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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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lichkeit der Tellfchen Heldentat weniger fühlbar macht, als wenn die gewappneten
Schergen plötzlich mit den letzten Sprüngen eines weise einstudierten Galopps
auf der Bühne erschienen. Und so mag denn der Artikel Pferd, in Bezug auf
den sich so viele Bühnen ganz ohne Not anstellen, als wenn sie Kleinkinder-
bewahranstalten wären, hier etwas ausführlicher abgehandelt werden, eine Besprechung,
die um so mehr am Platze ist, als auch in Leipzig die Szene des Apfelschusses
dadurch, daß dabei Geßler, Harras der Springer, Ulrich von Rudcuz und -perla
von Brunneck nicht beritten sind, sehr an Wahrscheinlichkeit und malerischer Wirkungverliert.

Das Pferd wird allerdings vielfach als scheues. unberechenbares Tier angesehen
das man lieber nicht auf die Bühne bringen solle, aber mit Unrecht. Man mußnur von einem Pferde nicht erwarten, daß es ohne vorgängige Bühneudresfur ansdem Theater brauchbar sei -- das erwartet man ja, außer bei Statisten, auch vom
Menschen nicht. Es muß Platz sür seine Bewegungen vorhanden sein, auch wenn
sie etwas unvorhergesehener Art sind, der Fußboden und die Brücken, wo es deren
zu passieren gibt, müssen solid sein, und man muß die Tiere mit Guttapercha oder
Kautschuk beschlagen, damit sie nicht ohne Not dnrch das dröhnende Geräusch ihrer
Tritte scheu gemacht werden. Wenn dann der Berittene noch ein leidlicher fetter
ist, und wenn, ohne daß davon im Publikum etwas gemerkt zu werden trennst.
der Nähe jedes Pferdes zwei handfeste Stallknechte bei der Hand sind, die vel
einem unerwarteten Zwischenfall zugreifen können, damit der Held nicht mitsamt
dem Rosse über den Sousflcnrknsten weg zwischen dem Kapellmeister und der ersten
Geige einfalle, so hat die Sache keine Gefahr: es können hysterische Frauen ansder Bühne und im Theater sein. Der Tenorist Tichatschck pflegte als Cortez die
Revue seiner glücklich gekanteten Truppe" in kurzem Galopp abzunehmen und ....
"Rienzi" sang er das'"-mW "piritn cnvMsiv ans dem Sattel mit derselben "Ge¬
mütsruhe als wenn er. die Singstimme in der Hand, aus dein Podium neben den.
Konzertflügel gestanden hätte. Etwas zirkusähnlichcs soll nun freilich aus keiner
Bühne gemacht werden, und die Spektakelstücke im Chatelet, bei denen Ele arten,
Kamele. Löwen und Tiger, das Raubgesindel natürlich in Käfigen, die dnrch Gevuscymaskiert sind, zum Vorschein kommen, müssen schon dem Gcruchsnm des Zuschauers
zuwider sein. Aber wo der Künstler der Nntnr der Sache nach beritten sein muß.
darf das auf einer größern Bühne keine Schwierigkeiten machen. Wenn dave.
etwas nicht klappt, so beweist das. daß man es an der nötigen Dressur und an
den nötigen Proben hat fehlen lassen.

^Daß der kaiserliche Reichsvogt in Schwyz und Uri. Hermann Geßler, mit
seinem Gefolge nicht zu Fuß auf die Reiherbeize gegangen sein kann, wenn anders
damals zu diesem Vergnügen in der Nähe von Altorf Gelegenheit mar steht leder¬
mann ein: es ist deshalb auch schwer zu begreisen, warum er zu Fuß zurück-
"ekvmmeu sein sollte, und wenn er, wie es der Dichter ausdrücklich vorschreibt, zu
Pferd ist. kann er den Apfel, wie es sich gehört, von einem ..Baumzweige, der
über ihn herhängt" pflücken, statt daß ihn im Leipziger Stadttheater einer aus
dem Gefolge mit unverkennbarer snpiimUa der Hand von einem hinter der -daum-
knlisse angebrachten Konsölchen aufnimmt. Wenn anch größere Bühnen Geßler aus
demselben Roß in der Hohlen Gasse von Küßnacht erscheinen lassen, das er zu
Altorf ritt, so heißt das zwar dem Zuschauer etwas unwahrscheinliches zumuten,
da doch kaum anzunehmen ist. daß das unglückliche Tier die Mrnn c^ Seereise in.
Herrenschiff vo" Uri mitgemacht haben sollte, aber den. läßt sich abhelsen. da man.
wenn n.an bei dein Pferdejuden in die Lehre gegangen ist. ein Psero mir ..^pe-
rücken" und dergleichen bis zur Unkenntlichkeit zurechtstutze" (gr.mer) kann ane einen
Menschen. Wenn obendrein noch Sattel und Zanmzeng in möglichst ansfal.ger
Weise verändert werden, so glaubt jeder, der nicht ein besondres Auge für Pferde
hat. in Altorf und in der Hohlen Gasse verschiedne Pferde gesehen zu habe.. Für
das eine aber sollte die Regie unter allen Umständen sorgen, dafür nämlich, daß


lichkeit der Tellfchen Heldentat weniger fühlbar macht, als wenn die gewappneten
Schergen plötzlich mit den letzten Sprüngen eines weise einstudierten Galopps
auf der Bühne erschienen. Und so mag denn der Artikel Pferd, in Bezug auf
den sich so viele Bühnen ganz ohne Not anstellen, als wenn sie Kleinkinder-
bewahranstalten wären, hier etwas ausführlicher abgehandelt werden, eine Besprechung,
die um so mehr am Platze ist, als auch in Leipzig die Szene des Apfelschusses
dadurch, daß dabei Geßler, Harras der Springer, Ulrich von Rudcuz und -perla
von Brunneck nicht beritten sind, sehr an Wahrscheinlichkeit und malerischer Wirkungverliert.

Das Pferd wird allerdings vielfach als scheues. unberechenbares Tier angesehen
das man lieber nicht auf die Bühne bringen solle, aber mit Unrecht. Man mußnur von einem Pferde nicht erwarten, daß es ohne vorgängige Bühneudresfur ansdem Theater brauchbar sei — das erwartet man ja, außer bei Statisten, auch vom
Menschen nicht. Es muß Platz sür seine Bewegungen vorhanden sein, auch wenn
sie etwas unvorhergesehener Art sind, der Fußboden und die Brücken, wo es deren
zu passieren gibt, müssen solid sein, und man muß die Tiere mit Guttapercha oder
Kautschuk beschlagen, damit sie nicht ohne Not dnrch das dröhnende Geräusch ihrer
Tritte scheu gemacht werden. Wenn dann der Berittene noch ein leidlicher fetter
ist, und wenn, ohne daß davon im Publikum etwas gemerkt zu werden trennst.
der Nähe jedes Pferdes zwei handfeste Stallknechte bei der Hand sind, die vel
einem unerwarteten Zwischenfall zugreifen können, damit der Held nicht mitsamt
dem Rosse über den Sousflcnrknsten weg zwischen dem Kapellmeister und der ersten
Geige einfalle, so hat die Sache keine Gefahr: es können hysterische Frauen ansder Bühne und im Theater sein. Der Tenorist Tichatschck pflegte als Cortez die
Revue seiner glücklich gekanteten Truppe« in kurzem Galopp abzunehmen und ....
»Rienzi« sang er das'«-mW »piritn cnvMsiv ans dem Sattel mit derselben «Ge¬
mütsruhe als wenn er. die Singstimme in der Hand, aus dein Podium neben den.
Konzertflügel gestanden hätte. Etwas zirkusähnlichcs soll nun freilich aus keiner
Bühne gemacht werden, und die Spektakelstücke im Chatelet, bei denen Ele arten,
Kamele. Löwen und Tiger, das Raubgesindel natürlich in Käfigen, die dnrch Gevuscymaskiert sind, zum Vorschein kommen, müssen schon dem Gcruchsnm des Zuschauers
zuwider sein. Aber wo der Künstler der Nntnr der Sache nach beritten sein muß.
darf das auf einer größern Bühne keine Schwierigkeiten machen. Wenn dave.
etwas nicht klappt, so beweist das. daß man es an der nötigen Dressur und an
den nötigen Proben hat fehlen lassen.

^Daß der kaiserliche Reichsvogt in Schwyz und Uri. Hermann Geßler, mit
seinem Gefolge nicht zu Fuß auf die Reiherbeize gegangen sein kann, wenn anders
damals zu diesem Vergnügen in der Nähe von Altorf Gelegenheit mar steht leder¬
mann ein: es ist deshalb auch schwer zu begreisen, warum er zu Fuß zurück-
»ekvmmeu sein sollte, und wenn er, wie es der Dichter ausdrücklich vorschreibt, zu
Pferd ist. kann er den Apfel, wie es sich gehört, von einem ..Baumzweige, der
über ihn herhängt" pflücken, statt daß ihn im Leipziger Stadttheater einer aus
dem Gefolge mit unverkennbarer snpiimUa der Hand von einem hinter der -daum-
knlisse angebrachten Konsölchen aufnimmt. Wenn anch größere Bühnen Geßler aus
demselben Roß in der Hohlen Gasse von Küßnacht erscheinen lassen, das er zu
Altorf ritt, so heißt das zwar dem Zuschauer etwas unwahrscheinliches zumuten,
da doch kaum anzunehmen ist. daß das unglückliche Tier die Mrnn c^ Seereise in.
Herrenschiff vo» Uri mitgemacht haben sollte, aber den. läßt sich abhelsen. da man.
wenn n.an bei dein Pferdejuden in die Lehre gegangen ist. ein Psero mir ..^pe-
rücken" und dergleichen bis zur Unkenntlichkeit zurechtstutze» (gr.mer) kann ane einen
Menschen. Wenn obendrein noch Sattel und Zanmzeng in möglichst ansfal.ger
Weise verändert werden, so glaubt jeder, der nicht ein besondres Auge für Pferde
hat. in Altorf und in der Hohlen Gasse verschiedne Pferde gesehen zu habe.. Für
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/45>, abgerufen am 23.11.2024.