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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die Damen auf Narkby

Sie hatte nur einen kleinen Spaziergang im Garten machen wollen, ehe sie zu
den andern hineinging.

Wolltest du hineingehn? -- Er ergriff ihre Hand und beugte sich zur Be¬
grüßung darauf nieder.

Ja, guten Abend, Erik ... Ich . . . Sie stockte und konnte sich durchaus nicht
mehr darauf besinnen, was sie hatte sagen wollen. Ihre Hand lag noch in der
seinigen.

Ihre tödliche Verwirrung, ihre bebende Angst, die sie, wenn sie allein mit
ihm war, durchaus nicht zu verbergen verstand, das Bewußtsein, daß er sie und
sich selbst, wenigstens vor Bibbi, unrettbar kompromittiert hatte, die pechschwarze
Dunkelheit hier draußen, dies alles miteinander gab ihm einen entschlossenen, rück¬
sichtslosen Mut, der ihm bis jetzt gemangelt hatte. Indem er sich tief über ihre
beiden Hände beugte und diese an sich zog, flüsterte er undeutlich:

Ich bitte dich, Julie -- bleib!

Und als sie nichts erwiderte, sondern nur willenlos stehn blieb, fuhr er ruhiger
und seiner selbst etwas mehr mächtig fort:

Nur einige Minuten . . . Nur so lange, daß ich wenigstens fühlen kann, daß
du mir nahe bist.

Erik! murmelte sie leise und klagend, mit einem so hilflosen Schrecken in der
Stimme, daß dies eine Wort, das beredter War als tausend Bekenntnisse, die schon
vorher stark untergrabne, papierdünne Scheidewand weltlicher Formen, die bis jetzt
trennend und beschützend zwischen ihnen gestanden hatte, niederwarf.

Ach Gott, Julie ... Er wußte selbst nicht, daß er es murmelte, und sie hörte
es auch nicht. Einen Augenblick gab sie nach und lag willenlos und regungslos
in der sie umgebenden Dunkelheit warm und innig in seinem Arm.

Aber nur einen Augenblick. Von drinnen öffnete Bibbi bereuend die Glastür
und rief nervös in die Dunkelheit hinaus:

Julie! Arvid und Robert sind hier und wollen dich holen!

Julie lehnte sich eine Sekunde lang an die Glaswand der Veranda. Erik
berührte sie nicht mehr, aber sie fühlte ihn trotz der Dunkelheit noch an ihrer
Seite. Bibbi hatte die Tür angelehnt gelassen, und instinktmäßig wußten die
beiden, daß drin im Zimmer jedes Wort, das sie sprachen, gehört werden konnte,
wenn jemand darauf achtgab.

Sie hörten, wie die Herren die Damen begrüßten, hörten den Hauptmann
Taute Albertine ehrerbietig fragen, wie es mit ihrem Rheumatismus gehe.

Julie richtete sich auf; sie führte die Hand an den Hals; es war, als müsse
sie etwas hinunterwürgen, als sei sie in Gefahr, zu ersticken. Hierauf faßte sie
ganz mechanisch nach ihrem Haar, wandte sich um und ging hinein.

Um die Lampe auf dem Sofatisch wurde eine lebhafte Unterhaltung geführt,
während Fräulein Bibbi spanischen Wein und echte Gravensteiner anbot. Niemand
schien auf Julie zu achten oder schien auch nur zu bemerken, daß sie so lange
draußen gewesen war. Nur Elu, die noch immer stumm vor dem Album stand,
wandte sich halb um und warf ihr einen eiskalten, höhnischen und erzürnten Blick
zu. In den fünf Minuten, die verflossen waren, seit Erik zu dieser Tür, zu der
Julie jetzt hereinkam, hinausgegangen war, hatte sie dagestanden und sich selbst in
Zorn gebracht, bis sie eine grenzenlose Indignation und eine neugierige, sonderbar
fieberhafte Erbitterung über dieses junge Mädchen fühlte, das nicht älter war als
sie, und das nun soviel erlebte. Aber zu Julie sagte sie nichts weiter als:"

Wie blas; dn bist, Julie. . . (Selbstverständlich standen sie nun auf "du.)

Es wird auch nachgerade kühl draußen, murmelte Julie und rieb sich mit
beiden Händen verlegen die blassen Wangen, als ob sie fröre, während sie vor Ellis
verständnisvollen, zornig verächtlichem Blick unwillkürlich die Augen niederschlug.

Seit der Rechtsanwalt Garde mit dem Hauptmann das Zimmer betreten
hatte, war Dagny auf einmal äußerst lebhaft geworden. Sie und Bibbi -- sogar


Die Damen auf Narkby

Sie hatte nur einen kleinen Spaziergang im Garten machen wollen, ehe sie zu
den andern hineinging.

Wolltest du hineingehn? — Er ergriff ihre Hand und beugte sich zur Be¬
grüßung darauf nieder.

Ja, guten Abend, Erik ... Ich . . . Sie stockte und konnte sich durchaus nicht
mehr darauf besinnen, was sie hatte sagen wollen. Ihre Hand lag noch in der
seinigen.

Ihre tödliche Verwirrung, ihre bebende Angst, die sie, wenn sie allein mit
ihm war, durchaus nicht zu verbergen verstand, das Bewußtsein, daß er sie und
sich selbst, wenigstens vor Bibbi, unrettbar kompromittiert hatte, die pechschwarze
Dunkelheit hier draußen, dies alles miteinander gab ihm einen entschlossenen, rück¬
sichtslosen Mut, der ihm bis jetzt gemangelt hatte. Indem er sich tief über ihre
beiden Hände beugte und diese an sich zog, flüsterte er undeutlich:

Ich bitte dich, Julie — bleib!

Und als sie nichts erwiderte, sondern nur willenlos stehn blieb, fuhr er ruhiger
und seiner selbst etwas mehr mächtig fort:

Nur einige Minuten . . . Nur so lange, daß ich wenigstens fühlen kann, daß
du mir nahe bist.

Erik! murmelte sie leise und klagend, mit einem so hilflosen Schrecken in der
Stimme, daß dies eine Wort, das beredter War als tausend Bekenntnisse, die schon
vorher stark untergrabne, papierdünne Scheidewand weltlicher Formen, die bis jetzt
trennend und beschützend zwischen ihnen gestanden hatte, niederwarf.

Ach Gott, Julie ... Er wußte selbst nicht, daß er es murmelte, und sie hörte
es auch nicht. Einen Augenblick gab sie nach und lag willenlos und regungslos
in der sie umgebenden Dunkelheit warm und innig in seinem Arm.

Aber nur einen Augenblick. Von drinnen öffnete Bibbi bereuend die Glastür
und rief nervös in die Dunkelheit hinaus:

Julie! Arvid und Robert sind hier und wollen dich holen!

Julie lehnte sich eine Sekunde lang an die Glaswand der Veranda. Erik
berührte sie nicht mehr, aber sie fühlte ihn trotz der Dunkelheit noch an ihrer
Seite. Bibbi hatte die Tür angelehnt gelassen, und instinktmäßig wußten die
beiden, daß drin im Zimmer jedes Wort, das sie sprachen, gehört werden konnte,
wenn jemand darauf achtgab.

Sie hörten, wie die Herren die Damen begrüßten, hörten den Hauptmann
Taute Albertine ehrerbietig fragen, wie es mit ihrem Rheumatismus gehe.

Julie richtete sich auf; sie führte die Hand an den Hals; es war, als müsse
sie etwas hinunterwürgen, als sei sie in Gefahr, zu ersticken. Hierauf faßte sie
ganz mechanisch nach ihrem Haar, wandte sich um und ging hinein.

Um die Lampe auf dem Sofatisch wurde eine lebhafte Unterhaltung geführt,
während Fräulein Bibbi spanischen Wein und echte Gravensteiner anbot. Niemand
schien auf Julie zu achten oder schien auch nur zu bemerken, daß sie so lange
draußen gewesen war. Nur Elu, die noch immer stumm vor dem Album stand,
wandte sich halb um und warf ihr einen eiskalten, höhnischen und erzürnten Blick
zu. In den fünf Minuten, die verflossen waren, seit Erik zu dieser Tür, zu der
Julie jetzt hereinkam, hinausgegangen war, hatte sie dagestanden und sich selbst in
Zorn gebracht, bis sie eine grenzenlose Indignation und eine neugierige, sonderbar
fieberhafte Erbitterung über dieses junge Mädchen fühlte, das nicht älter war als
sie, und das nun soviel erlebte. Aber zu Julie sagte sie nichts weiter als:"

Wie blas; dn bist, Julie. . . (Selbstverständlich standen sie nun auf „du.)

Es wird auch nachgerade kühl draußen, murmelte Julie und rieb sich mit
beiden Händen verlegen die blassen Wangen, als ob sie fröre, während sie vor Ellis
verständnisvollen, zornig verächtlichem Blick unwillkürlich die Augen niederschlug.

Seit der Rechtsanwalt Garde mit dem Hauptmann das Zimmer betreten
hatte, war Dagny auf einmal äußerst lebhaft geworden. Sie und Bibbi — sogar


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[0176] Die Damen auf Narkby Sie hatte nur einen kleinen Spaziergang im Garten machen wollen, ehe sie zu den andern hineinging. Wolltest du hineingehn? — Er ergriff ihre Hand und beugte sich zur Be¬ grüßung darauf nieder. Ja, guten Abend, Erik ... Ich . . . Sie stockte und konnte sich durchaus nicht mehr darauf besinnen, was sie hatte sagen wollen. Ihre Hand lag noch in der seinigen. Ihre tödliche Verwirrung, ihre bebende Angst, die sie, wenn sie allein mit ihm war, durchaus nicht zu verbergen verstand, das Bewußtsein, daß er sie und sich selbst, wenigstens vor Bibbi, unrettbar kompromittiert hatte, die pechschwarze Dunkelheit hier draußen, dies alles miteinander gab ihm einen entschlossenen, rück¬ sichtslosen Mut, der ihm bis jetzt gemangelt hatte. Indem er sich tief über ihre beiden Hände beugte und diese an sich zog, flüsterte er undeutlich: Ich bitte dich, Julie — bleib! Und als sie nichts erwiderte, sondern nur willenlos stehn blieb, fuhr er ruhiger und seiner selbst etwas mehr mächtig fort: Nur einige Minuten . . . Nur so lange, daß ich wenigstens fühlen kann, daß du mir nahe bist. Erik! murmelte sie leise und klagend, mit einem so hilflosen Schrecken in der Stimme, daß dies eine Wort, das beredter War als tausend Bekenntnisse, die schon vorher stark untergrabne, papierdünne Scheidewand weltlicher Formen, die bis jetzt trennend und beschützend zwischen ihnen gestanden hatte, niederwarf. Ach Gott, Julie ... Er wußte selbst nicht, daß er es murmelte, und sie hörte es auch nicht. Einen Augenblick gab sie nach und lag willenlos und regungslos in der sie umgebenden Dunkelheit warm und innig in seinem Arm. Aber nur einen Augenblick. Von drinnen öffnete Bibbi bereuend die Glastür und rief nervös in die Dunkelheit hinaus: Julie! Arvid und Robert sind hier und wollen dich holen! Julie lehnte sich eine Sekunde lang an die Glaswand der Veranda. Erik berührte sie nicht mehr, aber sie fühlte ihn trotz der Dunkelheit noch an ihrer Seite. Bibbi hatte die Tür angelehnt gelassen, und instinktmäßig wußten die beiden, daß drin im Zimmer jedes Wort, das sie sprachen, gehört werden konnte, wenn jemand darauf achtgab. Sie hörten, wie die Herren die Damen begrüßten, hörten den Hauptmann Taute Albertine ehrerbietig fragen, wie es mit ihrem Rheumatismus gehe. Julie richtete sich auf; sie führte die Hand an den Hals; es war, als müsse sie etwas hinunterwürgen, als sei sie in Gefahr, zu ersticken. Hierauf faßte sie ganz mechanisch nach ihrem Haar, wandte sich um und ging hinein. Um die Lampe auf dem Sofatisch wurde eine lebhafte Unterhaltung geführt, während Fräulein Bibbi spanischen Wein und echte Gravensteiner anbot. Niemand schien auf Julie zu achten oder schien auch nur zu bemerken, daß sie so lange draußen gewesen war. Nur Elu, die noch immer stumm vor dem Album stand, wandte sich halb um und warf ihr einen eiskalten, höhnischen und erzürnten Blick zu. In den fünf Minuten, die verflossen waren, seit Erik zu dieser Tür, zu der Julie jetzt hereinkam, hinausgegangen war, hatte sie dagestanden und sich selbst in Zorn gebracht, bis sie eine grenzenlose Indignation und eine neugierige, sonderbar fieberhafte Erbitterung über dieses junge Mädchen fühlte, das nicht älter war als sie, und das nun soviel erlebte. Aber zu Julie sagte sie nichts weiter als:" Wie blas; dn bist, Julie. . . (Selbstverständlich standen sie nun auf „du.) Es wird auch nachgerade kühl draußen, murmelte Julie und rieb sich mit beiden Händen verlegen die blassen Wangen, als ob sie fröre, während sie vor Ellis verständnisvollen, zornig verächtlichem Blick unwillkürlich die Augen niederschlug. Seit der Rechtsanwalt Garde mit dem Hauptmann das Zimmer betreten hatte, war Dagny auf einmal äußerst lebhaft geworden. Sie und Bibbi — sogar

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/176>, abgerufen am 03.07.2024.