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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Alabunkerstraße

Hoffentlich kann er Sie bald etwas unterstützen, Frau Fuchsins. Zuerst hat
er hier nur einen kleinen Gehalt, aber unser Herr Schmidt, der ja sehr tüchtig
ist, wird vielleicht bald an eine größere Schule versetzt. Wenn Klaus dann nur
inzwischen sein Examen macht, hoffe ich ihn fest anstellen zu können. Oder meine
Nachfolgerin wird es tun! setzte die Äbtissin hinzu. Dann also kann Ihr Sohn
für Sie sorgen, liebe Frau.

Frau Fuchsius strich ihre reine Schürze glatt. Das wird er wohl nicht tun,
Hochwürden. Er hat andre Gedanken, und er ist so klug. Da braucht man mehr
^eit, als gewöhnliche Leute. Ich habe es auch nicht nötig. Für mich allein
^erde ich noch immer satt. Und die zehntausend Mark, die mein armer Bruder
Moorheide gesteckt hat, die kann Klaus ja doch nicht bezahlen. Ach Hochwürden,
N?"" ^ ^ ^ar tausend Mark leihen könnte, ich glaube, ich könnte
^ ^orheide uoch hoch bringen. Der Hof ist wirklich gar so schlecht nicht, und
""U guter Mann hat sich nicht so geirrt, als er ihn gern kaufen wollte. Aber
^ ist darüber weggestorben, und mein armer Bruder hat sein Geld dazu herge-
s bull niemand auch nur einen Groschen für den Hof zahlen. Des¬
halb darf ich ja dort wohnen bleiben und kann ein paar Hühner halten und Ge¬
müse pflanzen, sodaß ich nicht zu verhungern brauche. Aber wenn ich nur ein
paar tausend Mark hätte!

>;hr Gesicht war viel jünger geworden, und ihre Augen blickten nicht mehr
?o trübe. Aber die Äbtissin rückte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.

Liebe Frau Fuchsius, ich habe kein Geld. Ich will gern etwas für Ihren
Zungen tun und habe ihn mir vom Seminar eigens ausgebeten, obgleich nicht
alle Stiftsdamen damit einverstanden waren, und ich will Ihnen eine kleine Unter¬
stützung geben, aber einige tausend Mark habe ich nicht.

Ihre Stimme zitterte, und Frau Fuchsius, die ganz von ihren eignen Ge¬
danken eingenommen gewesen war, erschrak und küßte ihr die Hand.

Hochwürden, daran dachte ich nicht. Hochwürden haben schon soviel für mich
getan, und die andern Damen auch, da werde ich doch nicht unverschämt sein
wollen. Es ist ja nur, daß ich so gern noch arbeiten möchte, und daß die Leute
letzt immer von meinem Manne denken, daß er sie um ihr Geld beschwindelt habe.
Und er hat es doch nicht schlecht gemeint. Nur daß er leichtgläubig war und
glaubte, daß alles gut gehn müßte!

Die Äbtissin beruhigte sich und entließ Frau Fuchsius freundlich, die durch
das Wohnzimmer davonschlüvfte. Herr von Wolffenradt wurde gebeten, einzu¬
treten. Mit ihm verhandelte die Äbtissin einige Angelegenheiten, und als er sich
zurückzog, trat Gräfin Eberstein ein.

Auch sie hatte eine Mappe mit amtlich aussehenden Schreiben in der Hand
und wechselte mit Wolf im Vorübergehn einige Worte.

Wie gehts, lieber Baron? Also Sie vertreten unsern Rendanten? Hoffentlich
werden Ihnen seine Obliegenheiten nicht allzu schwer!

Diese Art von Geschäften sind kinderleicht! entgegnete Wolf rasch. Der hoch¬
fahrende Ton der Gräfin ärgerte ihn.

Halten Sie sie nur nicht für zu leicht! warnte fie. Die Angelegenheiten des
Klosters müssen immer ernst genommen werden.

Mit kurzem Gruß verschwand sie im Arbeitszimmer der Äbtissin, und Wolf
mußte an Melitta denken, die ihm anvertraut hatte, daß sie Tante Betty Eber-
Iwn eigentlich nicht leiden könne. Aber ich darf es ja nicht merken lassen! hatte
sie hinzugesetzt. Sie ist ja meine Wohltäterin.

In gewisser Weise war jetzt auch Wolf von ihr abhängig, und da er wußte,
daß sie zur Nachfolgerin der jetzigen Äbtissin bestimmt sei, so mußte er sich vor¬
sichtig benehmen.

Gräfin Eberstein saß vor der Äbtissin und hielt ihr einen Vortrag über
innere Angelegenheiten des Klosters, über Verhandlungen mit der Regierung, über


Die Alabunkerstraße

Hoffentlich kann er Sie bald etwas unterstützen, Frau Fuchsins. Zuerst hat
er hier nur einen kleinen Gehalt, aber unser Herr Schmidt, der ja sehr tüchtig
ist, wird vielleicht bald an eine größere Schule versetzt. Wenn Klaus dann nur
inzwischen sein Examen macht, hoffe ich ihn fest anstellen zu können. Oder meine
Nachfolgerin wird es tun! setzte die Äbtissin hinzu. Dann also kann Ihr Sohn
für Sie sorgen, liebe Frau.

Frau Fuchsius strich ihre reine Schürze glatt. Das wird er wohl nicht tun,
Hochwürden. Er hat andre Gedanken, und er ist so klug. Da braucht man mehr
^eit, als gewöhnliche Leute. Ich habe es auch nicht nötig. Für mich allein
^erde ich noch immer satt. Und die zehntausend Mark, die mein armer Bruder
Moorheide gesteckt hat, die kann Klaus ja doch nicht bezahlen. Ach Hochwürden,
N?"" ^ ^ ^ar tausend Mark leihen könnte, ich glaube, ich könnte
^ ^orheide uoch hoch bringen. Der Hof ist wirklich gar so schlecht nicht, und
""U guter Mann hat sich nicht so geirrt, als er ihn gern kaufen wollte. Aber
^ ist darüber weggestorben, und mein armer Bruder hat sein Geld dazu herge-
s bull niemand auch nur einen Groschen für den Hof zahlen. Des¬
halb darf ich ja dort wohnen bleiben und kann ein paar Hühner halten und Ge¬
müse pflanzen, sodaß ich nicht zu verhungern brauche. Aber wenn ich nur ein
paar tausend Mark hätte!

>;hr Gesicht war viel jünger geworden, und ihre Augen blickten nicht mehr
?o trübe. Aber die Äbtissin rückte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.

Liebe Frau Fuchsius, ich habe kein Geld. Ich will gern etwas für Ihren
Zungen tun und habe ihn mir vom Seminar eigens ausgebeten, obgleich nicht
alle Stiftsdamen damit einverstanden waren, und ich will Ihnen eine kleine Unter¬
stützung geben, aber einige tausend Mark habe ich nicht.

Ihre Stimme zitterte, und Frau Fuchsius, die ganz von ihren eignen Ge¬
danken eingenommen gewesen war, erschrak und küßte ihr die Hand.

Hochwürden, daran dachte ich nicht. Hochwürden haben schon soviel für mich
getan, und die andern Damen auch, da werde ich doch nicht unverschämt sein
wollen. Es ist ja nur, daß ich so gern noch arbeiten möchte, und daß die Leute
letzt immer von meinem Manne denken, daß er sie um ihr Geld beschwindelt habe.
Und er hat es doch nicht schlecht gemeint. Nur daß er leichtgläubig war und
glaubte, daß alles gut gehn müßte!

Die Äbtissin beruhigte sich und entließ Frau Fuchsius freundlich, die durch
das Wohnzimmer davonschlüvfte. Herr von Wolffenradt wurde gebeten, einzu¬
treten. Mit ihm verhandelte die Äbtissin einige Angelegenheiten, und als er sich
zurückzog, trat Gräfin Eberstein ein.

Auch sie hatte eine Mappe mit amtlich aussehenden Schreiben in der Hand
und wechselte mit Wolf im Vorübergehn einige Worte.

Wie gehts, lieber Baron? Also Sie vertreten unsern Rendanten? Hoffentlich
werden Ihnen seine Obliegenheiten nicht allzu schwer!

Diese Art von Geschäften sind kinderleicht! entgegnete Wolf rasch. Der hoch¬
fahrende Ton der Gräfin ärgerte ihn.

Halten Sie sie nur nicht für zu leicht! warnte fie. Die Angelegenheiten des
Klosters müssen immer ernst genommen werden.

Mit kurzem Gruß verschwand sie im Arbeitszimmer der Äbtissin, und Wolf
mußte an Melitta denken, die ihm anvertraut hatte, daß sie Tante Betty Eber-
Iwn eigentlich nicht leiden könne. Aber ich darf es ja nicht merken lassen! hatte
sie hinzugesetzt. Sie ist ja meine Wohltäterin.

In gewisser Weise war jetzt auch Wolf von ihr abhängig, und da er wußte,
daß sie zur Nachfolgerin der jetzigen Äbtissin bestimmt sei, so mußte er sich vor¬
sichtig benehmen.

Gräfin Eberstein saß vor der Äbtissin und hielt ihr einen Vortrag über
innere Angelegenheiten des Klosters, über Verhandlungen mit der Regierung, über


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[0245] Die Alabunkerstraße Hoffentlich kann er Sie bald etwas unterstützen, Frau Fuchsins. Zuerst hat er hier nur einen kleinen Gehalt, aber unser Herr Schmidt, der ja sehr tüchtig ist, wird vielleicht bald an eine größere Schule versetzt. Wenn Klaus dann nur inzwischen sein Examen macht, hoffe ich ihn fest anstellen zu können. Oder meine Nachfolgerin wird es tun! setzte die Äbtissin hinzu. Dann also kann Ihr Sohn für Sie sorgen, liebe Frau. Frau Fuchsius strich ihre reine Schürze glatt. Das wird er wohl nicht tun, Hochwürden. Er hat andre Gedanken, und er ist so klug. Da braucht man mehr ^eit, als gewöhnliche Leute. Ich habe es auch nicht nötig. Für mich allein ^erde ich noch immer satt. Und die zehntausend Mark, die mein armer Bruder Moorheide gesteckt hat, die kann Klaus ja doch nicht bezahlen. Ach Hochwürden, N?"" ^ ^ ^ar tausend Mark leihen könnte, ich glaube, ich könnte ^ ^orheide uoch hoch bringen. Der Hof ist wirklich gar so schlecht nicht, und ""U guter Mann hat sich nicht so geirrt, als er ihn gern kaufen wollte. Aber ^ ist darüber weggestorben, und mein armer Bruder hat sein Geld dazu herge- s bull niemand auch nur einen Groschen für den Hof zahlen. Des¬ halb darf ich ja dort wohnen bleiben und kann ein paar Hühner halten und Ge¬ müse pflanzen, sodaß ich nicht zu verhungern brauche. Aber wenn ich nur ein paar tausend Mark hätte! >;hr Gesicht war viel jünger geworden, und ihre Augen blickten nicht mehr ?o trübe. Aber die Äbtissin rückte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Liebe Frau Fuchsius, ich habe kein Geld. Ich will gern etwas für Ihren Zungen tun und habe ihn mir vom Seminar eigens ausgebeten, obgleich nicht alle Stiftsdamen damit einverstanden waren, und ich will Ihnen eine kleine Unter¬ stützung geben, aber einige tausend Mark habe ich nicht. Ihre Stimme zitterte, und Frau Fuchsius, die ganz von ihren eignen Ge¬ danken eingenommen gewesen war, erschrak und küßte ihr die Hand. Hochwürden, daran dachte ich nicht. Hochwürden haben schon soviel für mich getan, und die andern Damen auch, da werde ich doch nicht unverschämt sein wollen. Es ist ja nur, daß ich so gern noch arbeiten möchte, und daß die Leute letzt immer von meinem Manne denken, daß er sie um ihr Geld beschwindelt habe. Und er hat es doch nicht schlecht gemeint. Nur daß er leichtgläubig war und glaubte, daß alles gut gehn müßte! Die Äbtissin beruhigte sich und entließ Frau Fuchsius freundlich, die durch das Wohnzimmer davonschlüvfte. Herr von Wolffenradt wurde gebeten, einzu¬ treten. Mit ihm verhandelte die Äbtissin einige Angelegenheiten, und als er sich zurückzog, trat Gräfin Eberstein ein. Auch sie hatte eine Mappe mit amtlich aussehenden Schreiben in der Hand und wechselte mit Wolf im Vorübergehn einige Worte. Wie gehts, lieber Baron? Also Sie vertreten unsern Rendanten? Hoffentlich werden Ihnen seine Obliegenheiten nicht allzu schwer! Diese Art von Geschäften sind kinderleicht! entgegnete Wolf rasch. Der hoch¬ fahrende Ton der Gräfin ärgerte ihn. Halten Sie sie nur nicht für zu leicht! warnte fie. Die Angelegenheiten des Klosters müssen immer ernst genommen werden. Mit kurzem Gruß verschwand sie im Arbeitszimmer der Äbtissin, und Wolf mußte an Melitta denken, die ihm anvertraut hatte, daß sie Tante Betty Eber- Iwn eigentlich nicht leiden könne. Aber ich darf es ja nicht merken lassen! hatte sie hinzugesetzt. Sie ist ja meine Wohltäterin. In gewisser Weise war jetzt auch Wolf von ihr abhängig, und da er wußte, daß sie zur Nachfolgerin der jetzigen Äbtissin bestimmt sei, so mußte er sich vor¬ sichtig benehmen. Gräfin Eberstein saß vor der Äbtissin und hielt ihr einen Vortrag über innere Angelegenheiten des Klosters, über Verhandlungen mit der Regierung, über

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/245>, abgerufen am 03.07.2024.