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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Aus der Jugendzeit

Auch nach dem iwch einige Meilen weiter östlich liegenden Mansfeld bin ich
von Tilkerode aus wiederholt gewandert. Nicht weit davon war die älteste
Schwester meiner rechten Mutter an den Oberförster Dencke in Braunrode ver¬
heiratet. Dahin fuhren wir häufig Sonntags, und auch dieser Verkehr mit meinen
Verwandten von mütterlicher Seite war mir, ganz abgesehen von dem fröhlichen
Kreise des Denckeschen Hauses, lieb und wertvoll.

In Tilkerode habe ich auch zuerst angefangen, mich zum Jäger auszuwachsen.
Das ist mir später, als ich in Roßla Kammerdirektor wurde, sehr zu statten ge¬
kommen. Mit Wonne denke ich noch heute daran, wie ich als Primaner mit einer
einläufigen Schrotflinte meines Schwagers im Tilkeroder Revier die erste Treibjagd
mitmachen dürfte, wie ich das Glück hatte, daß nur dabei ein starker Rehbock kam,
"ut das noch größere, daß er auf meinen Schuß im Feuer zusammenbrach.

Freilich habe ich auch Jägerlehrgeld zahlen müssen. Mein Schwager nahm
'"ich Abends regelmäßig rin ans den Anstand. Ich durfte einen Hasen oder auch
"neu Rehbock schießen. Dagegen war mir das Schießen einer Ricke während der
Schonzeit so ziemlich bei Todesstrafe verboten. Eines Abends hatte mein Schwager
mir meinen Platz im Schutze eines Wellenhaufens angewiesen. Es war ein zaubnsch
schöner, stiller Frühlingsabend, und ich beobachtete scharf den in einer Entfernung
von fünfzig bis sechzig Schritten vor mir liegenden Waldrand. Da traten gerade
vor mir zwei Rehe und ein guter Bock aus der Dickung. Zwar dämmerte es
schon stark, und da die drei Rehe mit der Breitseite vor mir standen und after,
s" konnte ich nicht mit Sicherheit unterscheiden, welches der Bock und welche die
Ricken waren. Ich glaubte aber darauf schwören zu köunen. daß es der Bock war,
der mir am nächsten stand. Ich zögerte noch einen Moment, aber die Versuchung
our zu groß, ich schoß. In meinem tödlichen Schrecken setzten der Bock und eme
Ricke flüchtig in die Dickung hinein. Vor mir lag das arme zweite Reh mausetot.
Mein Schwager hatte seinen Stand schon verlassen gehabt, als mein Schuß fiel.
Er war gleich darauf an meiner Seite und über den von mir verübten Frevel
schier nußer sich. Ich bin in meinem gauzeu Leben niemals so grob und anzüglich
ausgeschimpft worden, wie damals von ihm. dein gutmütigsten und besten aller
Menschen. Aasjägerei, nichtswürdiger Jagdfrevel und ich weiß nicht, welche^ andern
me tiefste Verachtung ausdrückenden Bezeichnungen sich meine leichtsinnige Heldentat
gefallen lassen mußte. Ich war sehr kleinlaut und ließ mit tiefer Beschämung. la
Zerknirschung alles über mich ergeb". Schließlich wurde die geschossene Rute mit
dem erforderlichen Weidmannsgeschick i" einen Rehbock umgewandelt, "u^ ven
Schädel wurde ein dreieckiges Stück, auf dem allenfalls ein Gehörn hatte ge,c,,en
haben können, herausgeschnitten. Damit ging dann allmählich das Unheil vorüber,
^es habe aber seitdem ans allen Jagden eine ganz heillose oder vielmehr he,l,ame
Furcht davor gehabt, aus Versehen eine Ricke statt eines Bockes zu schienen.

. Und doch! Viel hätte nicht gefehlt, so wäre mir das Unglück noch e.una
p"">ert. Auf eiuer Jagd, die ich als Stolberg-Roßlascher Kammerdirektor als Gay
""-'"es erlauchten Dienstherrn im Siebengemeindewalde bei Uftrnngen mitmachte,
war das Schießen von Ricken streng verboten worden. Ich stand auf einem gwct-
bchen Platze und hatte schon ein Atelier geschossen. Datraten plötzlich^ emRehboct
'd eine Ricke, freilich in einer Entfernung von etwa Kundertfünfzig Schritt äsend.
. nur auf den Waldweg. Im Andenken an mein Malheur in Tilkerode wurde
^ Zweifelhaft, ob der Bock oder die Ricke vorn stand. Die Gelegenheit war abervor
R>!^ günstig. Ich schoß mit der Kugel. Glücklicherweise war es diesesmal der
" ' der in, Feuer blieb, währeud die Ricke zurücksprang. Mein Schuß wurde
"Um Jägertonarten gelobt. Hätte ich statt des Böckh die Ricke geschossen, ich
"muve, mein sonst so gütiger Dienstherr. Graf Karl Martin, hätte mich zermalmt.
^"1 mußte mir aber doch sagen, es war mehr Glück als Verstand dabei.




Aus der Jugendzeit

Auch nach dem iwch einige Meilen weiter östlich liegenden Mansfeld bin ich
von Tilkerode aus wiederholt gewandert. Nicht weit davon war die älteste
Schwester meiner rechten Mutter an den Oberförster Dencke in Braunrode ver¬
heiratet. Dahin fuhren wir häufig Sonntags, und auch dieser Verkehr mit meinen
Verwandten von mütterlicher Seite war mir, ganz abgesehen von dem fröhlichen
Kreise des Denckeschen Hauses, lieb und wertvoll.

In Tilkerode habe ich auch zuerst angefangen, mich zum Jäger auszuwachsen.
Das ist mir später, als ich in Roßla Kammerdirektor wurde, sehr zu statten ge¬
kommen. Mit Wonne denke ich noch heute daran, wie ich als Primaner mit einer
einläufigen Schrotflinte meines Schwagers im Tilkeroder Revier die erste Treibjagd
mitmachen dürfte, wie ich das Glück hatte, daß nur dabei ein starker Rehbock kam,
"ut das noch größere, daß er auf meinen Schuß im Feuer zusammenbrach.

Freilich habe ich auch Jägerlehrgeld zahlen müssen. Mein Schwager nahm
'"ich Abends regelmäßig rin ans den Anstand. Ich durfte einen Hasen oder auch
"neu Rehbock schießen. Dagegen war mir das Schießen einer Ricke während der
Schonzeit so ziemlich bei Todesstrafe verboten. Eines Abends hatte mein Schwager
mir meinen Platz im Schutze eines Wellenhaufens angewiesen. Es war ein zaubnsch
schöner, stiller Frühlingsabend, und ich beobachtete scharf den in einer Entfernung
von fünfzig bis sechzig Schritten vor mir liegenden Waldrand. Da traten gerade
vor mir zwei Rehe und ein guter Bock aus der Dickung. Zwar dämmerte es
schon stark, und da die drei Rehe mit der Breitseite vor mir standen und after,
s» konnte ich nicht mit Sicherheit unterscheiden, welches der Bock und welche die
Ricken waren. Ich glaubte aber darauf schwören zu köunen. daß es der Bock war,
der mir am nächsten stand. Ich zögerte noch einen Moment, aber die Versuchung
our zu groß, ich schoß. In meinem tödlichen Schrecken setzten der Bock und eme
Ricke flüchtig in die Dickung hinein. Vor mir lag das arme zweite Reh mausetot.
Mein Schwager hatte seinen Stand schon verlassen gehabt, als mein Schuß fiel.
Er war gleich darauf an meiner Seite und über den von mir verübten Frevel
schier nußer sich. Ich bin in meinem gauzeu Leben niemals so grob und anzüglich
ausgeschimpft worden, wie damals von ihm. dein gutmütigsten und besten aller
Menschen. Aasjägerei, nichtswürdiger Jagdfrevel und ich weiß nicht, welche^ andern
me tiefste Verachtung ausdrückenden Bezeichnungen sich meine leichtsinnige Heldentat
gefallen lassen mußte. Ich war sehr kleinlaut und ließ mit tiefer Beschämung. la
Zerknirschung alles über mich ergeb». Schließlich wurde die geschossene Rute mit
dem erforderlichen Weidmannsgeschick i» einen Rehbock umgewandelt, "u^ ven
Schädel wurde ein dreieckiges Stück, auf dem allenfalls ein Gehörn hatte ge,c,,en
haben können, herausgeschnitten. Damit ging dann allmählich das Unheil vorüber,
^es habe aber seitdem ans allen Jagden eine ganz heillose oder vielmehr he,l,ame
Furcht davor gehabt, aus Versehen eine Ricke statt eines Bockes zu schienen.

. Und doch! Viel hätte nicht gefehlt, so wäre mir das Unglück noch e.una
p"»>ert. Auf eiuer Jagd, die ich als Stolberg-Roßlascher Kammerdirektor als Gay
""-'"es erlauchten Dienstherrn im Siebengemeindewalde bei Uftrnngen mitmachte,
war das Schießen von Ricken streng verboten worden. Ich stand auf einem gwct-
bchen Platze und hatte schon ein Atelier geschossen. Datraten plötzlich^ emRehboct
'd eine Ricke, freilich in einer Entfernung von etwa Kundertfünfzig Schritt äsend.
. nur auf den Waldweg. Im Andenken an mein Malheur in Tilkerode wurde
^ Zweifelhaft, ob der Bock oder die Ricke vorn stand. Die Gelegenheit war abervor
R>!^ günstig. Ich schoß mit der Kugel. Glücklicherweise war es diesesmal der
" ' der in, Feuer blieb, währeud die Ricke zurücksprang. Mein Schuß wurde
"Um Jägertonarten gelobt. Hätte ich statt des Böckh die Ricke geschossen, ich
»muve, mein sonst so gütiger Dienstherr. Graf Karl Martin, hätte mich zermalmt.
^"1 mußte mir aber doch sagen, es war mehr Glück als Verstand dabei.




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[0801] Aus der Jugendzeit Auch nach dem iwch einige Meilen weiter östlich liegenden Mansfeld bin ich von Tilkerode aus wiederholt gewandert. Nicht weit davon war die älteste Schwester meiner rechten Mutter an den Oberförster Dencke in Braunrode ver¬ heiratet. Dahin fuhren wir häufig Sonntags, und auch dieser Verkehr mit meinen Verwandten von mütterlicher Seite war mir, ganz abgesehen von dem fröhlichen Kreise des Denckeschen Hauses, lieb und wertvoll. In Tilkerode habe ich auch zuerst angefangen, mich zum Jäger auszuwachsen. Das ist mir später, als ich in Roßla Kammerdirektor wurde, sehr zu statten ge¬ kommen. Mit Wonne denke ich noch heute daran, wie ich als Primaner mit einer einläufigen Schrotflinte meines Schwagers im Tilkeroder Revier die erste Treibjagd mitmachen dürfte, wie ich das Glück hatte, daß nur dabei ein starker Rehbock kam, "ut das noch größere, daß er auf meinen Schuß im Feuer zusammenbrach. Freilich habe ich auch Jägerlehrgeld zahlen müssen. Mein Schwager nahm '"ich Abends regelmäßig rin ans den Anstand. Ich durfte einen Hasen oder auch "neu Rehbock schießen. Dagegen war mir das Schießen einer Ricke während der Schonzeit so ziemlich bei Todesstrafe verboten. Eines Abends hatte mein Schwager mir meinen Platz im Schutze eines Wellenhaufens angewiesen. Es war ein zaubnsch schöner, stiller Frühlingsabend, und ich beobachtete scharf den in einer Entfernung von fünfzig bis sechzig Schritten vor mir liegenden Waldrand. Da traten gerade vor mir zwei Rehe und ein guter Bock aus der Dickung. Zwar dämmerte es schon stark, und da die drei Rehe mit der Breitseite vor mir standen und after, s» konnte ich nicht mit Sicherheit unterscheiden, welches der Bock und welche die Ricken waren. Ich glaubte aber darauf schwören zu köunen. daß es der Bock war, der mir am nächsten stand. Ich zögerte noch einen Moment, aber die Versuchung our zu groß, ich schoß. In meinem tödlichen Schrecken setzten der Bock und eme Ricke flüchtig in die Dickung hinein. Vor mir lag das arme zweite Reh mausetot. Mein Schwager hatte seinen Stand schon verlassen gehabt, als mein Schuß fiel. Er war gleich darauf an meiner Seite und über den von mir verübten Frevel schier nußer sich. Ich bin in meinem gauzeu Leben niemals so grob und anzüglich ausgeschimpft worden, wie damals von ihm. dein gutmütigsten und besten aller Menschen. Aasjägerei, nichtswürdiger Jagdfrevel und ich weiß nicht, welche^ andern me tiefste Verachtung ausdrückenden Bezeichnungen sich meine leichtsinnige Heldentat gefallen lassen mußte. Ich war sehr kleinlaut und ließ mit tiefer Beschämung. la Zerknirschung alles über mich ergeb». Schließlich wurde die geschossene Rute mit dem erforderlichen Weidmannsgeschick i» einen Rehbock umgewandelt, "u^ ven Schädel wurde ein dreieckiges Stück, auf dem allenfalls ein Gehörn hatte ge,c,,en haben können, herausgeschnitten. Damit ging dann allmählich das Unheil vorüber, ^es habe aber seitdem ans allen Jagden eine ganz heillose oder vielmehr he,l,ame Furcht davor gehabt, aus Versehen eine Ricke statt eines Bockes zu schienen. . Und doch! Viel hätte nicht gefehlt, so wäre mir das Unglück noch e.una p"»>ert. Auf eiuer Jagd, die ich als Stolberg-Roßlascher Kammerdirektor als Gay ""-'"es erlauchten Dienstherrn im Siebengemeindewalde bei Uftrnngen mitmachte, war das Schießen von Ricken streng verboten worden. Ich stand auf einem gwct- bchen Platze und hatte schon ein Atelier geschossen. Datraten plötzlich^ emRehboct 'd eine Ricke, freilich in einer Entfernung von etwa Kundertfünfzig Schritt äsend. . nur auf den Waldweg. Im Andenken an mein Malheur in Tilkerode wurde ^ Zweifelhaft, ob der Bock oder die Ricke vorn stand. Die Gelegenheit war abervor R>!^ günstig. Ich schoß mit der Kugel. Glücklicherweise war es diesesmal der " ' der in, Feuer blieb, währeud die Ricke zurücksprang. Mein Schuß wurde "Um Jägertonarten gelobt. Hätte ich statt des Böckh die Ricke geschossen, ich »muve, mein sonst so gütiger Dienstherr. Graf Karl Martin, hätte mich zermalmt. ^"1 mußte mir aber doch sagen, es war mehr Glück als Verstand dabei.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/801>, abgerufen am 24.08.2024.