Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwei Seelen

den Schlägen einer Glocke, die unser Dasein regelte. Wir hatten Bücher, aber
selten beschäftigte sich einer lange damit. Man blätterte ein wenig und legte dann
das Buch ans die Decke vor sich hin, griff nach einer Weile wieder danach, sah
da und dort hinein und warf es wieder verdrossen zur Seite. Und man war
froh, wenn die Nacht kam, und man schlafen konnte.

Ich lag in einer Ecke des Zimmers. Mein Nachbar war ein alter Mann,
wohl über die siebzig hinaus, mit einem hagern Gesicht, schwerhörig und immer
verdrossen. Er hielt die Beamten sämtlich für Spitzbuben, fast schlimmer als seine
Stubengenossen, und stöhnte in einem fort über das armselige Leben, obwohl er
jetzt weit behaglicher daran war als jemals in seinem Leben. Denn er war zwar
ehedem ein Mann von leidlichem Auskommen gewesen, aber er hatte sich nie etwas
gegönnt, vielmehr alles, was er erworben hatte und hatte zurücklegen können, in
irgend einem Winkel verscharrt, mit der Absicht, sich mit dem Häuflein Geldes, wenn
es erst die nötige Höhe erreicht hätte, ein besondres Gütchen anzutun, und er
hatte also sein ganzes Leben trocken Brot gegessen, um am Ende die Wurst mit
einemmal zu verspeisen. Dazu war er nun nicht gekommen, da mittlerweile ein
Dieb das Nest mit den goldnen Eiern entdeckt und ausgehoben hatte. Wer der
Schlaupeter gewesen war, war niemals herausgekommen; der Alte hielt jedoch an
der Meinung fest, seine eignen Kinder hätten ihn beraubt, und so hatte er ihnen
allen die Hölle heiß gemacht und ihnen das Leben verbittert, wogegen sie ihn wieder
aufs knappste gehalten hatten und nach Herzenslust hatten hungern und darben
lassen. Schließlich hatte er Gelegenheit gefunden, ein paar Taler, die in einer
Schublade unter Strümpfen und Hemden verborgen gehalten wurden, zu erwischen
"ut sich damit wenigstens einen guten Abend zu bereiten. Da waren seine Leute
des ungenießbaren Alten, aus dem sich ohnehin nichts mehr herausziehen ließ, satt
geworden und hatten ihn zur weitem Verpflegung dem Gefängnis überliefert.
Hier benahm er sich in derselben unleidlichen Weise und Wäre wohl, wenn dies
angegangen wäre, längst weiter geschickt worden. Die dargebotnen Krankensuppen
erklärte er für ungenießbar, löffelte sie jedoch bis zum letzten Tropfen aus und
übernahm, wenn es irgend geschehen konnte, auch uoch die Portion seines todkranken
Nachbarn. Dieser war ein junger Mensch, blaß und still und und großen traurigen
Angen. Fast den ganzen Tag lag er in tiefen Gedanken, seufzte wohl einmal
auf oder versuchte in den Briefen zu lesen, die er unter seinem Kopfkissen ver¬
wahrte. Die beiden andern, die mir am entferntesten lagen, habe ich kaum beachtet,
sie blieben ein paar Tage, richten sich aus und machten dann andern Platz, die
eben so schnell wieder weiterzogen. So verflossen die Tage.

Da wurden eines Nachmittags zugleich zwei neue Gäste bei uns eingeführt,
em uraltes Männchen mit einer Vogelvhvsivgnomie und einem bissigen Charakter,
das sich, smvie es nur sein Plätzchen erreicht hatte, gleichsam mit gesträubtem Ge¬
fieder umsah und nach allen Seiten hieb, und ein andrer junger Mensch mit einem
Biedermannsgesicht, der in der höflichsten und artigsten Weise hereintänzelte, und
dem man es auf den ersten Blick ansah, daß er eine unterhaltsamere Luft in unser
Gefängnis bringen werde.

Er machte sich zunächst seine Lagerstatt sorgfältig zurecht, schob die Kissen
hin und her, probierte dann, wie er um liegen werde, und streckte sich, als er
alles in der erwünschten Verfassung hatte, mit einem tiefen Seufzer behaglich aus.
Nach eiuer Weile fuhr er wieder in die Höhe und fragte: Sagte jemand etwas?
worauf er jedoch keine Antwort erhielt.

Wieder legte er sich zurück und ließ nur die Augen im Zimmer umherschweifen.
Unten in der Stadt schlug eine Turmuhr. - . ^

" Fünfe. zählte unser neuer unruhiger Gesellschafter und fuhr dann fort: Kinder.
'se das aber gemütlich bei euch. Euch ist wohl aller Frohsinn eingefroren. Es ist
"ber auch kalt hier, huudekalt. ^ . ^

Es antwortete niemand, nur der Alte mit dem Vogelgesicht richtete sich im


Zwei Seelen

den Schlägen einer Glocke, die unser Dasein regelte. Wir hatten Bücher, aber
selten beschäftigte sich einer lange damit. Man blätterte ein wenig und legte dann
das Buch ans die Decke vor sich hin, griff nach einer Weile wieder danach, sah
da und dort hinein und warf es wieder verdrossen zur Seite. Und man war
froh, wenn die Nacht kam, und man schlafen konnte.

Ich lag in einer Ecke des Zimmers. Mein Nachbar war ein alter Mann,
wohl über die siebzig hinaus, mit einem hagern Gesicht, schwerhörig und immer
verdrossen. Er hielt die Beamten sämtlich für Spitzbuben, fast schlimmer als seine
Stubengenossen, und stöhnte in einem fort über das armselige Leben, obwohl er
jetzt weit behaglicher daran war als jemals in seinem Leben. Denn er war zwar
ehedem ein Mann von leidlichem Auskommen gewesen, aber er hatte sich nie etwas
gegönnt, vielmehr alles, was er erworben hatte und hatte zurücklegen können, in
irgend einem Winkel verscharrt, mit der Absicht, sich mit dem Häuflein Geldes, wenn
es erst die nötige Höhe erreicht hätte, ein besondres Gütchen anzutun, und er
hatte also sein ganzes Leben trocken Brot gegessen, um am Ende die Wurst mit
einemmal zu verspeisen. Dazu war er nun nicht gekommen, da mittlerweile ein
Dieb das Nest mit den goldnen Eiern entdeckt und ausgehoben hatte. Wer der
Schlaupeter gewesen war, war niemals herausgekommen; der Alte hielt jedoch an
der Meinung fest, seine eignen Kinder hätten ihn beraubt, und so hatte er ihnen
allen die Hölle heiß gemacht und ihnen das Leben verbittert, wogegen sie ihn wieder
aufs knappste gehalten hatten und nach Herzenslust hatten hungern und darben
lassen. Schließlich hatte er Gelegenheit gefunden, ein paar Taler, die in einer
Schublade unter Strümpfen und Hemden verborgen gehalten wurden, zu erwischen
»ut sich damit wenigstens einen guten Abend zu bereiten. Da waren seine Leute
des ungenießbaren Alten, aus dem sich ohnehin nichts mehr herausziehen ließ, satt
geworden und hatten ihn zur weitem Verpflegung dem Gefängnis überliefert.
Hier benahm er sich in derselben unleidlichen Weise und Wäre wohl, wenn dies
angegangen wäre, längst weiter geschickt worden. Die dargebotnen Krankensuppen
erklärte er für ungenießbar, löffelte sie jedoch bis zum letzten Tropfen aus und
übernahm, wenn es irgend geschehen konnte, auch uoch die Portion seines todkranken
Nachbarn. Dieser war ein junger Mensch, blaß und still und und großen traurigen
Angen. Fast den ganzen Tag lag er in tiefen Gedanken, seufzte wohl einmal
auf oder versuchte in den Briefen zu lesen, die er unter seinem Kopfkissen ver¬
wahrte. Die beiden andern, die mir am entferntesten lagen, habe ich kaum beachtet,
sie blieben ein paar Tage, richten sich aus und machten dann andern Platz, die
eben so schnell wieder weiterzogen. So verflossen die Tage.

Da wurden eines Nachmittags zugleich zwei neue Gäste bei uns eingeführt,
em uraltes Männchen mit einer Vogelvhvsivgnomie und einem bissigen Charakter,
das sich, smvie es nur sein Plätzchen erreicht hatte, gleichsam mit gesträubtem Ge¬
fieder umsah und nach allen Seiten hieb, und ein andrer junger Mensch mit einem
Biedermannsgesicht, der in der höflichsten und artigsten Weise hereintänzelte, und
dem man es auf den ersten Blick ansah, daß er eine unterhaltsamere Luft in unser
Gefängnis bringen werde.

Er machte sich zunächst seine Lagerstatt sorgfältig zurecht, schob die Kissen
hin und her, probierte dann, wie er um liegen werde, und streckte sich, als er
alles in der erwünschten Verfassung hatte, mit einem tiefen Seufzer behaglich aus.
Nach eiuer Weile fuhr er wieder in die Höhe und fragte: Sagte jemand etwas?
worauf er jedoch keine Antwort erhielt.

Wieder legte er sich zurück und ließ nur die Augen im Zimmer umherschweifen.
Unten in der Stadt schlug eine Turmuhr. - . ^

„ Fünfe. zählte unser neuer unruhiger Gesellschafter und fuhr dann fort: Kinder.
'se das aber gemütlich bei euch. Euch ist wohl aller Frohsinn eingefroren. Es ist
"ber auch kalt hier, huudekalt. ^ . ^

Es antwortete niemand, nur der Alte mit dem Vogelgesicht richtete sich im


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242399"/>
            <fw type="header" place="top"> Zwei Seelen</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1147" prev="#ID_1146"> den Schlägen einer Glocke, die unser Dasein regelte. Wir hatten Bücher, aber<lb/>
selten beschäftigte sich einer lange damit. Man blätterte ein wenig und legte dann<lb/>
das Buch ans die Decke vor sich hin, griff nach einer Weile wieder danach, sah<lb/>
da und dort hinein und warf es wieder verdrossen zur Seite. Und man war<lb/>
froh, wenn die Nacht kam, und man schlafen konnte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1148"> Ich lag in einer Ecke des Zimmers. Mein Nachbar war ein alter Mann,<lb/>
wohl über die siebzig hinaus, mit einem hagern Gesicht, schwerhörig und immer<lb/>
verdrossen. Er hielt die Beamten sämtlich für Spitzbuben, fast schlimmer als seine<lb/>
Stubengenossen, und stöhnte in einem fort über das armselige Leben, obwohl er<lb/>
jetzt weit behaglicher daran war als jemals in seinem Leben. Denn er war zwar<lb/>
ehedem ein Mann von leidlichem Auskommen gewesen, aber er hatte sich nie etwas<lb/>
gegönnt, vielmehr alles, was er erworben hatte und hatte zurücklegen können, in<lb/>
irgend einem Winkel verscharrt, mit der Absicht, sich mit dem Häuflein Geldes, wenn<lb/>
es erst die nötige Höhe erreicht hätte, ein besondres Gütchen anzutun, und er<lb/>
hatte also sein ganzes Leben trocken Brot gegessen, um am Ende die Wurst mit<lb/>
einemmal zu verspeisen. Dazu war er nun nicht gekommen, da mittlerweile ein<lb/>
Dieb das Nest mit den goldnen Eiern entdeckt und ausgehoben hatte. Wer der<lb/>
Schlaupeter gewesen war, war niemals herausgekommen; der Alte hielt jedoch an<lb/>
der Meinung fest, seine eignen Kinder hätten ihn beraubt, und so hatte er ihnen<lb/>
allen die Hölle heiß gemacht und ihnen das Leben verbittert, wogegen sie ihn wieder<lb/>
aufs knappste gehalten hatten und nach Herzenslust hatten hungern und darben<lb/>
lassen. Schließlich hatte er Gelegenheit gefunden, ein paar Taler, die in einer<lb/>
Schublade unter Strümpfen und Hemden verborgen gehalten wurden, zu erwischen<lb/>
»ut sich damit wenigstens einen guten Abend zu bereiten. Da waren seine Leute<lb/>
des ungenießbaren Alten, aus dem sich ohnehin nichts mehr herausziehen ließ, satt<lb/>
geworden und hatten ihn zur weitem Verpflegung dem Gefängnis überliefert.<lb/>
Hier benahm er sich in derselben unleidlichen Weise und Wäre wohl, wenn dies<lb/>
angegangen wäre, längst weiter geschickt worden. Die dargebotnen Krankensuppen<lb/>
erklärte er für ungenießbar, löffelte sie jedoch bis zum letzten Tropfen aus und<lb/>
übernahm, wenn es irgend geschehen konnte, auch uoch die Portion seines todkranken<lb/>
Nachbarn. Dieser war ein junger Mensch, blaß und still und und großen traurigen<lb/>
Angen. Fast den ganzen Tag lag er in tiefen Gedanken, seufzte wohl einmal<lb/>
auf oder versuchte in den Briefen zu lesen, die er unter seinem Kopfkissen ver¬<lb/>
wahrte. Die beiden andern, die mir am entferntesten lagen, habe ich kaum beachtet,<lb/>
sie blieben ein paar Tage, richten sich aus und machten dann andern Platz, die<lb/>
eben so schnell wieder weiterzogen.  So verflossen die Tage.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1149"> Da wurden eines Nachmittags zugleich zwei neue Gäste bei uns eingeführt,<lb/>
em uraltes Männchen mit einer Vogelvhvsivgnomie und einem bissigen Charakter,<lb/>
das sich, smvie es nur sein Plätzchen erreicht hatte, gleichsam mit gesträubtem Ge¬<lb/>
fieder umsah und nach allen Seiten hieb, und ein andrer junger Mensch mit einem<lb/>
Biedermannsgesicht, der in der höflichsten und artigsten Weise hereintänzelte, und<lb/>
dem man es auf den ersten Blick ansah, daß er eine unterhaltsamere Luft in unser<lb/>
Gefängnis bringen werde.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1150"> Er machte sich zunächst seine Lagerstatt sorgfältig zurecht, schob die Kissen<lb/>
hin und her, probierte dann, wie er um liegen werde, und streckte sich, als er<lb/>
alles in der erwünschten Verfassung hatte, mit einem tiefen Seufzer behaglich aus.<lb/>
Nach eiuer Weile fuhr er wieder in die Höhe und fragte: Sagte jemand etwas?<lb/>
worauf er jedoch keine Antwort erhielt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1151"> Wieder legte er sich zurück und ließ nur die Augen im Zimmer umherschweifen.<lb/>
Unten in der Stadt schlug eine Turmuhr. - . ^</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1152"> &#x201E; Fünfe. zählte unser neuer unruhiger Gesellschafter und fuhr dann fort: Kinder.<lb/>
'se das aber gemütlich bei euch. Euch ist wohl aller Frohsinn eingefroren. Es ist<lb/>
"ber auch kalt hier, huudekalt. ^  . ^</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1153" next="#ID_1154"> Es antwortete niemand, nur der Alte mit dem Vogelgesicht richtete sich im</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0331] Zwei Seelen den Schlägen einer Glocke, die unser Dasein regelte. Wir hatten Bücher, aber selten beschäftigte sich einer lange damit. Man blätterte ein wenig und legte dann das Buch ans die Decke vor sich hin, griff nach einer Weile wieder danach, sah da und dort hinein und warf es wieder verdrossen zur Seite. Und man war froh, wenn die Nacht kam, und man schlafen konnte. Ich lag in einer Ecke des Zimmers. Mein Nachbar war ein alter Mann, wohl über die siebzig hinaus, mit einem hagern Gesicht, schwerhörig und immer verdrossen. Er hielt die Beamten sämtlich für Spitzbuben, fast schlimmer als seine Stubengenossen, und stöhnte in einem fort über das armselige Leben, obwohl er jetzt weit behaglicher daran war als jemals in seinem Leben. Denn er war zwar ehedem ein Mann von leidlichem Auskommen gewesen, aber er hatte sich nie etwas gegönnt, vielmehr alles, was er erworben hatte und hatte zurücklegen können, in irgend einem Winkel verscharrt, mit der Absicht, sich mit dem Häuflein Geldes, wenn es erst die nötige Höhe erreicht hätte, ein besondres Gütchen anzutun, und er hatte also sein ganzes Leben trocken Brot gegessen, um am Ende die Wurst mit einemmal zu verspeisen. Dazu war er nun nicht gekommen, da mittlerweile ein Dieb das Nest mit den goldnen Eiern entdeckt und ausgehoben hatte. Wer der Schlaupeter gewesen war, war niemals herausgekommen; der Alte hielt jedoch an der Meinung fest, seine eignen Kinder hätten ihn beraubt, und so hatte er ihnen allen die Hölle heiß gemacht und ihnen das Leben verbittert, wogegen sie ihn wieder aufs knappste gehalten hatten und nach Herzenslust hatten hungern und darben lassen. Schließlich hatte er Gelegenheit gefunden, ein paar Taler, die in einer Schublade unter Strümpfen und Hemden verborgen gehalten wurden, zu erwischen »ut sich damit wenigstens einen guten Abend zu bereiten. Da waren seine Leute des ungenießbaren Alten, aus dem sich ohnehin nichts mehr herausziehen ließ, satt geworden und hatten ihn zur weitem Verpflegung dem Gefängnis überliefert. Hier benahm er sich in derselben unleidlichen Weise und Wäre wohl, wenn dies angegangen wäre, längst weiter geschickt worden. Die dargebotnen Krankensuppen erklärte er für ungenießbar, löffelte sie jedoch bis zum letzten Tropfen aus und übernahm, wenn es irgend geschehen konnte, auch uoch die Portion seines todkranken Nachbarn. Dieser war ein junger Mensch, blaß und still und und großen traurigen Angen. Fast den ganzen Tag lag er in tiefen Gedanken, seufzte wohl einmal auf oder versuchte in den Briefen zu lesen, die er unter seinem Kopfkissen ver¬ wahrte. Die beiden andern, die mir am entferntesten lagen, habe ich kaum beachtet, sie blieben ein paar Tage, richten sich aus und machten dann andern Platz, die eben so schnell wieder weiterzogen. So verflossen die Tage. Da wurden eines Nachmittags zugleich zwei neue Gäste bei uns eingeführt, em uraltes Männchen mit einer Vogelvhvsivgnomie und einem bissigen Charakter, das sich, smvie es nur sein Plätzchen erreicht hatte, gleichsam mit gesträubtem Ge¬ fieder umsah und nach allen Seiten hieb, und ein andrer junger Mensch mit einem Biedermannsgesicht, der in der höflichsten und artigsten Weise hereintänzelte, und dem man es auf den ersten Blick ansah, daß er eine unterhaltsamere Luft in unser Gefängnis bringen werde. Er machte sich zunächst seine Lagerstatt sorgfältig zurecht, schob die Kissen hin und her, probierte dann, wie er um liegen werde, und streckte sich, als er alles in der erwünschten Verfassung hatte, mit einem tiefen Seufzer behaglich aus. Nach eiuer Weile fuhr er wieder in die Höhe und fragte: Sagte jemand etwas? worauf er jedoch keine Antwort erhielt. Wieder legte er sich zurück und ließ nur die Augen im Zimmer umherschweifen. Unten in der Stadt schlug eine Turmuhr. - . ^ „ Fünfe. zählte unser neuer unruhiger Gesellschafter und fuhr dann fort: Kinder. 'se das aber gemütlich bei euch. Euch ist wohl aller Frohsinn eingefroren. Es ist "ber auch kalt hier, huudekalt. ^ . ^ Es antwortete niemand, nur der Alte mit dem Vogelgesicht richtete sich im

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/331
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/331>, abgerufen am 03.07.2024.