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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die Damen auf Markby

Aber für Sie, sagte er mit bitterm Vorwurf, ist die ganze Zeit her das
wichtigste gewesen, daß ich kein "Recht" hatte, es Ihnen zu sagen,

Elu wollte nicht antworten. Sie preßte die Lippen zusammen und schaute
fortgesetzt zu Boden.

Warum sollte ich nicht ebenso viel Recht haben, es Ihnen zu sagen -- auch
wenn Sie mich nicht anhören wollen ---, wie Julie, indem sie all das Zeug an¬
hört, das Erik sich nicht geniert, fast jeden Tag vor ihr auszukramen?

Elu fuhr zusammen. Woher wissen Sie das? fragte sie schnell, fast mißtrauisch.

Ich kann es erraten, denn ich kenne ja Julie, seit sie noch so klein war. . .
und natürlich kaun ich es ihr ausehen, wenn sie ein so schlechtes Gewissen hat, wie
dies in der letzten Zeit der Fall war.

Warum heben Sie dann die Verlobung nicht auf? sagte Elu rasch und auf¬
geregt. Sie wußte selbst kaum, daß sie es gesagt hatte.

Weil es sehr. . . sehr rücksichtslos wäre . . . wie soll ich mich nur aus¬
drücken . . . wenn ich mir Eriks Leichtsinn und Vorwitz zunutze machte, indem ich
mit Julie bräche, wo ich doch weiß . . . wo ich doch weiß, fuhr er mit einem fast
naiven Vertrauen fort, daß sie jedenfalls mich am liebsten hat und sich nie eine
andre Zukunft denken könnte, als die, meine Gattin zu sein. Und dann . . . fuhr
er plötzlich rücksichtslos offenherzig fort, hielt aber jäh an.

Und dann? fragte Elu unbarmherzig, die Augen ernsthaft auf ihn gerichtet.

Und dann ... er sah ihr gerade ins Gesicht und sagte langsam und gedämpft:
Sie werden mir zwar das, was ich jetzt sage, nie verzeihen, Elu, und doch muß
ich es sagen -- Ihnen. -- Er preßte ihre Hand hart. -- Weil meine Geld¬
angelegenheiten so verzweifelt sind, daß ... daß .. . ich eigentlich gar keine
Wahl habe.

Elu senkte den Kopf tief, wie unter einem Schlag. Ihre Hand drückte un¬
willkürlich die seinige. Das war etwas, was sie in tiefster Seele mit der Erfahrung
ihres ganzen Lebens verstand.

Ja . . . nicht wahr? sagte er bitter mit einem nervösen Auflachen. Das sieht
nicht gut aus, sondern so schlecht, daß Sie sich für mich schämen.

Nein . . . ach nein! sagte Elu schmerzlich und verzweifelt. Sie drückte seine
Hand noch einmal heftig, halb tröstend, halb entschuldigend.

Es ist so zugegangen, sagte er leise und schnell, aber nicht mehr so hart. Der
alte Herr Sack stellte mir ja immer Juliens Erbe in Aussicht, er wolle nicht, daß
sein Patenkind, sein Liebling -- er ist mehr als ein Vater für mich gewesen,
unterbrach sich Arvid mit Nachdruck -- im Regiment als armer Schlucker betrachtet
würde. Und so unterschrieb ich Wechsel für meine Kameraden, hielt mir in den
letzten zwei Jahren ein Segelboot und Rennpferde . . . rechnete überhaupt nicht so
genau nach, was ich ausgab. Und nun, murmelte er hoffnungslos, wenn ich nun
dem Elend ins Auge sehe. . .

Er hatte Ellis Hand losgelassen, und sie fuhr eine Strecke aufs Eis hinaus.
Ihre Augen waren vom Schnee und von Träum so geblendet, daß sie mehrere
Minuten lang nichts unterscheiden konnte. Aber schaudernd, mit einem merkwürdig
mutlosen drückenden Gefühl, das nicht bloß physisch war, fühlte sie plötzlich, daß
sie tüchtig fror.

Dann hörte sie ihn wieder hinter sich und fühlte seine Hand auf ihrem Arm.

Fräulein Berkel, sagte er wieder mit seiner gewohnten, sonderbar verschleierten
und gefaßten Stimme, ich kann es nicht verantworten, Sie jetzt nicht bei diesem
Wetter nach Hause zu bringen.

Sie wandte den Kopf und sah ihn schmerzlich, vorwurfsvoll und die Augen
voll Tränen über die Schulter weg an.

Elu? sagte er leise, überrascht und fragend und ihr noch immer ungläubig
tief in die Augen schauend.

Elu zog ihre Hand aus dem Muff und reichte sie ihm schweigend. Sie war


Die Damen auf Markby

Aber für Sie, sagte er mit bitterm Vorwurf, ist die ganze Zeit her das
wichtigste gewesen, daß ich kein „Recht" hatte, es Ihnen zu sagen,

Elu wollte nicht antworten. Sie preßte die Lippen zusammen und schaute
fortgesetzt zu Boden.

Warum sollte ich nicht ebenso viel Recht haben, es Ihnen zu sagen — auch
wenn Sie mich nicht anhören wollen -—, wie Julie, indem sie all das Zeug an¬
hört, das Erik sich nicht geniert, fast jeden Tag vor ihr auszukramen?

Elu fuhr zusammen. Woher wissen Sie das? fragte sie schnell, fast mißtrauisch.

Ich kann es erraten, denn ich kenne ja Julie, seit sie noch so klein war. . .
und natürlich kaun ich es ihr ausehen, wenn sie ein so schlechtes Gewissen hat, wie
dies in der letzten Zeit der Fall war.

Warum heben Sie dann die Verlobung nicht auf? sagte Elu rasch und auf¬
geregt. Sie wußte selbst kaum, daß sie es gesagt hatte.

Weil es sehr. . . sehr rücksichtslos wäre . . . wie soll ich mich nur aus¬
drücken . . . wenn ich mir Eriks Leichtsinn und Vorwitz zunutze machte, indem ich
mit Julie bräche, wo ich doch weiß . . . wo ich doch weiß, fuhr er mit einem fast
naiven Vertrauen fort, daß sie jedenfalls mich am liebsten hat und sich nie eine
andre Zukunft denken könnte, als die, meine Gattin zu sein. Und dann . . . fuhr
er plötzlich rücksichtslos offenherzig fort, hielt aber jäh an.

Und dann? fragte Elu unbarmherzig, die Augen ernsthaft auf ihn gerichtet.

Und dann ... er sah ihr gerade ins Gesicht und sagte langsam und gedämpft:
Sie werden mir zwar das, was ich jetzt sage, nie verzeihen, Elu, und doch muß
ich es sagen — Ihnen. — Er preßte ihre Hand hart. — Weil meine Geld¬
angelegenheiten so verzweifelt sind, daß ... daß .. . ich eigentlich gar keine
Wahl habe.

Elu senkte den Kopf tief, wie unter einem Schlag. Ihre Hand drückte un¬
willkürlich die seinige. Das war etwas, was sie in tiefster Seele mit der Erfahrung
ihres ganzen Lebens verstand.

Ja . . . nicht wahr? sagte er bitter mit einem nervösen Auflachen. Das sieht
nicht gut aus, sondern so schlecht, daß Sie sich für mich schämen.

Nein . . . ach nein! sagte Elu schmerzlich und verzweifelt. Sie drückte seine
Hand noch einmal heftig, halb tröstend, halb entschuldigend.

Es ist so zugegangen, sagte er leise und schnell, aber nicht mehr so hart. Der
alte Herr Sack stellte mir ja immer Juliens Erbe in Aussicht, er wolle nicht, daß
sein Patenkind, sein Liebling — er ist mehr als ein Vater für mich gewesen,
unterbrach sich Arvid mit Nachdruck — im Regiment als armer Schlucker betrachtet
würde. Und so unterschrieb ich Wechsel für meine Kameraden, hielt mir in den
letzten zwei Jahren ein Segelboot und Rennpferde . . . rechnete überhaupt nicht so
genau nach, was ich ausgab. Und nun, murmelte er hoffnungslos, wenn ich nun
dem Elend ins Auge sehe. . .

Er hatte Ellis Hand losgelassen, und sie fuhr eine Strecke aufs Eis hinaus.
Ihre Augen waren vom Schnee und von Träum so geblendet, daß sie mehrere
Minuten lang nichts unterscheiden konnte. Aber schaudernd, mit einem merkwürdig
mutlosen drückenden Gefühl, das nicht bloß physisch war, fühlte sie plötzlich, daß
sie tüchtig fror.

Dann hörte sie ihn wieder hinter sich und fühlte seine Hand auf ihrem Arm.

Fräulein Berkel, sagte er wieder mit seiner gewohnten, sonderbar verschleierten
und gefaßten Stimme, ich kann es nicht verantworten, Sie jetzt nicht bei diesem
Wetter nach Hause zu bringen.

Sie wandte den Kopf und sah ihn schmerzlich, vorwurfsvoll und die Augen
voll Tränen über die Schulter weg an.

Elu? sagte er leise, überrascht und fragend und ihr noch immer ungläubig
tief in die Augen schauend.

Elu zog ihre Hand aus dem Muff und reichte sie ihm schweigend. Sie war


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[0528] Die Damen auf Markby Aber für Sie, sagte er mit bitterm Vorwurf, ist die ganze Zeit her das wichtigste gewesen, daß ich kein „Recht" hatte, es Ihnen zu sagen, Elu wollte nicht antworten. Sie preßte die Lippen zusammen und schaute fortgesetzt zu Boden. Warum sollte ich nicht ebenso viel Recht haben, es Ihnen zu sagen — auch wenn Sie mich nicht anhören wollen -—, wie Julie, indem sie all das Zeug an¬ hört, das Erik sich nicht geniert, fast jeden Tag vor ihr auszukramen? Elu fuhr zusammen. Woher wissen Sie das? fragte sie schnell, fast mißtrauisch. Ich kann es erraten, denn ich kenne ja Julie, seit sie noch so klein war. . . und natürlich kaun ich es ihr ausehen, wenn sie ein so schlechtes Gewissen hat, wie dies in der letzten Zeit der Fall war. Warum heben Sie dann die Verlobung nicht auf? sagte Elu rasch und auf¬ geregt. Sie wußte selbst kaum, daß sie es gesagt hatte. Weil es sehr. . . sehr rücksichtslos wäre . . . wie soll ich mich nur aus¬ drücken . . . wenn ich mir Eriks Leichtsinn und Vorwitz zunutze machte, indem ich mit Julie bräche, wo ich doch weiß . . . wo ich doch weiß, fuhr er mit einem fast naiven Vertrauen fort, daß sie jedenfalls mich am liebsten hat und sich nie eine andre Zukunft denken könnte, als die, meine Gattin zu sein. Und dann . . . fuhr er plötzlich rücksichtslos offenherzig fort, hielt aber jäh an. Und dann? fragte Elu unbarmherzig, die Augen ernsthaft auf ihn gerichtet. Und dann ... er sah ihr gerade ins Gesicht und sagte langsam und gedämpft: Sie werden mir zwar das, was ich jetzt sage, nie verzeihen, Elu, und doch muß ich es sagen — Ihnen. — Er preßte ihre Hand hart. — Weil meine Geld¬ angelegenheiten so verzweifelt sind, daß ... daß .. . ich eigentlich gar keine Wahl habe. Elu senkte den Kopf tief, wie unter einem Schlag. Ihre Hand drückte un¬ willkürlich die seinige. Das war etwas, was sie in tiefster Seele mit der Erfahrung ihres ganzen Lebens verstand. Ja . . . nicht wahr? sagte er bitter mit einem nervösen Auflachen. Das sieht nicht gut aus, sondern so schlecht, daß Sie sich für mich schämen. Nein . . . ach nein! sagte Elu schmerzlich und verzweifelt. Sie drückte seine Hand noch einmal heftig, halb tröstend, halb entschuldigend. Es ist so zugegangen, sagte er leise und schnell, aber nicht mehr so hart. Der alte Herr Sack stellte mir ja immer Juliens Erbe in Aussicht, er wolle nicht, daß sein Patenkind, sein Liebling — er ist mehr als ein Vater für mich gewesen, unterbrach sich Arvid mit Nachdruck — im Regiment als armer Schlucker betrachtet würde. Und so unterschrieb ich Wechsel für meine Kameraden, hielt mir in den letzten zwei Jahren ein Segelboot und Rennpferde . . . rechnete überhaupt nicht so genau nach, was ich ausgab. Und nun, murmelte er hoffnungslos, wenn ich nun dem Elend ins Auge sehe. . . Er hatte Ellis Hand losgelassen, und sie fuhr eine Strecke aufs Eis hinaus. Ihre Augen waren vom Schnee und von Träum so geblendet, daß sie mehrere Minuten lang nichts unterscheiden konnte. Aber schaudernd, mit einem merkwürdig mutlosen drückenden Gefühl, das nicht bloß physisch war, fühlte sie plötzlich, daß sie tüchtig fror. Dann hörte sie ihn wieder hinter sich und fühlte seine Hand auf ihrem Arm. Fräulein Berkel, sagte er wieder mit seiner gewohnten, sonderbar verschleierten und gefaßten Stimme, ich kann es nicht verantworten, Sie jetzt nicht bei diesem Wetter nach Hause zu bringen. Sie wandte den Kopf und sah ihn schmerzlich, vorwurfsvoll und die Augen voll Tränen über die Schulter weg an. Elu? sagte er leise, überrascht und fragend und ihr noch immer ungläubig tief in die Augen schauend. Elu zog ihre Hand aus dem Muff und reichte sie ihm schweigend. Sie war

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/528>, abgerufen am 23.07.2024.