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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Lmigrantengeschichten

Kamine sitzt, und daß man eine Geschichte zu hören bekommt, die sich so, wie
er sie erzählt, jeden Tag ereignen könnte, und die einen doch entweder wegen
der Art, wie sie erzählt wird, oder infolge andrer unfehlbar wirkender Geheim¬
mittel so interessiert, daß man um keinen Preis aufstehn und seiner Wege gehn
möchte, ehe sie zu Ende ist, Haarhans ist trotz seiner Ironie so nachsichtig
und gutmütig, daß man von ihm nicht einmal sagen kann: i-iäviräo <zg,8t,i^t;
nein, ricisns xing'it, er erzählt und beschreibt lächelnd, und sein Lächeln ist das
eines wohlwollenden, über dem Alltäglichen stehenden Mannes.

Der Marquis von Marignh ist eigentlich ein halber Narr, aber ein liebens¬
würdiger, und trotz seiner Sonderbarkeiten, Launen und Vorurteile ist er kein
elender Egoist, sondern ein braver, warmherziger Mann, der es in der Regel
nach einiger Zeit einsieht, wenn er sich verrannt hat, und seinen Irrtum dann
auf einem Umwege wieder gut zu machen sucht. Er hat sich beim Ausbruch
der bekannten Versailler und Pariser Unruhen, wie die meisten seiner Bekannten,
aus dem Staube gemacht, mehr um den Unbequemlichkeiten als den Gefahren
des sich vorbereitenden Umsturzes aus dem Wege zu gehn. Für die eigent¬
lichen Gefahren, von denen das Königtum, die Priesterschaft, der Adel und die
Beamtenwelt bedroht waren, und für die gründlichen Umwälzungen, denen man
entgegenging, fehlt ihm der Blick und das Verständnis. Seiner Meinung
nach handelt es sich für ihn und seine einzige Tochter, die ihn begleitet -- er
ist Witwer --, nur um eine Svritztonr von wenig Wochen: wenn der König
das irregeleitete Volk wieder in das richtige Gleis zurückgeführt haben wird,
werden er und seine Tochter zurückkehren, und es wird alles wieder sein wie
vorher. Mademoiselle Marguerite, die in einem Kloster erzogen worden ist,
und der man dort neben andern guten Regeln auch die der blinden Unterwerfung
nnter den väterlichen Willen eingeschürft hat, erscheint auf den ersten Blick über¬
aus botmäßig und gefügig, so botmüßig und gefügig, daß einem dadurch die
den Willen des Individuums grundsätzlich brechende klerikale Erziehung fast
ein wenig verleidet wird. Aber die weibliche Nachgiebigkeit hat, wie man
sehen wird, ihre Grenzen: sobald ein junger Mann und die allgewaltige Liebe
zu ihm in Frage kommen, flattern alle guten Lehren im Winde, wie vom Sturm
zerrissene Segel, das Steuer versagt, und das Boot folgt willenlos der un¬
widerstehlichen Strömung.

Die Ankunft des Marquis und seiner Tochter in Koblenz und ihre Ver
quartierung bei der Witwe Haßlacher, in den Mansarden des ihr gehörenden
Hauses "Zum englischen Gruß" entspricht ganz der Exposition einesLustspiels,
um nicht zu sagen einer komischen Oper. Man hat alles mitgebracht, was nach
damaligen Begriffen für den Sport und die Toilette nötig war, und der alte
Herr, der nicht bloß ein Feinschmecker, sondern, wie schon erwähnt worden ist,
ein eorclmi dlsu in knlinarischer Beziehung ist -- in der ersten Gesellschaft von
Frankreich und Italien bekanntlich eine geringere Seltenheit als bei uns in
Deutschland -- schickt sich, nachdem er der Form halber die Wünsche seiner
Tochter gehört hat, an, ein Filet ü 1" Pompadour herzustellen. Zu diesem,
wie er behauptet, sehr einfachen Gericht, für das man nnr eines Stückchens
guter Nindslende, einer oder zweier Hühnerlebern, einer Handvoll Perigord-
trüffeln oder zur Not einiger Champignons bedarf, vermag Frau Haßlachers
Speisekammer nur Mehl, Salz, Eier, Butter und -- gedörrte Zwetschen bei¬
zutragen; auch das Handwerkszeug, das nnr aus ein paar Töpfen, einer Brat¬
pfanne, einem Quirl und einem Reibeisen besteht, erscheint dem Marquis so
lächerlich unzureichend, daß er die Vermutung ausspricht, "wenn man zu den
Wilden von Jsle-de-France oder Florida gekommen wäre, würde man mehr
Zivilisation angetroffen haben, als diesen guten Deutschen eigen sei."

In demselben Augenblick kommt ein an Mademoiselle Marguerite gerichtetes
Briefchen des ihr von der Vorsehung beschiedner. unwiderstehlichen jungen


Zwei Lmigrantengeschichten

Kamine sitzt, und daß man eine Geschichte zu hören bekommt, die sich so, wie
er sie erzählt, jeden Tag ereignen könnte, und die einen doch entweder wegen
der Art, wie sie erzählt wird, oder infolge andrer unfehlbar wirkender Geheim¬
mittel so interessiert, daß man um keinen Preis aufstehn und seiner Wege gehn
möchte, ehe sie zu Ende ist, Haarhans ist trotz seiner Ironie so nachsichtig
und gutmütig, daß man von ihm nicht einmal sagen kann: i-iäviräo <zg,8t,i^t;
nein, ricisns xing'it, er erzählt und beschreibt lächelnd, und sein Lächeln ist das
eines wohlwollenden, über dem Alltäglichen stehenden Mannes.

Der Marquis von Marignh ist eigentlich ein halber Narr, aber ein liebens¬
würdiger, und trotz seiner Sonderbarkeiten, Launen und Vorurteile ist er kein
elender Egoist, sondern ein braver, warmherziger Mann, der es in der Regel
nach einiger Zeit einsieht, wenn er sich verrannt hat, und seinen Irrtum dann
auf einem Umwege wieder gut zu machen sucht. Er hat sich beim Ausbruch
der bekannten Versailler und Pariser Unruhen, wie die meisten seiner Bekannten,
aus dem Staube gemacht, mehr um den Unbequemlichkeiten als den Gefahren
des sich vorbereitenden Umsturzes aus dem Wege zu gehn. Für die eigent¬
lichen Gefahren, von denen das Königtum, die Priesterschaft, der Adel und die
Beamtenwelt bedroht waren, und für die gründlichen Umwälzungen, denen man
entgegenging, fehlt ihm der Blick und das Verständnis. Seiner Meinung
nach handelt es sich für ihn und seine einzige Tochter, die ihn begleitet — er
ist Witwer —, nur um eine Svritztonr von wenig Wochen: wenn der König
das irregeleitete Volk wieder in das richtige Gleis zurückgeführt haben wird,
werden er und seine Tochter zurückkehren, und es wird alles wieder sein wie
vorher. Mademoiselle Marguerite, die in einem Kloster erzogen worden ist,
und der man dort neben andern guten Regeln auch die der blinden Unterwerfung
nnter den väterlichen Willen eingeschürft hat, erscheint auf den ersten Blick über¬
aus botmäßig und gefügig, so botmüßig und gefügig, daß einem dadurch die
den Willen des Individuums grundsätzlich brechende klerikale Erziehung fast
ein wenig verleidet wird. Aber die weibliche Nachgiebigkeit hat, wie man
sehen wird, ihre Grenzen: sobald ein junger Mann und die allgewaltige Liebe
zu ihm in Frage kommen, flattern alle guten Lehren im Winde, wie vom Sturm
zerrissene Segel, das Steuer versagt, und das Boot folgt willenlos der un¬
widerstehlichen Strömung.

Die Ankunft des Marquis und seiner Tochter in Koblenz und ihre Ver
quartierung bei der Witwe Haßlacher, in den Mansarden des ihr gehörenden
Hauses „Zum englischen Gruß" entspricht ganz der Exposition einesLustspiels,
um nicht zu sagen einer komischen Oper. Man hat alles mitgebracht, was nach
damaligen Begriffen für den Sport und die Toilette nötig war, und der alte
Herr, der nicht bloß ein Feinschmecker, sondern, wie schon erwähnt worden ist,
ein eorclmi dlsu in knlinarischer Beziehung ist — in der ersten Gesellschaft von
Frankreich und Italien bekanntlich eine geringere Seltenheit als bei uns in
Deutschland — schickt sich, nachdem er der Form halber die Wünsche seiner
Tochter gehört hat, an, ein Filet ü 1» Pompadour herzustellen. Zu diesem,
wie er behauptet, sehr einfachen Gericht, für das man nnr eines Stückchens
guter Nindslende, einer oder zweier Hühnerlebern, einer Handvoll Perigord-
trüffeln oder zur Not einiger Champignons bedarf, vermag Frau Haßlachers
Speisekammer nur Mehl, Salz, Eier, Butter und — gedörrte Zwetschen bei¬
zutragen; auch das Handwerkszeug, das nnr aus ein paar Töpfen, einer Brat¬
pfanne, einem Quirl und einem Reibeisen besteht, erscheint dem Marquis so
lächerlich unzureichend, daß er die Vermutung ausspricht, „wenn man zu den
Wilden von Jsle-de-France oder Florida gekommen wäre, würde man mehr
Zivilisation angetroffen haben, als diesen guten Deutschen eigen sei."

In demselben Augenblick kommt ein an Mademoiselle Marguerite gerichtetes
Briefchen des ihr von der Vorsehung beschiedner. unwiderstehlichen jungen


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[0718] Zwei Lmigrantengeschichten Kamine sitzt, und daß man eine Geschichte zu hören bekommt, die sich so, wie er sie erzählt, jeden Tag ereignen könnte, und die einen doch entweder wegen der Art, wie sie erzählt wird, oder infolge andrer unfehlbar wirkender Geheim¬ mittel so interessiert, daß man um keinen Preis aufstehn und seiner Wege gehn möchte, ehe sie zu Ende ist, Haarhans ist trotz seiner Ironie so nachsichtig und gutmütig, daß man von ihm nicht einmal sagen kann: i-iäviräo <zg,8t,i^t; nein, ricisns xing'it, er erzählt und beschreibt lächelnd, und sein Lächeln ist das eines wohlwollenden, über dem Alltäglichen stehenden Mannes. Der Marquis von Marignh ist eigentlich ein halber Narr, aber ein liebens¬ würdiger, und trotz seiner Sonderbarkeiten, Launen und Vorurteile ist er kein elender Egoist, sondern ein braver, warmherziger Mann, der es in der Regel nach einiger Zeit einsieht, wenn er sich verrannt hat, und seinen Irrtum dann auf einem Umwege wieder gut zu machen sucht. Er hat sich beim Ausbruch der bekannten Versailler und Pariser Unruhen, wie die meisten seiner Bekannten, aus dem Staube gemacht, mehr um den Unbequemlichkeiten als den Gefahren des sich vorbereitenden Umsturzes aus dem Wege zu gehn. Für die eigent¬ lichen Gefahren, von denen das Königtum, die Priesterschaft, der Adel und die Beamtenwelt bedroht waren, und für die gründlichen Umwälzungen, denen man entgegenging, fehlt ihm der Blick und das Verständnis. Seiner Meinung nach handelt es sich für ihn und seine einzige Tochter, die ihn begleitet — er ist Witwer —, nur um eine Svritztonr von wenig Wochen: wenn der König das irregeleitete Volk wieder in das richtige Gleis zurückgeführt haben wird, werden er und seine Tochter zurückkehren, und es wird alles wieder sein wie vorher. Mademoiselle Marguerite, die in einem Kloster erzogen worden ist, und der man dort neben andern guten Regeln auch die der blinden Unterwerfung nnter den väterlichen Willen eingeschürft hat, erscheint auf den ersten Blick über¬ aus botmäßig und gefügig, so botmüßig und gefügig, daß einem dadurch die den Willen des Individuums grundsätzlich brechende klerikale Erziehung fast ein wenig verleidet wird. Aber die weibliche Nachgiebigkeit hat, wie man sehen wird, ihre Grenzen: sobald ein junger Mann und die allgewaltige Liebe zu ihm in Frage kommen, flattern alle guten Lehren im Winde, wie vom Sturm zerrissene Segel, das Steuer versagt, und das Boot folgt willenlos der un¬ widerstehlichen Strömung. Die Ankunft des Marquis und seiner Tochter in Koblenz und ihre Ver quartierung bei der Witwe Haßlacher, in den Mansarden des ihr gehörenden Hauses „Zum englischen Gruß" entspricht ganz der Exposition einesLustspiels, um nicht zu sagen einer komischen Oper. Man hat alles mitgebracht, was nach damaligen Begriffen für den Sport und die Toilette nötig war, und der alte Herr, der nicht bloß ein Feinschmecker, sondern, wie schon erwähnt worden ist, ein eorclmi dlsu in knlinarischer Beziehung ist — in der ersten Gesellschaft von Frankreich und Italien bekanntlich eine geringere Seltenheit als bei uns in Deutschland — schickt sich, nachdem er der Form halber die Wünsche seiner Tochter gehört hat, an, ein Filet ü 1» Pompadour herzustellen. Zu diesem, wie er behauptet, sehr einfachen Gericht, für das man nnr eines Stückchens guter Nindslende, einer oder zweier Hühnerlebern, einer Handvoll Perigord- trüffeln oder zur Not einiger Champignons bedarf, vermag Frau Haßlachers Speisekammer nur Mehl, Salz, Eier, Butter und — gedörrte Zwetschen bei¬ zutragen; auch das Handwerkszeug, das nnr aus ein paar Töpfen, einer Brat¬ pfanne, einem Quirl und einem Reibeisen besteht, erscheint dem Marquis so lächerlich unzureichend, daß er die Vermutung ausspricht, „wenn man zu den Wilden von Jsle-de-France oder Florida gekommen wäre, würde man mehr Zivilisation angetroffen haben, als diesen guten Deutschen eigen sei." In demselben Augenblick kommt ein an Mademoiselle Marguerite gerichtetes Briefchen des ihr von der Vorsehung beschiedner. unwiderstehlichen jungen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/718>, abgerufen am 22.07.2024.