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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

sich die Nationalliberalen damit nicht abspeisen lasse". Die Regierung darf Über¬
schüsse auch schon jetzt ohne Zustimmung des Landtags nicht verwenden. Und das
scheint mir die Basis zu sein, über die die Regierung nicht hinaus kaun. Man
muß an dein Boden der Verfassung festhalten. Um 2 Uhr gingen wir zu¬
sammen hinüber in das früher Radziwillsche Palais, die jetzige Dienstwohnung des
Fürsten Bismarck. Dieser war nicht da. Er war zum Kronprinzen berufen
worden, kam aber nach einer halben Stunde. Wir standen in dem großen untern
Vorsaal nach dem Garten zu. Hier trat er ein, begrüßte jeden Minister einzeln
und machte mir, der ich ihm noch nicht vorgestellt war, lächelnd und flüchtig eine
leichte Verbeugung. Dann stellte Graf Stolberg mich vor. Der Fürst gab mir
die Hand und sagte freundlich, er freue sich, mich zu sehen. Dann traten wir auf
seinen Wink in das zur Rechten zwischen dem Vorsaal und dem Arbeitszimmer
des Fürsten gelegne Zimmer, wo um einen große" grünen Tisch die nötige Zahl
gepolsterter, mit rotbraunen Leder überzogner Sessel standen. Der Fürst saß an
der Fensterseite allein, ich unten ihm gegenüber; zwischen uns an beiden Seiten
des Tisches saßen die Minister "ach ihrem Dienstalter. Geheimrat Tiedemann von
der Reichskanzlei blieb während der Sitzung ebenfalls da, um dem Fürsten zur
Hand zu sein. Er mußte einmal die Liste der Bundesratsmitglieder, ein andresmal
den Wortlaut der Neichstagsbeschlüsse über das Sozialistengesetz holen. Zunächst
ließ der Fürst seinen großen schwarzen Hund Tiras, eine schöne, kräftige, aber
ziemlich bösartig aussehende dänische Dogge, aus dem Nebenzimmer in den
Sitzungssaal. Der Fürst erzählte, er habe die vorige Nacht bis 8 Uhr Morgens
nicht einen Augenblick geschlafen; erst des Morgens habe er ein wenig Schlaf ge¬
funden und sei bis ^/zi liegen geblieben. Als er dann geklingelt habe, sei ihm
ein eben angekommnes Telegramm des Kronprinzen gebracht worden, das ihn um
1 Uhr zum Vortrag befohlen habe. So habe er sich Hals über Kopf fertig machen
müssen und sei um sein Frühstück gekommen. Er schellte, ließ sich etwas Butter¬
brot und Bier kommen und stand dann später während der Beratung dann und
wann auf, um in seiner ungenierter, sichern Art zu essen und zu trinke". Seine
Formen und seiue Sprechweise sind nichts weniger als rauh, vielmehr sauft, ver¬
bindlich und dabei von bestrickender Ungezwungenheit und Natürlichkeit.

Zunächst brachte er die Ausführung des Sozialistengesetzes zur Sprache! An¬
nahme im Bundesrate, dann sofort Vorlegung an den Kronprinzen, schleunigste
Publikation. Er fragte, ob wir nun imstande seien, sofort damit zu operiere".
Die Rekursinstanz müsse unverzüglich gebildet werden. Man müsse also über den
vom Kaiser zu ernennenden Vorsitzenden und über die von Preußen im Bundes¬
rate vorzuschlagenden preußischen Mitglieder der Beschwerdekommission schlüssig
werden. Schon aus geschäftlichen Gründen sei zu erstreben, daß die in Berli"
wohnenden Mitglieder der Kommission das Übergewicht hätten. Die politischen
Mitglieder seien möglichst hoch im Range zu greifen. Sachsen, Bayern und
Württemberg würden Minister ernennen. Also müsse auch der Vorsitzende ein
Minister sein, seiner Ansicht nach der preußische Minister des Immer". Dieser habe
vor dem Minister des Innern im Reiche Hofmann das voraus, daß dieser ein
Feldherr ohne Armee sei, während Graf Eulenburg die Organe der Polizei zu
seiner Information habe. Graf Eulenburg sträube sich zwar, jedoch könne er ja
dadurch erleichtert werden, das; man seinen Unterstaatssekretär (Bitter) zum stell¬
vertretenden Vorsitzenden mache, der dann die Hauptlast der laufenden Geschäfte
erledigen könne. Natürlich müsse Bitter dann erst in den Bundesrat ernannt
werden. Um das macheu zu können, müsse ein andres stimmführendes preußisches
Mitglied aus dem Bundesrat ausscheiden. Seiner Ansicht nach am besten der
Oberpräsident von Möller, der ohnehin im Bundesrate nur Figurant und ohne
jede politische Bedeutung sei. Eventuell könne auch der Ministerialdirektor Meineke
ausscheiden oder zum stellvertretende" Bevollmächtigten ernannt werden.

Graf Eulenburg erhob Bedenke" dagegen, ihn zum Vorsitzenden der Be-


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sich die Nationalliberalen damit nicht abspeisen lasse». Die Regierung darf Über¬
schüsse auch schon jetzt ohne Zustimmung des Landtags nicht verwenden. Und das
scheint mir die Basis zu sein, über die die Regierung nicht hinaus kaun. Man
muß an dein Boden der Verfassung festhalten. Um 2 Uhr gingen wir zu¬
sammen hinüber in das früher Radziwillsche Palais, die jetzige Dienstwohnung des
Fürsten Bismarck. Dieser war nicht da. Er war zum Kronprinzen berufen
worden, kam aber nach einer halben Stunde. Wir standen in dem großen untern
Vorsaal nach dem Garten zu. Hier trat er ein, begrüßte jeden Minister einzeln
und machte mir, der ich ihm noch nicht vorgestellt war, lächelnd und flüchtig eine
leichte Verbeugung. Dann stellte Graf Stolberg mich vor. Der Fürst gab mir
die Hand und sagte freundlich, er freue sich, mich zu sehen. Dann traten wir auf
seinen Wink in das zur Rechten zwischen dem Vorsaal und dem Arbeitszimmer
des Fürsten gelegne Zimmer, wo um einen große» grünen Tisch die nötige Zahl
gepolsterter, mit rotbraunen Leder überzogner Sessel standen. Der Fürst saß an
der Fensterseite allein, ich unten ihm gegenüber; zwischen uns an beiden Seiten
des Tisches saßen die Minister »ach ihrem Dienstalter. Geheimrat Tiedemann von
der Reichskanzlei blieb während der Sitzung ebenfalls da, um dem Fürsten zur
Hand zu sein. Er mußte einmal die Liste der Bundesratsmitglieder, ein andresmal
den Wortlaut der Neichstagsbeschlüsse über das Sozialistengesetz holen. Zunächst
ließ der Fürst seinen großen schwarzen Hund Tiras, eine schöne, kräftige, aber
ziemlich bösartig aussehende dänische Dogge, aus dem Nebenzimmer in den
Sitzungssaal. Der Fürst erzählte, er habe die vorige Nacht bis 8 Uhr Morgens
nicht einen Augenblick geschlafen; erst des Morgens habe er ein wenig Schlaf ge¬
funden und sei bis ^/zi liegen geblieben. Als er dann geklingelt habe, sei ihm
ein eben angekommnes Telegramm des Kronprinzen gebracht worden, das ihn um
1 Uhr zum Vortrag befohlen habe. So habe er sich Hals über Kopf fertig machen
müssen und sei um sein Frühstück gekommen. Er schellte, ließ sich etwas Butter¬
brot und Bier kommen und stand dann später während der Beratung dann und
wann auf, um in seiner ungenierter, sichern Art zu essen und zu trinke». Seine
Formen und seiue Sprechweise sind nichts weniger als rauh, vielmehr sauft, ver¬
bindlich und dabei von bestrickender Ungezwungenheit und Natürlichkeit.

Zunächst brachte er die Ausführung des Sozialistengesetzes zur Sprache! An¬
nahme im Bundesrate, dann sofort Vorlegung an den Kronprinzen, schleunigste
Publikation. Er fragte, ob wir nun imstande seien, sofort damit zu operiere».
Die Rekursinstanz müsse unverzüglich gebildet werden. Man müsse also über den
vom Kaiser zu ernennenden Vorsitzenden und über die von Preußen im Bundes¬
rate vorzuschlagenden preußischen Mitglieder der Beschwerdekommission schlüssig
werden. Schon aus geschäftlichen Gründen sei zu erstreben, daß die in Berli»
wohnenden Mitglieder der Kommission das Übergewicht hätten. Die politischen
Mitglieder seien möglichst hoch im Range zu greifen. Sachsen, Bayern und
Württemberg würden Minister ernennen. Also müsse auch der Vorsitzende ein
Minister sein, seiner Ansicht nach der preußische Minister des Immer». Dieser habe
vor dem Minister des Innern im Reiche Hofmann das voraus, daß dieser ein
Feldherr ohne Armee sei, während Graf Eulenburg die Organe der Polizei zu
seiner Information habe. Graf Eulenburg sträube sich zwar, jedoch könne er ja
dadurch erleichtert werden, das; man seinen Unterstaatssekretär (Bitter) zum stell¬
vertretenden Vorsitzenden mache, der dann die Hauptlast der laufenden Geschäfte
erledigen könne. Natürlich müsse Bitter dann erst in den Bundesrat ernannt
werden. Um das macheu zu können, müsse ein andres stimmführendes preußisches
Mitglied aus dem Bundesrat ausscheiden. Seiner Ansicht nach am besten der
Oberpräsident von Möller, der ohnehin im Bundesrate nur Figurant und ohne
jede politische Bedeutung sei. Eventuell könne auch der Ministerialdirektor Meineke
ausscheiden oder zum stellvertretende» Bevollmächtigten ernannt werden.

Graf Eulenburg erhob Bedenke» dagegen, ihn zum Vorsitzenden der Be-


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[0292] Erinnerungen sich die Nationalliberalen damit nicht abspeisen lasse». Die Regierung darf Über¬ schüsse auch schon jetzt ohne Zustimmung des Landtags nicht verwenden. Und das scheint mir die Basis zu sein, über die die Regierung nicht hinaus kaun. Man muß an dein Boden der Verfassung festhalten. Um 2 Uhr gingen wir zu¬ sammen hinüber in das früher Radziwillsche Palais, die jetzige Dienstwohnung des Fürsten Bismarck. Dieser war nicht da. Er war zum Kronprinzen berufen worden, kam aber nach einer halben Stunde. Wir standen in dem großen untern Vorsaal nach dem Garten zu. Hier trat er ein, begrüßte jeden Minister einzeln und machte mir, der ich ihm noch nicht vorgestellt war, lächelnd und flüchtig eine leichte Verbeugung. Dann stellte Graf Stolberg mich vor. Der Fürst gab mir die Hand und sagte freundlich, er freue sich, mich zu sehen. Dann traten wir auf seinen Wink in das zur Rechten zwischen dem Vorsaal und dem Arbeitszimmer des Fürsten gelegne Zimmer, wo um einen große» grünen Tisch die nötige Zahl gepolsterter, mit rotbraunen Leder überzogner Sessel standen. Der Fürst saß an der Fensterseite allein, ich unten ihm gegenüber; zwischen uns an beiden Seiten des Tisches saßen die Minister »ach ihrem Dienstalter. Geheimrat Tiedemann von der Reichskanzlei blieb während der Sitzung ebenfalls da, um dem Fürsten zur Hand zu sein. Er mußte einmal die Liste der Bundesratsmitglieder, ein andresmal den Wortlaut der Neichstagsbeschlüsse über das Sozialistengesetz holen. Zunächst ließ der Fürst seinen großen schwarzen Hund Tiras, eine schöne, kräftige, aber ziemlich bösartig aussehende dänische Dogge, aus dem Nebenzimmer in den Sitzungssaal. Der Fürst erzählte, er habe die vorige Nacht bis 8 Uhr Morgens nicht einen Augenblick geschlafen; erst des Morgens habe er ein wenig Schlaf ge¬ funden und sei bis ^/zi liegen geblieben. Als er dann geklingelt habe, sei ihm ein eben angekommnes Telegramm des Kronprinzen gebracht worden, das ihn um 1 Uhr zum Vortrag befohlen habe. So habe er sich Hals über Kopf fertig machen müssen und sei um sein Frühstück gekommen. Er schellte, ließ sich etwas Butter¬ brot und Bier kommen und stand dann später während der Beratung dann und wann auf, um in seiner ungenierter, sichern Art zu essen und zu trinke». Seine Formen und seiue Sprechweise sind nichts weniger als rauh, vielmehr sauft, ver¬ bindlich und dabei von bestrickender Ungezwungenheit und Natürlichkeit. Zunächst brachte er die Ausführung des Sozialistengesetzes zur Sprache! An¬ nahme im Bundesrate, dann sofort Vorlegung an den Kronprinzen, schleunigste Publikation. Er fragte, ob wir nun imstande seien, sofort damit zu operiere». Die Rekursinstanz müsse unverzüglich gebildet werden. Man müsse also über den vom Kaiser zu ernennenden Vorsitzenden und über die von Preußen im Bundes¬ rate vorzuschlagenden preußischen Mitglieder der Beschwerdekommission schlüssig werden. Schon aus geschäftlichen Gründen sei zu erstreben, daß die in Berli» wohnenden Mitglieder der Kommission das Übergewicht hätten. Die politischen Mitglieder seien möglichst hoch im Range zu greifen. Sachsen, Bayern und Württemberg würden Minister ernennen. Also müsse auch der Vorsitzende ein Minister sein, seiner Ansicht nach der preußische Minister des Immer». Dieser habe vor dem Minister des Innern im Reiche Hofmann das voraus, daß dieser ein Feldherr ohne Armee sei, während Graf Eulenburg die Organe der Polizei zu seiner Information habe. Graf Eulenburg sträube sich zwar, jedoch könne er ja dadurch erleichtert werden, das; man seinen Unterstaatssekretär (Bitter) zum stell¬ vertretenden Vorsitzenden mache, der dann die Hauptlast der laufenden Geschäfte erledigen könne. Natürlich müsse Bitter dann erst in den Bundesrat ernannt werden. Um das macheu zu können, müsse ein andres stimmführendes preußisches Mitglied aus dem Bundesrat ausscheiden. Seiner Ansicht nach am besten der Oberpräsident von Möller, der ohnehin im Bundesrate nur Figurant und ohne jede politische Bedeutung sei. Eventuell könne auch der Ministerialdirektor Meineke ausscheiden oder zum stellvertretende» Bevollmächtigten ernannt werden. Graf Eulenburg erhob Bedenke» dagegen, ihn zum Vorsitzenden der Be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/292>, abgerufen am 05.07.2024.