Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.Die Ulabnnkerstraße kleinen Tornister trug, und auch von den andern Kameraden konnte nur wenig (Schluß folgt) Die Klabunkerstraße R Charlotte Niese oman von (Fortsetzung) 20 n diesem Nachmittage stand die Äbtissin vor ihrem Schreibtisch und Eilig ging sie ihm entgegen. Wolf! Welche angenehme Überraschung! Besorgt sah er in ihr schmales Gesicht. -- Du siehst nicht gut Eifrig wehrte sie ab. Mir fehlt nichts. Das Sommerwetter greift mich immer etwas an. Schön, Also Melitta wird dir nicht zu viel? fragte er noch einmal. Ich wollte sie Es war ihm, als atmete seine Schwester erleichtert auf. Du mußt mit deiner Frau sprechen, Wolf. Ich sehe sie wenig, sehr wenig; Mit einer gewissen Absichtlichkeit brachte sie das Gespräch auf die Angelegen¬ Starr sah er aus dem Fenster auf den breiten Kiesweg und die grünenden Die Ulabnnkerstraße kleinen Tornister trug, und auch von den andern Kameraden konnte nur wenig (Schluß folgt) Die Klabunkerstraße R Charlotte Niese oman von (Fortsetzung) 20 n diesem Nachmittage stand die Äbtissin vor ihrem Schreibtisch und Eilig ging sie ihm entgegen. Wolf! Welche angenehme Überraschung! Besorgt sah er in ihr schmales Gesicht. — Du siehst nicht gut Eifrig wehrte sie ab. Mir fehlt nichts. Das Sommerwetter greift mich immer etwas an. Schön, Also Melitta wird dir nicht zu viel? fragte er noch einmal. Ich wollte sie Es war ihm, als atmete seine Schwester erleichtert auf. Du mußt mit deiner Frau sprechen, Wolf. Ich sehe sie wenig, sehr wenig; Mit einer gewissen Absichtlichkeit brachte sie das Gespräch auf die Angelegen¬ Starr sah er aus dem Fenster auf den breiten Kiesweg und die grünenden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0737" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293536"/> <fw type="header" place="top"> Die Ulabnnkerstraße</fw><lb/> <p xml:id="ID_4107" prev="#ID_4106"> kleinen Tornister trug, und auch von den andern Kameraden konnte nur wenig<lb/> Geld zur Anschaffung des Allernötigsten entliehen werden. Somit waren wir in<lb/> der ersten Zeit genötigt, möglichst wenig auszugehn, vielmehr uns fast ganz auf<lb/> das Leben zu Hause, d. h. im genannten Hotel, zu beschränken.</p><lb/> <p xml:id="ID_4108"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Klabunkerstraße<lb/> R<note type="byline"> Charlotte Niese</note> oman von<lb/> (Fortsetzung)</head><lb/> <div n="2"> <head> 20</head><lb/> <p xml:id="ID_4109"> n diesem Nachmittage stand die Äbtissin vor ihrem Schreibtisch und<lb/> blätterte in einigen Papieren, als ihr der Baron Wolf gemeldet wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_4110"> Eilig ging sie ihm entgegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_4111"> Wolf! Welche angenehme Überraschung!</p><lb/> <p xml:id="ID_4112"> Besorgt sah er in ihr schmales Gesicht. — Du siehst nicht gut<lb/> >aus, Asta! Was quält dich? Wird Melitta dir zu viel?</p><lb/> <p xml:id="ID_4113"> Eifrig wehrte sie ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_4114"> Mir fehlt nichts. Das Sommerwetter greift mich immer etwas an. Schön,<lb/> daß du kommst! Herr Seifert ist einmal wieder in die Ferien gegangen, und ich<lb/> sitze über geschäftlichen Sachen, deren Verständnis mir schwer wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_4115"> Also Melitta wird dir nicht zu viel? fragte er noch einmal. Ich wollte sie<lb/> wir heute eigentlich auf den Doveuhof holen und deine Gastfreundschaft nicht länger<lb/> in Anspruch nehmen. Mein Gut verlangt die Anwesenheit des Herrn.</p><lb/> <p xml:id="ID_4116"> Es war ihm, als atmete seine Schwester erleichtert auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_4117"> Du mußt mit deiner Frau sprechen, Wolf. Ich sehe sie wenig, sehr wenig;<lb/> meine Zeit ist in Anspruch genommen. Die Damen sind zum Teil verreist, und<lb/> ihre Geschäfte mich ich ebenfalls erledigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_4118"> Mit einer gewissen Absichtlichkeit brachte sie das Gespräch auf die Angelegen¬<lb/> heiten des Klosters und fragte dann nach dem Dovenhof. Wolf erzählte, daß es<lb/> Herrn Schröder besser ginge, und daß er eine Hilfskraft für ihn gefunden hätte.<lb/> Dann setzten sich die Geschwister zusammen hin und vertieften sich in eine Geld¬<lb/> angelegenheit, die Sache des Rendanten war, die dieser aber versäumt hatte, vor<lb/> seiner Abreise zu erledigen. Wolf versprach, nachher im Vorzimmer einen Brief<lb/> Ku schreiben. Er kannte ja die Art der Geschäfte von früher her. Als er fertig<lb/> ^ar, verließ er seine Schwester, um nach Melitta zu sehen. Aber sie war im ganzen<lb/> Haus nicht zu finden, und der Diener sagte, daß sie im Klosterpark sei. Wolf begab<lb/> also auf die Suche nach ihr, fand sie jedoch nicht und setzte sich dann in das<lb/> ^orzimmer, wo er einstmals als Vertreter des Rendanten gearbeitet hatte. Seine<lb/> Gedanken wanderten in die Zeit zurück, wo er noch nicht den Dovenhof besessen<lb/> Mlle, und Elisabeth seine Frau gewesen war. Mit Vorliebe ging er allem Nach¬<lb/> denken aus dem Wege. Seitdeni er mit Melitta verheiratet war, ließ er das Leben<lb/> "n sich vorübergleiten. Meist trug er ein verdrossenes Gefühl mit sich herum, und<lb/> von seiner ehemaligen sorglosen Heiterkeit war keine Spur mehr vorhanden. Mit<lb/> °en Jahren verschwand eben die Lustigkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_4119" next="#ID_4120"> Starr sah er aus dem Fenster auf den breiten Kiesweg und die grünenden<lb/> -Lusche. So grün war es auch in dem Garten gewesen, wo er sich mit Elisabeth<lb/> verlobt hatte. Er wußte genau, wie sich die schlanke Mndchengestalt von dem tiefen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0737]
Die Ulabnnkerstraße
kleinen Tornister trug, und auch von den andern Kameraden konnte nur wenig
Geld zur Anschaffung des Allernötigsten entliehen werden. Somit waren wir in
der ersten Zeit genötigt, möglichst wenig auszugehn, vielmehr uns fast ganz auf
das Leben zu Hause, d. h. im genannten Hotel, zu beschränken.
(Schluß folgt)
Die Klabunkerstraße
R Charlotte Niese oman von
(Fortsetzung)
20
n diesem Nachmittage stand die Äbtissin vor ihrem Schreibtisch und
blätterte in einigen Papieren, als ihr der Baron Wolf gemeldet wurde.
Eilig ging sie ihm entgegen.
Wolf! Welche angenehme Überraschung!
Besorgt sah er in ihr schmales Gesicht. — Du siehst nicht gut
>aus, Asta! Was quält dich? Wird Melitta dir zu viel?
Eifrig wehrte sie ab.
Mir fehlt nichts. Das Sommerwetter greift mich immer etwas an. Schön,
daß du kommst! Herr Seifert ist einmal wieder in die Ferien gegangen, und ich
sitze über geschäftlichen Sachen, deren Verständnis mir schwer wird.
Also Melitta wird dir nicht zu viel? fragte er noch einmal. Ich wollte sie
wir heute eigentlich auf den Doveuhof holen und deine Gastfreundschaft nicht länger
in Anspruch nehmen. Mein Gut verlangt die Anwesenheit des Herrn.
Es war ihm, als atmete seine Schwester erleichtert auf.
Du mußt mit deiner Frau sprechen, Wolf. Ich sehe sie wenig, sehr wenig;
meine Zeit ist in Anspruch genommen. Die Damen sind zum Teil verreist, und
ihre Geschäfte mich ich ebenfalls erledigen.
Mit einer gewissen Absichtlichkeit brachte sie das Gespräch auf die Angelegen¬
heiten des Klosters und fragte dann nach dem Dovenhof. Wolf erzählte, daß es
Herrn Schröder besser ginge, und daß er eine Hilfskraft für ihn gefunden hätte.
Dann setzten sich die Geschwister zusammen hin und vertieften sich in eine Geld¬
angelegenheit, die Sache des Rendanten war, die dieser aber versäumt hatte, vor
seiner Abreise zu erledigen. Wolf versprach, nachher im Vorzimmer einen Brief
Ku schreiben. Er kannte ja die Art der Geschäfte von früher her. Als er fertig
^ar, verließ er seine Schwester, um nach Melitta zu sehen. Aber sie war im ganzen
Haus nicht zu finden, und der Diener sagte, daß sie im Klosterpark sei. Wolf begab
also auf die Suche nach ihr, fand sie jedoch nicht und setzte sich dann in das
^orzimmer, wo er einstmals als Vertreter des Rendanten gearbeitet hatte. Seine
Gedanken wanderten in die Zeit zurück, wo er noch nicht den Dovenhof besessen
Mlle, und Elisabeth seine Frau gewesen war. Mit Vorliebe ging er allem Nach¬
denken aus dem Wege. Seitdeni er mit Melitta verheiratet war, ließ er das Leben
"n sich vorübergleiten. Meist trug er ein verdrossenes Gefühl mit sich herum, und
von seiner ehemaligen sorglosen Heiterkeit war keine Spur mehr vorhanden. Mit
°en Jahren verschwand eben die Lustigkeit.
Starr sah er aus dem Fenster auf den breiten Kiesweg und die grünenden
-Lusche. So grün war es auch in dem Garten gewesen, wo er sich mit Elisabeth
verlobt hatte. Er wußte genau, wie sich die schlanke Mndchengestalt von dem tiefen
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