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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die Damen auf Markby

jetzt ganz bleich, auf ihrem Pelzkragen und der braunen Sealskinmütze lag der
Schnee dicht und weiß; er puderte schwer das rotgoldne Haar, das unter der
Mütze über Stirn und Ohren hereinfiel.

Ihre beiden Hände in den seinigen haltend, blieb er mitten auf dem Eise stehn.

Elu! Ernsthaft und bittend versuchte er es noch einmal, ihr in die fort¬
gesetzt niedergeschlagnen Augen zu sehen -- diese Stunde kommt Wohl nie wieder .. .
Elu,' sag ein Wort, sag wenigstens, das; du mich -- nicht verachtest, bat er leise.

Sie schüttelte schweigend den Kopf, wagte aber nicht aufzusehen.

Wie es nun einmal ist, sagte er bitter, so . . . so sollte ich mich eigentlich
darüber freuen, daß Sie ... daß Sie . . . mit all diesem Elend nichts zu tun haben.

Jetzt schlug sie die Augen auf, diese unbeschatteten kecken Augen, die nie etwas
von einem Vergleich wissen wollten.

Du! sagte er wie geblendet und stand einen Augenblick nicht ganz sicher auf
dem Eise. Du? wiederholte er beinahe ängstlich und wie fragend.

Ja, flüsterte Elu leidenschaftlich, und sie atmete schwer. Ich kann nichts dafür.

Und in diesem Augenblick, wo er sie mit beiden Händen um sich zog, brach
sie in heftiges Weinen aus.

Meine arme kleine Elu, meine liebste Elu! Er preßte sie an sich und drückte
seine Lippen auf ihr nasses Haar und ihr Ohr.

Ich wagte nie zu hoffen, murmelte er fassungslos. Oder vielleicht wollte ich
nie hoffen ... und nun? Er sah ihr rin einem eigentümlichen Lächeln in die Augen.

Einen Augenblick lächelte auch sie; es war ein so inniges, zärtliches Lächeln,
ein so bebend verheißungsvolles, daß es ihm ganz heiß vor Glück wurde. Ohne
sich länger beherrschen zu können oder zu wollen, küßte er sie wieder und wieder.
Und er fühlte, daß sie seine Leidenschaft mit einer heißen, bewußten Zärtlichkeit
erwiderte, die ihn ganz verwirrte.

Aber Elu! hätte ich ahnen können, daß du. . .

Ja, Arvid! Sie beugte den Kopf zurück und versuchte sich behutsam aus
seineu Armen zu lösen. Es. . . es ist natürlich dumm von mir, aber. . .

Ihre Lippen bebten, eine Schneeflocke schmolz auf ihrem Kinn, während sie
sprach. Aber. . . nun soll es auch vorbei sein.

Das glaubst du selbst nicht, Elu . . . Er hielt sie fest.

Ich will es, sagte sie bestimmt, beinahe hart. Ich bin nicht so schwach, wie
du. . . nach diesem . . . vielleicht glaubst.

Bildest du dir wirklich ein, daß ich dich jetzt noch aufgeben könnte? fragte
er heftig.

Das weiß ich nicht... ich weiß nur, daß ich niemals . . . ach, Arvid, das
Elend, wovor du dich bloß fürchtest, das kenne ich, davon habe ich nur zu viel
gesehen . . . und lieber, als dich jemals so sehen zu müssen wie meinen Vater...
sie schloß schaudernd die Augen.

Du hast also keinen Mut? sagte er bitter.

Nein, wenn du so willst... ich habe keinen Mut, deun ich weiß ja, daß du nach
Verlauf von nur fünf Jahren nicht mehr der Maun sein würdest, der du jetzt bist.

Wenn es um meinetwillen ist. . . unterbrach er sie scharf.

Es ist auch um meiner selbst willen. Ich will nicht. Ach Gott im Himmel --
ich will nicht! Lieber sterben!

Und das nennst du lieben? flüsterte er, während sie nun langsam weiter¬
führen. Es schneite jetzt nicht mehr so stark, und sie konnten schon den Boots¬
schuppen und die Landungsbrücke von Groß-Markby sehen.

Du magst von mir denken, was du willst, sagte sie, ihm betrübt in die Augen
sehend; aber gerade weil ich weiß, was ich weiß, gerade deshalb gehe ich nicht
hin und zerstöre dein und mein Leben ans -- sie suchte nach Worten -- aus
reinem Mangel an Selbstbeherrschung.

Elu, wenn ich nun nicht wüßte . . .


Grenzboten IV 1904 71
Die Damen auf Markby

jetzt ganz bleich, auf ihrem Pelzkragen und der braunen Sealskinmütze lag der
Schnee dicht und weiß; er puderte schwer das rotgoldne Haar, das unter der
Mütze über Stirn und Ohren hereinfiel.

Ihre beiden Hände in den seinigen haltend, blieb er mitten auf dem Eise stehn.

Elu! Ernsthaft und bittend versuchte er es noch einmal, ihr in die fort¬
gesetzt niedergeschlagnen Augen zu sehen — diese Stunde kommt Wohl nie wieder .. .
Elu,' sag ein Wort, sag wenigstens, das; du mich — nicht verachtest, bat er leise.

Sie schüttelte schweigend den Kopf, wagte aber nicht aufzusehen.

Wie es nun einmal ist, sagte er bitter, so . . . so sollte ich mich eigentlich
darüber freuen, daß Sie ... daß Sie . . . mit all diesem Elend nichts zu tun haben.

Jetzt schlug sie die Augen auf, diese unbeschatteten kecken Augen, die nie etwas
von einem Vergleich wissen wollten.

Du! sagte er wie geblendet und stand einen Augenblick nicht ganz sicher auf
dem Eise. Du? wiederholte er beinahe ängstlich und wie fragend.

Ja, flüsterte Elu leidenschaftlich, und sie atmete schwer. Ich kann nichts dafür.

Und in diesem Augenblick, wo er sie mit beiden Händen um sich zog, brach
sie in heftiges Weinen aus.

Meine arme kleine Elu, meine liebste Elu! Er preßte sie an sich und drückte
seine Lippen auf ihr nasses Haar und ihr Ohr.

Ich wagte nie zu hoffen, murmelte er fassungslos. Oder vielleicht wollte ich
nie hoffen ... und nun? Er sah ihr rin einem eigentümlichen Lächeln in die Augen.

Einen Augenblick lächelte auch sie; es war ein so inniges, zärtliches Lächeln,
ein so bebend verheißungsvolles, daß es ihm ganz heiß vor Glück wurde. Ohne
sich länger beherrschen zu können oder zu wollen, küßte er sie wieder und wieder.
Und er fühlte, daß sie seine Leidenschaft mit einer heißen, bewußten Zärtlichkeit
erwiderte, die ihn ganz verwirrte.

Aber Elu! hätte ich ahnen können, daß du. . .

Ja, Arvid! Sie beugte den Kopf zurück und versuchte sich behutsam aus
seineu Armen zu lösen. Es. . . es ist natürlich dumm von mir, aber. . .

Ihre Lippen bebten, eine Schneeflocke schmolz auf ihrem Kinn, während sie
sprach. Aber. . . nun soll es auch vorbei sein.

Das glaubst du selbst nicht, Elu . . . Er hielt sie fest.

Ich will es, sagte sie bestimmt, beinahe hart. Ich bin nicht so schwach, wie
du. . . nach diesem . . . vielleicht glaubst.

Bildest du dir wirklich ein, daß ich dich jetzt noch aufgeben könnte? fragte
er heftig.

Das weiß ich nicht... ich weiß nur, daß ich niemals . . . ach, Arvid, das
Elend, wovor du dich bloß fürchtest, das kenne ich, davon habe ich nur zu viel
gesehen . . . und lieber, als dich jemals so sehen zu müssen wie meinen Vater...
sie schloß schaudernd die Augen.

Du hast also keinen Mut? sagte er bitter.

Nein, wenn du so willst... ich habe keinen Mut, deun ich weiß ja, daß du nach
Verlauf von nur fünf Jahren nicht mehr der Maun sein würdest, der du jetzt bist.

Wenn es um meinetwillen ist. . . unterbrach er sie scharf.

Es ist auch um meiner selbst willen. Ich will nicht. Ach Gott im Himmel —
ich will nicht! Lieber sterben!

Und das nennst du lieben? flüsterte er, während sie nun langsam weiter¬
führen. Es schneite jetzt nicht mehr so stark, und sie konnten schon den Boots¬
schuppen und die Landungsbrücke von Groß-Markby sehen.

Du magst von mir denken, was du willst, sagte sie, ihm betrübt in die Augen
sehend; aber gerade weil ich weiß, was ich weiß, gerade deshalb gehe ich nicht
hin und zerstöre dein und mein Leben ans — sie suchte nach Worten — aus
reinem Mangel an Selbstbeherrschung.

Elu, wenn ich nun nicht wüßte . . .


Grenzboten IV 1904 71
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[0529] Die Damen auf Markby jetzt ganz bleich, auf ihrem Pelzkragen und der braunen Sealskinmütze lag der Schnee dicht und weiß; er puderte schwer das rotgoldne Haar, das unter der Mütze über Stirn und Ohren hereinfiel. Ihre beiden Hände in den seinigen haltend, blieb er mitten auf dem Eise stehn. Elu! Ernsthaft und bittend versuchte er es noch einmal, ihr in die fort¬ gesetzt niedergeschlagnen Augen zu sehen — diese Stunde kommt Wohl nie wieder .. . Elu,' sag ein Wort, sag wenigstens, das; du mich — nicht verachtest, bat er leise. Sie schüttelte schweigend den Kopf, wagte aber nicht aufzusehen. Wie es nun einmal ist, sagte er bitter, so . . . so sollte ich mich eigentlich darüber freuen, daß Sie ... daß Sie . . . mit all diesem Elend nichts zu tun haben. Jetzt schlug sie die Augen auf, diese unbeschatteten kecken Augen, die nie etwas von einem Vergleich wissen wollten. Du! sagte er wie geblendet und stand einen Augenblick nicht ganz sicher auf dem Eise. Du? wiederholte er beinahe ängstlich und wie fragend. Ja, flüsterte Elu leidenschaftlich, und sie atmete schwer. Ich kann nichts dafür. Und in diesem Augenblick, wo er sie mit beiden Händen um sich zog, brach sie in heftiges Weinen aus. Meine arme kleine Elu, meine liebste Elu! Er preßte sie an sich und drückte seine Lippen auf ihr nasses Haar und ihr Ohr. Ich wagte nie zu hoffen, murmelte er fassungslos. Oder vielleicht wollte ich nie hoffen ... und nun? Er sah ihr rin einem eigentümlichen Lächeln in die Augen. Einen Augenblick lächelte auch sie; es war ein so inniges, zärtliches Lächeln, ein so bebend verheißungsvolles, daß es ihm ganz heiß vor Glück wurde. Ohne sich länger beherrschen zu können oder zu wollen, küßte er sie wieder und wieder. Und er fühlte, daß sie seine Leidenschaft mit einer heißen, bewußten Zärtlichkeit erwiderte, die ihn ganz verwirrte. Aber Elu! hätte ich ahnen können, daß du. . . Ja, Arvid! Sie beugte den Kopf zurück und versuchte sich behutsam aus seineu Armen zu lösen. Es. . . es ist natürlich dumm von mir, aber. . . Ihre Lippen bebten, eine Schneeflocke schmolz auf ihrem Kinn, während sie sprach. Aber. . . nun soll es auch vorbei sein. Das glaubst du selbst nicht, Elu . . . Er hielt sie fest. Ich will es, sagte sie bestimmt, beinahe hart. Ich bin nicht so schwach, wie du. . . nach diesem . . . vielleicht glaubst. Bildest du dir wirklich ein, daß ich dich jetzt noch aufgeben könnte? fragte er heftig. Das weiß ich nicht... ich weiß nur, daß ich niemals . . . ach, Arvid, das Elend, wovor du dich bloß fürchtest, das kenne ich, davon habe ich nur zu viel gesehen . . . und lieber, als dich jemals so sehen zu müssen wie meinen Vater... sie schloß schaudernd die Augen. Du hast also keinen Mut? sagte er bitter. Nein, wenn du so willst... ich habe keinen Mut, deun ich weiß ja, daß du nach Verlauf von nur fünf Jahren nicht mehr der Maun sein würdest, der du jetzt bist. Wenn es um meinetwillen ist. . . unterbrach er sie scharf. Es ist auch um meiner selbst willen. Ich will nicht. Ach Gott im Himmel — ich will nicht! Lieber sterben! Und das nennst du lieben? flüsterte er, während sie nun langsam weiter¬ führen. Es schneite jetzt nicht mehr so stark, und sie konnten schon den Boots¬ schuppen und die Landungsbrücke von Groß-Markby sehen. Du magst von mir denken, was du willst, sagte sie, ihm betrübt in die Augen sehend; aber gerade weil ich weiß, was ich weiß, gerade deshalb gehe ich nicht hin und zerstöre dein und mein Leben ans — sie suchte nach Worten — aus reinem Mangel an Selbstbeherrschung. Elu, wenn ich nun nicht wüßte . . . Grenzboten IV 1904 71

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/529>, abgerufen am 23.07.2024.