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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

Da nämlich bei Brühls Rücktritt die Staatskassen leer und in der größten Unordnung
waren, glaubte der neue Kurfürst Friedrich Christian, daß Brühl größere Summen
in ausländischen Banken angelegt hätte, und hoffte darüber durch eine gerichtliche
Vernehmung seiner Vertrauten: Heineken, Gartenberg und Hnnsius Licht zu erhalten.
Auf Heineken als den, der wissen müsse, wohin alle die durch des Vaters Hand
gegangnen Millionen hingekommen wären, hatten besonders die Söhne des Ministers
und seine Tochter, die Gräfin Mniszech. hingewiesen. Deshalb verfaßte Heineken
am 5. November 1763 in seiner Haft einen "Kurtzen Bericht meiner auf hohen
Befehl geschehenen Arretirung nebst Erläuterung über die von mir begehrten
Rechnungen," dessen gegen Brühls Kinder gerichteter Schluß folgende interessanten
Sätze enthält: "Ist es vielleicht aus Verdruß, daß ich Ihnen öden Kinderus schon
bey Ihres Vaters Leben die so nötige Sparsamkeit angepriesen und Ihnen vor¬
gestellt: daß bey der entsetzlichen civpouss und großen Schuldenlast Sie endlich
wenig übrig behalten würden? Denn bey dergleichen Ausgaben und wie es die
letzte'Zeit im Hause zuging, hätte es Geld regnen müssen. Allein, je mehr ich
predigte, je mehr ward ich von jedem ausgelacht. Oder siud diese Herren böse,
daß der selige Graf mir das Gut Bolleusdorff sbei Dahme; das Gut ist noch heute
im Besitz der Familie von Heinekens vor meine langen, treuen Dienste vermacht?
Sie selbst, sonderlich aber die Frau Gräfin Mniszech müssen am besten wissen, daß
ich alles angewand den Minister davon abzuhalten und Ihn mit Thränen gebeten,
mir ein ander Andenken zu geben. Er hat aber nicht gewollt..."

Noch interessanter ist eine am 1. Dezember 1763 von Heineken abgefaßte
kurze Selbstbiographie, die sich bei seinen Akten findet. Sie ist betitelt "Erzählung
der Umstünde, worin sich Endesbenannter ehedem befunden und worin er sich jetzt
befindet" und lautet: "?ro msmoria. Wenn ich die Umstände meines Lebens biß
auf den gegenwärtigen vor mich so unglücklichen Zeitpunkt genau betrachte, so sind
sie zwar auf der einen Seite mit vieler Mühe und Arbeit vergesellschaftet, dagegen
aber auch auf der andern Seite mit vielen Glückseligkeiten begleitet gewesen.

Mein Glück hat eigentlich von dem Tage angefangen, da ich in des verstorbnen
Cabinets Minister Grafen von Brühl Hanß gekommen und von 1739 an, als mich
der seel. Graff, eben wie ich eine Vokation nach Petersburg durch den Feld-Marschnll
Grahem v. Loewendnhl erhielt, zu Sich als Bibliothccarius genommen, habe ich
dieses Herrn Gnade in voller Maße verspühret. ^.o 1741 vertraute mir derselbe
Seine Hanß und Wirtschafts Casse, und ich bekam successive die Direction Seiner
Güter. Desgleichen ward ich in Königlichen Diensten aufgenommen, wo ich die
Vorträge der General-Aecisse exclusive der Geld Sachen biß zur Preußischen In¬
vasion 1756 besorgte, ferner erhielt ich nach Absterben des H. Hoffrath v. Hugers
die Inspection über die Kupferstich Gallerie und so ferner über die Antiquen biß
M Ober Aufsicht über die Bilder Gallerie, soweit nehmlich solche zur xnblieation
meines Werkes von dieser Gallerie nöthig war.

Alle weitere Stellen und sonderlich alle Besorgungen der Königl. Casse habe
ich jedesmal depreciret. Hingegen hat der Cabinets Ministre Graff v. Brühl gleich
vom Anfange an ans ein solides Etablissement vor mich Selbst gedacht.

Zu dem Ende stifftete Er Michaelis 1742 meine Hehrath mit der eintzigen
Tochter des Küchen Meisters Roller. Dieser Mann, welcher eben so, wie der
Geheime Cämmercier Hoffmann mit dem Höcbstfeeligcn Könige auf allen Reisen ge¬
wesen, und anf gleiche naße von demselben vielfältig begnadiget worden, besaß, wie
bekannt, ein ansehnliches Vermögen. Da ich nun dessen einzige Erbinn geheyratet
^ete, so engagirte der Cabinets Ministre meinen Schwieger Vater, sich in der
-'ciederlnnsitz ""t dem Gute Alt-Döbern anzukaufen.

. Ich verstand damahls so wenig, was zu meinem Besten diente, daß sogar
v'e,er Kaufs wieder meinen Willen geschah, und Altdllbern war würcklich bereits
pey der Subhastation einem andern zugeschlagen worden. Allein der Graff schickte
ven Aecis Inspektor Lässig nach Lübben und redressirte das gnntze nogotium.


Wanderungen in der Niederlausitz

Da nämlich bei Brühls Rücktritt die Staatskassen leer und in der größten Unordnung
waren, glaubte der neue Kurfürst Friedrich Christian, daß Brühl größere Summen
in ausländischen Banken angelegt hätte, und hoffte darüber durch eine gerichtliche
Vernehmung seiner Vertrauten: Heineken, Gartenberg und Hnnsius Licht zu erhalten.
Auf Heineken als den, der wissen müsse, wohin alle die durch des Vaters Hand
gegangnen Millionen hingekommen wären, hatten besonders die Söhne des Ministers
und seine Tochter, die Gräfin Mniszech. hingewiesen. Deshalb verfaßte Heineken
am 5. November 1763 in seiner Haft einen „Kurtzen Bericht meiner auf hohen
Befehl geschehenen Arretirung nebst Erläuterung über die von mir begehrten
Rechnungen," dessen gegen Brühls Kinder gerichteter Schluß folgende interessanten
Sätze enthält: „Ist es vielleicht aus Verdruß, daß ich Ihnen öden Kinderus schon
bey Ihres Vaters Leben die so nötige Sparsamkeit angepriesen und Ihnen vor¬
gestellt: daß bey der entsetzlichen civpouss und großen Schuldenlast Sie endlich
wenig übrig behalten würden? Denn bey dergleichen Ausgaben und wie es die
letzte'Zeit im Hause zuging, hätte es Geld regnen müssen. Allein, je mehr ich
predigte, je mehr ward ich von jedem ausgelacht. Oder siud diese Herren böse,
daß der selige Graf mir das Gut Bolleusdorff sbei Dahme; das Gut ist noch heute
im Besitz der Familie von Heinekens vor meine langen, treuen Dienste vermacht?
Sie selbst, sonderlich aber die Frau Gräfin Mniszech müssen am besten wissen, daß
ich alles angewand den Minister davon abzuhalten und Ihn mit Thränen gebeten,
mir ein ander Andenken zu geben. Er hat aber nicht gewollt..."

Noch interessanter ist eine am 1. Dezember 1763 von Heineken abgefaßte
kurze Selbstbiographie, die sich bei seinen Akten findet. Sie ist betitelt „Erzählung
der Umstünde, worin sich Endesbenannter ehedem befunden und worin er sich jetzt
befindet" und lautet: „?ro msmoria. Wenn ich die Umstände meines Lebens biß
auf den gegenwärtigen vor mich so unglücklichen Zeitpunkt genau betrachte, so sind
sie zwar auf der einen Seite mit vieler Mühe und Arbeit vergesellschaftet, dagegen
aber auch auf der andern Seite mit vielen Glückseligkeiten begleitet gewesen.

Mein Glück hat eigentlich von dem Tage angefangen, da ich in des verstorbnen
Cabinets Minister Grafen von Brühl Hanß gekommen und von 1739 an, als mich
der seel. Graff, eben wie ich eine Vokation nach Petersburg durch den Feld-Marschnll
Grahem v. Loewendnhl erhielt, zu Sich als Bibliothccarius genommen, habe ich
dieses Herrn Gnade in voller Maße verspühret. ^.o 1741 vertraute mir derselbe
Seine Hanß und Wirtschafts Casse, und ich bekam successive die Direction Seiner
Güter. Desgleichen ward ich in Königlichen Diensten aufgenommen, wo ich die
Vorträge der General-Aecisse exclusive der Geld Sachen biß zur Preußischen In¬
vasion 1756 besorgte, ferner erhielt ich nach Absterben des H. Hoffrath v. Hugers
die Inspection über die Kupferstich Gallerie und so ferner über die Antiquen biß
M Ober Aufsicht über die Bilder Gallerie, soweit nehmlich solche zur xnblieation
meines Werkes von dieser Gallerie nöthig war.

Alle weitere Stellen und sonderlich alle Besorgungen der Königl. Casse habe
ich jedesmal depreciret. Hingegen hat der Cabinets Ministre Graff v. Brühl gleich
vom Anfange an ans ein solides Etablissement vor mich Selbst gedacht.

Zu dem Ende stifftete Er Michaelis 1742 meine Hehrath mit der eintzigen
Tochter des Küchen Meisters Roller. Dieser Mann, welcher eben so, wie der
Geheime Cämmercier Hoffmann mit dem Höcbstfeeligcn Könige auf allen Reisen ge¬
wesen, und anf gleiche naße von demselben vielfältig begnadiget worden, besaß, wie
bekannt, ein ansehnliches Vermögen. Da ich nun dessen einzige Erbinn geheyratet
^ete, so engagirte der Cabinets Ministre meinen Schwieger Vater, sich in der
-'ciederlnnsitz »"t dem Gute Alt-Döbern anzukaufen.

. Ich verstand damahls so wenig, was zu meinem Besten diente, daß sogar
v'e,er Kaufs wieder meinen Willen geschah, und Altdllbern war würcklich bereits
pey der Subhastation einem andern zugeschlagen worden. Allein der Graff schickte
ven Aecis Inspektor Lässig nach Lübben und redressirte das gnntze nogotium.


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[0453] Wanderungen in der Niederlausitz Da nämlich bei Brühls Rücktritt die Staatskassen leer und in der größten Unordnung waren, glaubte der neue Kurfürst Friedrich Christian, daß Brühl größere Summen in ausländischen Banken angelegt hätte, und hoffte darüber durch eine gerichtliche Vernehmung seiner Vertrauten: Heineken, Gartenberg und Hnnsius Licht zu erhalten. Auf Heineken als den, der wissen müsse, wohin alle die durch des Vaters Hand gegangnen Millionen hingekommen wären, hatten besonders die Söhne des Ministers und seine Tochter, die Gräfin Mniszech. hingewiesen. Deshalb verfaßte Heineken am 5. November 1763 in seiner Haft einen „Kurtzen Bericht meiner auf hohen Befehl geschehenen Arretirung nebst Erläuterung über die von mir begehrten Rechnungen," dessen gegen Brühls Kinder gerichteter Schluß folgende interessanten Sätze enthält: „Ist es vielleicht aus Verdruß, daß ich Ihnen öden Kinderus schon bey Ihres Vaters Leben die so nötige Sparsamkeit angepriesen und Ihnen vor¬ gestellt: daß bey der entsetzlichen civpouss und großen Schuldenlast Sie endlich wenig übrig behalten würden? Denn bey dergleichen Ausgaben und wie es die letzte'Zeit im Hause zuging, hätte es Geld regnen müssen. Allein, je mehr ich predigte, je mehr ward ich von jedem ausgelacht. Oder siud diese Herren böse, daß der selige Graf mir das Gut Bolleusdorff sbei Dahme; das Gut ist noch heute im Besitz der Familie von Heinekens vor meine langen, treuen Dienste vermacht? Sie selbst, sonderlich aber die Frau Gräfin Mniszech müssen am besten wissen, daß ich alles angewand den Minister davon abzuhalten und Ihn mit Thränen gebeten, mir ein ander Andenken zu geben. Er hat aber nicht gewollt..." Noch interessanter ist eine am 1. Dezember 1763 von Heineken abgefaßte kurze Selbstbiographie, die sich bei seinen Akten findet. Sie ist betitelt „Erzählung der Umstünde, worin sich Endesbenannter ehedem befunden und worin er sich jetzt befindet" und lautet: „?ro msmoria. Wenn ich die Umstände meines Lebens biß auf den gegenwärtigen vor mich so unglücklichen Zeitpunkt genau betrachte, so sind sie zwar auf der einen Seite mit vieler Mühe und Arbeit vergesellschaftet, dagegen aber auch auf der andern Seite mit vielen Glückseligkeiten begleitet gewesen. Mein Glück hat eigentlich von dem Tage angefangen, da ich in des verstorbnen Cabinets Minister Grafen von Brühl Hanß gekommen und von 1739 an, als mich der seel. Graff, eben wie ich eine Vokation nach Petersburg durch den Feld-Marschnll Grahem v. Loewendnhl erhielt, zu Sich als Bibliothccarius genommen, habe ich dieses Herrn Gnade in voller Maße verspühret. ^.o 1741 vertraute mir derselbe Seine Hanß und Wirtschafts Casse, und ich bekam successive die Direction Seiner Güter. Desgleichen ward ich in Königlichen Diensten aufgenommen, wo ich die Vorträge der General-Aecisse exclusive der Geld Sachen biß zur Preußischen In¬ vasion 1756 besorgte, ferner erhielt ich nach Absterben des H. Hoffrath v. Hugers die Inspection über die Kupferstich Gallerie und so ferner über die Antiquen biß M Ober Aufsicht über die Bilder Gallerie, soweit nehmlich solche zur xnblieation meines Werkes von dieser Gallerie nöthig war. Alle weitere Stellen und sonderlich alle Besorgungen der Königl. Casse habe ich jedesmal depreciret. Hingegen hat der Cabinets Ministre Graff v. Brühl gleich vom Anfange an ans ein solides Etablissement vor mich Selbst gedacht. Zu dem Ende stifftete Er Michaelis 1742 meine Hehrath mit der eintzigen Tochter des Küchen Meisters Roller. Dieser Mann, welcher eben so, wie der Geheime Cämmercier Hoffmann mit dem Höcbstfeeligcn Könige auf allen Reisen ge¬ wesen, und anf gleiche naße von demselben vielfältig begnadiget worden, besaß, wie bekannt, ein ansehnliches Vermögen. Da ich nun dessen einzige Erbinn geheyratet ^ete, so engagirte der Cabinets Ministre meinen Schwieger Vater, sich in der -'ciederlnnsitz »"t dem Gute Alt-Döbern anzukaufen. . Ich verstand damahls so wenig, was zu meinem Besten diente, daß sogar v'e,er Kaufs wieder meinen Willen geschah, und Altdllbern war würcklich bereits pey der Subhastation einem andern zugeschlagen worden. Allein der Graff schickte ven Aecis Inspektor Lässig nach Lübben und redressirte das gnntze nogotium.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/453>, abgerufen am 03.07.2024.