komme überhaupt nicht zum Schuß, oder ich schieße ins Blaue. Und seitdem bin ich um hier und kann nicht wieder weg, und das schöne Material zu meiner Geschichte der menschlichen Leidenschaften liegt un¬ benutzt zuhause. Aber hier finde ich keine Ruhe zur Arbeit, es fehlen mir auch die Werke, die ich noch exzerpieren müßte. Die Bibliothek des Herrn Barons scheint aber recht reichhaltig zu sein, er¬ laubte ich mir zu bemerken, indem ich an eins der Regale trat und die Titel aus den Rückenschildchen zu entziffern versuchte. Sie ist in ihrer Art sogar so vollständig, wie sie nur sein kauu, antwortete Eberhard, der um wieder ganz der Gelehrte zu sein schien, aber sie umfaßt mir ein kleines Spezialgebiet. Ich hatte einen kleinen, in braunes Leder gebundnen Oktavband herausge¬ nommen und las auf dem Titel: vAömonolatria oder Beschreibung von Zauberern und Znnberinnen mit wunderlichen Erzählungen. Nebst Wunderseltzainen Historien von des Teuffels Hinterlist und Betrug. Hamburg 1693. Das ist der Remigins, bemerkte der Professor, der das Buch schon von außen kannte, die erste Auflage mit den Kupfern. Wir haben anch die zweite von 1703. Das nächste Wert, das ich mir ansah, war Spitzels Gebrochene Macht der Finsterniß oder die zerstörte teuflische Bunds- nud Buhlfreundschnft mit den Menschen. Augsburg 1K87. Diese Literatur haben wir nahezu vollständig, erklärte Eberhard, von Richalnus Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels an bis auf Noskosfs Geschichte des Teufels. Sehen Sie, dort ans dem Regal sind nur die magischen Schriften und die Höllenzwange, und das da drüben sind die juristischen Abhandlungen über die Verbindlichkeit der Verschreibungen. Da steckt viel Gelehrsamkeit und Spitzfindigkeit darin, wie sich ja überhaupt die Herren Juristen dem Teufel gewachsen fühlen. Wenigstens behauptet der Baron, der alle diese Bücher studiert hat, ein Jurist mache dein Teufel mehr zu schaffen als ein Dutzend Pfaffen. Und schnell, als wolle er das Gespräch um jeden Preis ab¬ brechen, fügte der Professor hinzu: Darf ich Sie nun bitten, sich in den Speisesaal zu bemühen? Ich mochte Sie mit unsern Gästen bekannt machen. Ich hätte mich lieber noch ein wenig in der Bibliothek umgesehen, um so mehr, als mir darau lag, zu ermitteln, weshalb mich Baron Sparr verhindert hatte, das erste Blatt des spanischen Autographenbandes in Augenschein zu nehmen; aber Eberhard schob seinen Arm nnter den meinen und führte mich mit sanfter Gewalt in den Saal. Dort saßen an einer langen Eichentafel elf Herren in Jagd- kostüm, während für den Professor und mich zwei weitere Sessel bereitstanden. Wenn ich abergläubisch gewesen wäre, hätte es mich also unangenehm berühren müssen, daß ich mich als der Dreizehnte zu den Versammelten gesellte. Aber das war nicht der Fall, es schien mir vielmehr ganz selbstverständlich, daß man an einem Orte, wo es ohnehin etwas unheimlich zuging, auch in dieser Hinsicht die guten alten Traditionen wahrte. Die Gesellschaft erhob sich bei meinem Eintritt, und Eberhard stellte mich in ziemlich förmlicher Weise vor. Aber wie es bei solchen Gelegenheiten zu gehn Pflegt: die Namen der Herren verstand ich entweder überhaupt nicht oder vergaß sie in demselben Augenblick, wo ich sie hörte. Da

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/452>, abgerufen am 15.01.2025.