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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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den damaligen Prinzen von Preußen, unsern nachmaligen großen Kaiser Wilhelm.
Ich erinnere mich seiner stattlichen Gestalt und schonen, männlichen Erscheinung
noch sehr genau. Wir Jungen liefen natürlich auch mit zur Jagd hinaus und be¬
wunderten die Treffsicherheit des Prinzen Wilhelm, während der König bei seiner
Kurzsichtigkeit mir mäßigen Jagderfolg hatte. Diese Jagden wurden von dem Hof¬
jägermeister, Grafen von der Asseburg-Falkenstein aus Meisdorf, geleitet. Er war
ein weit und breit berühmter, weidgerechter Jäger und erfreute sich trotz oder
vielleicht wegen seiner Derbheit großer Popularität. Abends innren die Spitzen
der Behörden zur Tafel aufs Schloß befohlen, der Lnndrat, der Kreisgerichts¬
direktor, der Superintendent, der Gymnasialdirektor und andre. Wir Jungen standen
dann oben im Schloßhofe und sahen staunend in die Küche. Dort brieten die wei߬
gekleideten Hofköche Hasen oder Geflügel und bereiteten das Lieblingsgericht des
Königs, Schweinsknöchel mit Sauerkraut. Auch in die hell erleuchteten Säle
konnten wir sehen. Ich erinnere mich noch genau des Königs in blauem Frack
mit hellen, karierten Beinkleidern, wie er Cercle machte und sich mit den Geladnen
freundlich und augenscheinlich scherzend unterhielt. Für uns Jungen waren das
herrliche Tage, und für unsern preußischen Patriotismus waren sie Wasser auf die
Mühle. Diese Jagden gaben in der Tat dem Könige in Quedlinburg eine gewisse
Popularität. Man erzählte von ihm allerlei anekdotenhafte, witzige Äußerungen,
und die Quedlinburger taten sich etwas darauf zugute, daß der König alljährlich
ein paar Tage in ihrer Stadt zubrachte. Einmal war dieser bei dem Landrat
Weyde zum Tee gewesen. Daß die stattliche Frau Lnndrat dabei dem Könige den
Tee selbst serviert und ihm nuf seine Bitte den Zucker in die Tuffe geworfen hatte,
wurde in den Bürgerfamilien ebenso als Leutseligkeit des Königs wie als Beweis
der guten Manieren der Fran Landrat gerühmt. Schmunzelnd erzählte man sich,
der König habe scherzhaft davon gesprochen, es freue ihn, daß die Neigungen seiner
Kürassieroffiziere sich mit denen der Quedlinburger Bürger und ihrer hübschen
Töchter begegneten. Die Leutnants liebten die "Fonds" der reichen Quedlinburger
und diese samt ihren Töchtern die "Bons" (das Adelsprädikat) der Offiziere. In
der Tat Verlobten sich damals eine Anzahl hübscher und wohlhabender Quedliu-
burgeriunen mit Kürassieroffizieren.

Auf den Hofjagden wurden erstaunliche Mengen von Hasen geschossen. Diese
mußten in Quedlinburg und dessen nähern Umgebungen abgesetzt werden, denn
Eisenbahnen gab es damals bei uns noch nicht. Dadurch wurden die Hasenbraten
in meiner Heimat sehr billig. Ein Hase kostete damals fünf bis allerhöchsten?' zehn
Silbergroschen, nach heutigem Gelde eine halbe bis eine Mark. Für das Fell
bekam die Köchin überdies beim Kürschner auch noch einen Groschen. Unter diesen
Umständen konnte sich auch der einfachste Bürger seinen Hasenbraten gönnen. Dies,
die während der Jagdtage herrschende festliche Erregung, die über die in der Be¬
gleitung des Königs anwesenden Fürstlichkeiten und Kavaliere zirkulierenden Schwänke
und Auekooten, der Verdienst an barem Gelde, der vom königlichen Hoflager den
Gewerbetreibenden zufloß, alles das wirkte in den Bnrgerkreisen eine gute und
freundliche Stimmung. Diese gehobnen Tage der Hofjagden gingen -- namentlich
für uns Jungen -- nur allzuschnell vorüber. In langem Zuge fuhren die fürst¬
lichen Gäste auf der Straße uach Halberstadt wieder ab. Dem scheidenden Könige
wurde noch ein letztes begeistertes Hoch zum Abschiede zugerufen. Dann trat der
helle, fröhliche Sonnenschein der belebten Jagdtage wieder zurück hinter die graue,
nüchterne Prosa des alltäglichen Lebens.




Als ich eben Tertianer geworden war, machte ich meine erste Brockenreise.
Zwei Herren, die in dem Hause meiner Eltern verkehrten, hatten eine Fußreise
nach dem Brocken verabredet und erboten sich, mich mitzunehmen. Mein Vater
sah es gern, daß ich hinauskam, und ich war glücklich, die Reise mitmachen zu


den damaligen Prinzen von Preußen, unsern nachmaligen großen Kaiser Wilhelm.
Ich erinnere mich seiner stattlichen Gestalt und schonen, männlichen Erscheinung
noch sehr genau. Wir Jungen liefen natürlich auch mit zur Jagd hinaus und be¬
wunderten die Treffsicherheit des Prinzen Wilhelm, während der König bei seiner
Kurzsichtigkeit mir mäßigen Jagderfolg hatte. Diese Jagden wurden von dem Hof¬
jägermeister, Grafen von der Asseburg-Falkenstein aus Meisdorf, geleitet. Er war
ein weit und breit berühmter, weidgerechter Jäger und erfreute sich trotz oder
vielleicht wegen seiner Derbheit großer Popularität. Abends innren die Spitzen
der Behörden zur Tafel aufs Schloß befohlen, der Lnndrat, der Kreisgerichts¬
direktor, der Superintendent, der Gymnasialdirektor und andre. Wir Jungen standen
dann oben im Schloßhofe und sahen staunend in die Küche. Dort brieten die wei߬
gekleideten Hofköche Hasen oder Geflügel und bereiteten das Lieblingsgericht des
Königs, Schweinsknöchel mit Sauerkraut. Auch in die hell erleuchteten Säle
konnten wir sehen. Ich erinnere mich noch genau des Königs in blauem Frack
mit hellen, karierten Beinkleidern, wie er Cercle machte und sich mit den Geladnen
freundlich und augenscheinlich scherzend unterhielt. Für uns Jungen waren das
herrliche Tage, und für unsern preußischen Patriotismus waren sie Wasser auf die
Mühle. Diese Jagden gaben in der Tat dem Könige in Quedlinburg eine gewisse
Popularität. Man erzählte von ihm allerlei anekdotenhafte, witzige Äußerungen,
und die Quedlinburger taten sich etwas darauf zugute, daß der König alljährlich
ein paar Tage in ihrer Stadt zubrachte. Einmal war dieser bei dem Landrat
Weyde zum Tee gewesen. Daß die stattliche Frau Lnndrat dabei dem Könige den
Tee selbst serviert und ihm nuf seine Bitte den Zucker in die Tuffe geworfen hatte,
wurde in den Bürgerfamilien ebenso als Leutseligkeit des Königs wie als Beweis
der guten Manieren der Fran Landrat gerühmt. Schmunzelnd erzählte man sich,
der König habe scherzhaft davon gesprochen, es freue ihn, daß die Neigungen seiner
Kürassieroffiziere sich mit denen der Quedlinburger Bürger und ihrer hübschen
Töchter begegneten. Die Leutnants liebten die „Fonds" der reichen Quedlinburger
und diese samt ihren Töchtern die „Bons" (das Adelsprädikat) der Offiziere. In
der Tat Verlobten sich damals eine Anzahl hübscher und wohlhabender Quedliu-
burgeriunen mit Kürassieroffizieren.

Auf den Hofjagden wurden erstaunliche Mengen von Hasen geschossen. Diese
mußten in Quedlinburg und dessen nähern Umgebungen abgesetzt werden, denn
Eisenbahnen gab es damals bei uns noch nicht. Dadurch wurden die Hasenbraten
in meiner Heimat sehr billig. Ein Hase kostete damals fünf bis allerhöchsten?' zehn
Silbergroschen, nach heutigem Gelde eine halbe bis eine Mark. Für das Fell
bekam die Köchin überdies beim Kürschner auch noch einen Groschen. Unter diesen
Umständen konnte sich auch der einfachste Bürger seinen Hasenbraten gönnen. Dies,
die während der Jagdtage herrschende festliche Erregung, die über die in der Be¬
gleitung des Königs anwesenden Fürstlichkeiten und Kavaliere zirkulierenden Schwänke
und Auekooten, der Verdienst an barem Gelde, der vom königlichen Hoflager den
Gewerbetreibenden zufloß, alles das wirkte in den Bnrgerkreisen eine gute und
freundliche Stimmung. Diese gehobnen Tage der Hofjagden gingen — namentlich
für uns Jungen — nur allzuschnell vorüber. In langem Zuge fuhren die fürst¬
lichen Gäste auf der Straße uach Halberstadt wieder ab. Dem scheidenden Könige
wurde noch ein letztes begeistertes Hoch zum Abschiede zugerufen. Dann trat der
helle, fröhliche Sonnenschein der belebten Jagdtage wieder zurück hinter die graue,
nüchterne Prosa des alltäglichen Lebens.




Als ich eben Tertianer geworden war, machte ich meine erste Brockenreise.
Zwei Herren, die in dem Hause meiner Eltern verkehrten, hatten eine Fußreise
nach dem Brocken verabredet und erboten sich, mich mitzunehmen. Mein Vater
sah es gern, daß ich hinauskam, und ich war glücklich, die Reise mitmachen zu


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[0387] den damaligen Prinzen von Preußen, unsern nachmaligen großen Kaiser Wilhelm. Ich erinnere mich seiner stattlichen Gestalt und schonen, männlichen Erscheinung noch sehr genau. Wir Jungen liefen natürlich auch mit zur Jagd hinaus und be¬ wunderten die Treffsicherheit des Prinzen Wilhelm, während der König bei seiner Kurzsichtigkeit mir mäßigen Jagderfolg hatte. Diese Jagden wurden von dem Hof¬ jägermeister, Grafen von der Asseburg-Falkenstein aus Meisdorf, geleitet. Er war ein weit und breit berühmter, weidgerechter Jäger und erfreute sich trotz oder vielleicht wegen seiner Derbheit großer Popularität. Abends innren die Spitzen der Behörden zur Tafel aufs Schloß befohlen, der Lnndrat, der Kreisgerichts¬ direktor, der Superintendent, der Gymnasialdirektor und andre. Wir Jungen standen dann oben im Schloßhofe und sahen staunend in die Küche. Dort brieten die wei߬ gekleideten Hofköche Hasen oder Geflügel und bereiteten das Lieblingsgericht des Königs, Schweinsknöchel mit Sauerkraut. Auch in die hell erleuchteten Säle konnten wir sehen. Ich erinnere mich noch genau des Königs in blauem Frack mit hellen, karierten Beinkleidern, wie er Cercle machte und sich mit den Geladnen freundlich und augenscheinlich scherzend unterhielt. Für uns Jungen waren das herrliche Tage, und für unsern preußischen Patriotismus waren sie Wasser auf die Mühle. Diese Jagden gaben in der Tat dem Könige in Quedlinburg eine gewisse Popularität. Man erzählte von ihm allerlei anekdotenhafte, witzige Äußerungen, und die Quedlinburger taten sich etwas darauf zugute, daß der König alljährlich ein paar Tage in ihrer Stadt zubrachte. Einmal war dieser bei dem Landrat Weyde zum Tee gewesen. Daß die stattliche Frau Lnndrat dabei dem Könige den Tee selbst serviert und ihm nuf seine Bitte den Zucker in die Tuffe geworfen hatte, wurde in den Bürgerfamilien ebenso als Leutseligkeit des Königs wie als Beweis der guten Manieren der Fran Landrat gerühmt. Schmunzelnd erzählte man sich, der König habe scherzhaft davon gesprochen, es freue ihn, daß die Neigungen seiner Kürassieroffiziere sich mit denen der Quedlinburger Bürger und ihrer hübschen Töchter begegneten. Die Leutnants liebten die „Fonds" der reichen Quedlinburger und diese samt ihren Töchtern die „Bons" (das Adelsprädikat) der Offiziere. In der Tat Verlobten sich damals eine Anzahl hübscher und wohlhabender Quedliu- burgeriunen mit Kürassieroffizieren. Auf den Hofjagden wurden erstaunliche Mengen von Hasen geschossen. Diese mußten in Quedlinburg und dessen nähern Umgebungen abgesetzt werden, denn Eisenbahnen gab es damals bei uns noch nicht. Dadurch wurden die Hasenbraten in meiner Heimat sehr billig. Ein Hase kostete damals fünf bis allerhöchsten?' zehn Silbergroschen, nach heutigem Gelde eine halbe bis eine Mark. Für das Fell bekam die Köchin überdies beim Kürschner auch noch einen Groschen. Unter diesen Umständen konnte sich auch der einfachste Bürger seinen Hasenbraten gönnen. Dies, die während der Jagdtage herrschende festliche Erregung, die über die in der Be¬ gleitung des Königs anwesenden Fürstlichkeiten und Kavaliere zirkulierenden Schwänke und Auekooten, der Verdienst an barem Gelde, der vom königlichen Hoflager den Gewerbetreibenden zufloß, alles das wirkte in den Bnrgerkreisen eine gute und freundliche Stimmung. Diese gehobnen Tage der Hofjagden gingen — namentlich für uns Jungen — nur allzuschnell vorüber. In langem Zuge fuhren die fürst¬ lichen Gäste auf der Straße uach Halberstadt wieder ab. Dem scheidenden Könige wurde noch ein letztes begeistertes Hoch zum Abschiede zugerufen. Dann trat der helle, fröhliche Sonnenschein der belebten Jagdtage wieder zurück hinter die graue, nüchterne Prosa des alltäglichen Lebens. Als ich eben Tertianer geworden war, machte ich meine erste Brockenreise. Zwei Herren, die in dem Hause meiner Eltern verkehrten, hatten eine Fußreise nach dem Brocken verabredet und erboten sich, mich mitzunehmen. Mein Vater sah es gern, daß ich hinauskam, und ich war glücklich, die Reise mitmachen zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/387>, abgerufen am 03.07.2024.