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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Westfälische Geschichten

bring dirs in Ordnung, Rieka, hatte der Hinrich gesagt. Sie hörte es, hörte es
immer wieder. Sie wußte, was das bedeutete.

Hinrich, Hinrich! schrie sie, riß die Tür auf, schlüpfte durch den dunkeln Flur,
klinkte die Haustür auf. Jetzt stand sie ans der Straße. Es war eine dunkle
Nacht. Nur zuweilen durchbrachen Mondstrahlen das dichtschwarze Gewölk, das
am Himmel trieb. Wohin hatte sich der Hinrich gewandt, wo hatte ihn der
Franz erwartet? Der Franz --! Sie sah ihn vor sich, ein kleiner Junge, im
blauen Jäckchen, einen roten Apfel in der Hand. Da nimm, der schmeckt! Sie
sah ihn auf dem Schulplatz. Er hielt eine lange Stange in der Hand. Die erste,
die noch ein Wort sagt von der Rieka, die schlag ich tot! Sie sah ihn in ihrer
Stube. Er schaute sie an mit seinen ernsten, treuen Augen und sagte ihr, was
sie selbst wohl wußte, und was sie uicht wissen wollte: daß es eine Schande sei,
ihr Leben, und das ihres Vaters. Sie sah ihn, den Franz, den sie gehaßt hatte
ihr Leben lang, den sie verlästert hatte -- den sie töten wollte. Weil ich ihn
lieb habe, zum Sterben lieb, schrie es in ihr.

Franz, Franz! wollte sie rufen, nimm dich vor dem Hinrich in acht! Sie
brachte keinen Laut hervor. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Die Zunge
klebte ihr am Gaumen. Der Mond durchbrach die schwarzen Wolken -- da sah
sie die beiden, dicht vor sich. Der Hinrich hielt etwas in der Hand, das im
Mondlicht blitzte. Die Rieka stürzte vorwärts: Halt, Hinrich! Er konnte sie nicht
hören. Es kam kein Laut über ihre Lippen. Dann war sie zur Stelle. Ich
hab gelogen, brachs aus ihr hervor: der Franz ist unschuldig. Ich hab ihn lieb,
den Franz, und keinen sonst!

Verfluchte! sagte der Hinrich und stieß ihr das Messer in die Brust.




Die Dora wartete auf den Franz in der Nacht. Sie hätte nicht schlafen
gehn können, da sie wußte, daß ihr Sohn in der Krone sei. Eine Unruhe war
in ihr, eine bange Sorge. Sie wußte es gewiß: ein Unglück geschieht. -- Da
pochte es an der Haustür. Sie schloß auf. Gottlob, der Franz war da, heil und
gesund, aber doch war das Unglück geschehen: die Rieka trugen sie daher, die
schwarze Rieka, blutüberströmt, ohne Leben.

Nicht über meine Schwelle! schrie die Frau, ob lebendig oder tot! Aus dein
Hause drüben kommt zu uns nur das Böse!

Sie hat den Messerstich aufgefangen, der für mich bestimmt war, sagte der
Franz. Sie hat mir das Leben gerettet!

Da war die Dora wie umgewandelt. Sie sagte kein Wort mehr. Die beste
Gaststube schloß sie auf und bettete die Kranke dort hinein. Der Knecht mußte
in die Stadt reiten zum Arzt, sofort in der Nacht. Sie wusch und verband die
Wunde. Sie wich nicht vom Bette der Kranken.

Die Rieka in unserm Haus, dem Herin seine Rieka? sagte der Jochen und
stand auf aus seinem Bette. Was für ein Glück! Am folgenden Morgen ging
er in die Kirche. Nun mach ichs gut. Kannst ruhig schlafen, Vater, in deinem
Grab. An dem Herrn seinem Kind da mach ichs gut, was ich dir getan hab,
daß du darüber gestorben bist. Nun kommt alles in Ordnung! Wie umge¬
wandelt war der Jochen, stand wieder hinter der Ladenbank und verkaufte, ging
in die Bcickkammer, in den Garten. Die Dora durfte getrost am Krankenbette
sitzen, der Jochen nahm ihre Stelle wahr.

Große Aufregung herrschte im Dorf, in der ganzen Gegend. Der Hinrich
Dorment hat die schwarze Rieka gestochen, ist selbst ans Gericht und hat sich an¬
gezeigt, jetzt sitzt er in Untersuchungshaft im Gefängnis in der Stadt. Und als
der alte Dorment es gehört hat? Hingefallen ist er in seiner Küche und ist tot
gewesen. Der Schlag hat ihn gerührt.

Die Fina Dirkiug kann die Aussteuer einpacken und auf einen andern Freier
warten. Alles im Haus hat sie entzwei geschlagen, hat geheult vor Wut.


Westfälische Geschichten

bring dirs in Ordnung, Rieka, hatte der Hinrich gesagt. Sie hörte es, hörte es
immer wieder. Sie wußte, was das bedeutete.

Hinrich, Hinrich! schrie sie, riß die Tür auf, schlüpfte durch den dunkeln Flur,
klinkte die Haustür auf. Jetzt stand sie ans der Straße. Es war eine dunkle
Nacht. Nur zuweilen durchbrachen Mondstrahlen das dichtschwarze Gewölk, das
am Himmel trieb. Wohin hatte sich der Hinrich gewandt, wo hatte ihn der
Franz erwartet? Der Franz —! Sie sah ihn vor sich, ein kleiner Junge, im
blauen Jäckchen, einen roten Apfel in der Hand. Da nimm, der schmeckt! Sie
sah ihn auf dem Schulplatz. Er hielt eine lange Stange in der Hand. Die erste,
die noch ein Wort sagt von der Rieka, die schlag ich tot! Sie sah ihn in ihrer
Stube. Er schaute sie an mit seinen ernsten, treuen Augen und sagte ihr, was
sie selbst wohl wußte, und was sie uicht wissen wollte: daß es eine Schande sei,
ihr Leben, und das ihres Vaters. Sie sah ihn, den Franz, den sie gehaßt hatte
ihr Leben lang, den sie verlästert hatte — den sie töten wollte. Weil ich ihn
lieb habe, zum Sterben lieb, schrie es in ihr.

Franz, Franz! wollte sie rufen, nimm dich vor dem Hinrich in acht! Sie
brachte keinen Laut hervor. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Die Zunge
klebte ihr am Gaumen. Der Mond durchbrach die schwarzen Wolken — da sah
sie die beiden, dicht vor sich. Der Hinrich hielt etwas in der Hand, das im
Mondlicht blitzte. Die Rieka stürzte vorwärts: Halt, Hinrich! Er konnte sie nicht
hören. Es kam kein Laut über ihre Lippen. Dann war sie zur Stelle. Ich
hab gelogen, brachs aus ihr hervor: der Franz ist unschuldig. Ich hab ihn lieb,
den Franz, und keinen sonst!

Verfluchte! sagte der Hinrich und stieß ihr das Messer in die Brust.




Die Dora wartete auf den Franz in der Nacht. Sie hätte nicht schlafen
gehn können, da sie wußte, daß ihr Sohn in der Krone sei. Eine Unruhe war
in ihr, eine bange Sorge. Sie wußte es gewiß: ein Unglück geschieht. — Da
pochte es an der Haustür. Sie schloß auf. Gottlob, der Franz war da, heil und
gesund, aber doch war das Unglück geschehen: die Rieka trugen sie daher, die
schwarze Rieka, blutüberströmt, ohne Leben.

Nicht über meine Schwelle! schrie die Frau, ob lebendig oder tot! Aus dein
Hause drüben kommt zu uns nur das Böse!

Sie hat den Messerstich aufgefangen, der für mich bestimmt war, sagte der
Franz. Sie hat mir das Leben gerettet!

Da war die Dora wie umgewandelt. Sie sagte kein Wort mehr. Die beste
Gaststube schloß sie auf und bettete die Kranke dort hinein. Der Knecht mußte
in die Stadt reiten zum Arzt, sofort in der Nacht. Sie wusch und verband die
Wunde. Sie wich nicht vom Bette der Kranken.

Die Rieka in unserm Haus, dem Herin seine Rieka? sagte der Jochen und
stand auf aus seinem Bette. Was für ein Glück! Am folgenden Morgen ging
er in die Kirche. Nun mach ichs gut. Kannst ruhig schlafen, Vater, in deinem
Grab. An dem Herrn seinem Kind da mach ichs gut, was ich dir getan hab,
daß du darüber gestorben bist. Nun kommt alles in Ordnung! Wie umge¬
wandelt war der Jochen, stand wieder hinter der Ladenbank und verkaufte, ging
in die Bcickkammer, in den Garten. Die Dora durfte getrost am Krankenbette
sitzen, der Jochen nahm ihre Stelle wahr.

Große Aufregung herrschte im Dorf, in der ganzen Gegend. Der Hinrich
Dorment hat die schwarze Rieka gestochen, ist selbst ans Gericht und hat sich an¬
gezeigt, jetzt sitzt er in Untersuchungshaft im Gefängnis in der Stadt. Und als
der alte Dorment es gehört hat? Hingefallen ist er in seiner Küche und ist tot
gewesen. Der Schlag hat ihn gerührt.

Die Fina Dirkiug kann die Aussteuer einpacken und auf einen andern Freier
warten. Alles im Haus hat sie entzwei geschlagen, hat geheult vor Wut.


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[0178] Westfälische Geschichten bring dirs in Ordnung, Rieka, hatte der Hinrich gesagt. Sie hörte es, hörte es immer wieder. Sie wußte, was das bedeutete. Hinrich, Hinrich! schrie sie, riß die Tür auf, schlüpfte durch den dunkeln Flur, klinkte die Haustür auf. Jetzt stand sie ans der Straße. Es war eine dunkle Nacht. Nur zuweilen durchbrachen Mondstrahlen das dichtschwarze Gewölk, das am Himmel trieb. Wohin hatte sich der Hinrich gewandt, wo hatte ihn der Franz erwartet? Der Franz —! Sie sah ihn vor sich, ein kleiner Junge, im blauen Jäckchen, einen roten Apfel in der Hand. Da nimm, der schmeckt! Sie sah ihn auf dem Schulplatz. Er hielt eine lange Stange in der Hand. Die erste, die noch ein Wort sagt von der Rieka, die schlag ich tot! Sie sah ihn in ihrer Stube. Er schaute sie an mit seinen ernsten, treuen Augen und sagte ihr, was sie selbst wohl wußte, und was sie uicht wissen wollte: daß es eine Schande sei, ihr Leben, und das ihres Vaters. Sie sah ihn, den Franz, den sie gehaßt hatte ihr Leben lang, den sie verlästert hatte — den sie töten wollte. Weil ich ihn lieb habe, zum Sterben lieb, schrie es in ihr. Franz, Franz! wollte sie rufen, nimm dich vor dem Hinrich in acht! Sie brachte keinen Laut hervor. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Die Zunge klebte ihr am Gaumen. Der Mond durchbrach die schwarzen Wolken — da sah sie die beiden, dicht vor sich. Der Hinrich hielt etwas in der Hand, das im Mondlicht blitzte. Die Rieka stürzte vorwärts: Halt, Hinrich! Er konnte sie nicht hören. Es kam kein Laut über ihre Lippen. Dann war sie zur Stelle. Ich hab gelogen, brachs aus ihr hervor: der Franz ist unschuldig. Ich hab ihn lieb, den Franz, und keinen sonst! Verfluchte! sagte der Hinrich und stieß ihr das Messer in die Brust. Die Dora wartete auf den Franz in der Nacht. Sie hätte nicht schlafen gehn können, da sie wußte, daß ihr Sohn in der Krone sei. Eine Unruhe war in ihr, eine bange Sorge. Sie wußte es gewiß: ein Unglück geschieht. — Da pochte es an der Haustür. Sie schloß auf. Gottlob, der Franz war da, heil und gesund, aber doch war das Unglück geschehen: die Rieka trugen sie daher, die schwarze Rieka, blutüberströmt, ohne Leben. Nicht über meine Schwelle! schrie die Frau, ob lebendig oder tot! Aus dein Hause drüben kommt zu uns nur das Böse! Sie hat den Messerstich aufgefangen, der für mich bestimmt war, sagte der Franz. Sie hat mir das Leben gerettet! Da war die Dora wie umgewandelt. Sie sagte kein Wort mehr. Die beste Gaststube schloß sie auf und bettete die Kranke dort hinein. Der Knecht mußte in die Stadt reiten zum Arzt, sofort in der Nacht. Sie wusch und verband die Wunde. Sie wich nicht vom Bette der Kranken. Die Rieka in unserm Haus, dem Herin seine Rieka? sagte der Jochen und stand auf aus seinem Bette. Was für ein Glück! Am folgenden Morgen ging er in die Kirche. Nun mach ichs gut. Kannst ruhig schlafen, Vater, in deinem Grab. An dem Herrn seinem Kind da mach ichs gut, was ich dir getan hab, daß du darüber gestorben bist. Nun kommt alles in Ordnung! Wie umge¬ wandelt war der Jochen, stand wieder hinter der Ladenbank und verkaufte, ging in die Bcickkammer, in den Garten. Die Dora durfte getrost am Krankenbette sitzen, der Jochen nahm ihre Stelle wahr. Große Aufregung herrschte im Dorf, in der ganzen Gegend. Der Hinrich Dorment hat die schwarze Rieka gestochen, ist selbst ans Gericht und hat sich an¬ gezeigt, jetzt sitzt er in Untersuchungshaft im Gefängnis in der Stadt. Und als der alte Dorment es gehört hat? Hingefallen ist er in seiner Küche und ist tot gewesen. Der Schlag hat ihn gerührt. Die Fina Dirkiug kann die Aussteuer einpacken und auf einen andern Freier warten. Alles im Haus hat sie entzwei geschlagen, hat geheult vor Wut.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/178>, abgerufen am 04.07.2024.