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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Unsre aktive Schlachtflotte

sofort wieder, sobald das dritte Geschwader, der aktive Teil der Reserveflotte,
zu eigner Verwendung befähigt wird. Ein Panzerkreuzer steht ferner noch auf
dem Stapel, zwei bleiben nach dem Flottengesetz noch zu fordern, aber es würde
dann immer noch ein Panzerkreuzer für die Aufklärungsgruppen des dritten und
des vierten Geschwaders fehlen. Von kleinen Kreuzern sind vier im Ausbau, zwei
auf dem Stapel, vier nach dem Gesetz noch zu fordern. Damit wäre die für das
erste und das zweite Geschwader nötige Zahl knapp vorhanden, die für die Neserve-
flotte können zum kleinen Teil noch den Schiffen in Reparatur entnommen
werden: Prinzeß Wilhelm, Irene; die andern sind gleichfalls noch zu fordern,
zum größern Teil allerdings als Ersatzbauten für alte Schiffe. Das jetzige
Verfahren, wonach alljährlich zwei Linienschiffe, ein Panzerkreuzer, zwei bis drei
kleine Kreuzer und eine Hochsee-Torpedodivision auf Stapel gelegt werden,
erscheint somit durchaus richtig, weil auf diese Weise alle Bestandteile der
Schlacht- und Reserveflotte zwar langsam aber gleichmäßig wachsen, der schlie߬
liche Sollstand also ziemlich zugleich für alle diese Bestandteile erreicht wird.
Der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und der deutschen Werften ent¬
spricht dieses Tempo freilich bei weitem nicht, und eine Abkürzung der Bauzeit
für die Linienschiffe und Panzerkreuzer sollte wohl in Betracht gezogen werden.
Aber Hand in Hand damit gehn muß die Vermehrung von Offizieren, Mann¬
schaften, Ärzten, die Erweiterung der Liegeplätze und Docks, der Lazarette, Aus¬
rüstungsmagazine usw.; die Beschleunigung des Schiffbaus bleibt also, ganz
abgesehen von der Finanzlage, auch von der Beschleunigung der Erweiterung
auf all diesen Gebieten abhängig. Die Marine gleicht einer großen, aus vielen
Teilen bestehenden Scheibe, auf der sich sämtliche Teile zugleich und gleichmäßig
drehen müssen.

Sodann wird spätestens in zwei Jahren der Schiffbau ohnehin eine Er¬
weiterung erfahren durch die nicht länger zu umgehende Erweiterung der Aus¬
landflotte. Nach dem Flottengesetz von 1898 sollte die Auslandflotte bestehn
aus drei großen und zehn kleinen Kreuzern gleich dreizehn Schiffen, ohne die
auf drei Schiffe bemessene Materialreserve, der Gesetzentwurf von 1900 ver¬
langte für den Auslanddienst weiter noch zehn Schiffe, fünf große und fünf
kleine Kreuzer gleichfalls ohne die Materialreserven, die auf drei Schiffe an¬
gesetzt waren. Hütte der Reichstag diese Forderung bewilligt, so würde die
deutsche Auslandslotte über acht große (Pauzer-)Kreuzer und fünfzehn kleine
Kreuzer, zusammen dreiundzwanzig Schiffe, ohne die Materialreserve, verfügen,
die allerdings zum großen Teil noch im Bau wären. Der Bestand ist augen¬
blicklich folgender:

Ostasien .... 3 große, 2 kleine Kreuzer
Australische Station - ,, 3 " "
Ostafrika .... - " 2 " "
Amerika .... 1 großer, 3_"
"
zusammen . - . ^ große, 10 kleine Kreuzer ^ 14 (zu den"

dreizehn Schiffen des Gesetzes von 1898 ist der Panzerkreuzer "Fürst Bismarck
getreten).


Unsre aktive Schlachtflotte

sofort wieder, sobald das dritte Geschwader, der aktive Teil der Reserveflotte,
zu eigner Verwendung befähigt wird. Ein Panzerkreuzer steht ferner noch auf
dem Stapel, zwei bleiben nach dem Flottengesetz noch zu fordern, aber es würde
dann immer noch ein Panzerkreuzer für die Aufklärungsgruppen des dritten und
des vierten Geschwaders fehlen. Von kleinen Kreuzern sind vier im Ausbau, zwei
auf dem Stapel, vier nach dem Gesetz noch zu fordern. Damit wäre die für das
erste und das zweite Geschwader nötige Zahl knapp vorhanden, die für die Neserve-
flotte können zum kleinen Teil noch den Schiffen in Reparatur entnommen
werden: Prinzeß Wilhelm, Irene; die andern sind gleichfalls noch zu fordern,
zum größern Teil allerdings als Ersatzbauten für alte Schiffe. Das jetzige
Verfahren, wonach alljährlich zwei Linienschiffe, ein Panzerkreuzer, zwei bis drei
kleine Kreuzer und eine Hochsee-Torpedodivision auf Stapel gelegt werden,
erscheint somit durchaus richtig, weil auf diese Weise alle Bestandteile der
Schlacht- und Reserveflotte zwar langsam aber gleichmäßig wachsen, der schlie߬
liche Sollstand also ziemlich zugleich für alle diese Bestandteile erreicht wird.
Der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und der deutschen Werften ent¬
spricht dieses Tempo freilich bei weitem nicht, und eine Abkürzung der Bauzeit
für die Linienschiffe und Panzerkreuzer sollte wohl in Betracht gezogen werden.
Aber Hand in Hand damit gehn muß die Vermehrung von Offizieren, Mann¬
schaften, Ärzten, die Erweiterung der Liegeplätze und Docks, der Lazarette, Aus¬
rüstungsmagazine usw.; die Beschleunigung des Schiffbaus bleibt also, ganz
abgesehen von der Finanzlage, auch von der Beschleunigung der Erweiterung
auf all diesen Gebieten abhängig. Die Marine gleicht einer großen, aus vielen
Teilen bestehenden Scheibe, auf der sich sämtliche Teile zugleich und gleichmäßig
drehen müssen.

Sodann wird spätestens in zwei Jahren der Schiffbau ohnehin eine Er¬
weiterung erfahren durch die nicht länger zu umgehende Erweiterung der Aus¬
landflotte. Nach dem Flottengesetz von 1898 sollte die Auslandflotte bestehn
aus drei großen und zehn kleinen Kreuzern gleich dreizehn Schiffen, ohne die
auf drei Schiffe bemessene Materialreserve, der Gesetzentwurf von 1900 ver¬
langte für den Auslanddienst weiter noch zehn Schiffe, fünf große und fünf
kleine Kreuzer gleichfalls ohne die Materialreserven, die auf drei Schiffe an¬
gesetzt waren. Hütte der Reichstag diese Forderung bewilligt, so würde die
deutsche Auslandslotte über acht große (Pauzer-)Kreuzer und fünfzehn kleine
Kreuzer, zusammen dreiundzwanzig Schiffe, ohne die Materialreserve, verfügen,
die allerdings zum großen Teil noch im Bau wären. Der Bestand ist augen¬
blicklich folgender:

Ostasien .... 3 große, 2 kleine Kreuzer
Australische Station - ,, 3 „ „
Ostafrika .... - „ 2 „ „
Amerika .... 1 großer, 3_„
"
zusammen . - . ^ große, 10 kleine Kreuzer ^ 14 (zu den"

dreizehn Schiffen des Gesetzes von 1898 ist der Panzerkreuzer „Fürst Bismarck
getreten).


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[0283] Unsre aktive Schlachtflotte sofort wieder, sobald das dritte Geschwader, der aktive Teil der Reserveflotte, zu eigner Verwendung befähigt wird. Ein Panzerkreuzer steht ferner noch auf dem Stapel, zwei bleiben nach dem Flottengesetz noch zu fordern, aber es würde dann immer noch ein Panzerkreuzer für die Aufklärungsgruppen des dritten und des vierten Geschwaders fehlen. Von kleinen Kreuzern sind vier im Ausbau, zwei auf dem Stapel, vier nach dem Gesetz noch zu fordern. Damit wäre die für das erste und das zweite Geschwader nötige Zahl knapp vorhanden, die für die Neserve- flotte können zum kleinen Teil noch den Schiffen in Reparatur entnommen werden: Prinzeß Wilhelm, Irene; die andern sind gleichfalls noch zu fordern, zum größern Teil allerdings als Ersatzbauten für alte Schiffe. Das jetzige Verfahren, wonach alljährlich zwei Linienschiffe, ein Panzerkreuzer, zwei bis drei kleine Kreuzer und eine Hochsee-Torpedodivision auf Stapel gelegt werden, erscheint somit durchaus richtig, weil auf diese Weise alle Bestandteile der Schlacht- und Reserveflotte zwar langsam aber gleichmäßig wachsen, der schlie߬ liche Sollstand also ziemlich zugleich für alle diese Bestandteile erreicht wird. Der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und der deutschen Werften ent¬ spricht dieses Tempo freilich bei weitem nicht, und eine Abkürzung der Bauzeit für die Linienschiffe und Panzerkreuzer sollte wohl in Betracht gezogen werden. Aber Hand in Hand damit gehn muß die Vermehrung von Offizieren, Mann¬ schaften, Ärzten, die Erweiterung der Liegeplätze und Docks, der Lazarette, Aus¬ rüstungsmagazine usw.; die Beschleunigung des Schiffbaus bleibt also, ganz abgesehen von der Finanzlage, auch von der Beschleunigung der Erweiterung auf all diesen Gebieten abhängig. Die Marine gleicht einer großen, aus vielen Teilen bestehenden Scheibe, auf der sich sämtliche Teile zugleich und gleichmäßig drehen müssen. Sodann wird spätestens in zwei Jahren der Schiffbau ohnehin eine Er¬ weiterung erfahren durch die nicht länger zu umgehende Erweiterung der Aus¬ landflotte. Nach dem Flottengesetz von 1898 sollte die Auslandflotte bestehn aus drei großen und zehn kleinen Kreuzern gleich dreizehn Schiffen, ohne die auf drei Schiffe bemessene Materialreserve, der Gesetzentwurf von 1900 ver¬ langte für den Auslanddienst weiter noch zehn Schiffe, fünf große und fünf kleine Kreuzer gleichfalls ohne die Materialreserven, die auf drei Schiffe an¬ gesetzt waren. Hütte der Reichstag diese Forderung bewilligt, so würde die deutsche Auslandslotte über acht große (Pauzer-)Kreuzer und fünfzehn kleine Kreuzer, zusammen dreiundzwanzig Schiffe, ohne die Materialreserve, verfügen, die allerdings zum großen Teil noch im Bau wären. Der Bestand ist augen¬ blicklich folgender: Ostasien .... 3 große, 2 kleine Kreuzer Australische Station - ,, 3 „ „ Ostafrika .... - „ 2 „ „ Amerika .... 1 großer, 3_„ " zusammen . - . ^ große, 10 kleine Kreuzer ^ 14 (zu den" dreizehn Schiffen des Gesetzes von 1898 ist der Panzerkreuzer „Fürst Bismarck getreten).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/283>, abgerufen am 24.08.2024.