Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.Rußland und Japan und die Bahn sowie die ganze militärische Stellung im Osten so vervollkommnet, Ihm liegt auch die Sorge für Ruhe, Sicherheit und Wohlfahrt sowohl Durch dieses äußere Zeichen der Einverleibung der Mandschurei in die Rußland und Japan und die Bahn sowie die ganze militärische Stellung im Osten so vervollkommnet, Ihm liegt auch die Sorge für Ruhe, Sicherheit und Wohlfahrt sowohl Durch dieses äußere Zeichen der Einverleibung der Mandschurei in die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0328" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293125"/> <fw type="header" place="top"> Rußland und Japan</fw><lb/> <p xml:id="ID_1811" prev="#ID_1810"> und die Bahn sowie die ganze militärische Stellung im Osten so vervollkommnet,<lb/> daß man allen eintretenden Verhältnissen gewachsen war. Nachdem anch das<lb/> erreicht war, ging man zu Verhandlungen mit China wegen der dauernden Be¬<lb/> setzung der Mandschurei über, während zugleich deren Räumung als eine An¬<lb/> gelegenheit bezeichnet wurde, worin Rußland nur mit China verhandle, und<lb/> worin es sich von andern Mächten nicht beeinflussen lasse. Jedenfalls haben<lb/> sämtliche Mandschurei-Abkommen, ob sie geheim oder öffentlich, ob sie unter<lb/> Drohungen oder Versprechungen unterzeichnet oder nicht unterzeichnet worden<lb/> sind, an der Absicht der russischen Politik, diese Provinz besetzt zu halten, nichts<lb/> geändert. Sie haben aber für Nußland den Vorteil gehabt, daß eine allge¬<lb/> meine Beruhigung darüber in den Kabinetten eintrat, da man mehr und mehr<lb/> einsah, daß nach dem Bau der Bahn und nach der Besetzung der Häfen von<lb/> Port Arthur und Dalny die Verwirklichung der vollkommnen Rückgabe der<lb/> Provinz an China nur dann für Nußland möglich sein würde, wenn in China<lb/> die normale Lage vollends wiederhergestellt und in Peking eine Zentralregierung<lb/> wäre, die, unabhängig und stark, Nußland vor einer Wiederholung der Ereignisse<lb/> des Jahres 1900 schützen könnte. Im April 1903 wurde die Lokalverwaltung<lb/> der Mandschurei den Chinesen wieder übergeben, wodurch die russische Militär¬<lb/> herrschaft nicht beeinträchtigt, die Verwaltung des Landes aber bedeutend er¬<lb/> leichtert wurde. Die Räumung der Hauptplätze des Landes aber war nie von<lb/> längerer Dauer und nur von lokalem Wert. Im Oktober 1903 wurden zur<lb/> einheitlichen Verwaltung des ganzen Gebiets: die Mandschurei, das Amur-<lb/> generalgouvcrnement und das Kwcmtunggebiet als „Statthalterschaft des fernen<lb/> Ostens" zusammengeschlossen. Der Statthalter, Admiral Alexejew, wurde mit<lb/> der höchsten Gewalt in allen Zweigen der Zivilverwaltuug des Gebiets be¬<lb/> kleidet, die zugleich der Leitung der Ministerien entzogen wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1812"> Ihm liegt auch die Sorge für Ruhe, Sicherheit und Wohlfahrt sowohl<lb/> der an der chinesischen Ostbahn (mandschurischen) liegenden Gegenden als auch<lb/> der an die Statthalterschaft angrenzende», jenseits der Grenze liegenden russischen<lb/> Besitzungen ob. Die Kompetenzen und Pflichten des Statthalters für die Ver¬<lb/> waltung des fernen Ostens sind dieselben, die 1845 für die kaukasische Statt¬<lb/> halterschaft maßgebend waren, mit geringen Einschränkungen, die sich im allge¬<lb/> meinen durch die Verschiedenheit der staatlichen Verhältnisse in der jetzigen Zeit<lb/> und in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ergaben. Die diplomatischen Be¬<lb/> ziehungen im Verkehr dieser Gebiete mit den Nachbarstaaten sind in den Händen<lb/> des Statthalters konzentriert. Ihm wurde auch das Kommando der Kriegs¬<lb/> flotte im Stillen Ozean sowie aller Truppen des Gebiets übertragen. Ein<lb/> besondres Komitee unter dem Vorsitz des Zaren muß die Anordnungen des<lb/> Statthalters mit den allgemein staatlichen Ansichten und der Tätigkeit der<lb/> Ministerien in Einklang bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1813" next="#ID_1814"> Durch dieses äußere Zeichen der Einverleibung der Mandschurei in die<lb/> übrigen Besitzungen Rußlands im fernen Osten sowie durch die Nichträumüng<lb/> des Landes und hauptsächlich Niutschwangs, des einzigen offnen Hafens der<lb/> Mandschurei, nach Ablauf der letzten Verlängerungsverträge in Verbindung mit<lb/> der vollkommnen Abschließung des ganzen Landes wurde die öffentliche Meinung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0328]
Rußland und Japan
und die Bahn sowie die ganze militärische Stellung im Osten so vervollkommnet,
daß man allen eintretenden Verhältnissen gewachsen war. Nachdem anch das
erreicht war, ging man zu Verhandlungen mit China wegen der dauernden Be¬
setzung der Mandschurei über, während zugleich deren Räumung als eine An¬
gelegenheit bezeichnet wurde, worin Rußland nur mit China verhandle, und
worin es sich von andern Mächten nicht beeinflussen lasse. Jedenfalls haben
sämtliche Mandschurei-Abkommen, ob sie geheim oder öffentlich, ob sie unter
Drohungen oder Versprechungen unterzeichnet oder nicht unterzeichnet worden
sind, an der Absicht der russischen Politik, diese Provinz besetzt zu halten, nichts
geändert. Sie haben aber für Nußland den Vorteil gehabt, daß eine allge¬
meine Beruhigung darüber in den Kabinetten eintrat, da man mehr und mehr
einsah, daß nach dem Bau der Bahn und nach der Besetzung der Häfen von
Port Arthur und Dalny die Verwirklichung der vollkommnen Rückgabe der
Provinz an China nur dann für Nußland möglich sein würde, wenn in China
die normale Lage vollends wiederhergestellt und in Peking eine Zentralregierung
wäre, die, unabhängig und stark, Nußland vor einer Wiederholung der Ereignisse
des Jahres 1900 schützen könnte. Im April 1903 wurde die Lokalverwaltung
der Mandschurei den Chinesen wieder übergeben, wodurch die russische Militär¬
herrschaft nicht beeinträchtigt, die Verwaltung des Landes aber bedeutend er¬
leichtert wurde. Die Räumung der Hauptplätze des Landes aber war nie von
längerer Dauer und nur von lokalem Wert. Im Oktober 1903 wurden zur
einheitlichen Verwaltung des ganzen Gebiets: die Mandschurei, das Amur-
generalgouvcrnement und das Kwcmtunggebiet als „Statthalterschaft des fernen
Ostens" zusammengeschlossen. Der Statthalter, Admiral Alexejew, wurde mit
der höchsten Gewalt in allen Zweigen der Zivilverwaltuug des Gebiets be¬
kleidet, die zugleich der Leitung der Ministerien entzogen wurde.
Ihm liegt auch die Sorge für Ruhe, Sicherheit und Wohlfahrt sowohl
der an der chinesischen Ostbahn (mandschurischen) liegenden Gegenden als auch
der an die Statthalterschaft angrenzende», jenseits der Grenze liegenden russischen
Besitzungen ob. Die Kompetenzen und Pflichten des Statthalters für die Ver¬
waltung des fernen Ostens sind dieselben, die 1845 für die kaukasische Statt¬
halterschaft maßgebend waren, mit geringen Einschränkungen, die sich im allge¬
meinen durch die Verschiedenheit der staatlichen Verhältnisse in der jetzigen Zeit
und in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ergaben. Die diplomatischen Be¬
ziehungen im Verkehr dieser Gebiete mit den Nachbarstaaten sind in den Händen
des Statthalters konzentriert. Ihm wurde auch das Kommando der Kriegs¬
flotte im Stillen Ozean sowie aller Truppen des Gebiets übertragen. Ein
besondres Komitee unter dem Vorsitz des Zaren muß die Anordnungen des
Statthalters mit den allgemein staatlichen Ansichten und der Tätigkeit der
Ministerien in Einklang bringen.
Durch dieses äußere Zeichen der Einverleibung der Mandschurei in die
übrigen Besitzungen Rußlands im fernen Osten sowie durch die Nichträumüng
des Landes und hauptsächlich Niutschwangs, des einzigen offnen Hafens der
Mandschurei, nach Ablauf der letzten Verlängerungsverträge in Verbindung mit
der vollkommnen Abschließung des ganzen Landes wurde die öffentliche Meinung
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