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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Der Marquis von Marigny

habe ich Ihnen muh etwas: die Erstlinge meines Kirfchbaums. Ich hoffe, die
werden Ihnen besser münden als alle Kirschen, die Sie bisher gegessen haben

Und als Marguerite die Besuchen" nnn fragen wollte wie sie so platzlich
aus den Gedanken gekommen sei. einen Garten zu mieten nahm d.e Baromn sie
bei der Hand und sagte: Geduld. Geduld, meine L^I S.e werde" alles -
fahren. Jetzt muß ich Ihnen etwas zeige", was Sie sicher ich acht^Nähe verm.Idee haben: ein Vogelnest! Aber seien Sie hübsch M. so"se fliegt uns das
Tierchen davon! Geben Sie acht: Ihr Kakadu wird bald einen Nebenb.edler erhalte"

Damit zag sie das erstaunte Mädchen zur Weißdornhecke und flüsterte .hin
zu: Biegen Sie einmal behutsam den Zweig dort zurück an dessen Spitze Sie
die schöne Blütendolde sehen! Und nun stecken Sie den Kopf in die Offnung!

Marguerite tat zögernd, was ihr geheißen worden; ihr war dabei als habe
sie ganz nahe ein Flüstern männlicher Stimmen vernommen. Eine bunt e Ahnung
sagte ihr. daß hinter diesem Vogelneste irgend ein Geheimnis verborgen sein müsse,
sie wollte von der Hecke fort, allein es war zu spät. Die Baron.n war dicht hinter
sie getreten und hielt die Widerstrebende mit sanfter Gewalt est. Aber d.eher
Vorsichtsmaßregel hätte es gar nicht einmal bedurft; Marguerite blieb wie gebam.
stehn: sie nahm wahr, daß die Hecke auf der andern Seite ehe^alls eme Linke
hatte, und sah. daß diese Lücke ziemlich vollständig durch e.n Antlitz ausgefüllt
wurde, das ihr schon einige tausendmal im Traume und in. Wachen erWenen war.
den. aber jetzt der Ausdruck grenzenloser Überraschung ein der Situation des Augen¬
blicks durchaus angemessenes Gepräge gab.

Marguerite! .

'

Mehralsdiese zwei ersten Worte eines langen Zwiegesprächs vermochte weder
der Baron noch die Baronin zu versteh.,. Das kam daher daß beide, sobald
diese Worte gefalle" waren, den Zeitpunkt für gekommen hielten sich mög lebst
rasch und geräuschlos zu entfernen. Rasch - weil die Stimme des Geimsseus.
das jeden Mißbrauch freundschaftlichen Vertrauens. auch den in guter Absicht be¬
gangne", rügt, sie vo" dem Schauplatze ihres Jutrigueuspiels vertrieb geräusch¬
los -- weil die Fiktiv" es sei el" Grasmückci.weibche" vorhanden, das samt seiner
jungen Brut nicht gestört werde" dürfte, i" ih"e" selbst "och fortwirkte.

Als sie nach einer guten halben Stunde zurückkehrten, fanden sie d.e beiden
Liebenden uach an derselben Stelle. Frau von Grmuout erlaubte sich die Be¬
merkung, daß die Unterhaltung vielleicht besser von statte" geh" wurde, wem. man
'"ehe durch eine so breite Schranke wie die Weißdornhecke behindert werde "ut
ob Marguerite ein. an der kleinen Teegesellschaft in der Bohncnlaube teilzunehmen.
Aber das Mädchen blieb dabei, daß es den Garten der Wittib Haßlacher um, keine"
Preis verlasse" werde, da der Vater sei" Erscheinen für den Abend in Aussicht
gestellt habe. Henri ließ sich natürlich ebensowenig bereit finden, einen Besuch im
Nachbargarten zu machen, den er nicht ganz mit Unrecht als zur Wohnung des
Marquis gehörend betrachtete. Aber er wußte Marguerite wenigstens dazu zu
bewegen, ihren Sessel bis an die Hcckenlücke zu rücken, durch die er ihr dann
höchst galant eine Tasse Tee präsentierte.

Seit diesem Tage wiederholte sich das Rendezvous an der Hecke, so ost es
die Witterung zuließ. Kein Wunder, daß der Herbst, da er dare". g.ug, in den
Garten vor dem Löhrtore die Blätter abzustreifen, an einer bestimmten Stelle des
Dorngeflechts seine Arbeit schon zu." größte" Teile gelu" fand.

In den außer" Verhältnissen der jungen Leute war inzwi,chen eine Änderungvorgegangen, die für das weitere Schicksal beider von entscheidenden Einfluß wurde.
Villeroi hatte, fo bescheiden er auch lebte, die geringen Barmittel, die ihm zur
Verfügung standen, bis auf einen kleinen Rest aufgezehrt und den Versuch gemacht
steh durch Erteilen von Fechtunterricht seinen Unterhalt zu verdienen. Obwohl es
nicht an der Empfehlung angesehener Landsleute fehlte, gelang es ihm dochnicht, die Stelle als Fechtmeister beim erzbischöflichen Kollegium, um die er sich


Der Marquis von Marigny

habe ich Ihnen muh etwas: die Erstlinge meines Kirfchbaums. Ich hoffe, die
werden Ihnen besser münden als alle Kirschen, die Sie bisher gegessen haben

Und als Marguerite die Besuchen» nnn fragen wollte wie sie so platzlich
aus den Gedanken gekommen sei. einen Garten zu mieten nahm d.e Baromn sie
bei der Hand und sagte: Geduld. Geduld, meine L^I S.e werde» alles -
fahren. Jetzt muß ich Ihnen etwas zeige», was Sie sicher ich acht^Nähe verm.Idee haben: ein Vogelnest! Aber seien Sie hübsch M. so»se fliegt uns das
Tierchen davon! Geben Sie acht: Ihr Kakadu wird bald einen Nebenb.edler erhalte»

Damit zag sie das erstaunte Mädchen zur Weißdornhecke und flüsterte .hin
zu: Biegen Sie einmal behutsam den Zweig dort zurück an dessen Spitze Sie
die schöne Blütendolde sehen! Und nun stecken Sie den Kopf in die Offnung!

Marguerite tat zögernd, was ihr geheißen worden; ihr war dabei als habe
sie ganz nahe ein Flüstern männlicher Stimmen vernommen. Eine bunt e Ahnung
sagte ihr. daß hinter diesem Vogelneste irgend ein Geheimnis verborgen sein müsse,
sie wollte von der Hecke fort, allein es war zu spät. Die Baron.n war dicht hinter
sie getreten und hielt die Widerstrebende mit sanfter Gewalt est. Aber d.eher
Vorsichtsmaßregel hätte es gar nicht einmal bedurft; Marguerite blieb wie gebam.
stehn: sie nahm wahr, daß die Hecke auf der andern Seite ehe^alls eme Linke
hatte, und sah. daß diese Lücke ziemlich vollständig durch e.n Antlitz ausgefüllt
wurde, das ihr schon einige tausendmal im Traume und in. Wachen erWenen war.
den. aber jetzt der Ausdruck grenzenloser Überraschung ein der Situation des Augen¬
blicks durchaus angemessenes Gepräge gab.

Marguerite! .

'

Mehralsdiese zwei ersten Worte eines langen Zwiegesprächs vermochte weder
der Baron noch die Baronin zu versteh.,. Das kam daher daß beide, sobald
diese Worte gefalle» waren, den Zeitpunkt für gekommen hielten sich mög lebst
rasch und geräuschlos zu entfernen. Rasch - weil die Stimme des Geimsseus.
das jeden Mißbrauch freundschaftlichen Vertrauens. auch den in guter Absicht be¬
gangne», rügt, sie vo» dem Schauplatze ihres Jutrigueuspiels vertrieb geräusch¬
los — weil die Fiktiv» es sei el» Grasmückci.weibche» vorhanden, das samt seiner
jungen Brut nicht gestört werde» dürfte, i» ih»e» selbst »och fortwirkte.

Als sie nach einer guten halben Stunde zurückkehrten, fanden sie d.e beiden
Liebenden uach an derselben Stelle. Frau von Grmuout erlaubte sich die Be¬
merkung, daß die Unterhaltung vielleicht besser von statte» geh» wurde, wem. man
'"ehe durch eine so breite Schranke wie die Weißdornhecke behindert werde »ut
ob Marguerite ein. an der kleinen Teegesellschaft in der Bohncnlaube teilzunehmen.
Aber das Mädchen blieb dabei, daß es den Garten der Wittib Haßlacher um, keine»
Preis verlasse» werde, da der Vater sei» Erscheinen für den Abend in Aussicht
gestellt habe. Henri ließ sich natürlich ebensowenig bereit finden, einen Besuch im
Nachbargarten zu machen, den er nicht ganz mit Unrecht als zur Wohnung des
Marquis gehörend betrachtete. Aber er wußte Marguerite wenigstens dazu zu
bewegen, ihren Sessel bis an die Hcckenlücke zu rücken, durch die er ihr dann
höchst galant eine Tasse Tee präsentierte.

Seit diesem Tage wiederholte sich das Rendezvous an der Hecke, so ost es
die Witterung zuließ. Kein Wunder, daß der Herbst, da er dare». g.ug, in den
Garten vor dem Löhrtore die Blätter abzustreifen, an einer bestimmten Stelle des
Dorngeflechts seine Arbeit schon zu.» größte» Teile gelu» fand.

In den außer» Verhältnissen der jungen Leute war inzwi,chen eine Änderungvorgegangen, die für das weitere Schicksal beider von entscheidenden Einfluß wurde.
Villeroi hatte, fo bescheiden er auch lebte, die geringen Barmittel, die ihm zur
Verfügung standen, bis auf einen kleinen Rest aufgezehrt und den Versuch gemacht
steh durch Erteilen von Fechtunterricht seinen Unterhalt zu verdienen. Obwohl es
nicht an der Empfehlung angesehener Landsleute fehlte, gelang es ihm dochnicht, die Stelle als Fechtmeister beim erzbischöflichen Kollegium, um die er sich


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[0747] Der Marquis von Marigny habe ich Ihnen muh etwas: die Erstlinge meines Kirfchbaums. Ich hoffe, die werden Ihnen besser münden als alle Kirschen, die Sie bisher gegessen haben Und als Marguerite die Besuchen» nnn fragen wollte wie sie so platzlich aus den Gedanken gekommen sei. einen Garten zu mieten nahm d.e Baromn sie bei der Hand und sagte: Geduld. Geduld, meine L^I S.e werde» alles - fahren. Jetzt muß ich Ihnen etwas zeige», was Sie sicher ich acht^Nähe verm.Idee haben: ein Vogelnest! Aber seien Sie hübsch M. so»se fliegt uns das Tierchen davon! Geben Sie acht: Ihr Kakadu wird bald einen Nebenb.edler erhalte» Damit zag sie das erstaunte Mädchen zur Weißdornhecke und flüsterte .hin zu: Biegen Sie einmal behutsam den Zweig dort zurück an dessen Spitze Sie die schöne Blütendolde sehen! Und nun stecken Sie den Kopf in die Offnung! Marguerite tat zögernd, was ihr geheißen worden; ihr war dabei als habe sie ganz nahe ein Flüstern männlicher Stimmen vernommen. Eine bunt e Ahnung sagte ihr. daß hinter diesem Vogelneste irgend ein Geheimnis verborgen sein müsse, sie wollte von der Hecke fort, allein es war zu spät. Die Baron.n war dicht hinter sie getreten und hielt die Widerstrebende mit sanfter Gewalt est. Aber d.eher Vorsichtsmaßregel hätte es gar nicht einmal bedurft; Marguerite blieb wie gebam. stehn: sie nahm wahr, daß die Hecke auf der andern Seite ehe^alls eme Linke hatte, und sah. daß diese Lücke ziemlich vollständig durch e.n Antlitz ausgefüllt wurde, das ihr schon einige tausendmal im Traume und in. Wachen erWenen war. den. aber jetzt der Ausdruck grenzenloser Überraschung ein der Situation des Augen¬ blicks durchaus angemessenes Gepräge gab. Marguerite! . ' Mehralsdiese zwei ersten Worte eines langen Zwiegesprächs vermochte weder der Baron noch die Baronin zu versteh.,. Das kam daher daß beide, sobald diese Worte gefalle» waren, den Zeitpunkt für gekommen hielten sich mög lebst rasch und geräuschlos zu entfernen. Rasch - weil die Stimme des Geimsseus. das jeden Mißbrauch freundschaftlichen Vertrauens. auch den in guter Absicht be¬ gangne», rügt, sie vo» dem Schauplatze ihres Jutrigueuspiels vertrieb geräusch¬ los — weil die Fiktiv» es sei el» Grasmückci.weibche» vorhanden, das samt seiner jungen Brut nicht gestört werde» dürfte, i» ih»e» selbst »och fortwirkte. Als sie nach einer guten halben Stunde zurückkehrten, fanden sie d.e beiden Liebenden uach an derselben Stelle. Frau von Grmuout erlaubte sich die Be¬ merkung, daß die Unterhaltung vielleicht besser von statte» geh» wurde, wem. man '"ehe durch eine so breite Schranke wie die Weißdornhecke behindert werde »ut ob Marguerite ein. an der kleinen Teegesellschaft in der Bohncnlaube teilzunehmen. Aber das Mädchen blieb dabei, daß es den Garten der Wittib Haßlacher um, keine» Preis verlasse» werde, da der Vater sei» Erscheinen für den Abend in Aussicht gestellt habe. Henri ließ sich natürlich ebensowenig bereit finden, einen Besuch im Nachbargarten zu machen, den er nicht ganz mit Unrecht als zur Wohnung des Marquis gehörend betrachtete. Aber er wußte Marguerite wenigstens dazu zu bewegen, ihren Sessel bis an die Hcckenlücke zu rücken, durch die er ihr dann höchst galant eine Tasse Tee präsentierte. Seit diesem Tage wiederholte sich das Rendezvous an der Hecke, so ost es die Witterung zuließ. Kein Wunder, daß der Herbst, da er dare». g.ug, in den Garten vor dem Löhrtore die Blätter abzustreifen, an einer bestimmten Stelle des Dorngeflechts seine Arbeit schon zu.» größte» Teile gelu» fand. In den außer» Verhältnissen der jungen Leute war inzwi,chen eine Änderungvorgegangen, die für das weitere Schicksal beider von entscheidenden Einfluß wurde. Villeroi hatte, fo bescheiden er auch lebte, die geringen Barmittel, die ihm zur Verfügung standen, bis auf einen kleinen Rest aufgezehrt und den Versuch gemacht steh durch Erteilen von Fechtunterricht seinen Unterhalt zu verdienen. Obwohl es nicht an der Empfehlung angesehener Landsleute fehlte, gelang es ihm dochnicht, die Stelle als Fechtmeister beim erzbischöflichen Kollegium, um die er sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/747>, abgerufen am 25.08.2024.