Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wanderungen in der Niederlausitz

d-ifür zu sorgen, daß solche nicht der Gefahr und dem Zufalle preisgegeben
würden, demnach habe das Königliche Ministerium des Innern zu verordnen
geruht, daß die Königliche Regierung sich der Verwahrung dieses in ausstehenden
Kapitalien und barem Gelde bestehenden Vermögens bei den übrigen Depositis der
zu dem Departement der Regierung gehörenden Kirchen, milden Stiftungen und
Kommunen unterzieh" solle. Kraft dieser Vollmacht bemächtigte sich der Regierungs-
rat von Bärensprung "der über den Betrag vou 150000 Talern sprechenden
Dokumente sowie des Kirchenschatzes, der in 73600 Talern bestand, ohne allen
Widerspruch, er ließ in einem Keller, wo seit 1813 aus Furcht vor der Invasion
der Feinde 56000 Taler verborgen gehalten wurden, die Mauern durchbrechen
und okkupierte auch diese Gelder." Diese Gelder wurden in der Nacht auf
Transportwagen geladen und unter starker Gendarmerieeskorte nach Frankfurt ge¬
bracht. Das konfiszierte Stiftsvermögen betrug also, von den laufenden Ein¬
nahmen abgesehen, gegen 280000 Taler. Der Abt und der Konvent des Klosters
wandten sich nun (20. Januar 1817) mit einer ausführlichen Darlegung dieser
Vorgänge beschwerdeführeud an den König und baten, erstens das gegen das
Stift beobachtete Verfahren ernstlich zu rügen, zweitens die Rücklieferung der
Klostergelder zu verfügen, drittens das Kloster zum Troste der katholische" Ein¬
wohner der Niederlausitz bestehn zu lassen und viertens dessen Fonds jedenfalls
als einen katholischen Religionsfonds anzusehen und ihn nicht anders als zum
Behuf der Ausübung dieser Religion zu verwenden. Der Staatskanzler Fürst
Hnrdcnberg nahm die Beschwerdeschrift persönlich aus den Händen des Subpriors.
des Provisors und des Stiftskanzlers entgegen, aber schon am 13. Februar 1817
antwortete er im Namen des Königs dein Prälaten, die Aufhebung des Klosters
sei nunmehr höchst unmittelbar beschlossen und schon angeordnet, nud Seine Majestät
bcdcuire aufrichtig, daß Höchstdieselben sich durch überwiegende Gründe behindert
sähen, die wegen des Klosters Erhaltung geäußerten Wünsche zu berücksichtigen.
Diesem Bescheid folgte am 25. Februar 1817 die Anfhebungsurknnde, die sich auf
den Reichsdeputatioushauptschluß vom 25. Februar 1803 stützte, vermöge dessen
dem Könige von Preußen als neuem Landesherrn der Niederlausitz die Macht
zustehe, das Kloster zu säkularisieren. Übrigens wurde dem Prälaten durch die
Aufhebuugsurkunde ein Jahrgehalt von 3000 Talern nebst der Befugnis verliehen,
bis an sein Ende im Kloster zu wohnen. Die übrigen Ko.iventuc.im erhielten
entsprechend niedrigere Jahresgehalte zugesichert, falls sie Pfnrr- und Lehrämter
""nehmen wollten Am 26. Febrnnr 1817 wurde die Aufhebnngsnrknnde dem
Wie durch einen Reaieruugsrat übergebe., und dabei die Kette mit dem Kreuze
d"s Zeichen seiner Würde, abgefordert; der Abt lieferte s.e aus. wurde "ber sofort
dan.it im Namen des Königs dekoriert. Die Stiftskirche wurde der katholischen
Gemeinde von schlahen überwiesen, die bisherige katholische Pfarrkirche den
Protestanten. Die Wohnungen der Klostergeistlichen wurde" in Behausungen
für die Zöglinge eines zu errichtenden Seminars für protestantische Lehrer umge¬
wandelt.

^ Wir höre., nichts davon, daß etwa aus den Kreisen der Ankertaue" des
Klosters irgend eine Stimme laut geworden wäre für die Erhaltung der stiftischen
Regierung. Die Bauern und die Kossäten der Klosterdörfer werden vielmehr die
Aussicht, nunmehr auch an den Vorteilen der Steinsche" Reformen, der Bauern¬
befreiung, teilnehmen z" klaren. mit Freuden begrüßt haben. Die letzten Jahr¬
hunderte eines selbstsüchtigem und härtern Regiments hatten die früher" Segmingen
des Krummstabes in Vergessenheit gebracht. Trotzdem erscheint uns das Vorgehn
der Preußischen Negierung gegen die Zisterzienser von Nenzelle etwas hart und
Mvaltsnm, wenigstens wenn wir es mit dem hohen Gerechtigkeitsgefühl und den.
Wohlwollen vergleichen, mit dem der moderne preußische Staat deu Institutionen
der katholischen Kirche gegenübersteht. Die Zeiten haben sich seit 1817 merklich
geändert, und es ist wohl gut, daß es so ist-


Grcnzboten II 1904 62
Wanderungen in der Niederlausitz

d-ifür zu sorgen, daß solche nicht der Gefahr und dem Zufalle preisgegeben
würden, demnach habe das Königliche Ministerium des Innern zu verordnen
geruht, daß die Königliche Regierung sich der Verwahrung dieses in ausstehenden
Kapitalien und barem Gelde bestehenden Vermögens bei den übrigen Depositis der
zu dem Departement der Regierung gehörenden Kirchen, milden Stiftungen und
Kommunen unterzieh» solle. Kraft dieser Vollmacht bemächtigte sich der Regierungs-
rat von Bärensprung „der über den Betrag vou 150000 Talern sprechenden
Dokumente sowie des Kirchenschatzes, der in 73600 Talern bestand, ohne allen
Widerspruch, er ließ in einem Keller, wo seit 1813 aus Furcht vor der Invasion
der Feinde 56000 Taler verborgen gehalten wurden, die Mauern durchbrechen
und okkupierte auch diese Gelder." Diese Gelder wurden in der Nacht auf
Transportwagen geladen und unter starker Gendarmerieeskorte nach Frankfurt ge¬
bracht. Das konfiszierte Stiftsvermögen betrug also, von den laufenden Ein¬
nahmen abgesehen, gegen 280000 Taler. Der Abt und der Konvent des Klosters
wandten sich nun (20. Januar 1817) mit einer ausführlichen Darlegung dieser
Vorgänge beschwerdeführeud an den König und baten, erstens das gegen das
Stift beobachtete Verfahren ernstlich zu rügen, zweitens die Rücklieferung der
Klostergelder zu verfügen, drittens das Kloster zum Troste der katholische» Ein¬
wohner der Niederlausitz bestehn zu lassen und viertens dessen Fonds jedenfalls
als einen katholischen Religionsfonds anzusehen und ihn nicht anders als zum
Behuf der Ausübung dieser Religion zu verwenden. Der Staatskanzler Fürst
Hnrdcnberg nahm die Beschwerdeschrift persönlich aus den Händen des Subpriors.
des Provisors und des Stiftskanzlers entgegen, aber schon am 13. Februar 1817
antwortete er im Namen des Königs dein Prälaten, die Aufhebung des Klosters
sei nunmehr höchst unmittelbar beschlossen und schon angeordnet, nud Seine Majestät
bcdcuire aufrichtig, daß Höchstdieselben sich durch überwiegende Gründe behindert
sähen, die wegen des Klosters Erhaltung geäußerten Wünsche zu berücksichtigen.
Diesem Bescheid folgte am 25. Februar 1817 die Anfhebungsurknnde, die sich auf
den Reichsdeputatioushauptschluß vom 25. Februar 1803 stützte, vermöge dessen
dem Könige von Preußen als neuem Landesherrn der Niederlausitz die Macht
zustehe, das Kloster zu säkularisieren. Übrigens wurde dem Prälaten durch die
Aufhebuugsurkunde ein Jahrgehalt von 3000 Talern nebst der Befugnis verliehen,
bis an sein Ende im Kloster zu wohnen. Die übrigen Ko.iventuc.im erhielten
entsprechend niedrigere Jahresgehalte zugesichert, falls sie Pfnrr- und Lehrämter
"»nehmen wollten Am 26. Febrnnr 1817 wurde die Aufhebnngsnrknnde dem
Wie durch einen Reaieruugsrat übergebe., und dabei die Kette mit dem Kreuze
d"s Zeichen seiner Würde, abgefordert; der Abt lieferte s.e aus. wurde "ber sofort
dan.it im Namen des Königs dekoriert. Die Stiftskirche wurde der katholischen
Gemeinde von schlahen überwiesen, die bisherige katholische Pfarrkirche den
Protestanten. Die Wohnungen der Klostergeistlichen wurde» in Behausungen
für die Zöglinge eines zu errichtenden Seminars für protestantische Lehrer umge¬
wandelt.

^ Wir höre., nichts davon, daß etwa aus den Kreisen der Ankertaue» des
Klosters irgend eine Stimme laut geworden wäre für die Erhaltung der stiftischen
Regierung. Die Bauern und die Kossäten der Klosterdörfer werden vielmehr die
Aussicht, nunmehr auch an den Vorteilen der Steinsche» Reformen, der Bauern¬
befreiung, teilnehmen z» klaren. mit Freuden begrüßt haben. Die letzten Jahr¬
hunderte eines selbstsüchtigem und härtern Regiments hatten die früher» Segmingen
des Krummstabes in Vergessenheit gebracht. Trotzdem erscheint uns das Vorgehn
der Preußischen Negierung gegen die Zisterzienser von Nenzelle etwas hart und
Mvaltsnm, wenigstens wenn wir es mit dem hohen Gerechtigkeitsgefühl und den.
Wohlwollen vergleichen, mit dem der moderne preußische Staat deu Institutionen
der katholischen Kirche gegenübersteht. Die Zeiten haben sich seit 1817 merklich
geändert, und es ist wohl gut, daß es so ist-


Grcnzboten II 1904 62
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0473" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294092"/>
          <fw type="header" place="top"> Wanderungen in der Niederlausitz</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2105" prev="#ID_2104"> d-ifür zu sorgen, daß solche nicht der Gefahr und dem Zufalle preisgegeben<lb/>
würden, demnach habe das Königliche Ministerium des Innern zu verordnen<lb/>
geruht, daß die Königliche Regierung sich der Verwahrung dieses in ausstehenden<lb/>
Kapitalien und barem Gelde bestehenden Vermögens bei den übrigen Depositis der<lb/>
zu dem Departement der Regierung gehörenden Kirchen, milden Stiftungen und<lb/>
Kommunen unterzieh» solle. Kraft dieser Vollmacht bemächtigte sich der Regierungs-<lb/>
rat von Bärensprung &#x201E;der über den Betrag vou 150000 Talern sprechenden<lb/>
Dokumente sowie des Kirchenschatzes, der in 73600 Talern bestand, ohne allen<lb/>
Widerspruch, er ließ in einem Keller, wo seit 1813 aus Furcht vor der Invasion<lb/>
der Feinde 56000 Taler verborgen gehalten wurden, die Mauern durchbrechen<lb/>
und okkupierte auch diese Gelder."  Diese Gelder wurden in der Nacht auf<lb/>
Transportwagen geladen und unter starker Gendarmerieeskorte nach Frankfurt ge¬<lb/>
bracht.  Das konfiszierte Stiftsvermögen betrug also, von den laufenden Ein¬<lb/>
nahmen abgesehen, gegen 280000 Taler. Der Abt und der Konvent des Klosters<lb/>
wandten sich nun (20. Januar 1817) mit einer ausführlichen Darlegung dieser<lb/>
Vorgänge beschwerdeführeud an den König und baten, erstens das gegen das<lb/>
Stift beobachtete Verfahren ernstlich zu rügen, zweitens die Rücklieferung der<lb/>
Klostergelder zu verfügen, drittens das Kloster zum Troste der katholische» Ein¬<lb/>
wohner der Niederlausitz bestehn zu lassen und viertens dessen Fonds jedenfalls<lb/>
als einen katholischen Religionsfonds anzusehen und ihn nicht anders als zum<lb/>
Behuf der Ausübung dieser Religion zu verwenden.  Der Staatskanzler Fürst<lb/>
Hnrdcnberg nahm die Beschwerdeschrift persönlich aus den Händen des Subpriors.<lb/>
des Provisors und des Stiftskanzlers entgegen, aber schon am 13. Februar 1817<lb/>
antwortete er im Namen des Königs dein Prälaten, die Aufhebung des Klosters<lb/>
sei nunmehr höchst unmittelbar beschlossen und schon angeordnet, nud Seine Majestät<lb/>
bcdcuire aufrichtig, daß Höchstdieselben sich durch überwiegende Gründe behindert<lb/>
sähen, die wegen des Klosters Erhaltung geäußerten Wünsche zu berücksichtigen.<lb/>
Diesem Bescheid folgte am 25. Februar 1817 die Anfhebungsurknnde, die sich auf<lb/>
den Reichsdeputatioushauptschluß vom 25. Februar 1803 stützte, vermöge dessen<lb/>
dem Könige von Preußen als neuem Landesherrn der Niederlausitz die Macht<lb/>
zustehe, das Kloster zu säkularisieren.  Übrigens wurde dem Prälaten durch die<lb/>
Aufhebuugsurkunde ein Jahrgehalt von 3000 Talern nebst der Befugnis verliehen,<lb/>
bis an sein Ende im Kloster zu wohnen.  Die übrigen Ko.iventuc.im erhielten<lb/>
entsprechend niedrigere Jahresgehalte zugesichert, falls sie Pfnrr- und Lehrämter<lb/>
"»nehmen wollten  Am 26. Febrnnr 1817 wurde die Aufhebnngsnrknnde dem<lb/>
Wie durch einen Reaieruugsrat übergebe., und dabei die Kette mit dem Kreuze<lb/>
d"s Zeichen seiner Würde, abgefordert; der Abt lieferte s.e aus. wurde "ber sofort<lb/>
dan.it im Namen des Königs dekoriert.  Die Stiftskirche wurde der katholischen<lb/>
Gemeinde von schlahen überwiesen,  die bisherige katholische Pfarrkirche den<lb/>
Protestanten.  Die Wohnungen der Klostergeistlichen wurde» in Behausungen<lb/>
für die Zöglinge eines zu errichtenden Seminars für protestantische Lehrer umge¬<lb/>
wandelt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2106"> ^ Wir höre., nichts davon, daß etwa aus den Kreisen der Ankertaue» des<lb/>
Klosters irgend eine Stimme laut geworden wäre für die Erhaltung der stiftischen<lb/>
Regierung. Die Bauern und die Kossäten der Klosterdörfer werden vielmehr die<lb/>
Aussicht, nunmehr auch an den Vorteilen der Steinsche» Reformen, der Bauern¬<lb/>
befreiung, teilnehmen z» klaren. mit Freuden begrüßt haben. Die letzten Jahr¬<lb/>
hunderte eines selbstsüchtigem und härtern Regiments hatten die früher» Segmingen<lb/>
des Krummstabes in Vergessenheit gebracht. Trotzdem erscheint uns das Vorgehn<lb/>
der Preußischen Negierung gegen die Zisterzienser von Nenzelle etwas hart und<lb/>
Mvaltsnm, wenigstens wenn wir es mit dem hohen Gerechtigkeitsgefühl und den.<lb/>
Wohlwollen vergleichen, mit dem der moderne preußische Staat deu Institutionen<lb/>
der katholischen Kirche gegenübersteht. Die Zeiten haben sich seit 1817 merklich<lb/>
geändert, und es ist wohl gut, daß es so ist-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzboten II 1904 62</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0473] Wanderungen in der Niederlausitz d-ifür zu sorgen, daß solche nicht der Gefahr und dem Zufalle preisgegeben würden, demnach habe das Königliche Ministerium des Innern zu verordnen geruht, daß die Königliche Regierung sich der Verwahrung dieses in ausstehenden Kapitalien und barem Gelde bestehenden Vermögens bei den übrigen Depositis der zu dem Departement der Regierung gehörenden Kirchen, milden Stiftungen und Kommunen unterzieh» solle. Kraft dieser Vollmacht bemächtigte sich der Regierungs- rat von Bärensprung „der über den Betrag vou 150000 Talern sprechenden Dokumente sowie des Kirchenschatzes, der in 73600 Talern bestand, ohne allen Widerspruch, er ließ in einem Keller, wo seit 1813 aus Furcht vor der Invasion der Feinde 56000 Taler verborgen gehalten wurden, die Mauern durchbrechen und okkupierte auch diese Gelder." Diese Gelder wurden in der Nacht auf Transportwagen geladen und unter starker Gendarmerieeskorte nach Frankfurt ge¬ bracht. Das konfiszierte Stiftsvermögen betrug also, von den laufenden Ein¬ nahmen abgesehen, gegen 280000 Taler. Der Abt und der Konvent des Klosters wandten sich nun (20. Januar 1817) mit einer ausführlichen Darlegung dieser Vorgänge beschwerdeführeud an den König und baten, erstens das gegen das Stift beobachtete Verfahren ernstlich zu rügen, zweitens die Rücklieferung der Klostergelder zu verfügen, drittens das Kloster zum Troste der katholische» Ein¬ wohner der Niederlausitz bestehn zu lassen und viertens dessen Fonds jedenfalls als einen katholischen Religionsfonds anzusehen und ihn nicht anders als zum Behuf der Ausübung dieser Religion zu verwenden. Der Staatskanzler Fürst Hnrdcnberg nahm die Beschwerdeschrift persönlich aus den Händen des Subpriors. des Provisors und des Stiftskanzlers entgegen, aber schon am 13. Februar 1817 antwortete er im Namen des Königs dein Prälaten, die Aufhebung des Klosters sei nunmehr höchst unmittelbar beschlossen und schon angeordnet, nud Seine Majestät bcdcuire aufrichtig, daß Höchstdieselben sich durch überwiegende Gründe behindert sähen, die wegen des Klosters Erhaltung geäußerten Wünsche zu berücksichtigen. Diesem Bescheid folgte am 25. Februar 1817 die Anfhebungsurknnde, die sich auf den Reichsdeputatioushauptschluß vom 25. Februar 1803 stützte, vermöge dessen dem Könige von Preußen als neuem Landesherrn der Niederlausitz die Macht zustehe, das Kloster zu säkularisieren. Übrigens wurde dem Prälaten durch die Aufhebuugsurkunde ein Jahrgehalt von 3000 Talern nebst der Befugnis verliehen, bis an sein Ende im Kloster zu wohnen. Die übrigen Ko.iventuc.im erhielten entsprechend niedrigere Jahresgehalte zugesichert, falls sie Pfnrr- und Lehrämter "»nehmen wollten Am 26. Febrnnr 1817 wurde die Aufhebnngsnrknnde dem Wie durch einen Reaieruugsrat übergebe., und dabei die Kette mit dem Kreuze d"s Zeichen seiner Würde, abgefordert; der Abt lieferte s.e aus. wurde "ber sofort dan.it im Namen des Königs dekoriert. Die Stiftskirche wurde der katholischen Gemeinde von schlahen überwiesen, die bisherige katholische Pfarrkirche den Protestanten. Die Wohnungen der Klostergeistlichen wurde» in Behausungen für die Zöglinge eines zu errichtenden Seminars für protestantische Lehrer umge¬ wandelt. ^ Wir höre., nichts davon, daß etwa aus den Kreisen der Ankertaue» des Klosters irgend eine Stimme laut geworden wäre für die Erhaltung der stiftischen Regierung. Die Bauern und die Kossäten der Klosterdörfer werden vielmehr die Aussicht, nunmehr auch an den Vorteilen der Steinsche» Reformen, der Bauern¬ befreiung, teilnehmen z» klaren. mit Freuden begrüßt haben. Die letzten Jahr¬ hunderte eines selbstsüchtigem und härtern Regiments hatten die früher» Segmingen des Krummstabes in Vergessenheit gebracht. Trotzdem erscheint uns das Vorgehn der Preußischen Negierung gegen die Zisterzienser von Nenzelle etwas hart und Mvaltsnm, wenigstens wenn wir es mit dem hohen Gerechtigkeitsgefühl und den. Wohlwollen vergleichen, mit dem der moderne preußische Staat deu Institutionen der katholischen Kirche gegenübersteht. Die Zeiten haben sich seit 1817 merklich geändert, und es ist wohl gut, daß es so ist- Grcnzboten II 1904 62

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/473
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/473>, abgerufen am 25.07.2024.