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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Aus der Jugendzeit

Unser Religionslehrer. Professor Schumann, war dazu ganz und gar acht
geeignet. Das wurde uns in unserm letzten Schulseinester noch klarer, als es no
schon vorher gewesen war. Im Sommer 1850 brach in Quedlinburg eine außer¬
ordentlich heftige Choleraepide.nic aus. Die Jugend nimmt solche Helmst.eyn.igen,
solange sie nicht unmittelbar davon berührt wird, nicht allzu schwer, ^n.merym
"'achte das massenhafte Sterben in der Stadt doch einen gewissen Emdrucr aus um-.
Einzelne Häuser starben förmlich ans. Nun hatte Professor Schumann irgendwo
gelesen, es sei nicht ausgeschlossen, das; das heftige Auftreten der ClMra mit °er
Menge der an einem infizierten Orte in der Luft vorhandnen Elektrizität ...
Wechselwirkung stehe. Je höher der Elektrizitätsgehalt der Luft war. desto ge¬
ringer sollte die Zahl der Cholerafälle sein. Professor Schumann hatte infolge¬
dessen ein Instrument konstruiert, das er Elektrometer nannte. Es zeigte durcy vns
Anschlagen einer Feder oder eines Plüttchens den Prozentsatz der Elektnzttatsmenge
der Luft an. Wenigstens behauptete das der Kleine. Natürlich schafften wir uns
das kleine, billige, bei einem Mechaniker käufliche Instrument an und beobachteten
jeden Morgen, ehe wir zur Schule gingen, wie oft es angeschlagen hatte, ^n ver
Regel hatte Professor Schumann die erste Stunde zu geben. Zweimal in ver
Woche war dies die Religionsstunde. Er las dann mit uns das Neue Testament
griechisch, aber so trocken und langweilig, das; uns diese Art Religion zuwider war^Wenn Professor Schumann in der Klasse erschien, so wurden zunächst aus Engels
Religionsgesangbuch, einer wahren Karikatur eines guten Gesangbuchs, ein paar
lederne Verse gesungen, richtiger abgcbrüllt. Dann aber fragte einer von uns ven
Professor, ob er nicht erlaube, daß wir ihm zunächst unsre am Elektrometer ge¬
machten Beobachtungen mitteilten. Der.Meine stimmte dann regelmäßig in.t einer
Bemerkung zu, die darauf hinauslief, daß ja der Verlauf der Cholera und ihre
rationelle Bekämpfung ans wissenschaftlichem Wege auch eine wichtige Sache sei.
Wohl ebenso wichtig wie die Religion. Dann erzählten wir, wieviel Schlage das
Elektrometer gemacht habe, und ob die Zahl der an der Cholera Erkrankten oder
Gestorbnen zu- oder abgenommen habe. Daran knüpften sich dann Besprechungen
über die Möglichkeit, künstlich den Elektrizitätsgehalt der Luft zu verstärken, z. ^-
durch Anzündung großer Feuer und Entwicklung großer Nauchmengen. M.t solchen
ganz unfruchtbaren Hin- und Herreden wurde dann die erste Stunde hmgevracyl.
Das war ja sehr ungehörig, und Professor Schumann hätte besser getan, sich von
dem vorgeschriebnen ^ Lehrplan dnrch solche Schülertorheitcn nicht abdrängen z
lassen. Trotz alledem hatten nur ihn aber lieb, und wenn er einii.al an uns e neu
Ausflug in den Harz .machte und sich mit uns über allerlei naturw.ssenschaftlt he
Dinge unterhielt, so waren wir ihm dankbar und durch sein l">ersclncktcrlichcs ^er-
trauen zu uns gerührt. Nur daß wir uns bei ihm über unsre religiösen Zweifel
unsre Philosophischen Nöte und über die großen Widersprüche des Menschenlebens ^at
geholt hätten, dazu war er nicht der rechte Manu.

^cEine große Rolle spielten damals bei uns die Musik und der Gesang, ^ep
war noch immer Mitglied des Gymnasialchors. Er stand unter der Le.den.g de -
Musikdirektors Wacker.na.".. Dieser, ein begabter und tüchtiger Schuler Spohrs
komponierte auch größere Stücke und leitete zugleich einen Männergesangvcreu
den Arion. der im Winter regelmäßig große Konzerte gab, ja fognr von ^.t ...
Z"t einmal eine Oper im Kostüm aufführte. Auf Veranlassung oder wu-'gN
Zustimmung unsers Gesanglehrers Wackermann waren die Prmmner, d e sing
°unter. Mitglieder des ..Arion" geworden. Der Direktor Richter und w ^Wden hieran nichts auszusetze... Ich sang ersten Baß u"d habe zwe mal d
L?i..gsche Oper Zar und Zi.mnermann" und die Oper ..PrW C g " von
Schmidt im Quedlinburger Schauspielhause mit aufführen J'"^das weit bedenklicher, als mein erstes Auftreten in diesem Mufentempe^ wo
"is Straßenjunge in "Rochus Pumpernickel" mir das Recht ersp.ete hatte, den
zweiten Akt der "Janberflvte" umsonst zu sehen.


Aus der Jugendzeit

Unser Religionslehrer. Professor Schumann, war dazu ganz und gar acht
geeignet. Das wurde uns in unserm letzten Schulseinester noch klarer, als es no
schon vorher gewesen war. Im Sommer 1850 brach in Quedlinburg eine außer¬
ordentlich heftige Choleraepide.nic aus. Die Jugend nimmt solche Helmst.eyn.igen,
solange sie nicht unmittelbar davon berührt wird, nicht allzu schwer, ^n.merym
»'achte das massenhafte Sterben in der Stadt doch einen gewissen Emdrucr aus um-.
Einzelne Häuser starben förmlich ans. Nun hatte Professor Schumann irgendwo
gelesen, es sei nicht ausgeschlossen, das; das heftige Auftreten der ClMra mit °er
Menge der an einem infizierten Orte in der Luft vorhandnen Elektrizität ...
Wechselwirkung stehe. Je höher der Elektrizitätsgehalt der Luft war. desto ge¬
ringer sollte die Zahl der Cholerafälle sein. Professor Schumann hatte infolge¬
dessen ein Instrument konstruiert, das er Elektrometer nannte. Es zeigte durcy vns
Anschlagen einer Feder oder eines Plüttchens den Prozentsatz der Elektnzttatsmenge
der Luft an. Wenigstens behauptete das der Kleine. Natürlich schafften wir uns
das kleine, billige, bei einem Mechaniker käufliche Instrument an und beobachteten
jeden Morgen, ehe wir zur Schule gingen, wie oft es angeschlagen hatte, ^n ver
Regel hatte Professor Schumann die erste Stunde zu geben. Zweimal in ver
Woche war dies die Religionsstunde. Er las dann mit uns das Neue Testament
griechisch, aber so trocken und langweilig, das; uns diese Art Religion zuwider war^Wenn Professor Schumann in der Klasse erschien, so wurden zunächst aus Engels
Religionsgesangbuch, einer wahren Karikatur eines guten Gesangbuchs, ein paar
lederne Verse gesungen, richtiger abgcbrüllt. Dann aber fragte einer von uns ven
Professor, ob er nicht erlaube, daß wir ihm zunächst unsre am Elektrometer ge¬
machten Beobachtungen mitteilten. Der.Meine stimmte dann regelmäßig in.t einer
Bemerkung zu, die darauf hinauslief, daß ja der Verlauf der Cholera und ihre
rationelle Bekämpfung ans wissenschaftlichem Wege auch eine wichtige Sache sei.
Wohl ebenso wichtig wie die Religion. Dann erzählten wir, wieviel Schlage das
Elektrometer gemacht habe, und ob die Zahl der an der Cholera Erkrankten oder
Gestorbnen zu- oder abgenommen habe. Daran knüpften sich dann Besprechungen
über die Möglichkeit, künstlich den Elektrizitätsgehalt der Luft zu verstärken, z. ^-
durch Anzündung großer Feuer und Entwicklung großer Nauchmengen. M.t solchen
ganz unfruchtbaren Hin- und Herreden wurde dann die erste Stunde hmgevracyl.
Das war ja sehr ungehörig, und Professor Schumann hätte besser getan, sich von
dem vorgeschriebnen ^ Lehrplan dnrch solche Schülertorheitcn nicht abdrängen z
lassen. Trotz alledem hatten nur ihn aber lieb, und wenn er einii.al an uns e neu
Ausflug in den Harz .machte und sich mit uns über allerlei naturw.ssenschaftlt he
Dinge unterhielt, so waren wir ihm dankbar und durch sein l">ersclncktcrlichcs ^er-
trauen zu uns gerührt. Nur daß wir uns bei ihm über unsre religiösen Zweifel
unsre Philosophischen Nöte und über die großen Widersprüche des Menschenlebens ^at
geholt hätten, dazu war er nicht der rechte Manu.

^cEine große Rolle spielten damals bei uns die Musik und der Gesang, ^ep
war noch immer Mitglied des Gymnasialchors. Er stand unter der Le.den.g de -
Musikdirektors Wacker.na.».. Dieser, ein begabter und tüchtiger Schuler Spohrs
komponierte auch größere Stücke und leitete zugleich einen Männergesangvcreu
den Arion. der im Winter regelmäßig große Konzerte gab, ja fognr von ^.t ...
Z«t einmal eine Oper im Kostüm aufführte. Auf Veranlassung oder wu-'gN
Zustimmung unsers Gesanglehrers Wackermann waren die Prmmner, d e sing
°unter. Mitglieder des ..Arion" geworden. Der Direktor Richter und w ^Wden hieran nichts auszusetze... Ich sang ersten Baß u»d habe zwe mal d
L?i..gsche Oper Zar und Zi.mnermann" und die Oper ..PrW C g » von
Schmidt im Quedlinburger Schauspielhause mit aufführen J'"^das weit bedenklicher, als mein erstes Auftreten in diesem Mufentempe^ wo
"is Straßenjunge in „Rochus Pumpernickel" mir das Recht ersp.ete hatte, den
zweiten Akt der „Janberflvte" umsonst zu sehen.


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[0797] Aus der Jugendzeit Unser Religionslehrer. Professor Schumann, war dazu ganz und gar acht geeignet. Das wurde uns in unserm letzten Schulseinester noch klarer, als es no schon vorher gewesen war. Im Sommer 1850 brach in Quedlinburg eine außer¬ ordentlich heftige Choleraepide.nic aus. Die Jugend nimmt solche Helmst.eyn.igen, solange sie nicht unmittelbar davon berührt wird, nicht allzu schwer, ^n.merym »'achte das massenhafte Sterben in der Stadt doch einen gewissen Emdrucr aus um-. Einzelne Häuser starben förmlich ans. Nun hatte Professor Schumann irgendwo gelesen, es sei nicht ausgeschlossen, das; das heftige Auftreten der ClMra mit °er Menge der an einem infizierten Orte in der Luft vorhandnen Elektrizität ... Wechselwirkung stehe. Je höher der Elektrizitätsgehalt der Luft war. desto ge¬ ringer sollte die Zahl der Cholerafälle sein. Professor Schumann hatte infolge¬ dessen ein Instrument konstruiert, das er Elektrometer nannte. Es zeigte durcy vns Anschlagen einer Feder oder eines Plüttchens den Prozentsatz der Elektnzttatsmenge der Luft an. Wenigstens behauptete das der Kleine. Natürlich schafften wir uns das kleine, billige, bei einem Mechaniker käufliche Instrument an und beobachteten jeden Morgen, ehe wir zur Schule gingen, wie oft es angeschlagen hatte, ^n ver Regel hatte Professor Schumann die erste Stunde zu geben. Zweimal in ver Woche war dies die Religionsstunde. Er las dann mit uns das Neue Testament griechisch, aber so trocken und langweilig, das; uns diese Art Religion zuwider war^Wenn Professor Schumann in der Klasse erschien, so wurden zunächst aus Engels Religionsgesangbuch, einer wahren Karikatur eines guten Gesangbuchs, ein paar lederne Verse gesungen, richtiger abgcbrüllt. Dann aber fragte einer von uns ven Professor, ob er nicht erlaube, daß wir ihm zunächst unsre am Elektrometer ge¬ machten Beobachtungen mitteilten. Der.Meine stimmte dann regelmäßig in.t einer Bemerkung zu, die darauf hinauslief, daß ja der Verlauf der Cholera und ihre rationelle Bekämpfung ans wissenschaftlichem Wege auch eine wichtige Sache sei. Wohl ebenso wichtig wie die Religion. Dann erzählten wir, wieviel Schlage das Elektrometer gemacht habe, und ob die Zahl der an der Cholera Erkrankten oder Gestorbnen zu- oder abgenommen habe. Daran knüpften sich dann Besprechungen über die Möglichkeit, künstlich den Elektrizitätsgehalt der Luft zu verstärken, z. ^- durch Anzündung großer Feuer und Entwicklung großer Nauchmengen. M.t solchen ganz unfruchtbaren Hin- und Herreden wurde dann die erste Stunde hmgevracyl. Das war ja sehr ungehörig, und Professor Schumann hätte besser getan, sich von dem vorgeschriebnen ^ Lehrplan dnrch solche Schülertorheitcn nicht abdrängen z lassen. Trotz alledem hatten nur ihn aber lieb, und wenn er einii.al an uns e neu Ausflug in den Harz .machte und sich mit uns über allerlei naturw.ssenschaftlt he Dinge unterhielt, so waren wir ihm dankbar und durch sein l">ersclncktcrlichcs ^er- trauen zu uns gerührt. Nur daß wir uns bei ihm über unsre religiösen Zweifel unsre Philosophischen Nöte und über die großen Widersprüche des Menschenlebens ^at geholt hätten, dazu war er nicht der rechte Manu. ^cEine große Rolle spielten damals bei uns die Musik und der Gesang, ^ep war noch immer Mitglied des Gymnasialchors. Er stand unter der Le.den.g de - Musikdirektors Wacker.na.».. Dieser, ein begabter und tüchtiger Schuler Spohrs komponierte auch größere Stücke und leitete zugleich einen Männergesangvcreu den Arion. der im Winter regelmäßig große Konzerte gab, ja fognr von ^.t ... Z«t einmal eine Oper im Kostüm aufführte. Auf Veranlassung oder wu-'gN Zustimmung unsers Gesanglehrers Wackermann waren die Prmmner, d e sing °unter. Mitglieder des ..Arion" geworden. Der Direktor Richter und w ^Wden hieran nichts auszusetze... Ich sang ersten Baß u»d habe zwe mal d L?i..gsche Oper Zar und Zi.mnermann" und die Oper ..PrW C g » von Schmidt im Quedlinburger Schauspielhause mit aufführen J'"^das weit bedenklicher, als mein erstes Auftreten in diesem Mufentempe^ wo "is Straßenjunge in „Rochus Pumpernickel" mir das Recht ersp.ete hatte, den zweiten Akt der „Janberflvte" umsonst zu sehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/797>, abgerufen am 24.08.2024.