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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Leipziger Theaterplanderei

die auf der Bühne erscheinenden Pferde nicht wie halbgezähmte und nicht recht
vertrauenswürdige Elefanten behandelt zu werden brauchen. Soweit muß jedes
auf der Bühne erscheinende Pferd dressiert sein, daß es nicht von einem nebenher
schreitenden Wärter um Zügel geführt zu werden braucht. Auch empfiehlt es sich,
einen erfahrenen Stallknecht mit einem Weidenkorb und einer "Schippe" in der
Kulisse aufzustellen, damit, wenn sich der Vorhang nach dem Aktschluß im Fall
eines Hervorrufs wieder hebt, nicht auf der sonst leeren Bühne etwas prange, was
auch in jedem Zirkus mit geschäftiger Eile beseitigt wird.

In der schönen vierten Szene des ersten Aktes, worin Walter Fürst und
Werner Stauffncher deu Grundstein legen, auf dem sich die Erneuerung des Wnld-
stättebundes aufbaut, hat Melchthal einen sehr schweren Stand, weil er die Be¬
ratungen der beiden Alten, für die der Zuschauer besondre Teilnahme empfindet,
wiederholt mit dem Jammer seines blutenden Svhnesherzens unterbrechen muß.
Der Dichter hat die unmenschliche, geradezu tierische Grausamkeit, womit sich der
Unterwalder Vogt an dem alten Melchthal versündigt hat, mit weislicher Berechnung
in den Vordergrund gestellt, damit dem Zuschauer an der Berechtigung der Eid¬
genossen, sich gegen die hnbsbnrgischen Vögte aufzulehnen und sie mit bewaffneter
Hand zu vertreiben, auch nicht der Schatte" eines Zweifels bleiben kann: jeder
Zuschauer würde, ohne die mindesten Gewissensbisse zu empfinden, dem Landeuberger
auf frischer Tat deu Hals umdrehn. Die Vorsicht des Dichters hat ihr Gutes
und war vor hundert Jahren in Weimar vielleicht uoch dringender geboten, als
dies heutigestags einem durch Ibsen und Hauptmann gestählten Publikum gegen¬
über der Fall sein dürfte, aber Melchthal darf sich deshalb doch aus dem ihm von:
Dichter zur Verwertung gegebnen Stoffe keine nur ihm und seinem Talente zugute
kommende Effekt- und Rührszene znrechtschneiden, wenn er nicht die fein berechnete
Entwicklung der Handlung beeinträchtigen will. Er muß auch mitten in der größten
Verzweiflung die neun herrlichen Zeilen, die er selbst spricht, im Gedächtnis behalten:


O fromme Väter dieses Landes!
Ich stehe, nur ein Jüngling, zwischen euch,
Den Vielerfnhrnen -- meine Stimme muß
Bescheiden schweigen in der Landsgemeinde.
Nicht, weil ich jung bin und nicht viel erlebte,
Verachtet meinen Rat und meine Rede;
Nicht lüstern jugendliches Blut, mich treibt
Des höchsten Jammers schmerzliche Gewalt,
Was mich den Stein des Felsens muß ervarmen.

Und dieser selbe einsichtige, bescheidne junge Mensch, der unsre Teilnahme um
so mehr erregt, je weniger er sie durch äußere Mittel zu erwecken sucht, sollte sich
durch das ganze Stück bararmig wie ein im Schlachthaus beschäftigter Fleischer in
deu Vordergrund drängen, er sollte unruhiger als Quecksilber mit ausdrucksvollen
Gebärden wie ein Mciuinger Statisteuhäuptliug zwischen den Männern, Weibern
und Kindern Herumquirlen, er sollte es übersehen, wie er dnrch einen verschwende¬
rischen Aufwand von Gesten und Stimme die beiden "frommen Väter dieses Landes"
zu Nebenpersonen herabzudrücken Gefahr läuft? Was der Leipziger Darsteller des
Melchthal in dieser Beziehung leistet, geht allerdings auf keine Kuhhaut, aber die
Vorwürfe, die ihm deshalb gemacht werden müssen, verdient eigentlich doch nur
das Publikum, das ihn durch deu gespendeten Beifall reizt, immer noch einen
Schritt weiterzugehn, um "sein Bestes" zu geben. Daß er etwas sehr erfreuliches
leisten könnte, daß es ihm weder an Seele noch an einer modülatiousfcihigen
Stimme fehlt, beweist der junge Bacchant wider seinen Willen da, wo ihm die
ausdrückliche Vorschrift des Dichters keine Wahl läßt. Wo es heißt: "er drückt die
Hand vor die Augen und schweigt einige Momente; dann wendet er sich von dem
einen zu dein andern und spricht mit sanfter, von Tränen erstickter Stimme," sind
seine ersten Worte:


Leipziger Theaterplanderei

die auf der Bühne erscheinenden Pferde nicht wie halbgezähmte und nicht recht
vertrauenswürdige Elefanten behandelt zu werden brauchen. Soweit muß jedes
auf der Bühne erscheinende Pferd dressiert sein, daß es nicht von einem nebenher
schreitenden Wärter um Zügel geführt zu werden braucht. Auch empfiehlt es sich,
einen erfahrenen Stallknecht mit einem Weidenkorb und einer „Schippe" in der
Kulisse aufzustellen, damit, wenn sich der Vorhang nach dem Aktschluß im Fall
eines Hervorrufs wieder hebt, nicht auf der sonst leeren Bühne etwas prange, was
auch in jedem Zirkus mit geschäftiger Eile beseitigt wird.

In der schönen vierten Szene des ersten Aktes, worin Walter Fürst und
Werner Stauffncher deu Grundstein legen, auf dem sich die Erneuerung des Wnld-
stättebundes aufbaut, hat Melchthal einen sehr schweren Stand, weil er die Be¬
ratungen der beiden Alten, für die der Zuschauer besondre Teilnahme empfindet,
wiederholt mit dem Jammer seines blutenden Svhnesherzens unterbrechen muß.
Der Dichter hat die unmenschliche, geradezu tierische Grausamkeit, womit sich der
Unterwalder Vogt an dem alten Melchthal versündigt hat, mit weislicher Berechnung
in den Vordergrund gestellt, damit dem Zuschauer an der Berechtigung der Eid¬
genossen, sich gegen die hnbsbnrgischen Vögte aufzulehnen und sie mit bewaffneter
Hand zu vertreiben, auch nicht der Schatte» eines Zweifels bleiben kann: jeder
Zuschauer würde, ohne die mindesten Gewissensbisse zu empfinden, dem Landeuberger
auf frischer Tat deu Hals umdrehn. Die Vorsicht des Dichters hat ihr Gutes
und war vor hundert Jahren in Weimar vielleicht uoch dringender geboten, als
dies heutigestags einem durch Ibsen und Hauptmann gestählten Publikum gegen¬
über der Fall sein dürfte, aber Melchthal darf sich deshalb doch aus dem ihm von:
Dichter zur Verwertung gegebnen Stoffe keine nur ihm und seinem Talente zugute
kommende Effekt- und Rührszene znrechtschneiden, wenn er nicht die fein berechnete
Entwicklung der Handlung beeinträchtigen will. Er muß auch mitten in der größten
Verzweiflung die neun herrlichen Zeilen, die er selbst spricht, im Gedächtnis behalten:


O fromme Väter dieses Landes!
Ich stehe, nur ein Jüngling, zwischen euch,
Den Vielerfnhrnen — meine Stimme muß
Bescheiden schweigen in der Landsgemeinde.
Nicht, weil ich jung bin und nicht viel erlebte,
Verachtet meinen Rat und meine Rede;
Nicht lüstern jugendliches Blut, mich treibt
Des höchsten Jammers schmerzliche Gewalt,
Was mich den Stein des Felsens muß ervarmen.

Und dieser selbe einsichtige, bescheidne junge Mensch, der unsre Teilnahme um
so mehr erregt, je weniger er sie durch äußere Mittel zu erwecken sucht, sollte sich
durch das ganze Stück bararmig wie ein im Schlachthaus beschäftigter Fleischer in
deu Vordergrund drängen, er sollte unruhiger als Quecksilber mit ausdrucksvollen
Gebärden wie ein Mciuinger Statisteuhäuptliug zwischen den Männern, Weibern
und Kindern Herumquirlen, er sollte es übersehen, wie er dnrch einen verschwende¬
rischen Aufwand von Gesten und Stimme die beiden „frommen Väter dieses Landes"
zu Nebenpersonen herabzudrücken Gefahr läuft? Was der Leipziger Darsteller des
Melchthal in dieser Beziehung leistet, geht allerdings auf keine Kuhhaut, aber die
Vorwürfe, die ihm deshalb gemacht werden müssen, verdient eigentlich doch nur
das Publikum, das ihn durch deu gespendeten Beifall reizt, immer noch einen
Schritt weiterzugehn, um „sein Bestes" zu geben. Daß er etwas sehr erfreuliches
leisten könnte, daß es ihm weder an Seele noch an einer modülatiousfcihigen
Stimme fehlt, beweist der junge Bacchant wider seinen Willen da, wo ihm die
ausdrückliche Vorschrift des Dichters keine Wahl läßt. Wo es heißt: „er drückt die
Hand vor die Augen und schweigt einige Momente; dann wendet er sich von dem
einen zu dein andern und spricht mit sanfter, von Tränen erstickter Stimme," sind
seine ersten Worte:


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[0046] Leipziger Theaterplanderei die auf der Bühne erscheinenden Pferde nicht wie halbgezähmte und nicht recht vertrauenswürdige Elefanten behandelt zu werden brauchen. Soweit muß jedes auf der Bühne erscheinende Pferd dressiert sein, daß es nicht von einem nebenher schreitenden Wärter um Zügel geführt zu werden braucht. Auch empfiehlt es sich, einen erfahrenen Stallknecht mit einem Weidenkorb und einer „Schippe" in der Kulisse aufzustellen, damit, wenn sich der Vorhang nach dem Aktschluß im Fall eines Hervorrufs wieder hebt, nicht auf der sonst leeren Bühne etwas prange, was auch in jedem Zirkus mit geschäftiger Eile beseitigt wird. In der schönen vierten Szene des ersten Aktes, worin Walter Fürst und Werner Stauffncher deu Grundstein legen, auf dem sich die Erneuerung des Wnld- stättebundes aufbaut, hat Melchthal einen sehr schweren Stand, weil er die Be¬ ratungen der beiden Alten, für die der Zuschauer besondre Teilnahme empfindet, wiederholt mit dem Jammer seines blutenden Svhnesherzens unterbrechen muß. Der Dichter hat die unmenschliche, geradezu tierische Grausamkeit, womit sich der Unterwalder Vogt an dem alten Melchthal versündigt hat, mit weislicher Berechnung in den Vordergrund gestellt, damit dem Zuschauer an der Berechtigung der Eid¬ genossen, sich gegen die hnbsbnrgischen Vögte aufzulehnen und sie mit bewaffneter Hand zu vertreiben, auch nicht der Schatte» eines Zweifels bleiben kann: jeder Zuschauer würde, ohne die mindesten Gewissensbisse zu empfinden, dem Landeuberger auf frischer Tat deu Hals umdrehn. Die Vorsicht des Dichters hat ihr Gutes und war vor hundert Jahren in Weimar vielleicht uoch dringender geboten, als dies heutigestags einem durch Ibsen und Hauptmann gestählten Publikum gegen¬ über der Fall sein dürfte, aber Melchthal darf sich deshalb doch aus dem ihm von: Dichter zur Verwertung gegebnen Stoffe keine nur ihm und seinem Talente zugute kommende Effekt- und Rührszene znrechtschneiden, wenn er nicht die fein berechnete Entwicklung der Handlung beeinträchtigen will. Er muß auch mitten in der größten Verzweiflung die neun herrlichen Zeilen, die er selbst spricht, im Gedächtnis behalten: O fromme Väter dieses Landes! Ich stehe, nur ein Jüngling, zwischen euch, Den Vielerfnhrnen — meine Stimme muß Bescheiden schweigen in der Landsgemeinde. Nicht, weil ich jung bin und nicht viel erlebte, Verachtet meinen Rat und meine Rede; Nicht lüstern jugendliches Blut, mich treibt Des höchsten Jammers schmerzliche Gewalt, Was mich den Stein des Felsens muß ervarmen. Und dieser selbe einsichtige, bescheidne junge Mensch, der unsre Teilnahme um so mehr erregt, je weniger er sie durch äußere Mittel zu erwecken sucht, sollte sich durch das ganze Stück bararmig wie ein im Schlachthaus beschäftigter Fleischer in deu Vordergrund drängen, er sollte unruhiger als Quecksilber mit ausdrucksvollen Gebärden wie ein Mciuinger Statisteuhäuptliug zwischen den Männern, Weibern und Kindern Herumquirlen, er sollte es übersehen, wie er dnrch einen verschwende¬ rischen Aufwand von Gesten und Stimme die beiden „frommen Väter dieses Landes" zu Nebenpersonen herabzudrücken Gefahr läuft? Was der Leipziger Darsteller des Melchthal in dieser Beziehung leistet, geht allerdings auf keine Kuhhaut, aber die Vorwürfe, die ihm deshalb gemacht werden müssen, verdient eigentlich doch nur das Publikum, das ihn durch deu gespendeten Beifall reizt, immer noch einen Schritt weiterzugehn, um „sein Bestes" zu geben. Daß er etwas sehr erfreuliches leisten könnte, daß es ihm weder an Seele noch an einer modülatiousfcihigen Stimme fehlt, beweist der junge Bacchant wider seinen Willen da, wo ihm die ausdrückliche Vorschrift des Dichters keine Wahl läßt. Wo es heißt: „er drückt die Hand vor die Augen und schweigt einige Momente; dann wendet er sich von dem einen zu dein andern und spricht mit sanfter, von Tränen erstickter Stimme," sind seine ersten Worte:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/46>, abgerufen am 23.11.2024.