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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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westfälische Geschichten

nach Hause kam, sagte die Mutter: Du sollst es wissen, woher ich das Geld
nehme, das ihr alle zum studieren braucht, und das dazu nötig ist, daß der
Hof in Ordnung bleibt, und daß Maschinen angeschafft werden können, wie es
nun einmal sein muß, daß man nicht zurückbleibt in der Welt. Nun da es sicher
ist, daß du ans Gericht kommst, sollst du es wissen! Den Justizrat brauch ich
nun bald nicht mehr, jetzt kannst du das Geld verdienen, das er immer ge¬
kriegt hat.

Das Kapitalvermögen, das beim Tode ihres Mannes vorhanden gewesen war,
hatte sie mit Hilfe und auf den Rat des Justizrath in Bergwerkpapieren ange¬
legt, die damals in der Kriegszeit fast wertlos geworden und billig zu haben ge¬
wesen waren.

Was dagewesen ist, als der Vater starb, das bleibt auf dem Hof, wie sichs
gehört, sagte sie. Was verdient ist -- das steht schon drin in den Papieren, wo der
Justizrat es hat aufgeschrieben, wie ichs gewollt hab --, das ist für die nachge-
bornen Kinder vom Piepershof. Jedes bekommt sein Teil. Keins braucht als
Bettler fort zu gehn vom Piepershof. Keins braucht zu heiraten aus Not, wenn
die Liebe nicht dabei ist, keins braucht dem andern nach den Angen zu scheu!
Jedes hat seine Aktien. Und was die einbringen.

Er hatte seinen Augen nicht trauen Wollen, als er sah, welche Summe jedes
Jahr einkam und angelegt wurde und dann wieder Zinsen brachte! Ihr seid ja
die reichste Frau im Lande, Mutter, hatte er gesagt, und arbeitet und spart und
lebt, als müßtet ihr um den Pfennig rechnen. -- Meinen Kindern gehört das
Geld, ich verwalte es nur, sagte sie. Ich habe, was ich brauche, und mehr ist
vom Übel.

Als er das Assessorexamen gemacht hatte, legte die Mutter die Verwaltung des
Vermögens in seine Hände. Er wollte einen Teil der Aktien auf ihren Namen
umschreiben lassen, aber sie litt es nicht: Ich bleibe auf dem Hof, so lange der
Jörgen mich nötig hat. Wenn er heiratet, zieh ich in die Leibzucht. So ists von
anders her gewesen auf dem Hofe, so solls auch bleiben.

Du bist zu gut gewesen, viel zu gut, Mutter, seufzte der Präsident.

Es war ihm geglückt in seiner Laufbahn. Die guten Examen, die er gemacht
hatte, die Zeugnisse der Behörden, bei denen er gearbeitet hatte, sein Fleiß, sein
scharfer Blick, sein sicheres Urteil und Wesen -- alles hatte dazu beigetragen. Er
war ans Kammergericht in die Hauptstadt berufen wordeu. Dann war er Staats¬
anwalt geworden, erster Staatsanwalt, in rascher Folge, und endlich, noch ein Mann
in voller Lebenskraft, in den besten Jahren, Landgerichtspräsident. Aus dem
schmächtigen, schüchternen Knaben war ein hochgewachsner stattlicher Mann geworden.
Überall fand er freundlichstes Entgegenkommen. Die besten Häuser standen ihm
offen. Er hätte wählen dürfen unter den jungen Mädchen, ihm hätte so leicht keine
nein gesagt.

Heiraten mußt du, Junge! sagte seine Mutter jedesmal, wenn er auf den
Piepershof zu Besuch kam. Geld hast d" mehr, als du brauchen kannst, jung
und gesund bist du auch, und eine Stellung hast du in der Welt, daß mir das
Herz im Leibe lacht, wenn ich an dich denke. Und daß du ganz so geblieben bist
wie sonst und gar nicht stolz bist! Daß dirs nicht zu schlecht ist, des Sonntags
neben der Mutter in die Kirche zu gehn, wenn sie das alte Tuchkleid anhat und
die gestickte Kappe auf dem Kopf, drum sie über mich lachen und sagen, daß ichs
abtun solle. Ein guter Junge bist du immer gewesen, und ein guter Sohn wird
ein guter Ehemann, und darum sag ich: Heiraten mußt du!

Die Geschwister waren alle verheiratet bis auf den Geistlichen, der ins Aus¬
land gegangen und Missionar geworden war. Die Marie hatte den Dr. Rohren
geheiratet, der in der kleinen Stadt in der Nähe wohnte und eine große Praxis
hatte. Die beiden Söhne, die Mediziner geworden waren, praktizierten so viel sie
eben Lust hatten, nötig hatten sie es nicht. Der Klemens hatte sich ein schönes


westfälische Geschichten

nach Hause kam, sagte die Mutter: Du sollst es wissen, woher ich das Geld
nehme, das ihr alle zum studieren braucht, und das dazu nötig ist, daß der
Hof in Ordnung bleibt, und daß Maschinen angeschafft werden können, wie es
nun einmal sein muß, daß man nicht zurückbleibt in der Welt. Nun da es sicher
ist, daß du ans Gericht kommst, sollst du es wissen! Den Justizrat brauch ich
nun bald nicht mehr, jetzt kannst du das Geld verdienen, das er immer ge¬
kriegt hat.

Das Kapitalvermögen, das beim Tode ihres Mannes vorhanden gewesen war,
hatte sie mit Hilfe und auf den Rat des Justizrath in Bergwerkpapieren ange¬
legt, die damals in der Kriegszeit fast wertlos geworden und billig zu haben ge¬
wesen waren.

Was dagewesen ist, als der Vater starb, das bleibt auf dem Hof, wie sichs
gehört, sagte sie. Was verdient ist — das steht schon drin in den Papieren, wo der
Justizrat es hat aufgeschrieben, wie ichs gewollt hab —, das ist für die nachge-
bornen Kinder vom Piepershof. Jedes bekommt sein Teil. Keins braucht als
Bettler fort zu gehn vom Piepershof. Keins braucht zu heiraten aus Not, wenn
die Liebe nicht dabei ist, keins braucht dem andern nach den Angen zu scheu!
Jedes hat seine Aktien. Und was die einbringen.

Er hatte seinen Augen nicht trauen Wollen, als er sah, welche Summe jedes
Jahr einkam und angelegt wurde und dann wieder Zinsen brachte! Ihr seid ja
die reichste Frau im Lande, Mutter, hatte er gesagt, und arbeitet und spart und
lebt, als müßtet ihr um den Pfennig rechnen. — Meinen Kindern gehört das
Geld, ich verwalte es nur, sagte sie. Ich habe, was ich brauche, und mehr ist
vom Übel.

Als er das Assessorexamen gemacht hatte, legte die Mutter die Verwaltung des
Vermögens in seine Hände. Er wollte einen Teil der Aktien auf ihren Namen
umschreiben lassen, aber sie litt es nicht: Ich bleibe auf dem Hof, so lange der
Jörgen mich nötig hat. Wenn er heiratet, zieh ich in die Leibzucht. So ists von
anders her gewesen auf dem Hofe, so solls auch bleiben.

Du bist zu gut gewesen, viel zu gut, Mutter, seufzte der Präsident.

Es war ihm geglückt in seiner Laufbahn. Die guten Examen, die er gemacht
hatte, die Zeugnisse der Behörden, bei denen er gearbeitet hatte, sein Fleiß, sein
scharfer Blick, sein sicheres Urteil und Wesen — alles hatte dazu beigetragen. Er
war ans Kammergericht in die Hauptstadt berufen wordeu. Dann war er Staats¬
anwalt geworden, erster Staatsanwalt, in rascher Folge, und endlich, noch ein Mann
in voller Lebenskraft, in den besten Jahren, Landgerichtspräsident. Aus dem
schmächtigen, schüchternen Knaben war ein hochgewachsner stattlicher Mann geworden.
Überall fand er freundlichstes Entgegenkommen. Die besten Häuser standen ihm
offen. Er hätte wählen dürfen unter den jungen Mädchen, ihm hätte so leicht keine
nein gesagt.

Heiraten mußt du, Junge! sagte seine Mutter jedesmal, wenn er auf den
Piepershof zu Besuch kam. Geld hast d» mehr, als du brauchen kannst, jung
und gesund bist du auch, und eine Stellung hast du in der Welt, daß mir das
Herz im Leibe lacht, wenn ich an dich denke. Und daß du ganz so geblieben bist
wie sonst und gar nicht stolz bist! Daß dirs nicht zu schlecht ist, des Sonntags
neben der Mutter in die Kirche zu gehn, wenn sie das alte Tuchkleid anhat und
die gestickte Kappe auf dem Kopf, drum sie über mich lachen und sagen, daß ichs
abtun solle. Ein guter Junge bist du immer gewesen, und ein guter Sohn wird
ein guter Ehemann, und darum sag ich: Heiraten mußt du!

Die Geschwister waren alle verheiratet bis auf den Geistlichen, der ins Aus¬
land gegangen und Missionar geworden war. Die Marie hatte den Dr. Rohren
geheiratet, der in der kleinen Stadt in der Nähe wohnte und eine große Praxis
hatte. Die beiden Söhne, die Mediziner geworden waren, praktizierten so viel sie
eben Lust hatten, nötig hatten sie es nicht. Der Klemens hatte sich ein schönes


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[0784] westfälische Geschichten nach Hause kam, sagte die Mutter: Du sollst es wissen, woher ich das Geld nehme, das ihr alle zum studieren braucht, und das dazu nötig ist, daß der Hof in Ordnung bleibt, und daß Maschinen angeschafft werden können, wie es nun einmal sein muß, daß man nicht zurückbleibt in der Welt. Nun da es sicher ist, daß du ans Gericht kommst, sollst du es wissen! Den Justizrat brauch ich nun bald nicht mehr, jetzt kannst du das Geld verdienen, das er immer ge¬ kriegt hat. Das Kapitalvermögen, das beim Tode ihres Mannes vorhanden gewesen war, hatte sie mit Hilfe und auf den Rat des Justizrath in Bergwerkpapieren ange¬ legt, die damals in der Kriegszeit fast wertlos geworden und billig zu haben ge¬ wesen waren. Was dagewesen ist, als der Vater starb, das bleibt auf dem Hof, wie sichs gehört, sagte sie. Was verdient ist — das steht schon drin in den Papieren, wo der Justizrat es hat aufgeschrieben, wie ichs gewollt hab —, das ist für die nachge- bornen Kinder vom Piepershof. Jedes bekommt sein Teil. Keins braucht als Bettler fort zu gehn vom Piepershof. Keins braucht zu heiraten aus Not, wenn die Liebe nicht dabei ist, keins braucht dem andern nach den Angen zu scheu! Jedes hat seine Aktien. Und was die einbringen. Er hatte seinen Augen nicht trauen Wollen, als er sah, welche Summe jedes Jahr einkam und angelegt wurde und dann wieder Zinsen brachte! Ihr seid ja die reichste Frau im Lande, Mutter, hatte er gesagt, und arbeitet und spart und lebt, als müßtet ihr um den Pfennig rechnen. — Meinen Kindern gehört das Geld, ich verwalte es nur, sagte sie. Ich habe, was ich brauche, und mehr ist vom Übel. Als er das Assessorexamen gemacht hatte, legte die Mutter die Verwaltung des Vermögens in seine Hände. Er wollte einen Teil der Aktien auf ihren Namen umschreiben lassen, aber sie litt es nicht: Ich bleibe auf dem Hof, so lange der Jörgen mich nötig hat. Wenn er heiratet, zieh ich in die Leibzucht. So ists von anders her gewesen auf dem Hofe, so solls auch bleiben. Du bist zu gut gewesen, viel zu gut, Mutter, seufzte der Präsident. Es war ihm geglückt in seiner Laufbahn. Die guten Examen, die er gemacht hatte, die Zeugnisse der Behörden, bei denen er gearbeitet hatte, sein Fleiß, sein scharfer Blick, sein sicheres Urteil und Wesen — alles hatte dazu beigetragen. Er war ans Kammergericht in die Hauptstadt berufen wordeu. Dann war er Staats¬ anwalt geworden, erster Staatsanwalt, in rascher Folge, und endlich, noch ein Mann in voller Lebenskraft, in den besten Jahren, Landgerichtspräsident. Aus dem schmächtigen, schüchternen Knaben war ein hochgewachsner stattlicher Mann geworden. Überall fand er freundlichstes Entgegenkommen. Die besten Häuser standen ihm offen. Er hätte wählen dürfen unter den jungen Mädchen, ihm hätte so leicht keine nein gesagt. Heiraten mußt du, Junge! sagte seine Mutter jedesmal, wenn er auf den Piepershof zu Besuch kam. Geld hast d» mehr, als du brauchen kannst, jung und gesund bist du auch, und eine Stellung hast du in der Welt, daß mir das Herz im Leibe lacht, wenn ich an dich denke. Und daß du ganz so geblieben bist wie sonst und gar nicht stolz bist! Daß dirs nicht zu schlecht ist, des Sonntags neben der Mutter in die Kirche zu gehn, wenn sie das alte Tuchkleid anhat und die gestickte Kappe auf dem Kopf, drum sie über mich lachen und sagen, daß ichs abtun solle. Ein guter Junge bist du immer gewesen, und ein guter Sohn wird ein guter Ehemann, und darum sag ich: Heiraten mußt du! Die Geschwister waren alle verheiratet bis auf den Geistlichen, der ins Aus¬ land gegangen und Missionar geworden war. Die Marie hatte den Dr. Rohren geheiratet, der in der kleinen Stadt in der Nähe wohnte und eine große Praxis hatte. Die beiden Söhne, die Mediziner geworden waren, praktizierten so viel sie eben Lust hatten, nötig hatten sie es nicht. Der Klemens hatte sich ein schönes

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/784>, abgerufen am 26.07.2024.