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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Teppich, während die Wände dieses sowie der folgenden Räume mit rotem Damast
(die rote Farbe ist am Vatikan vorherrschend) bekleidet sind, wodurch eine besonders
feierliche Stimmung hervorgerufen wird, zumal da auch die Decken alle reich kafsettiert
sind und in der Mitte jedesmal das Wappen eines Papstes tragen. Neben der
Eingangstür links ist ein größeres Gemälde: eine Madonna mit dem Bcmibino, in
der Ecke links steht hinter einem schweren, roten Vorhange die rote "Portcmtinci,"
die Sänfte des Papstes. An der Wand hängt ein Se. Georg mit dem Drachen,
dessen Meister sowie die fast aller übrigen Gemälde leider nicht zu erfahren und zu
erkennen waren. Unter den vielen kleinen Holzgemälden, die den Raum schmücken,
ist, wie mein Begleiter, ein bekannter deutscher Maler, versicherte und was uns
Deutsche ganz besonders interessieren dürfte, neben der Ausgangstür des Zimmers
ein Lukas Cranach. Es ist das Brustbild eines jungen Mannes in dunkler Kleidung
mit blondem Bart und großer weißer Halskrause. Es ist schade, daß ein Ge¬
mälde eines unsrer bedeutendsten alten Meister dort verlassen und vielleicht nicht
einmal erkannt der Öffentlichkeit verloren gegangen ist. Der nächste Raum, die Sa-Is,
Ac-Ali ^.rsÄi-i, enthält, Wie schon der Name sagt, drei große Gobelins, die je eine ganze
Wandfläche einnehmen. Die Farben der prächtigen Gewebe sind gut erhalten, nur
das erste rechts, eine Auferweckung des Lazarus aus dem Jahre 1759, hat etwas
gelitten; wie uns unser Führer mitteilte, ist es vor längerer Zeit einmal gewaschen
worden, wobei sich die Fäden des Gewebes verzogen hatten. Die Heilung des
Aussätzigen in der Mitte, sowie die Hochzeit zu Kann sind Meisterwerke und
tadellos gut erhalten. Alle drei in riesigen vergoldeten Rahmen wirken zusammen
überaus harmonisch auf den Beschauer. Woher die Gobelins stammen, und wer
sie verfertigt hat, war leider nicht zu erfahren. Das nächste Zimmer, an das sich
rechts die kleine Privatkapelle des Papstes anschließt, ist sehr einfach gehalten, ohne
Gemälde oder sonstigen Schmuck, nur vor dem Fenster links steht ein Kruzifix auf
einem kostbaren Marmortisch. Die Cappella Privata (der Madonna del Carmine ge¬
weiht), in die wir einen Blick werfen konnten, ist sehr klein und schmucklos, das
Halbdunkel läßt auch leider keine genaue Besichtigung zu. In der Mitte des engen
Raumes steht ein kleiner einfacher Altar mit einem Kruzifix, umgeben von einigen
Kerzen, in der Ecke der Hauskapelle, die der Papst direkt von seinen Privatgemächern
aus jeden Morgen allein besuchte, hängt die ewige Lampe; spärliches Licht dringt
durch zwei Fensterchen, die mit gelben Gardinen verhängt sind, aus dem Hinter¬
grund in den Raum, den wohl selten ein profaner Fuß betreten hat. Zurück geht
es in den Vorraum und dann weiter nach dem Thronsaal, der seiner Bestimmung
entsprechend prächtig ausgestattet ist. Den zwei Fenstern gegenüber an der Rück¬
wand des weiten Saales steht unter einem vergoldeten Baldachin der erhöhte Thron-
sessel mit rotseidnem Kissen, auf dem der Papst Platz nimmt, um die zur Audienz
geladner Personen zum Hand- und Fußkuß zu empfangen. Die Decke ist prächtig
tassettiert und mit reich vergoldetem Stuck bedeckt. Das nächste Zimmer, schon nach
dem Petersplatze zu, konnten wir nicht mehr betreten, da wir schon in der aller¬
nächsten Nähe der päpstlichen Privatgemächer waren. Es ist ein schmaler, ein-
fenstriger Raum ohne Schmuck; ein Kreuz auf einem kleinen Tisch macht die ganze
Einrichtung des sehr bescheidnen Zimmers aus.

Hier hatte der Vatikan für uns ein Ende, denn es folgen nun nach dem
Petersplatze zu die fünf Privatgemächer des Papstes, die überhaupt nicht besichtigt
werden dürfen. Es sind dies je ein Vorzimmer für den Leibdiener, den schon ge¬
nannten Cav. P. Centra, und die vamsriori ssArsti, deren Zimmer die Verbindung
nach der Privatkapelle herstellt. Es folgen das zweifenstrige Wohn- und Arbeits¬
zimmer mit kleinem Thron, das kleine Schlafzimmer und der Bibliothekraum. Die
Einrichtung der Privatgemächer ist sehr einfach, doch möchten wir das Schlafzimmer
des verstorbnen Papstes, das er während seiner letzten schweren Krankheit nicht
mehr verlassen hatte, etwas näher beschreiben. Das einfenstrige Zimmer enthält


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Teppich, während die Wände dieses sowie der folgenden Räume mit rotem Damast
(die rote Farbe ist am Vatikan vorherrschend) bekleidet sind, wodurch eine besonders
feierliche Stimmung hervorgerufen wird, zumal da auch die Decken alle reich kafsettiert
sind und in der Mitte jedesmal das Wappen eines Papstes tragen. Neben der
Eingangstür links ist ein größeres Gemälde: eine Madonna mit dem Bcmibino, in
der Ecke links steht hinter einem schweren, roten Vorhange die rote „Portcmtinci,"
die Sänfte des Papstes. An der Wand hängt ein Se. Georg mit dem Drachen,
dessen Meister sowie die fast aller übrigen Gemälde leider nicht zu erfahren und zu
erkennen waren. Unter den vielen kleinen Holzgemälden, die den Raum schmücken,
ist, wie mein Begleiter, ein bekannter deutscher Maler, versicherte und was uns
Deutsche ganz besonders interessieren dürfte, neben der Ausgangstür des Zimmers
ein Lukas Cranach. Es ist das Brustbild eines jungen Mannes in dunkler Kleidung
mit blondem Bart und großer weißer Halskrause. Es ist schade, daß ein Ge¬
mälde eines unsrer bedeutendsten alten Meister dort verlassen und vielleicht nicht
einmal erkannt der Öffentlichkeit verloren gegangen ist. Der nächste Raum, die Sa-Is,
Ac-Ali ^.rsÄi-i, enthält, Wie schon der Name sagt, drei große Gobelins, die je eine ganze
Wandfläche einnehmen. Die Farben der prächtigen Gewebe sind gut erhalten, nur
das erste rechts, eine Auferweckung des Lazarus aus dem Jahre 1759, hat etwas
gelitten; wie uns unser Führer mitteilte, ist es vor längerer Zeit einmal gewaschen
worden, wobei sich die Fäden des Gewebes verzogen hatten. Die Heilung des
Aussätzigen in der Mitte, sowie die Hochzeit zu Kann sind Meisterwerke und
tadellos gut erhalten. Alle drei in riesigen vergoldeten Rahmen wirken zusammen
überaus harmonisch auf den Beschauer. Woher die Gobelins stammen, und wer
sie verfertigt hat, war leider nicht zu erfahren. Das nächste Zimmer, an das sich
rechts die kleine Privatkapelle des Papstes anschließt, ist sehr einfach gehalten, ohne
Gemälde oder sonstigen Schmuck, nur vor dem Fenster links steht ein Kruzifix auf
einem kostbaren Marmortisch. Die Cappella Privata (der Madonna del Carmine ge¬
weiht), in die wir einen Blick werfen konnten, ist sehr klein und schmucklos, das
Halbdunkel läßt auch leider keine genaue Besichtigung zu. In der Mitte des engen
Raumes steht ein kleiner einfacher Altar mit einem Kruzifix, umgeben von einigen
Kerzen, in der Ecke der Hauskapelle, die der Papst direkt von seinen Privatgemächern
aus jeden Morgen allein besuchte, hängt die ewige Lampe; spärliches Licht dringt
durch zwei Fensterchen, die mit gelben Gardinen verhängt sind, aus dem Hinter¬
grund in den Raum, den wohl selten ein profaner Fuß betreten hat. Zurück geht
es in den Vorraum und dann weiter nach dem Thronsaal, der seiner Bestimmung
entsprechend prächtig ausgestattet ist. Den zwei Fenstern gegenüber an der Rück¬
wand des weiten Saales steht unter einem vergoldeten Baldachin der erhöhte Thron-
sessel mit rotseidnem Kissen, auf dem der Papst Platz nimmt, um die zur Audienz
geladner Personen zum Hand- und Fußkuß zu empfangen. Die Decke ist prächtig
tassettiert und mit reich vergoldetem Stuck bedeckt. Das nächste Zimmer, schon nach
dem Petersplatze zu, konnten wir nicht mehr betreten, da wir schon in der aller¬
nächsten Nähe der päpstlichen Privatgemächer waren. Es ist ein schmaler, ein-
fenstriger Raum ohne Schmuck; ein Kreuz auf einem kleinen Tisch macht die ganze
Einrichtung des sehr bescheidnen Zimmers aus.

Hier hatte der Vatikan für uns ein Ende, denn es folgen nun nach dem
Petersplatze zu die fünf Privatgemächer des Papstes, die überhaupt nicht besichtigt
werden dürfen. Es sind dies je ein Vorzimmer für den Leibdiener, den schon ge¬
nannten Cav. P. Centra, und die vamsriori ssArsti, deren Zimmer die Verbindung
nach der Privatkapelle herstellt. Es folgen das zweifenstrige Wohn- und Arbeits¬
zimmer mit kleinem Thron, das kleine Schlafzimmer und der Bibliothekraum. Die
Einrichtung der Privatgemächer ist sehr einfach, doch möchten wir das Schlafzimmer
des verstorbnen Papstes, das er während seiner letzten schweren Krankheit nicht
mehr verlassen hatte, etwas näher beschreiben. Das einfenstrige Zimmer enthält


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[0502] Maßgebliches und Unmaßgebliches Teppich, während die Wände dieses sowie der folgenden Räume mit rotem Damast (die rote Farbe ist am Vatikan vorherrschend) bekleidet sind, wodurch eine besonders feierliche Stimmung hervorgerufen wird, zumal da auch die Decken alle reich kafsettiert sind und in der Mitte jedesmal das Wappen eines Papstes tragen. Neben der Eingangstür links ist ein größeres Gemälde: eine Madonna mit dem Bcmibino, in der Ecke links steht hinter einem schweren, roten Vorhange die rote „Portcmtinci," die Sänfte des Papstes. An der Wand hängt ein Se. Georg mit dem Drachen, dessen Meister sowie die fast aller übrigen Gemälde leider nicht zu erfahren und zu erkennen waren. Unter den vielen kleinen Holzgemälden, die den Raum schmücken, ist, wie mein Begleiter, ein bekannter deutscher Maler, versicherte und was uns Deutsche ganz besonders interessieren dürfte, neben der Ausgangstür des Zimmers ein Lukas Cranach. Es ist das Brustbild eines jungen Mannes in dunkler Kleidung mit blondem Bart und großer weißer Halskrause. Es ist schade, daß ein Ge¬ mälde eines unsrer bedeutendsten alten Meister dort verlassen und vielleicht nicht einmal erkannt der Öffentlichkeit verloren gegangen ist. Der nächste Raum, die Sa-Is, Ac-Ali ^.rsÄi-i, enthält, Wie schon der Name sagt, drei große Gobelins, die je eine ganze Wandfläche einnehmen. Die Farben der prächtigen Gewebe sind gut erhalten, nur das erste rechts, eine Auferweckung des Lazarus aus dem Jahre 1759, hat etwas gelitten; wie uns unser Führer mitteilte, ist es vor längerer Zeit einmal gewaschen worden, wobei sich die Fäden des Gewebes verzogen hatten. Die Heilung des Aussätzigen in der Mitte, sowie die Hochzeit zu Kann sind Meisterwerke und tadellos gut erhalten. Alle drei in riesigen vergoldeten Rahmen wirken zusammen überaus harmonisch auf den Beschauer. Woher die Gobelins stammen, und wer sie verfertigt hat, war leider nicht zu erfahren. Das nächste Zimmer, an das sich rechts die kleine Privatkapelle des Papstes anschließt, ist sehr einfach gehalten, ohne Gemälde oder sonstigen Schmuck, nur vor dem Fenster links steht ein Kruzifix auf einem kostbaren Marmortisch. Die Cappella Privata (der Madonna del Carmine ge¬ weiht), in die wir einen Blick werfen konnten, ist sehr klein und schmucklos, das Halbdunkel läßt auch leider keine genaue Besichtigung zu. In der Mitte des engen Raumes steht ein kleiner einfacher Altar mit einem Kruzifix, umgeben von einigen Kerzen, in der Ecke der Hauskapelle, die der Papst direkt von seinen Privatgemächern aus jeden Morgen allein besuchte, hängt die ewige Lampe; spärliches Licht dringt durch zwei Fensterchen, die mit gelben Gardinen verhängt sind, aus dem Hinter¬ grund in den Raum, den wohl selten ein profaner Fuß betreten hat. Zurück geht es in den Vorraum und dann weiter nach dem Thronsaal, der seiner Bestimmung entsprechend prächtig ausgestattet ist. Den zwei Fenstern gegenüber an der Rück¬ wand des weiten Saales steht unter einem vergoldeten Baldachin der erhöhte Thron- sessel mit rotseidnem Kissen, auf dem der Papst Platz nimmt, um die zur Audienz geladner Personen zum Hand- und Fußkuß zu empfangen. Die Decke ist prächtig tassettiert und mit reich vergoldetem Stuck bedeckt. Das nächste Zimmer, schon nach dem Petersplatze zu, konnten wir nicht mehr betreten, da wir schon in der aller¬ nächsten Nähe der päpstlichen Privatgemächer waren. Es ist ein schmaler, ein- fenstriger Raum ohne Schmuck; ein Kreuz auf einem kleinen Tisch macht die ganze Einrichtung des sehr bescheidnen Zimmers aus. Hier hatte der Vatikan für uns ein Ende, denn es folgen nun nach dem Petersplatze zu die fünf Privatgemächer des Papstes, die überhaupt nicht besichtigt werden dürfen. Es sind dies je ein Vorzimmer für den Leibdiener, den schon ge¬ nannten Cav. P. Centra, und die vamsriori ssArsti, deren Zimmer die Verbindung nach der Privatkapelle herstellt. Es folgen das zweifenstrige Wohn- und Arbeits¬ zimmer mit kleinem Thron, das kleine Schlafzimmer und der Bibliothekraum. Die Einrichtung der Privatgemächer ist sehr einfach, doch möchten wir das Schlafzimmer des verstorbnen Papstes, das er während seiner letzten schweren Krankheit nicht mehr verlassen hatte, etwas näher beschreiben. Das einfenstrige Zimmer enthält

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/502>, abgerufen am 22.07.2024.