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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Die zwölf Nächte

lind verschieden -- sowie das sonst Nötige vom Salzfaß bis zur Wiege anschaffen
Wollte, um dann noch vor der geschlossenen Adventzeit mit Heimchen Hochzeit feiern
M können. Gesagt hatte er ihr das freilich nicht, aber die Art, wie er ihr beim
Abschied einmal über das andre die Hand gedrückt hatte, hatte Heimchen zu denken
gegeben und sie stark auf die Vermutung gebracht, daß er für sie fühle, was sie für
,^'pfand, und damit war Nöberkarl mit einemmnl, wie man sich in militärischen
Kreisen ausdrückt, zur Disposition gestellt worden. Man hätte sogar sagen können,
er hatte den Abschied bekommen, ohne darum nachgesucht zu haben.

Die Eltern Hodewitsch und der alte Mergner^ die von der Farbenveränderung
der Inletts nichts wußten und Nöberkarl noch immer als den Werber ansahen, dem
man auf jede mögliche Weise das Handwerk legen müsse, hatten kaum bemerkt, daß
Heimchen sich oft etwas in der Nähe des Fensters zu schaffen machte und von da
>ne zurückkam, ohne einen langen Ausblick getan und einen tiefen Eicktäuschnngs-
eufzer ausgestoßen zu haben, als sie sofort anfingen, über Gespenster, die keine
waren und sich in eiuer solchen Verkleidung in' die Gehöfte einzuschleichen wüßten,
ziemlich unverblümte Stichelreden loszulassen.

, Der alte Merguer, der Heleuchens Pate war und in dieser Eigenschaft auch
e>n Wort mitzureden hatte, wenn es sich um die Wahl von deren Zukünftigen handelte,
"Ueb nicht lange bei diesen allgemeinen Andeutungen.

Ich weeß überhaupt nich, Lenchen, was de an den Windhunde für en Narren
Pressen hast. Das war die stehende Redensart, mit der der Gegenstand eiuge-
lettet wurde. Eile einstige Tracht Priegel hätt'n bei Vater verabrecchen Sikim, wie
^' vorgestern Abend wieder dagewesen is, als Gespenst obendrein un mit Fischer-
Uefew untern Hemde. Nu dir ooch, denn das schickt sich nich für e Mädel, mit en
^ert, wie Nöberkarl eener is. hintern Rücken von Vater und Mutter im Dunkeln
N'zumercken.

Wir hatten aber doch me Lauterne, Pate Merguer, erwiderte Heimchen, der
unter den veränderten Umständen das Gespräch eher ein Gaudium als sonst
^"pas war.

Wenn ooch, so eener sillte überhaupt nischt als verschlossene Türen finden. Das
's bor e Mädel s' eenzigste Mittel, wenn daß se vor 'n sicher sein will.

denk ich auch, Pate Merguer, und wenn er wieder kommt, wird ers
-pwrtchen zu finden. Da kann er wo andershin scheecheu gehn.

Ä e. Hodewitsch sah ihren Mann, und dieser deu alten Merguer an. Zu dieser
Äußerung fehlte ihnen offenbar der Schlüssel. Mit solche" Mädels, mochten alle
in ziemlich derselben Form denken, weeß mer nie, wie mer mit en dran is.

-"N, fürs Erschte, sagte der alte Merguer, kaun er ja nicht loofen: da werd er
H "ich scheecheu kommen.

r ,5 Aber wenn er nu seinen Wunden stirbt, Pate Merguer, da könnte er gerade
icheechen, nicht? Und da würde er bei Sie kommen, weil Sie ihm nie grün
5"'^ Solche Gerippe, wenn sie eine" umarmen, drücken sie einen tot.

M
wer?^ weeßt denn dn dervone, sagte der alte Hodewitsch gereizt: von en Gerippe
si,'s> ^ ^l) schwerlich schon sum umarmen lassen, eher von e Geschpenste, das
un) warm un lebendig anflehten täte.

Se > ^ Vater, sagte Frau Hodewitsch entrüstet, wie kannst dn nur so was sagen.
werd sich doch von Röbersch Karl nich ham ilmarmen lassen!

das, ^"/^ ^rein wars mehr als einmal! sagte Heimchen gelassen: das Bewußtsein,
tcivkv ^ gegenüber jede Gefahr ein für allemal überwunden war, machte sie
zeitig' I wirklich dazugekommen ist es nicht, und nun, wo er wahrscheinlich
omnem ^''^ H"^"schal^ mit sich herumtragen wird, wird es erst recht nicht dazu

dort,,?" diesem Augenblicke Johannes Krüger, der Pontouicr, "ganz zufällig"
Gelo'^"'1 "'^ bedeutungsvollen Blick ins Fenster warf, ließ Heimchen das
man ^ ^ " ""d ging aus der Stube, unter dem Vorwande, daß die Milch, die
W" Kaffee brauchte, kalt geworden sei und wieder gewärmt werden müsse,

loi^/ c ""^ einiger Zeit mit der gewärmten Milch lind etwas geröteten Backen
beim ^?^c>ni' teilte sie mit, Johannes Krüger, der Pontvnier, habe sie eben
den . angeredet und ihr erzählt, daß es in der vergangnen Nacht auf
w" s/'"uihofe gescheecht habe, diesesmal allem Anscheine nach wirklich, denn die Ge-
>!ier, die er mit eignen Augen gesehen habe -- es seien deren zwei gewesen --,


Die zwölf Nächte

lind verschieden — sowie das sonst Nötige vom Salzfaß bis zur Wiege anschaffen
Wollte, um dann noch vor der geschlossenen Adventzeit mit Heimchen Hochzeit feiern
M können. Gesagt hatte er ihr das freilich nicht, aber die Art, wie er ihr beim
Abschied einmal über das andre die Hand gedrückt hatte, hatte Heimchen zu denken
gegeben und sie stark auf die Vermutung gebracht, daß er für sie fühle, was sie für
,^'pfand, und damit war Nöberkarl mit einemmnl, wie man sich in militärischen
Kreisen ausdrückt, zur Disposition gestellt worden. Man hätte sogar sagen können,
er hatte den Abschied bekommen, ohne darum nachgesucht zu haben.

Die Eltern Hodewitsch und der alte Mergner^ die von der Farbenveränderung
der Inletts nichts wußten und Nöberkarl noch immer als den Werber ansahen, dem
man auf jede mögliche Weise das Handwerk legen müsse, hatten kaum bemerkt, daß
Heimchen sich oft etwas in der Nähe des Fensters zu schaffen machte und von da
>ne zurückkam, ohne einen langen Ausblick getan und einen tiefen Eicktäuschnngs-
eufzer ausgestoßen zu haben, als sie sofort anfingen, über Gespenster, die keine
waren und sich in eiuer solchen Verkleidung in' die Gehöfte einzuschleichen wüßten,
ziemlich unverblümte Stichelreden loszulassen.

, Der alte Merguer, der Heleuchens Pate war und in dieser Eigenschaft auch
e>n Wort mitzureden hatte, wenn es sich um die Wahl von deren Zukünftigen handelte,
"Ueb nicht lange bei diesen allgemeinen Andeutungen.

Ich weeß überhaupt nich, Lenchen, was de an den Windhunde für en Narren
Pressen hast. Das war die stehende Redensart, mit der der Gegenstand eiuge-
lettet wurde. Eile einstige Tracht Priegel hätt'n bei Vater verabrecchen Sikim, wie
^' vorgestern Abend wieder dagewesen is, als Gespenst obendrein un mit Fischer-
Uefew untern Hemde. Nu dir ooch, denn das schickt sich nich für e Mädel, mit en
^ert, wie Nöberkarl eener is. hintern Rücken von Vater und Mutter im Dunkeln
N'zumercken.

Wir hatten aber doch me Lauterne, Pate Merguer, erwiderte Heimchen, der
unter den veränderten Umständen das Gespräch eher ein Gaudium als sonst
^"pas war.

Wenn ooch, so eener sillte überhaupt nischt als verschlossene Türen finden. Das
's bor e Mädel s' eenzigste Mittel, wenn daß se vor 'n sicher sein will.

denk ich auch, Pate Merguer, und wenn er wieder kommt, wird ers
-pwrtchen zu finden. Da kann er wo andershin scheecheu gehn.

Ä e. Hodewitsch sah ihren Mann, und dieser deu alten Merguer an. Zu dieser
Äußerung fehlte ihnen offenbar der Schlüssel. Mit solche» Mädels, mochten alle
in ziemlich derselben Form denken, weeß mer nie, wie mer mit en dran is.

-"N, fürs Erschte, sagte der alte Merguer, kaun er ja nicht loofen: da werd er
H »ich scheecheu kommen.

r ,5 Aber wenn er nu seinen Wunden stirbt, Pate Merguer, da könnte er gerade
icheechen, nicht? Und da würde er bei Sie kommen, weil Sie ihm nie grün
5"'^ Solche Gerippe, wenn sie eine» umarmen, drücken sie einen tot.

M
wer?^ weeßt denn dn dervone, sagte der alte Hodewitsch gereizt: von en Gerippe
si,'s> ^ ^l) schwerlich schon sum umarmen lassen, eher von e Geschpenste, das
un) warm un lebendig anflehten täte.

Se > ^ Vater, sagte Frau Hodewitsch entrüstet, wie kannst dn nur so was sagen.
werd sich doch von Röbersch Karl nich ham ilmarmen lassen!

das, ^"/^ ^rein wars mehr als einmal! sagte Heimchen gelassen: das Bewußtsein,
tcivkv ^ gegenüber jede Gefahr ein für allemal überwunden war, machte sie
zeitig' I wirklich dazugekommen ist es nicht, und nun, wo er wahrscheinlich
omnem ^''^ H"^"schal^ mit sich herumtragen wird, wird es erst recht nicht dazu

dort,,?" diesem Augenblicke Johannes Krüger, der Pontouicr, „ganz zufällig"
Gelo'^"'1 "'^ bedeutungsvollen Blick ins Fenster warf, ließ Heimchen das
man ^ ^ " ""d ging aus der Stube, unter dem Vorwande, daß die Milch, die
W" Kaffee brauchte, kalt geworden sei und wieder gewärmt werden müsse,

loi^/ c ""^ einiger Zeit mit der gewärmten Milch lind etwas geröteten Backen
beim ^?^c>ni' teilte sie mit, Johannes Krüger, der Pontvnier, habe sie eben
den . angeredet und ihr erzählt, daß es in der vergangnen Nacht auf
w„ s/'"uihofe gescheecht habe, diesesmal allem Anscheine nach wirklich, denn die Ge-
>!ier, die er mit eignen Augen gesehen habe — es seien deren zwei gewesen —,


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[0817] Die zwölf Nächte lind verschieden — sowie das sonst Nötige vom Salzfaß bis zur Wiege anschaffen Wollte, um dann noch vor der geschlossenen Adventzeit mit Heimchen Hochzeit feiern M können. Gesagt hatte er ihr das freilich nicht, aber die Art, wie er ihr beim Abschied einmal über das andre die Hand gedrückt hatte, hatte Heimchen zu denken gegeben und sie stark auf die Vermutung gebracht, daß er für sie fühle, was sie für ,^'pfand, und damit war Nöberkarl mit einemmnl, wie man sich in militärischen Kreisen ausdrückt, zur Disposition gestellt worden. Man hätte sogar sagen können, er hatte den Abschied bekommen, ohne darum nachgesucht zu haben. Die Eltern Hodewitsch und der alte Mergner^ die von der Farbenveränderung der Inletts nichts wußten und Nöberkarl noch immer als den Werber ansahen, dem man auf jede mögliche Weise das Handwerk legen müsse, hatten kaum bemerkt, daß Heimchen sich oft etwas in der Nähe des Fensters zu schaffen machte und von da >ne zurückkam, ohne einen langen Ausblick getan und einen tiefen Eicktäuschnngs- eufzer ausgestoßen zu haben, als sie sofort anfingen, über Gespenster, die keine waren und sich in eiuer solchen Verkleidung in' die Gehöfte einzuschleichen wüßten, ziemlich unverblümte Stichelreden loszulassen. , Der alte Merguer, der Heleuchens Pate war und in dieser Eigenschaft auch e>n Wort mitzureden hatte, wenn es sich um die Wahl von deren Zukünftigen handelte, "Ueb nicht lange bei diesen allgemeinen Andeutungen. Ich weeß überhaupt nich, Lenchen, was de an den Windhunde für en Narren Pressen hast. Das war die stehende Redensart, mit der der Gegenstand eiuge- lettet wurde. Eile einstige Tracht Priegel hätt'n bei Vater verabrecchen Sikim, wie ^' vorgestern Abend wieder dagewesen is, als Gespenst obendrein un mit Fischer- Uefew untern Hemde. Nu dir ooch, denn das schickt sich nich für e Mädel, mit en ^ert, wie Nöberkarl eener is. hintern Rücken von Vater und Mutter im Dunkeln N'zumercken. Wir hatten aber doch me Lauterne, Pate Merguer, erwiderte Heimchen, der unter den veränderten Umständen das Gespräch eher ein Gaudium als sonst ^"pas war. Wenn ooch, so eener sillte überhaupt nischt als verschlossene Türen finden. Das 's bor e Mädel s' eenzigste Mittel, wenn daß se vor 'n sicher sein will. denk ich auch, Pate Merguer, und wenn er wieder kommt, wird ers -pwrtchen zu finden. Da kann er wo andershin scheecheu gehn. Ä e. Hodewitsch sah ihren Mann, und dieser deu alten Merguer an. Zu dieser Äußerung fehlte ihnen offenbar der Schlüssel. Mit solche» Mädels, mochten alle in ziemlich derselben Form denken, weeß mer nie, wie mer mit en dran is. -"N, fürs Erschte, sagte der alte Merguer, kaun er ja nicht loofen: da werd er H »ich scheecheu kommen. r ,5 Aber wenn er nu seinen Wunden stirbt, Pate Merguer, da könnte er gerade icheechen, nicht? Und da würde er bei Sie kommen, weil Sie ihm nie grün 5"'^ Solche Gerippe, wenn sie eine» umarmen, drücken sie einen tot. M wer?^ weeßt denn dn dervone, sagte der alte Hodewitsch gereizt: von en Gerippe si,'s> ^ ^l) schwerlich schon sum umarmen lassen, eher von e Geschpenste, das un) warm un lebendig anflehten täte. Se > ^ Vater, sagte Frau Hodewitsch entrüstet, wie kannst dn nur so was sagen. werd sich doch von Röbersch Karl nich ham ilmarmen lassen! das, ^"/^ ^rein wars mehr als einmal! sagte Heimchen gelassen: das Bewußtsein, tcivkv ^ gegenüber jede Gefahr ein für allemal überwunden war, machte sie zeitig' I wirklich dazugekommen ist es nicht, und nun, wo er wahrscheinlich omnem ^''^ H"^"schal^ mit sich herumtragen wird, wird es erst recht nicht dazu dort,,?" diesem Augenblicke Johannes Krüger, der Pontouicr, „ganz zufällig" Gelo'^"'1 "'^ bedeutungsvollen Blick ins Fenster warf, ließ Heimchen das man ^ ^ " ""d ging aus der Stube, unter dem Vorwande, daß die Milch, die W" Kaffee brauchte, kalt geworden sei und wieder gewärmt werden müsse, loi^/ c ""^ einiger Zeit mit der gewärmten Milch lind etwas geröteten Backen beim ^?^c>ni' teilte sie mit, Johannes Krüger, der Pontvnier, habe sie eben den . angeredet und ihr erzählt, daß es in der vergangnen Nacht auf w„ s/'"uihofe gescheecht habe, diesesmal allem Anscheine nach wirklich, denn die Ge- >!ier, die er mit eignen Augen gesehen habe — es seien deren zwei gewesen —,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/817>, abgerufen am 03.07.2024.