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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unuiaßgebliches

presse um einmal beschaffen ist, N'ird es ziemlich lauge dauern, ehe dus Ergebnis
der Feuerprobe bei den Millionen Deutschen betau" t wird, die auf die Autorität
von unfehlbaren Gelehrten hin, deren Auge für den Glanz des Kleinods blind ist,
die Bibel für ein schlechtes Buch halten, und die darum gar nicht daran denken,
zehn fettgedruckte Stellen darin zu lese". Für die Wissenden steht es ja längst
fest, daß die Bibelkritik Studenten, Pfarrer und Zeitnngspublikum nicht weniger
c>rg genasführt hat als der Darwinismus, aber der Wissenden sind vorläufig nicht gar
viele. Von Orthodoxie sind auch wir sehr weit entfernt; den orthodoxen Inspiration^
glauben haben wir niemals geteilt, und für die Forschungen, die uns das Mensch¬
liche in der Bibel historisch verständlich machen, sind wir dankbar. Aber daß
manche Forscher, anstatt den fanatisch religionsfeindlichen Zeitungsjanhagel, der
jedes Forschungsergebnis dazu benutzt, dem Volke die Bibel verächtlich und lächer¬
lich zu macheu, nicht energisch abschütteln, ja ihn wohl gar aufmuntern, finden wir
nicht schön. Zu den wenigen Organen, die sich im Aufklärungsdienst abmühn, hat
sich soeben ein neues gesellt, das wir als Bundesgenossen begrüßen: Glauben
und Wissen. Volkstümliche Blätter zur Verteidigung und Vertiefung des christ¬
lichen Weltbildes. Herausgeber: Dr. prit. E. Dennert in Godesberg. Verlag Von
Ernst Kielmann in Stuttgart. Die ersten beiden Hefte enthalten sehr schöne Auf¬
sätze erkenntnistheoretischen', historischen, ästhetischen, nnturphilosvphischen Inhalts.


Die Polennot im denk scheu Osten.

(Studien zur Polenfrage vou
W.v. Massow. Berlin, Alexander Duncker, Verlag, 1903.) Der Verfasser, der
die Provinz Posen ans eigner Anschauung kennt, behandelt im ersten "Die pol¬
nische Gefahr" überschriebnen Teile die Ursachen des Untergangs Polens, dus pol¬
nische Volkstum unter preußischer Herrschaft, die Hoffnungen der Polen, die pol¬
nischen Parteien, die polnische Propaganda, das Verhältnis der Polen zum preußischen
Staat, den polnischen Volkscharakter, die wirtschaftlichen und die Knlturgegensätze,
die kirchlichen Verhältnisse, und im zweiten Teile die Abwehr der polnischen Gefahr
in drei Abschnitten; im ersten werden die allgemeinen Grundsätze entwickelt (Wege
und Ziele, die Organisation des Deutschtums, die Beamten und das Heer in der
Pvlenpolitik, die allgemeine Staatspolitik und das Polentum), im zweiten werden die
wirtschaftlichen Maßregeln erörtert, im dritten Regeln für die Sprachenpolitik auf¬
gestellt. Der Verfasser zeichnet sich vor andern Autoren, die deu Gegenstand behandelt
haben, nicht allein durch gründliche historische Kenntnisse, weiten politischen Blick
n"d wirklich ehrlichem aber durch Gerechtigkeit und tiefe Bildung gemäßigten Patrio¬
tismus aus, souderu auch dadurch, daß er die guten Eigenschaften der Polen vollauf
""erkennt und vor ihrer Unterschätzung warnt. Wenn er jedoch so weit geht, die
Wiederaufrichtung des polnischen Staats als möglich hinzustellen, so liefert er damit
^n phantastischen Hoffnungen und dem Fanatismus der Polen nur neue Nahrung.
Wir sehe" die Gefahr nicht auf dem politischen, sondern auf dem wirtschaft¬
lichen Gebiet, und soweit der drohende wirtschaftliche Zustand politische Gefahren
"n Gefolge haben kann, diese in andrer Richtung. Auf das Wirtschaftliche legt ja
nun auch Massow das Hauptgewicht und macht in dieser Beziehung brauchbare
Borschläge. Sein Programm läuft auf das hinaus, worauf sich mehr und mehr
die Politiker einigen: nicht die Polen schikanieren, sondern die Dentschen wirtschaft¬
lich stärken, Deutsche hinschaffen und die Deutschen, die dort sind, durch Besserung
chrer Lage am Weglaufen hindern, das ist die Hauptsache. Das Buch wird dazu
beitragen, die "erfahrne Angelegenheit in richtigere Bahnen zu leiten, und ist des¬
halb zu empfehlen.


Schlechte politische Sitten.

In Berlin ist der Chefredakteur der Natioual-
zeitung Siegfried Ernst Kohner an den Folgen einer Operation gestorben. Unter
den vielen Beileidskundgebungen, die seiner Gattin zugingen, war auch ein Tele¬
gramm des Reichskanzlers. Der Reichsbote, ein evangelisch-kirchliches Blatt, von


Grenzboten et 1908 ^
Maßgebliches und Unuiaßgebliches

presse um einmal beschaffen ist, N'ird es ziemlich lauge dauern, ehe dus Ergebnis
der Feuerprobe bei den Millionen Deutschen betau» t wird, die auf die Autorität
von unfehlbaren Gelehrten hin, deren Auge für den Glanz des Kleinods blind ist,
die Bibel für ein schlechtes Buch halten, und die darum gar nicht daran denken,
zehn fettgedruckte Stellen darin zu lese». Für die Wissenden steht es ja längst
fest, daß die Bibelkritik Studenten, Pfarrer und Zeitnngspublikum nicht weniger
c>rg genasführt hat als der Darwinismus, aber der Wissenden sind vorläufig nicht gar
viele. Von Orthodoxie sind auch wir sehr weit entfernt; den orthodoxen Inspiration^
glauben haben wir niemals geteilt, und für die Forschungen, die uns das Mensch¬
liche in der Bibel historisch verständlich machen, sind wir dankbar. Aber daß
manche Forscher, anstatt den fanatisch religionsfeindlichen Zeitungsjanhagel, der
jedes Forschungsergebnis dazu benutzt, dem Volke die Bibel verächtlich und lächer¬
lich zu macheu, nicht energisch abschütteln, ja ihn wohl gar aufmuntern, finden wir
nicht schön. Zu den wenigen Organen, die sich im Aufklärungsdienst abmühn, hat
sich soeben ein neues gesellt, das wir als Bundesgenossen begrüßen: Glauben
und Wissen. Volkstümliche Blätter zur Verteidigung und Vertiefung des christ¬
lichen Weltbildes. Herausgeber: Dr. prit. E. Dennert in Godesberg. Verlag Von
Ernst Kielmann in Stuttgart. Die ersten beiden Hefte enthalten sehr schöne Auf¬
sätze erkenntnistheoretischen', historischen, ästhetischen, nnturphilosvphischen Inhalts.


Die Polennot im denk scheu Osten.

(Studien zur Polenfrage vou
W.v. Massow. Berlin, Alexander Duncker, Verlag, 1903.) Der Verfasser, der
die Provinz Posen ans eigner Anschauung kennt, behandelt im ersten „Die pol¬
nische Gefahr" überschriebnen Teile die Ursachen des Untergangs Polens, dus pol¬
nische Volkstum unter preußischer Herrschaft, die Hoffnungen der Polen, die pol¬
nischen Parteien, die polnische Propaganda, das Verhältnis der Polen zum preußischen
Staat, den polnischen Volkscharakter, die wirtschaftlichen und die Knlturgegensätze,
die kirchlichen Verhältnisse, und im zweiten Teile die Abwehr der polnischen Gefahr
in drei Abschnitten; im ersten werden die allgemeinen Grundsätze entwickelt (Wege
und Ziele, die Organisation des Deutschtums, die Beamten und das Heer in der
Pvlenpolitik, die allgemeine Staatspolitik und das Polentum), im zweiten werden die
wirtschaftlichen Maßregeln erörtert, im dritten Regeln für die Sprachenpolitik auf¬
gestellt. Der Verfasser zeichnet sich vor andern Autoren, die deu Gegenstand behandelt
haben, nicht allein durch gründliche historische Kenntnisse, weiten politischen Blick
n»d wirklich ehrlichem aber durch Gerechtigkeit und tiefe Bildung gemäßigten Patrio¬
tismus aus, souderu auch dadurch, daß er die guten Eigenschaften der Polen vollauf
""erkennt und vor ihrer Unterschätzung warnt. Wenn er jedoch so weit geht, die
Wiederaufrichtung des polnischen Staats als möglich hinzustellen, so liefert er damit
^n phantastischen Hoffnungen und dem Fanatismus der Polen nur neue Nahrung.
Wir sehe« die Gefahr nicht auf dem politischen, sondern auf dem wirtschaft¬
lichen Gebiet, und soweit der drohende wirtschaftliche Zustand politische Gefahren
"n Gefolge haben kann, diese in andrer Richtung. Auf das Wirtschaftliche legt ja
nun auch Massow das Hauptgewicht und macht in dieser Beziehung brauchbare
Borschläge. Sein Programm läuft auf das hinaus, worauf sich mehr und mehr
die Politiker einigen: nicht die Polen schikanieren, sondern die Dentschen wirtschaft¬
lich stärken, Deutsche hinschaffen und die Deutschen, die dort sind, durch Besserung
chrer Lage am Weglaufen hindern, das ist die Hauptsache. Das Buch wird dazu
beitragen, die »erfahrne Angelegenheit in richtigere Bahnen zu leiten, und ist des¬
halb zu empfehlen.


Schlechte politische Sitten.

In Berlin ist der Chefredakteur der Natioual-
zeitung Siegfried Ernst Kohner an den Folgen einer Operation gestorben. Unter
den vielen Beileidskundgebungen, die seiner Gattin zugingen, war auch ein Tele¬
gramm des Reichskanzlers. Der Reichsbote, ein evangelisch-kirchliches Blatt, von


Grenzboten et 1908 ^
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[0181] Maßgebliches und Unuiaßgebliches presse um einmal beschaffen ist, N'ird es ziemlich lauge dauern, ehe dus Ergebnis der Feuerprobe bei den Millionen Deutschen betau» t wird, die auf die Autorität von unfehlbaren Gelehrten hin, deren Auge für den Glanz des Kleinods blind ist, die Bibel für ein schlechtes Buch halten, und die darum gar nicht daran denken, zehn fettgedruckte Stellen darin zu lese». Für die Wissenden steht es ja längst fest, daß die Bibelkritik Studenten, Pfarrer und Zeitnngspublikum nicht weniger c>rg genasführt hat als der Darwinismus, aber der Wissenden sind vorläufig nicht gar viele. Von Orthodoxie sind auch wir sehr weit entfernt; den orthodoxen Inspiration^ glauben haben wir niemals geteilt, und für die Forschungen, die uns das Mensch¬ liche in der Bibel historisch verständlich machen, sind wir dankbar. Aber daß manche Forscher, anstatt den fanatisch religionsfeindlichen Zeitungsjanhagel, der jedes Forschungsergebnis dazu benutzt, dem Volke die Bibel verächtlich und lächer¬ lich zu macheu, nicht energisch abschütteln, ja ihn wohl gar aufmuntern, finden wir nicht schön. Zu den wenigen Organen, die sich im Aufklärungsdienst abmühn, hat sich soeben ein neues gesellt, das wir als Bundesgenossen begrüßen: Glauben und Wissen. Volkstümliche Blätter zur Verteidigung und Vertiefung des christ¬ lichen Weltbildes. Herausgeber: Dr. prit. E. Dennert in Godesberg. Verlag Von Ernst Kielmann in Stuttgart. Die ersten beiden Hefte enthalten sehr schöne Auf¬ sätze erkenntnistheoretischen', historischen, ästhetischen, nnturphilosvphischen Inhalts. Die Polennot im denk scheu Osten. (Studien zur Polenfrage vou W.v. Massow. Berlin, Alexander Duncker, Verlag, 1903.) Der Verfasser, der die Provinz Posen ans eigner Anschauung kennt, behandelt im ersten „Die pol¬ nische Gefahr" überschriebnen Teile die Ursachen des Untergangs Polens, dus pol¬ nische Volkstum unter preußischer Herrschaft, die Hoffnungen der Polen, die pol¬ nischen Parteien, die polnische Propaganda, das Verhältnis der Polen zum preußischen Staat, den polnischen Volkscharakter, die wirtschaftlichen und die Knlturgegensätze, die kirchlichen Verhältnisse, und im zweiten Teile die Abwehr der polnischen Gefahr in drei Abschnitten; im ersten werden die allgemeinen Grundsätze entwickelt (Wege und Ziele, die Organisation des Deutschtums, die Beamten und das Heer in der Pvlenpolitik, die allgemeine Staatspolitik und das Polentum), im zweiten werden die wirtschaftlichen Maßregeln erörtert, im dritten Regeln für die Sprachenpolitik auf¬ gestellt. Der Verfasser zeichnet sich vor andern Autoren, die deu Gegenstand behandelt haben, nicht allein durch gründliche historische Kenntnisse, weiten politischen Blick n»d wirklich ehrlichem aber durch Gerechtigkeit und tiefe Bildung gemäßigten Patrio¬ tismus aus, souderu auch dadurch, daß er die guten Eigenschaften der Polen vollauf ""erkennt und vor ihrer Unterschätzung warnt. Wenn er jedoch so weit geht, die Wiederaufrichtung des polnischen Staats als möglich hinzustellen, so liefert er damit ^n phantastischen Hoffnungen und dem Fanatismus der Polen nur neue Nahrung. Wir sehe« die Gefahr nicht auf dem politischen, sondern auf dem wirtschaft¬ lichen Gebiet, und soweit der drohende wirtschaftliche Zustand politische Gefahren "n Gefolge haben kann, diese in andrer Richtung. Auf das Wirtschaftliche legt ja nun auch Massow das Hauptgewicht und macht in dieser Beziehung brauchbare Borschläge. Sein Programm läuft auf das hinaus, worauf sich mehr und mehr die Politiker einigen: nicht die Polen schikanieren, sondern die Dentschen wirtschaft¬ lich stärken, Deutsche hinschaffen und die Deutschen, die dort sind, durch Besserung chrer Lage am Weglaufen hindern, das ist die Hauptsache. Das Buch wird dazu beitragen, die »erfahrne Angelegenheit in richtigere Bahnen zu leiten, und ist des¬ halb zu empfehlen. Schlechte politische Sitten. In Berlin ist der Chefredakteur der Natioual- zeitung Siegfried Ernst Kohner an den Folgen einer Operation gestorben. Unter den vielen Beileidskundgebungen, die seiner Gattin zugingen, war auch ein Tele¬ gramm des Reichskanzlers. Der Reichsbote, ein evangelisch-kirchliches Blatt, von Grenzboten et 1908 ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/181>, abgerufen am 22.07.2024.