Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Leipziger Dramaturgie

schwerfällige und schmutzige Intrigue besonders fest ein sich zu ketten, um ihn seiner¬
zeit leichter zum Treubruch ein dem obersten Kriegsherrn zu verführen, schon um
deswillen nicht kommen, weil es sich in seinen Plänen nicht um Einzelne, sondern
um die ganze Armee handelte, über die er als deren verantwortlicher und unum¬
schränkter Gebieter verfügen zu können glaubte, ohne daß an den Einzelnen mit
dem Bewußtsein der eignen Verantwortung die Frage, ob man, indem man dem
Herzog gehorche, demi Kaiser die Treue breche, heranzutreten brauchte. Und der
Herzog war auch obendrein gerade der ihm schuldgegebnen Gemeinheit in einem
Falle, wo es sich um einen Untergebnen handelte, schon aus eingebornen Stolze
unfähig. Seine Unzuverlässigkeit, das sieht nun aus seiner Korrespondenz, war
mehr politischer als sozialer Natur. Einem Manne wie Buttler eine Grube zu
graben, würde ihm nun und nimmer eingefallen sein: dazu stand Buttler, seiner
Idee nach, zu tief unter ihm.

Aber wir müssen die Dinge nehmen, wie sie uns geboten werden, und wenn
man erwägt, was für ein gewaltiger Weg zwischen dem Buttler des Terzkyschen
Banketts und dem Bretter liegt, der den zu Meuchelmördern des Fürsten ge-
dnngnen Hauptleuten Macdonald und Deveroux zuredet, indem er sagt:


In Glanz und Ehr und Überfluß könnt ihr
Der Menschen Urteil und Gered verlachen,

so muß man Schillers Kunst als eine wahrhaft geniale bewundern. Denn in seiner
Schilderung kommt uns der sich mit Buttler abspielende psychologische Vorgang, so
ungewöhnlich er auch ist, doch nicht unnatürlich vor, weil wir nicht bloß dem ersten
Umschlag seiner Gesinnung für den Herzog in der Szene zwischen ihm und Octaviv
beiwohnen, sondern auch durch eine Reihe von Auftritten mit der schiefen und über¬
spannten Auffassung, die der Oberst von seiner Pflicht und seiner Ehre hat, mehr
und mehr vertraut werden. Er sucht sich einzureden, daß es ihm nur um den
kaiserlichen Dienst zu tun sei, er glaubt mit seinem Wort und seiner Ehre, mit
seiner Stellung und seinem Leben dafür verantwortlich zu sein, daß der Herzog
Eger nicht verlasse, und wenn er den Lebenden nicht festhalten kaun, so ist er des
Toten sicher. Daß gekränkter Ehrgeiz der Beweggrund ist, der seinem Handeln
mehr als alles andre unterliegt, sieht er nicht oder will er nicht sehen. Schiller
hat sehr wohl gefühlt, wie wichtig es für die beabsichtigte Bühnenwirkung sei, daß
dem Zuschauer Wallensteins Ermordung nicht über den Hals komme, sondern daß
er langsam und allmählich darauf vorbereitet werde. Darum sind die drei Unter¬
redungen zwischen Bretter und Gordon (im zweiten, sechsten und achten Auftritt
des vierten Auszugs von Wcillensteins Tod) und die beiden ersten Auftritte des
fünften Auszugs, in denen der Zuschauer über die von Buttler getrvffnen Anstalten
zur Ermordung des Herzogs und seiner Getreuen, Terzkh und Illo, das Nähere
erfährt, ganz wesentliche Bestandteile des Stückes.

Der jüngere Dumas hat mit Recht gesagt, und der Onkel Sarcey hat bei
jeder sich darbietenden Gelegenheit daran erinnert, daß die Kunst des dramatischen
Schriftstellers zum großen Teile in den Kunstgriffen besteht, mit deren Hilfe er
den Zuschauer auf das, was kommen soll, vorbereitet. Unser Interesse wird durch
den Umstand, daß wir das entscheidende Ereignis gewissermaßen von weitem kommen
sehen, lebhaft angeregt, und wir bringen dem Schicksal des Helden eine viel regere
Teilnahme entgegen, wenn wir schon lange für ihn gezittert und gebangt haben,
als wenn es wie ein Schlag aus heiterm Himmel ihm und uns unerwartet auf
den Kopf fällt.

Dazu kommt, was die beiden letzten Akte von Wallensteins Tod anlangt, noch
der Umstand, daß alle Szenen darin in ihrer ruhigen Breite ein Ritardando vor
dem schließlichen Eintritt der Schlußkatastrophe herbeiführen, das, gerade wie es
Schiller mit meisterlicher Kunst handhabt, von erstaunlich großartiger Wirkung ist.
Es ist in der Handlung nichts Unklares, nichts Überstürztes, und man kann wohl


Leipziger Dramaturgie

schwerfällige und schmutzige Intrigue besonders fest ein sich zu ketten, um ihn seiner¬
zeit leichter zum Treubruch ein dem obersten Kriegsherrn zu verführen, schon um
deswillen nicht kommen, weil es sich in seinen Plänen nicht um Einzelne, sondern
um die ganze Armee handelte, über die er als deren verantwortlicher und unum¬
schränkter Gebieter verfügen zu können glaubte, ohne daß an den Einzelnen mit
dem Bewußtsein der eignen Verantwortung die Frage, ob man, indem man dem
Herzog gehorche, demi Kaiser die Treue breche, heranzutreten brauchte. Und der
Herzog war auch obendrein gerade der ihm schuldgegebnen Gemeinheit in einem
Falle, wo es sich um einen Untergebnen handelte, schon aus eingebornen Stolze
unfähig. Seine Unzuverlässigkeit, das sieht nun aus seiner Korrespondenz, war
mehr politischer als sozialer Natur. Einem Manne wie Buttler eine Grube zu
graben, würde ihm nun und nimmer eingefallen sein: dazu stand Buttler, seiner
Idee nach, zu tief unter ihm.

Aber wir müssen die Dinge nehmen, wie sie uns geboten werden, und wenn
man erwägt, was für ein gewaltiger Weg zwischen dem Buttler des Terzkyschen
Banketts und dem Bretter liegt, der den zu Meuchelmördern des Fürsten ge-
dnngnen Hauptleuten Macdonald und Deveroux zuredet, indem er sagt:


In Glanz und Ehr und Überfluß könnt ihr
Der Menschen Urteil und Gered verlachen,

so muß man Schillers Kunst als eine wahrhaft geniale bewundern. Denn in seiner
Schilderung kommt uns der sich mit Buttler abspielende psychologische Vorgang, so
ungewöhnlich er auch ist, doch nicht unnatürlich vor, weil wir nicht bloß dem ersten
Umschlag seiner Gesinnung für den Herzog in der Szene zwischen ihm und Octaviv
beiwohnen, sondern auch durch eine Reihe von Auftritten mit der schiefen und über¬
spannten Auffassung, die der Oberst von seiner Pflicht und seiner Ehre hat, mehr
und mehr vertraut werden. Er sucht sich einzureden, daß es ihm nur um den
kaiserlichen Dienst zu tun sei, er glaubt mit seinem Wort und seiner Ehre, mit
seiner Stellung und seinem Leben dafür verantwortlich zu sein, daß der Herzog
Eger nicht verlasse, und wenn er den Lebenden nicht festhalten kaun, so ist er des
Toten sicher. Daß gekränkter Ehrgeiz der Beweggrund ist, der seinem Handeln
mehr als alles andre unterliegt, sieht er nicht oder will er nicht sehen. Schiller
hat sehr wohl gefühlt, wie wichtig es für die beabsichtigte Bühnenwirkung sei, daß
dem Zuschauer Wallensteins Ermordung nicht über den Hals komme, sondern daß
er langsam und allmählich darauf vorbereitet werde. Darum sind die drei Unter¬
redungen zwischen Bretter und Gordon (im zweiten, sechsten und achten Auftritt
des vierten Auszugs von Wcillensteins Tod) und die beiden ersten Auftritte des
fünften Auszugs, in denen der Zuschauer über die von Buttler getrvffnen Anstalten
zur Ermordung des Herzogs und seiner Getreuen, Terzkh und Illo, das Nähere
erfährt, ganz wesentliche Bestandteile des Stückes.

Der jüngere Dumas hat mit Recht gesagt, und der Onkel Sarcey hat bei
jeder sich darbietenden Gelegenheit daran erinnert, daß die Kunst des dramatischen
Schriftstellers zum großen Teile in den Kunstgriffen besteht, mit deren Hilfe er
den Zuschauer auf das, was kommen soll, vorbereitet. Unser Interesse wird durch
den Umstand, daß wir das entscheidende Ereignis gewissermaßen von weitem kommen
sehen, lebhaft angeregt, und wir bringen dem Schicksal des Helden eine viel regere
Teilnahme entgegen, wenn wir schon lange für ihn gezittert und gebangt haben,
als wenn es wie ein Schlag aus heiterm Himmel ihm und uns unerwartet auf
den Kopf fällt.

Dazu kommt, was die beiden letzten Akte von Wallensteins Tod anlangt, noch
der Umstand, daß alle Szenen darin in ihrer ruhigen Breite ein Ritardando vor
dem schließlichen Eintritt der Schlußkatastrophe herbeiführen, das, gerade wie es
Schiller mit meisterlicher Kunst handhabt, von erstaunlich großartiger Wirkung ist.
Es ist in der Handlung nichts Unklares, nichts Überstürztes, und man kann wohl


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0126" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242194"/>
          <fw type="header" place="top"> Leipziger Dramaturgie</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_367" prev="#ID_366"> schwerfällige und schmutzige Intrigue besonders fest ein sich zu ketten, um ihn seiner¬<lb/>
zeit leichter zum Treubruch ein dem obersten Kriegsherrn zu verführen, schon um<lb/>
deswillen nicht kommen, weil es sich in seinen Plänen nicht um Einzelne, sondern<lb/>
um die ganze Armee handelte, über die er als deren verantwortlicher und unum¬<lb/>
schränkter Gebieter verfügen zu können glaubte, ohne daß an den Einzelnen mit<lb/>
dem Bewußtsein der eignen Verantwortung die Frage, ob man, indem man dem<lb/>
Herzog gehorche, demi Kaiser die Treue breche, heranzutreten brauchte. Und der<lb/>
Herzog war auch obendrein gerade der ihm schuldgegebnen Gemeinheit in einem<lb/>
Falle, wo es sich um einen Untergebnen handelte, schon aus eingebornen Stolze<lb/>
unfähig. Seine Unzuverlässigkeit, das sieht nun aus seiner Korrespondenz, war<lb/>
mehr politischer als sozialer Natur. Einem Manne wie Buttler eine Grube zu<lb/>
graben, würde ihm nun und nimmer eingefallen sein: dazu stand Buttler, seiner<lb/>
Idee nach, zu tief unter ihm.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_368" next="#ID_369"> Aber wir müssen die Dinge nehmen, wie sie uns geboten werden, und wenn<lb/>
man erwägt, was für ein gewaltiger Weg zwischen dem Buttler des Terzkyschen<lb/>
Banketts und dem Bretter liegt, der den zu Meuchelmördern des Fürsten ge-<lb/>
dnngnen Hauptleuten Macdonald und Deveroux zuredet, indem er sagt:</p><lb/>
          <quote> In Glanz und Ehr und Überfluß könnt ihr<lb/>
Der Menschen Urteil und Gered verlachen,</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_369" prev="#ID_368"> so muß man Schillers Kunst als eine wahrhaft geniale bewundern. Denn in seiner<lb/>
Schilderung kommt uns der sich mit Buttler abspielende psychologische Vorgang, so<lb/>
ungewöhnlich er auch ist, doch nicht unnatürlich vor, weil wir nicht bloß dem ersten<lb/>
Umschlag seiner Gesinnung für den Herzog in der Szene zwischen ihm und Octaviv<lb/>
beiwohnen, sondern auch durch eine Reihe von Auftritten mit der schiefen und über¬<lb/>
spannten Auffassung, die der Oberst von seiner Pflicht und seiner Ehre hat, mehr<lb/>
und mehr vertraut werden. Er sucht sich einzureden, daß es ihm nur um den<lb/>
kaiserlichen Dienst zu tun sei, er glaubt mit seinem Wort und seiner Ehre, mit<lb/>
seiner Stellung und seinem Leben dafür verantwortlich zu sein, daß der Herzog<lb/>
Eger nicht verlasse, und wenn er den Lebenden nicht festhalten kaun, so ist er des<lb/>
Toten sicher. Daß gekränkter Ehrgeiz der Beweggrund ist, der seinem Handeln<lb/>
mehr als alles andre unterliegt, sieht er nicht oder will er nicht sehen. Schiller<lb/>
hat sehr wohl gefühlt, wie wichtig es für die beabsichtigte Bühnenwirkung sei, daß<lb/>
dem Zuschauer Wallensteins Ermordung nicht über den Hals komme, sondern daß<lb/>
er langsam und allmählich darauf vorbereitet werde. Darum sind die drei Unter¬<lb/>
redungen zwischen Bretter und Gordon (im zweiten, sechsten und achten Auftritt<lb/>
des vierten Auszugs von Wcillensteins Tod) und die beiden ersten Auftritte des<lb/>
fünften Auszugs, in denen der Zuschauer über die von Buttler getrvffnen Anstalten<lb/>
zur Ermordung des Herzogs und seiner Getreuen, Terzkh und Illo, das Nähere<lb/>
erfährt, ganz wesentliche Bestandteile des Stückes.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_370"> Der jüngere Dumas hat mit Recht gesagt, und der Onkel Sarcey hat bei<lb/>
jeder sich darbietenden Gelegenheit daran erinnert, daß die Kunst des dramatischen<lb/>
Schriftstellers zum großen Teile in den Kunstgriffen besteht, mit deren Hilfe er<lb/>
den Zuschauer auf das, was kommen soll, vorbereitet. Unser Interesse wird durch<lb/>
den Umstand, daß wir das entscheidende Ereignis gewissermaßen von weitem kommen<lb/>
sehen, lebhaft angeregt, und wir bringen dem Schicksal des Helden eine viel regere<lb/>
Teilnahme entgegen, wenn wir schon lange für ihn gezittert und gebangt haben,<lb/>
als wenn es wie ein Schlag aus heiterm Himmel ihm und uns unerwartet auf<lb/>
den Kopf fällt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_371" next="#ID_372"> Dazu kommt, was die beiden letzten Akte von Wallensteins Tod anlangt, noch<lb/>
der Umstand, daß alle Szenen darin in ihrer ruhigen Breite ein Ritardando vor<lb/>
dem schließlichen Eintritt der Schlußkatastrophe herbeiführen, das, gerade wie es<lb/>
Schiller mit meisterlicher Kunst handhabt, von erstaunlich großartiger Wirkung ist.<lb/>
Es ist in der Handlung nichts Unklares, nichts Überstürztes, und man kann wohl</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0126] Leipziger Dramaturgie schwerfällige und schmutzige Intrigue besonders fest ein sich zu ketten, um ihn seiner¬ zeit leichter zum Treubruch ein dem obersten Kriegsherrn zu verführen, schon um deswillen nicht kommen, weil es sich in seinen Plänen nicht um Einzelne, sondern um die ganze Armee handelte, über die er als deren verantwortlicher und unum¬ schränkter Gebieter verfügen zu können glaubte, ohne daß an den Einzelnen mit dem Bewußtsein der eignen Verantwortung die Frage, ob man, indem man dem Herzog gehorche, demi Kaiser die Treue breche, heranzutreten brauchte. Und der Herzog war auch obendrein gerade der ihm schuldgegebnen Gemeinheit in einem Falle, wo es sich um einen Untergebnen handelte, schon aus eingebornen Stolze unfähig. Seine Unzuverlässigkeit, das sieht nun aus seiner Korrespondenz, war mehr politischer als sozialer Natur. Einem Manne wie Buttler eine Grube zu graben, würde ihm nun und nimmer eingefallen sein: dazu stand Buttler, seiner Idee nach, zu tief unter ihm. Aber wir müssen die Dinge nehmen, wie sie uns geboten werden, und wenn man erwägt, was für ein gewaltiger Weg zwischen dem Buttler des Terzkyschen Banketts und dem Bretter liegt, der den zu Meuchelmördern des Fürsten ge- dnngnen Hauptleuten Macdonald und Deveroux zuredet, indem er sagt: In Glanz und Ehr und Überfluß könnt ihr Der Menschen Urteil und Gered verlachen, so muß man Schillers Kunst als eine wahrhaft geniale bewundern. Denn in seiner Schilderung kommt uns der sich mit Buttler abspielende psychologische Vorgang, so ungewöhnlich er auch ist, doch nicht unnatürlich vor, weil wir nicht bloß dem ersten Umschlag seiner Gesinnung für den Herzog in der Szene zwischen ihm und Octaviv beiwohnen, sondern auch durch eine Reihe von Auftritten mit der schiefen und über¬ spannten Auffassung, die der Oberst von seiner Pflicht und seiner Ehre hat, mehr und mehr vertraut werden. Er sucht sich einzureden, daß es ihm nur um den kaiserlichen Dienst zu tun sei, er glaubt mit seinem Wort und seiner Ehre, mit seiner Stellung und seinem Leben dafür verantwortlich zu sein, daß der Herzog Eger nicht verlasse, und wenn er den Lebenden nicht festhalten kaun, so ist er des Toten sicher. Daß gekränkter Ehrgeiz der Beweggrund ist, der seinem Handeln mehr als alles andre unterliegt, sieht er nicht oder will er nicht sehen. Schiller hat sehr wohl gefühlt, wie wichtig es für die beabsichtigte Bühnenwirkung sei, daß dem Zuschauer Wallensteins Ermordung nicht über den Hals komme, sondern daß er langsam und allmählich darauf vorbereitet werde. Darum sind die drei Unter¬ redungen zwischen Bretter und Gordon (im zweiten, sechsten und achten Auftritt des vierten Auszugs von Wcillensteins Tod) und die beiden ersten Auftritte des fünften Auszugs, in denen der Zuschauer über die von Buttler getrvffnen Anstalten zur Ermordung des Herzogs und seiner Getreuen, Terzkh und Illo, das Nähere erfährt, ganz wesentliche Bestandteile des Stückes. Der jüngere Dumas hat mit Recht gesagt, und der Onkel Sarcey hat bei jeder sich darbietenden Gelegenheit daran erinnert, daß die Kunst des dramatischen Schriftstellers zum großen Teile in den Kunstgriffen besteht, mit deren Hilfe er den Zuschauer auf das, was kommen soll, vorbereitet. Unser Interesse wird durch den Umstand, daß wir das entscheidende Ereignis gewissermaßen von weitem kommen sehen, lebhaft angeregt, und wir bringen dem Schicksal des Helden eine viel regere Teilnahme entgegen, wenn wir schon lange für ihn gezittert und gebangt haben, als wenn es wie ein Schlag aus heiterm Himmel ihm und uns unerwartet auf den Kopf fällt. Dazu kommt, was die beiden letzten Akte von Wallensteins Tod anlangt, noch der Umstand, daß alle Szenen darin in ihrer ruhigen Breite ein Ritardando vor dem schließlichen Eintritt der Schlußkatastrophe herbeiführen, das, gerade wie es Schiller mit meisterlicher Kunst handhabt, von erstaunlich großartiger Wirkung ist. Es ist in der Handlung nichts Unklares, nichts Überstürztes, und man kann wohl

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/126
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/126>, abgerufen am 22.07.2024.