Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Prächtigen rauschenden, sprühenden Nesidenzbrunneu in der Mitte! Das sind Ja, zu bauen und zu leben verstanden diese fürstlichen Erzbischöfe, aber Prächtigen rauschenden, sprühenden Nesidenzbrunneu in der Mitte! Das sind Ja, zu bauen und zu leben verstanden diese fürstlichen Erzbischöfe, aber <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0247" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296258"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1475" prev="#ID_1474"> Prächtigen rauschenden, sprühenden Nesidenzbrunneu in der Mitte! Das sind<lb/> alles Werke aus der Zeit vom Ende des sechzehnten bis zum Ende des sieb¬<lb/> zehnten Jahrhunderts. Den Neubau des 1598 abgebrannten Domes begann<lb/> Wolf Dietrich, beendete 1628 Paris von Lodron nach den Plänen Vincenzo<lb/> Seamozzis durch dessen Schüler Santino Solari; Wolf Dietrich begann auch<lb/> die Residenz, der gegenüber sich das „neugebaute" (der jetzige Sitz der<lb/> Landesregierung) erhob, und verlegte damit den Wohnsitz der Erzbischöfe von<lb/> der unbequemen Festung hinunter in die Stadt. Als prächtigen Sommersitz<lb/> hat)"f er das Schloß Mirabell am rechten Ufer der Salzach. das jetzt der<lb/> Stadt gehört (1606); Marx Sittich baute Schloß Hellbrunn mit seinen<lb/> '"casanischen Wasferspielereicn und seinem schönen, abwechslungsreichen Park,<lb/> zu dem eine schnurgerade Allee alter Linden führt. Auch die spätern Erz¬<lb/> bischöfe haben uoch eifrig an der Verschönerung der Stadt gearbeitet. Unter<lb/> Guidobald Grafen von Thun (1654 bis 1668) begann Antonio Dario den<lb/> Nesidenzbrunnen, Johann Ernst von Thun (1687 bis 1709) errichtete am<lb/> fürstlichen Marstall für die beliebten Ringelrennen (Karussells) die beiden Reit¬<lb/> schulen, von denen die Winterreitschnle teilweise in den Nagelfluhfelsen des<lb/> Mvuchsberges hineingearbeitet ist. Sigismund von Schrattenbach ließ 1765<lb/> bis 1767 durch ebeu diesen Felsen das Nentor brechen, um eine bequemere<lb/> Verbindung mit der östlichen Vorstadt herzustellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1476" next="#ID_1477"> Ja, zu bauen und zu leben verstanden diese fürstlichen Erzbischöfe, aber<lb/> sie folgten auch der wissenschaftlichen Bewegung ihrer Zeit. Das Se. Peters-<lb/> stist. der historische Kern des christlichen Salzburgs, hatte von Anfang an eine<lb/> vielbesuchte Klosterschule und sammelte eine stattliche Bibliothek; Matthäus<lb/> Lang, selbst humanistisch gebildet, berief 1520 den gelehrten Augustiner Johann<lb/> Stnupitz, den Berater Luthers, als Domprediger nach Salzburg und machte<lb/> ihn dann, nachdem er zum Benediktinerorden übergetreten war, 1522 zum Abt<lb/> des ehrwürdigen Se. Petersstifts, als der er 1524 starb und sein Grab in<lb/> der Veitskapelle des alten Friedhofs fand. Unter Ernst von Bayern fand der<lb/> geniale Arzt und Naturphilosoph Theophrastus Paracelsus nach langen Wander¬<lb/> jahren eine Heimstätte, kam aber schon 1541 durch eiuen schweren Sturz ums<lb/> Leben; sein Haus („am Platzt" Ur. 3 auf dem rechten Ufer an der alten Salzach¬<lb/> brücke) wird noch gezeigt. Aber das Bedeutendste geschah im siebzehnten Jahr¬<lb/> hundert. Unter Marx Sittich entstand 1617 neben dem ältern erzbischöflichen<lb/> Seminar ein „Gymnasium" der Benediktiner; unter Paris Lodron wurde es<lb/> 1623 in eine Universität umgewandelt, die besonders für die Heranbildung<lb/> gelehrter Klostergeistlicher aus deu Orden der Benediktiner, Zisterzienser,<lb/> Prämonstratenser und Augustiner Chorherren bestimmt war. Mehr als hundert<lb/> Klöster dieser Orden aus ganz Mittel- und Osteuropa sandten ihre Leute dorthin;<lb/> aber auch zahlreiche junge Edelleute wurden hier aufgenommen, sodaß diese<lb/> Hochschule der Benediktiner einen wahrhaft universalen Charakter gewann.<lb/> Mit mehreren Kollegien ausgestattet (so das vollösswin VirAIicmuin für ein¬<lb/> heimische Edelleute 1701 rechts von der Salzach) erhielt sie 1655 ein neues<lb/> Gebäude, 1660 ein Theater für die Aufführung lateinischer und deutscher Schul¬<lb/> komödien, für die Salzburg in dieser Zeit der Bildung des Mi-z-ut Iwinins</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0247]
Prächtigen rauschenden, sprühenden Nesidenzbrunneu in der Mitte! Das sind
alles Werke aus der Zeit vom Ende des sechzehnten bis zum Ende des sieb¬
zehnten Jahrhunderts. Den Neubau des 1598 abgebrannten Domes begann
Wolf Dietrich, beendete 1628 Paris von Lodron nach den Plänen Vincenzo
Seamozzis durch dessen Schüler Santino Solari; Wolf Dietrich begann auch
die Residenz, der gegenüber sich das „neugebaute" (der jetzige Sitz der
Landesregierung) erhob, und verlegte damit den Wohnsitz der Erzbischöfe von
der unbequemen Festung hinunter in die Stadt. Als prächtigen Sommersitz
hat)"f er das Schloß Mirabell am rechten Ufer der Salzach. das jetzt der
Stadt gehört (1606); Marx Sittich baute Schloß Hellbrunn mit seinen
'"casanischen Wasferspielereicn und seinem schönen, abwechslungsreichen Park,
zu dem eine schnurgerade Allee alter Linden führt. Auch die spätern Erz¬
bischöfe haben uoch eifrig an der Verschönerung der Stadt gearbeitet. Unter
Guidobald Grafen von Thun (1654 bis 1668) begann Antonio Dario den
Nesidenzbrunnen, Johann Ernst von Thun (1687 bis 1709) errichtete am
fürstlichen Marstall für die beliebten Ringelrennen (Karussells) die beiden Reit¬
schulen, von denen die Winterreitschnle teilweise in den Nagelfluhfelsen des
Mvuchsberges hineingearbeitet ist. Sigismund von Schrattenbach ließ 1765
bis 1767 durch ebeu diesen Felsen das Nentor brechen, um eine bequemere
Verbindung mit der östlichen Vorstadt herzustellen.
Ja, zu bauen und zu leben verstanden diese fürstlichen Erzbischöfe, aber
sie folgten auch der wissenschaftlichen Bewegung ihrer Zeit. Das Se. Peters-
stist. der historische Kern des christlichen Salzburgs, hatte von Anfang an eine
vielbesuchte Klosterschule und sammelte eine stattliche Bibliothek; Matthäus
Lang, selbst humanistisch gebildet, berief 1520 den gelehrten Augustiner Johann
Stnupitz, den Berater Luthers, als Domprediger nach Salzburg und machte
ihn dann, nachdem er zum Benediktinerorden übergetreten war, 1522 zum Abt
des ehrwürdigen Se. Petersstifts, als der er 1524 starb und sein Grab in
der Veitskapelle des alten Friedhofs fand. Unter Ernst von Bayern fand der
geniale Arzt und Naturphilosoph Theophrastus Paracelsus nach langen Wander¬
jahren eine Heimstätte, kam aber schon 1541 durch eiuen schweren Sturz ums
Leben; sein Haus („am Platzt" Ur. 3 auf dem rechten Ufer an der alten Salzach¬
brücke) wird noch gezeigt. Aber das Bedeutendste geschah im siebzehnten Jahr¬
hundert. Unter Marx Sittich entstand 1617 neben dem ältern erzbischöflichen
Seminar ein „Gymnasium" der Benediktiner; unter Paris Lodron wurde es
1623 in eine Universität umgewandelt, die besonders für die Heranbildung
gelehrter Klostergeistlicher aus deu Orden der Benediktiner, Zisterzienser,
Prämonstratenser und Augustiner Chorherren bestimmt war. Mehr als hundert
Klöster dieser Orden aus ganz Mittel- und Osteuropa sandten ihre Leute dorthin;
aber auch zahlreiche junge Edelleute wurden hier aufgenommen, sodaß diese
Hochschule der Benediktiner einen wahrhaft universalen Charakter gewann.
Mit mehreren Kollegien ausgestattet (so das vollösswin VirAIicmuin für ein¬
heimische Edelleute 1701 rechts von der Salzach) erhielt sie 1655 ein neues
Gebäude, 1660 ein Theater für die Aufführung lateinischer und deutscher Schul¬
komödien, für die Salzburg in dieser Zeit der Bildung des Mi-z-ut Iwinins
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