Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.vom Wettbewerb der Lebensversicheruiigsanstalten in Deutschland Einsicht nicht zu verschließen in der Erkenntnis, daß England sonst unvermeidlich Die Lage fordert die schweigende aber geschärfte Wachsamkeit auch der Vom Wettbewerb der Lebensversicherungsanstalten in Deutschland "2^>n Deutschland bestehn 45 Lebensversicherungsanstalten. Die Gewöhnlich pflegen sich die Produzenten, wofür in unserm Falle die vom Wettbewerb der Lebensversicheruiigsanstalten in Deutschland Einsicht nicht zu verschließen in der Erkenntnis, daß England sonst unvermeidlich Die Lage fordert die schweigende aber geschärfte Wachsamkeit auch der Vom Wettbewerb der Lebensversicherungsanstalten in Deutschland «2^>n Deutschland bestehn 45 Lebensversicherungsanstalten. Die Gewöhnlich pflegen sich die Produzenten, wofür in unserm Falle die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0696" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242766"/> <fw type="header" place="top"> vom Wettbewerb der Lebensversicheruiigsanstalten in Deutschland</fw><lb/> <p xml:id="ID_2549" prev="#ID_2548"> Einsicht nicht zu verschließen in der Erkenntnis, daß England sonst unvermeidlich<lb/> das türkische Feuer anzünden würde, schon um dem russischen Vordringen in<lb/> Asien Halt zu gebieten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2550"> Die Lage fordert die schweigende aber geschärfte Wachsamkeit auch der<lb/><note type="byline"> H- I-</note> deutschen Politik heraus. _ </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vom Wettbewerb der Lebensversicherungsanstalten<lb/> in Deutschland</head><lb/> <p xml:id="ID_2551"> «2^>n Deutschland bestehn 45 Lebensversicherungsanstalten. Die<lb/> Auswahl, die dem Publikum zu Gebote steht, ist also groß genug,<lb/> zumal da neben den einheimischen auch noch eine Reihe ausländischer<lb/> Anstalten in Deutschland Geschäfte abschließt. Obwohl nun die<lb/> Kreise, an die sich die Angebote der Lebensversicherungsunter¬<lb/> nehmungen wenden, den ganzen Bevölkerungstatus umfassen, sodaß fast alle<lb/> Gesellschaften Jahr für Jahr reiche Ausbeute erzielen, so hat sich doch der<lb/> Wettbewerb unter den Versicherungsanstalten gerade in Deutschland immer<lb/> schärfer gestaltet. Man kann wohl sagen, daß in keinem andern Lande der<lb/> Welt die Kvnkurrenztätigteit der Lebensversicherer so heftige Fehden, dann aber<lb/> auch einen so hohen Grad von Leistungen hervorgerufen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_2552" next="#ID_2553"> Gewöhnlich pflegen sich die Produzenten, wofür in unserm Falle die<lb/> Lebensversicherungsanstalten anzusehen sind, nach Aufgebot der stärksten Kampf¬<lb/> mittel gegeneinander zu einem Ring, Syndikat oder Trust zusammenzuschließen,<lb/> um dem Konsumenten als „gemeinsamem Feind" geschlossen gegenüber zu<lb/> treten. In andern Ländern, wie z. B. in Frankreich, besteht unter den Lebens¬<lb/> versicherern eine Uniformierung ebenso in bezug auf die Tarife wie auf die<lb/> Versicherungsbedingungen, sodaß — da alle Gesellschaften fast genau dasselbe<lb/> bieten — für einen heftigen Konkurrenzkampf der Anlaß fehlt. Daß eine<lb/> solche Übereinkunft in Deutschland nicht möglich ist, liegt erstens daran, daß<lb/> die Verschiedenheit der einzelnen Anstalten in ihren Leistungen sehr groß ist,<lb/> und zweitens an dem Prinzipienstreit zwischen „Aktie" und „Gegenseitigkeit,"<lb/> der sich wie ein roter Faden durch die deutsche Assekuranzgeschichte zieht. So<lb/> wenig sich äußerlich der Betrieb einer Gegenscitigkeitsanstalt von dem einer<lb/> Aktiengesellschaft unterscheidet (viele Versicherte wissen überhaupt nicht, welcher<lb/> Gruppe ihre eigne Anstalt angehört!), so scharf werden die Unterschiede von<lb/> beiden Lagern betont. Die Gegenseitigkeit, die in den übrigen Kulturländern<lb/> (mit Ausnahme der nordamerikanischen Union) eine mehr oder weniger unter¬<lb/> geordnete Rolle spielt, ist in Deutschland zu einer höchst bedeutungsvollen<lb/> Entwicklung gelangt; da sie die Form des genossenschaftlichen Betriebsunter¬<lb/> nehmens darstellt, bei dem die Versicherten zugleich die Gesellschaftseigen-<lb/> tümer sind, widerstrebt sie ihrer Natur nach einem Zusammenschluß mit den<lb/> reinen Erwerbgesellschaften, die von Aktionären gegründet und betrieben werden-<lb/> Die mächtige Stellung der großen Gegenseitigkeitsanstalten in Deutschland</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0696]
vom Wettbewerb der Lebensversicheruiigsanstalten in Deutschland
Einsicht nicht zu verschließen in der Erkenntnis, daß England sonst unvermeidlich
das türkische Feuer anzünden würde, schon um dem russischen Vordringen in
Asien Halt zu gebieten.
Die Lage fordert die schweigende aber geschärfte Wachsamkeit auch der
H- I- deutschen Politik heraus. _
Vom Wettbewerb der Lebensversicherungsanstalten
in Deutschland
«2^>n Deutschland bestehn 45 Lebensversicherungsanstalten. Die
Auswahl, die dem Publikum zu Gebote steht, ist also groß genug,
zumal da neben den einheimischen auch noch eine Reihe ausländischer
Anstalten in Deutschland Geschäfte abschließt. Obwohl nun die
Kreise, an die sich die Angebote der Lebensversicherungsunter¬
nehmungen wenden, den ganzen Bevölkerungstatus umfassen, sodaß fast alle
Gesellschaften Jahr für Jahr reiche Ausbeute erzielen, so hat sich doch der
Wettbewerb unter den Versicherungsanstalten gerade in Deutschland immer
schärfer gestaltet. Man kann wohl sagen, daß in keinem andern Lande der
Welt die Kvnkurrenztätigteit der Lebensversicherer so heftige Fehden, dann aber
auch einen so hohen Grad von Leistungen hervorgerufen hat.
Gewöhnlich pflegen sich die Produzenten, wofür in unserm Falle die
Lebensversicherungsanstalten anzusehen sind, nach Aufgebot der stärksten Kampf¬
mittel gegeneinander zu einem Ring, Syndikat oder Trust zusammenzuschließen,
um dem Konsumenten als „gemeinsamem Feind" geschlossen gegenüber zu
treten. In andern Ländern, wie z. B. in Frankreich, besteht unter den Lebens¬
versicherern eine Uniformierung ebenso in bezug auf die Tarife wie auf die
Versicherungsbedingungen, sodaß — da alle Gesellschaften fast genau dasselbe
bieten — für einen heftigen Konkurrenzkampf der Anlaß fehlt. Daß eine
solche Übereinkunft in Deutschland nicht möglich ist, liegt erstens daran, daß
die Verschiedenheit der einzelnen Anstalten in ihren Leistungen sehr groß ist,
und zweitens an dem Prinzipienstreit zwischen „Aktie" und „Gegenseitigkeit,"
der sich wie ein roter Faden durch die deutsche Assekuranzgeschichte zieht. So
wenig sich äußerlich der Betrieb einer Gegenscitigkeitsanstalt von dem einer
Aktiengesellschaft unterscheidet (viele Versicherte wissen überhaupt nicht, welcher
Gruppe ihre eigne Anstalt angehört!), so scharf werden die Unterschiede von
beiden Lagern betont. Die Gegenseitigkeit, die in den übrigen Kulturländern
(mit Ausnahme der nordamerikanischen Union) eine mehr oder weniger unter¬
geordnete Rolle spielt, ist in Deutschland zu einer höchst bedeutungsvollen
Entwicklung gelangt; da sie die Form des genossenschaftlichen Betriebsunter¬
nehmens darstellt, bei dem die Versicherten zugleich die Gesellschaftseigen-
tümer sind, widerstrebt sie ihrer Natur nach einem Zusammenschluß mit den
reinen Erwerbgesellschaften, die von Aktionären gegründet und betrieben werden-
Die mächtige Stellung der großen Gegenseitigkeitsanstalten in Deutschland
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