Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Skizze" aus unserm heutige" Volksleben

möglich, kaum daß Crottorf mit der Tochter des Hauses ein paar gesellschaftliche
Gemeinplätze wechselte, aber auch das steht einem schmucken Leutnant, wie Crottorf
einer war, nicht schlecht.

Darauf traf die Einladung zur musikalischen Soiree ein. Wieder stieg in
Crottorfs Seele das Bild seiner Moira ans, die ihn mit starren Blicken anschaute
und in der einen 5?and einen Lorbeerkranz, in der andern die Gencralsepanlettcn
trug. Jetzt entschied sich sein Schicksal. Er ging ernst mit sich selbst ins Gericht,
er kämpfte einen heroischen Kampf und -- sagte ab. Er log, er log schamlos, er
machte auch keinen Eutschuldigungsbesuch. Er schnitt mit entschlossener Hand das
kaum aufgelegte Tischtuch zwischen sich und PitthornS entzwei. Nach einigen
Wochen traf er mit Frau Geheimrat im Foyer des Theaters zusammen. Er wollte
verschwinden, aber schon hatten ihn Frau Pitthorus Auge" erhascht.

Ah, Herr von Crottorf! rief sie -- sie gehörte keineswegs zu den Schüchternen
ihres Geschlechts --, warum kommen Sie nicht zu unsern musikalischen Abenden?
Nein nein, Entschuldigungen nehme ich nicht um. Ich fühle, daß da irgend ein
Hindernis im Wege liegt, aber das muß sich beseitigen lassen. Nein nein, einen
Korb lasse ich mir nicht geben! Versprechen Sie mir, daß Sie morgen kommen.
Und mit der beharrlichen Energie, der niemand, auch der Geheimrat nicht, wider¬
stehn konnte, nahm sie ihm das Versprechen ab.

Man machte bei Pitthorns gute Musik. Es waren zumeist Dilettanten, aber
solche, die über das gewöhnliche Dilettantenmaß hinaus waren. Der leitende Geist
war Herr Adolf Pflanmel, ein alter freundlicher Herr, der es liebte, als Künstler
und Mensch gehätschelt zu werden. Und man hätschelte ihn, wie er es verdiente
und liebte. Er bereitete die Hanskonzerte vor, er übte die Stimmen ein, er diri¬
gierte mit zierlicher Hnndbewegnng er trat ein, wo gerade einmal eine Lücke war.
Er war gegen jedermann liebenswürdig, sagte den alten Damen angenehme Dinge,
kleidete anch einen Tadel in eine verbindliche Form und war bei den jungen .i amen
Huhn im Korbe. Es verging kein Mnsiknbend, an dem nicht die eine oder die
"ndre Komposition Pflcmmels gespielt wurde. Und zum Schluß ruhte man nicht
eher, als bis das berühmte Rondo stieg. Es war auch reizend. Nicht gerade nnf-
regend, aber reizend. Dann folgte ein Jubelgetön, und man umdrängte den alten
Herrn wie die Blumenmädchen den Parzivnl. Und Pflanmel nahm die Lobsprüche
in schöner Bescheidenheit entgegen.

Das war auch der Verlauf des Abends, um dem Leutnant Crottorf zugegen
war. In dem Musiksaale war außer deu Mitwirkenden nnr ein kleiner Kreis von
Zuhörenden versammelt. Crottorf hatte sich hinter eine Säule zurückgezogen und
genoß das süße Gift, das man ihm bot, mit schmerzlicher Wonne. So Halle er sich
den Erfolg des Komponisten gedacht, das war es, was er sich selbst in ver¬
schwiegnen Stunden gewünscht hatte, so sein Bestes geben, so verstanden werden, und
so einen jubelnden Dank ernten.

Frau Pitthorn, die ihre Augen überall hatte, beobachtete ihren Leutnant mit
mütterlichem Wohlwollen und freute sich, wie er selbstvergessen dasaß und znhttrte.
Wenn das Programm erledigt war, so pflegte man sich in den weiten Räumen der
gcheimrätlichen Wohnung zu zerstreuen, die jungen Mädchen setzten sich unter die
Palmen des Wintergartens, die alten Herren verschwanden im Ranchzinnuer, und
Frau Pitthorn versammelte einen Kreis von Auserwählten um sich in ihrem Arbcit-
zimmer. Dort pflegte sie sich in ihrem weißwollnen Kleide unter ein Bild mit
brennend rotem Wüstenhimmel zu setzen. Der Herr Geheimrat pflegte zu sagen,
s'e tue es darum, weil sie annehme, daß ihr das Bild gut stehe. Diesesmal war
"und Leutnant von Crottorf unter den Anserwiihlten, Pflanmel war es immer.

Man nahm Platz, besprach zunächst, was man soeben gehört hatte, stellte fest,
daß Beethoven göttlich, und Schumann einzig sei, und tum dann auf das neuste
um Reiche der Musik zu sprechen.

Und nun, meine Herrschaften, sagte Fran Pitthorn, gestatte ich mir, Ihnen


Skizze» aus unserm heutige» Volksleben

möglich, kaum daß Crottorf mit der Tochter des Hauses ein paar gesellschaftliche
Gemeinplätze wechselte, aber auch das steht einem schmucken Leutnant, wie Crottorf
einer war, nicht schlecht.

Darauf traf die Einladung zur musikalischen Soiree ein. Wieder stieg in
Crottorfs Seele das Bild seiner Moira ans, die ihn mit starren Blicken anschaute
und in der einen 5?and einen Lorbeerkranz, in der andern die Gencralsepanlettcn
trug. Jetzt entschied sich sein Schicksal. Er ging ernst mit sich selbst ins Gericht,
er kämpfte einen heroischen Kampf und — sagte ab. Er log, er log schamlos, er
machte auch keinen Eutschuldigungsbesuch. Er schnitt mit entschlossener Hand das
kaum aufgelegte Tischtuch zwischen sich und PitthornS entzwei. Nach einigen
Wochen traf er mit Frau Geheimrat im Foyer des Theaters zusammen. Er wollte
verschwinden, aber schon hatten ihn Frau Pitthorus Auge» erhascht.

Ah, Herr von Crottorf! rief sie — sie gehörte keineswegs zu den Schüchternen
ihres Geschlechts —, warum kommen Sie nicht zu unsern musikalischen Abenden?
Nein nein, Entschuldigungen nehme ich nicht um. Ich fühle, daß da irgend ein
Hindernis im Wege liegt, aber das muß sich beseitigen lassen. Nein nein, einen
Korb lasse ich mir nicht geben! Versprechen Sie mir, daß Sie morgen kommen.
Und mit der beharrlichen Energie, der niemand, auch der Geheimrat nicht, wider¬
stehn konnte, nahm sie ihm das Versprechen ab.

Man machte bei Pitthorns gute Musik. Es waren zumeist Dilettanten, aber
solche, die über das gewöhnliche Dilettantenmaß hinaus waren. Der leitende Geist
war Herr Adolf Pflanmel, ein alter freundlicher Herr, der es liebte, als Künstler
und Mensch gehätschelt zu werden. Und man hätschelte ihn, wie er es verdiente
und liebte. Er bereitete die Hanskonzerte vor, er übte die Stimmen ein, er diri¬
gierte mit zierlicher Hnndbewegnng er trat ein, wo gerade einmal eine Lücke war.
Er war gegen jedermann liebenswürdig, sagte den alten Damen angenehme Dinge,
kleidete anch einen Tadel in eine verbindliche Form und war bei den jungen .i amen
Huhn im Korbe. Es verging kein Mnsiknbend, an dem nicht die eine oder die
"ndre Komposition Pflcmmels gespielt wurde. Und zum Schluß ruhte man nicht
eher, als bis das berühmte Rondo stieg. Es war auch reizend. Nicht gerade nnf-
regend, aber reizend. Dann folgte ein Jubelgetön, und man umdrängte den alten
Herrn wie die Blumenmädchen den Parzivnl. Und Pflanmel nahm die Lobsprüche
in schöner Bescheidenheit entgegen.

Das war auch der Verlauf des Abends, um dem Leutnant Crottorf zugegen
war. In dem Musiksaale war außer deu Mitwirkenden nnr ein kleiner Kreis von
Zuhörenden versammelt. Crottorf hatte sich hinter eine Säule zurückgezogen und
genoß das süße Gift, das man ihm bot, mit schmerzlicher Wonne. So Halle er sich
den Erfolg des Komponisten gedacht, das war es, was er sich selbst in ver¬
schwiegnen Stunden gewünscht hatte, so sein Bestes geben, so verstanden werden, und
so einen jubelnden Dank ernten.

Frau Pitthorn, die ihre Augen überall hatte, beobachtete ihren Leutnant mit
mütterlichem Wohlwollen und freute sich, wie er selbstvergessen dasaß und znhttrte.
Wenn das Programm erledigt war, so pflegte man sich in den weiten Räumen der
gcheimrätlichen Wohnung zu zerstreuen, die jungen Mädchen setzten sich unter die
Palmen des Wintergartens, die alten Herren verschwanden im Ranchzinnuer, und
Frau Pitthorn versammelte einen Kreis von Auserwählten um sich in ihrem Arbcit-
zimmer. Dort pflegte sie sich in ihrem weißwollnen Kleide unter ein Bild mit
brennend rotem Wüstenhimmel zu setzen. Der Herr Geheimrat pflegte zu sagen,
s'e tue es darum, weil sie annehme, daß ihr das Bild gut stehe. Diesesmal war
"und Leutnant von Crottorf unter den Anserwiihlten, Pflanmel war es immer.

Man nahm Platz, besprach zunächst, was man soeben gehört hatte, stellte fest,
daß Beethoven göttlich, und Schumann einzig sei, und tum dann auf das neuste
um Reiche der Musik zu sprechen.

Und nun, meine Herrschaften, sagte Fran Pitthorn, gestatte ich mir, Ihnen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0425" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240807"/>
          <fw type="header" place="top"> Skizze» aus unserm heutige» Volksleben</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2120" prev="#ID_2119"> möglich, kaum daß Crottorf mit der Tochter des Hauses ein paar gesellschaftliche<lb/>
Gemeinplätze wechselte, aber auch das steht einem schmucken Leutnant, wie Crottorf<lb/>
einer war, nicht schlecht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2121"> Darauf traf die Einladung zur musikalischen Soiree ein. Wieder stieg in<lb/>
Crottorfs Seele das Bild seiner Moira ans, die ihn mit starren Blicken anschaute<lb/>
und in der einen 5?and einen Lorbeerkranz, in der andern die Gencralsepanlettcn<lb/>
trug. Jetzt entschied sich sein Schicksal. Er ging ernst mit sich selbst ins Gericht,<lb/>
er kämpfte einen heroischen Kampf und &#x2014; sagte ab. Er log, er log schamlos, er<lb/>
machte auch keinen Eutschuldigungsbesuch. Er schnitt mit entschlossener Hand das<lb/>
kaum aufgelegte Tischtuch zwischen sich und PitthornS entzwei. Nach einigen<lb/>
Wochen traf er mit Frau Geheimrat im Foyer des Theaters zusammen. Er wollte<lb/>
verschwinden, aber schon hatten ihn Frau Pitthorus Auge» erhascht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2122"> Ah, Herr von Crottorf! rief sie &#x2014; sie gehörte keineswegs zu den Schüchternen<lb/>
ihres Geschlechts &#x2014;, warum kommen Sie nicht zu unsern musikalischen Abenden?<lb/>
Nein nein, Entschuldigungen nehme ich nicht um. Ich fühle, daß da irgend ein<lb/>
Hindernis im Wege liegt, aber das muß sich beseitigen lassen. Nein nein, einen<lb/>
Korb lasse ich mir nicht geben! Versprechen Sie mir, daß Sie morgen kommen.<lb/>
Und mit der beharrlichen Energie, der niemand, auch der Geheimrat nicht, wider¬<lb/>
stehn konnte, nahm sie ihm das Versprechen ab.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2123"> Man machte bei Pitthorns gute Musik. Es waren zumeist Dilettanten, aber<lb/>
solche, die über das gewöhnliche Dilettantenmaß hinaus waren. Der leitende Geist<lb/>
war Herr Adolf Pflanmel, ein alter freundlicher Herr, der es liebte, als Künstler<lb/>
und Mensch gehätschelt zu werden. Und man hätschelte ihn, wie er es verdiente<lb/>
und liebte. Er bereitete die Hanskonzerte vor, er übte die Stimmen ein, er diri¬<lb/>
gierte mit zierlicher Hnndbewegnng er trat ein, wo gerade einmal eine Lücke war.<lb/>
Er war gegen jedermann liebenswürdig, sagte den alten Damen angenehme Dinge,<lb/>
kleidete anch einen Tadel in eine verbindliche Form und war bei den jungen .i amen<lb/>
Huhn im Korbe. Es verging kein Mnsiknbend, an dem nicht die eine oder die<lb/>
"ndre Komposition Pflcmmels gespielt wurde. Und zum Schluß ruhte man nicht<lb/>
eher, als bis das berühmte Rondo stieg. Es war auch reizend. Nicht gerade nnf-<lb/>
regend, aber reizend. Dann folgte ein Jubelgetön, und man umdrängte den alten<lb/>
Herrn wie die Blumenmädchen den Parzivnl. Und Pflanmel nahm die Lobsprüche<lb/>
in schöner Bescheidenheit entgegen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2124"> Das war auch der Verlauf des Abends, um dem Leutnant Crottorf zugegen<lb/>
war. In dem Musiksaale war außer deu Mitwirkenden nnr ein kleiner Kreis von<lb/>
Zuhörenden versammelt. Crottorf hatte sich hinter eine Säule zurückgezogen und<lb/>
genoß das süße Gift, das man ihm bot, mit schmerzlicher Wonne. So Halle er sich<lb/>
den Erfolg des Komponisten gedacht, das war es, was er sich selbst in ver¬<lb/>
schwiegnen Stunden gewünscht hatte, so sein Bestes geben, so verstanden werden, und<lb/>
so einen jubelnden Dank ernten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2125"> Frau Pitthorn, die ihre Augen überall hatte, beobachtete ihren Leutnant mit<lb/>
mütterlichem Wohlwollen und freute sich, wie er selbstvergessen dasaß und znhttrte.<lb/>
Wenn das Programm erledigt war, so pflegte man sich in den weiten Räumen der<lb/>
gcheimrätlichen Wohnung zu zerstreuen, die jungen Mädchen setzten sich unter die<lb/>
Palmen des Wintergartens, die alten Herren verschwanden im Ranchzinnuer, und<lb/>
Frau Pitthorn versammelte einen Kreis von Auserwählten um sich in ihrem Arbcit-<lb/>
zimmer. Dort pflegte sie sich in ihrem weißwollnen Kleide unter ein Bild mit<lb/>
brennend rotem Wüstenhimmel zu setzen. Der Herr Geheimrat pflegte zu sagen,<lb/>
s'e tue es darum, weil sie annehme, daß ihr das Bild gut stehe. Diesesmal war<lb/>
"und Leutnant von Crottorf unter den Anserwiihlten, Pflanmel war es immer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2126"> Man nahm Platz, besprach zunächst, was man soeben gehört hatte, stellte fest,<lb/>
daß Beethoven göttlich, und Schumann einzig sei, und tum dann auf das neuste<lb/>
um Reiche der Musik zu sprechen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2127" next="#ID_2128"> Und nun, meine Herrschaften, sagte Fran Pitthorn, gestatte ich mir, Ihnen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0425] Skizze» aus unserm heutige» Volksleben möglich, kaum daß Crottorf mit der Tochter des Hauses ein paar gesellschaftliche Gemeinplätze wechselte, aber auch das steht einem schmucken Leutnant, wie Crottorf einer war, nicht schlecht. Darauf traf die Einladung zur musikalischen Soiree ein. Wieder stieg in Crottorfs Seele das Bild seiner Moira ans, die ihn mit starren Blicken anschaute und in der einen 5?and einen Lorbeerkranz, in der andern die Gencralsepanlettcn trug. Jetzt entschied sich sein Schicksal. Er ging ernst mit sich selbst ins Gericht, er kämpfte einen heroischen Kampf und — sagte ab. Er log, er log schamlos, er machte auch keinen Eutschuldigungsbesuch. Er schnitt mit entschlossener Hand das kaum aufgelegte Tischtuch zwischen sich und PitthornS entzwei. Nach einigen Wochen traf er mit Frau Geheimrat im Foyer des Theaters zusammen. Er wollte verschwinden, aber schon hatten ihn Frau Pitthorus Auge» erhascht. Ah, Herr von Crottorf! rief sie — sie gehörte keineswegs zu den Schüchternen ihres Geschlechts —, warum kommen Sie nicht zu unsern musikalischen Abenden? Nein nein, Entschuldigungen nehme ich nicht um. Ich fühle, daß da irgend ein Hindernis im Wege liegt, aber das muß sich beseitigen lassen. Nein nein, einen Korb lasse ich mir nicht geben! Versprechen Sie mir, daß Sie morgen kommen. Und mit der beharrlichen Energie, der niemand, auch der Geheimrat nicht, wider¬ stehn konnte, nahm sie ihm das Versprechen ab. Man machte bei Pitthorns gute Musik. Es waren zumeist Dilettanten, aber solche, die über das gewöhnliche Dilettantenmaß hinaus waren. Der leitende Geist war Herr Adolf Pflanmel, ein alter freundlicher Herr, der es liebte, als Künstler und Mensch gehätschelt zu werden. Und man hätschelte ihn, wie er es verdiente und liebte. Er bereitete die Hanskonzerte vor, er übte die Stimmen ein, er diri¬ gierte mit zierlicher Hnndbewegnng er trat ein, wo gerade einmal eine Lücke war. Er war gegen jedermann liebenswürdig, sagte den alten Damen angenehme Dinge, kleidete anch einen Tadel in eine verbindliche Form und war bei den jungen .i amen Huhn im Korbe. Es verging kein Mnsiknbend, an dem nicht die eine oder die "ndre Komposition Pflcmmels gespielt wurde. Und zum Schluß ruhte man nicht eher, als bis das berühmte Rondo stieg. Es war auch reizend. Nicht gerade nnf- regend, aber reizend. Dann folgte ein Jubelgetön, und man umdrängte den alten Herrn wie die Blumenmädchen den Parzivnl. Und Pflanmel nahm die Lobsprüche in schöner Bescheidenheit entgegen. Das war auch der Verlauf des Abends, um dem Leutnant Crottorf zugegen war. In dem Musiksaale war außer deu Mitwirkenden nnr ein kleiner Kreis von Zuhörenden versammelt. Crottorf hatte sich hinter eine Säule zurückgezogen und genoß das süße Gift, das man ihm bot, mit schmerzlicher Wonne. So Halle er sich den Erfolg des Komponisten gedacht, das war es, was er sich selbst in ver¬ schwiegnen Stunden gewünscht hatte, so sein Bestes geben, so verstanden werden, und so einen jubelnden Dank ernten. Frau Pitthorn, die ihre Augen überall hatte, beobachtete ihren Leutnant mit mütterlichem Wohlwollen und freute sich, wie er selbstvergessen dasaß und znhttrte. Wenn das Programm erledigt war, so pflegte man sich in den weiten Räumen der gcheimrätlichen Wohnung zu zerstreuen, die jungen Mädchen setzten sich unter die Palmen des Wintergartens, die alten Herren verschwanden im Ranchzinnuer, und Frau Pitthorn versammelte einen Kreis von Auserwählten um sich in ihrem Arbcit- zimmer. Dort pflegte sie sich in ihrem weißwollnen Kleide unter ein Bild mit brennend rotem Wüstenhimmel zu setzen. Der Herr Geheimrat pflegte zu sagen, s'e tue es darum, weil sie annehme, daß ihr das Bild gut stehe. Diesesmal war "und Leutnant von Crottorf unter den Anserwiihlten, Pflanmel war es immer. Man nahm Platz, besprach zunächst, was man soeben gehört hatte, stellte fest, daß Beethoven göttlich, und Schumann einzig sei, und tum dann auf das neuste um Reiche der Musik zu sprechen. Und nun, meine Herrschaften, sagte Fran Pitthorn, gestatte ich mir, Ihnen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/425
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/425>, abgerufen am 01.07.2024.