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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Fencrl

Petrow und seine Freunde boten freiwillig ihre Dienste für die Beaufsichtigung ein,
da ich mit Jegorow unmöglich überall zugleich sein konnte. In der übrigen Stadt
begann man eben erst den Hauswirten an den Hauptstraßen begreiflich zu mache",
daß die Neiuiguugszcit da sei, während bei mir auf der Snndseite, die vorher nie
etwas von Frühjahrssäubernng gewußt hatte, Hunderte von Brecheisen und Schaufeln
lustig klapperten, und ganze Reihen von Gespannen die schmutzigen Schollen weit
aus dem Bereiche der Häuser in das Feld schafften.

Die umgewandter" und eigensinnigem Wirte -- und es gab viel von der
Sorte, die nichts Neues begreifen will und zu eignem Schaden keinen Schritt
aus dem vom Vater und Großvater eingetrctnen Pfade weicht -- sahen unserm
Unternehmen kopfschüttelnd oder gar trotzig ablehnend zu. Die ganz armen Leute
baten flehentlich um Schonung. Als die Arbeit aber immer mehr vorrückte, als die
Sonne mit ihren kräftigen Strahlen den bloßgelegten Sand in kurzer Zeit trocknete,
als es nirgends Pfützen und Schmutz gab -- da wurden die Gesichter freundlicher.
Als es sich gar zuletzt herausstellte, daß die für die Reinigung von den einzelnen
Wirten zu leistende Zahlung auch nicht den zehnten Teil dessen betrug, was sie
erwartet und gefürchtet hatten, als auf die völlig mittellosen Besitzer kleiner Hütten
gar keine Lasten fielen, sondern denen, die sich mit ihren Armen an der Aufräumung
beteiligt hatten, noch eine kleine Entschädigung zuteil wurde -- da hieß es wieder
einmal im ganzen Bezirk: Gott schenke unserm Gehilfen Gesundheit! Sogar der
Kaufmann Jsotow schloß sich nicht ans und rückte bei der Vorweisung der Vcr-
teilungsliste ohne Widerrede mit dem Gelde heraus. Er hatte weniger zu ent¬
richten, als ihm in frühern Jahren das Ausdauer des Eises ans seinem Trottoir
zu stehn gekommen war. Das Trottoir hatte er aber jedesmal im Frühjahr vom
Eise befreien lassen müssen, weil ihm sonst das allmählich fortsickcrnde Wasser den
niedriger liegenden Holzplatz auf lauge Zeit in einen Sumpf verwandelte.

Die Steinstraße, die in meinem Bezirk gewissermaßen die aristokratische war,
behandelte ich gesondert von den übrigen. Sie hatte als gepflasterte Straße jähr¬
lich die Frühjahrsreinigung durchzumachen gehabt, und die Eigentümer waren daran
gewöhnt. Ich ging hier selbst von Haus zu Haus mit der Frage, ob die Besitzer
selbst das Eis und den Schnee abzuführen wünschten wie früher, oder ob sie es
für die ganze Straße einer Kommission überlassen wollten, natürlich mit der Ver¬
teilung der Kosten je nach dem Umfange der zu den Häusern gehörenden Straßen¬
ecke. Ich fand überall kühles Entgegenkommen. Die Wirte oder ihre Verwalter
hörten mich ruhig an, fragten zum Teil gar uicht nach der möglichen Höhe der
Beiträge und gaben herablassend ihre Zustimmung. Ich sah es ihnen um, daß sie
es für vergebliche Zeitverschwendung hielten, den Einfallen der Polizei zu wider¬
spreche", wenn nichts andres hinter dem Vorschlage steckte als eine beträchtliche
Geldausgabe. Jemand von den Herren um Teilnahme an der Beaufsichtigung zu
bitten, erlaubte ich mir gar nicht.

So kam ich vom Flusse her zuletzt über die steinernen Hänser hinaus und
gelangte zu dein hölzernen des Richters. Es war schon Nachmittag. Ich klingelte
wiederholt an der jetzt verschlossenen Haustür. Ich mußte lauge warten. Cmdlich
öffnete eine stattliche, hübsche Frau in einem einfachen Kleide ans gutem istvff.
Sie sah mich herausfordernd an, machte aber plötzlich sehr freundliche Angen und
war im Begriff zurückzutreten, um mich cinznlasse". Ich hatte ohne Zweifel "des
Richters Agafja," wie Burin sie "annee, vor mir.

Sage, Herzchen, ist der Richter zu Hause?

Sie kniff die Augen zusammen, blickte wieder herausfordernd, sogar verächtlich
und fragte kurz:

Was wünschen Sie?

Mit dem Richter zu sprechen wünsche ich, antwortete ich ziemlich unsanft. Ist
. ^ gu Hanse?

Ich faud es ""verschämt, daß sich eine Dienerin herausnahm, einen Polizei-
becunten auszufragen, der zum Richter kam.


Fencrl

Petrow und seine Freunde boten freiwillig ihre Dienste für die Beaufsichtigung ein,
da ich mit Jegorow unmöglich überall zugleich sein konnte. In der übrigen Stadt
begann man eben erst den Hauswirten an den Hauptstraßen begreiflich zu mache»,
daß die Neiuiguugszcit da sei, während bei mir auf der Snndseite, die vorher nie
etwas von Frühjahrssäubernng gewußt hatte, Hunderte von Brecheisen und Schaufeln
lustig klapperten, und ganze Reihen von Gespannen die schmutzigen Schollen weit
aus dem Bereiche der Häuser in das Feld schafften.

Die umgewandter» und eigensinnigem Wirte — und es gab viel von der
Sorte, die nichts Neues begreifen will und zu eignem Schaden keinen Schritt
aus dem vom Vater und Großvater eingetrctnen Pfade weicht — sahen unserm
Unternehmen kopfschüttelnd oder gar trotzig ablehnend zu. Die ganz armen Leute
baten flehentlich um Schonung. Als die Arbeit aber immer mehr vorrückte, als die
Sonne mit ihren kräftigen Strahlen den bloßgelegten Sand in kurzer Zeit trocknete,
als es nirgends Pfützen und Schmutz gab — da wurden die Gesichter freundlicher.
Als es sich gar zuletzt herausstellte, daß die für die Reinigung von den einzelnen
Wirten zu leistende Zahlung auch nicht den zehnten Teil dessen betrug, was sie
erwartet und gefürchtet hatten, als auf die völlig mittellosen Besitzer kleiner Hütten
gar keine Lasten fielen, sondern denen, die sich mit ihren Armen an der Aufräumung
beteiligt hatten, noch eine kleine Entschädigung zuteil wurde — da hieß es wieder
einmal im ganzen Bezirk: Gott schenke unserm Gehilfen Gesundheit! Sogar der
Kaufmann Jsotow schloß sich nicht ans und rückte bei der Vorweisung der Vcr-
teilungsliste ohne Widerrede mit dem Gelde heraus. Er hatte weniger zu ent¬
richten, als ihm in frühern Jahren das Ausdauer des Eises ans seinem Trottoir
zu stehn gekommen war. Das Trottoir hatte er aber jedesmal im Frühjahr vom
Eise befreien lassen müssen, weil ihm sonst das allmählich fortsickcrnde Wasser den
niedriger liegenden Holzplatz auf lauge Zeit in einen Sumpf verwandelte.

Die Steinstraße, die in meinem Bezirk gewissermaßen die aristokratische war,
behandelte ich gesondert von den übrigen. Sie hatte als gepflasterte Straße jähr¬
lich die Frühjahrsreinigung durchzumachen gehabt, und die Eigentümer waren daran
gewöhnt. Ich ging hier selbst von Haus zu Haus mit der Frage, ob die Besitzer
selbst das Eis und den Schnee abzuführen wünschten wie früher, oder ob sie es
für die ganze Straße einer Kommission überlassen wollten, natürlich mit der Ver¬
teilung der Kosten je nach dem Umfange der zu den Häusern gehörenden Straßen¬
ecke. Ich fand überall kühles Entgegenkommen. Die Wirte oder ihre Verwalter
hörten mich ruhig an, fragten zum Teil gar uicht nach der möglichen Höhe der
Beiträge und gaben herablassend ihre Zustimmung. Ich sah es ihnen um, daß sie
es für vergebliche Zeitverschwendung hielten, den Einfallen der Polizei zu wider¬
spreche», wenn nichts andres hinter dem Vorschlage steckte als eine beträchtliche
Geldausgabe. Jemand von den Herren um Teilnahme an der Beaufsichtigung zu
bitten, erlaubte ich mir gar nicht.

So kam ich vom Flusse her zuletzt über die steinernen Hänser hinaus und
gelangte zu dein hölzernen des Richters. Es war schon Nachmittag. Ich klingelte
wiederholt an der jetzt verschlossenen Haustür. Ich mußte lauge warten. Cmdlich
öffnete eine stattliche, hübsche Frau in einem einfachen Kleide ans gutem istvff.
Sie sah mich herausfordernd an, machte aber plötzlich sehr freundliche Angen und
war im Begriff zurückzutreten, um mich cinznlasse». Ich hatte ohne Zweifel „des
Richters Agafja," wie Burin sie »annee, vor mir.

Sage, Herzchen, ist der Richter zu Hause?

Sie kniff die Augen zusammen, blickte wieder herausfordernd, sogar verächtlich
und fragte kurz:

Was wünschen Sie?

Mit dem Richter zu sprechen wünsche ich, antwortete ich ziemlich unsanft. Ist
. ^ gu Hanse?

Ich faud es »«verschämt, daß sich eine Dienerin herausnahm, einen Polizei-
becunten auszufragen, der zum Richter kam.


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[0169] Fencrl Petrow und seine Freunde boten freiwillig ihre Dienste für die Beaufsichtigung ein, da ich mit Jegorow unmöglich überall zugleich sein konnte. In der übrigen Stadt begann man eben erst den Hauswirten an den Hauptstraßen begreiflich zu mache», daß die Neiuiguugszcit da sei, während bei mir auf der Snndseite, die vorher nie etwas von Frühjahrssäubernng gewußt hatte, Hunderte von Brecheisen und Schaufeln lustig klapperten, und ganze Reihen von Gespannen die schmutzigen Schollen weit aus dem Bereiche der Häuser in das Feld schafften. Die umgewandter» und eigensinnigem Wirte — und es gab viel von der Sorte, die nichts Neues begreifen will und zu eignem Schaden keinen Schritt aus dem vom Vater und Großvater eingetrctnen Pfade weicht — sahen unserm Unternehmen kopfschüttelnd oder gar trotzig ablehnend zu. Die ganz armen Leute baten flehentlich um Schonung. Als die Arbeit aber immer mehr vorrückte, als die Sonne mit ihren kräftigen Strahlen den bloßgelegten Sand in kurzer Zeit trocknete, als es nirgends Pfützen und Schmutz gab — da wurden die Gesichter freundlicher. Als es sich gar zuletzt herausstellte, daß die für die Reinigung von den einzelnen Wirten zu leistende Zahlung auch nicht den zehnten Teil dessen betrug, was sie erwartet und gefürchtet hatten, als auf die völlig mittellosen Besitzer kleiner Hütten gar keine Lasten fielen, sondern denen, die sich mit ihren Armen an der Aufräumung beteiligt hatten, noch eine kleine Entschädigung zuteil wurde — da hieß es wieder einmal im ganzen Bezirk: Gott schenke unserm Gehilfen Gesundheit! Sogar der Kaufmann Jsotow schloß sich nicht ans und rückte bei der Vorweisung der Vcr- teilungsliste ohne Widerrede mit dem Gelde heraus. Er hatte weniger zu ent¬ richten, als ihm in frühern Jahren das Ausdauer des Eises ans seinem Trottoir zu stehn gekommen war. Das Trottoir hatte er aber jedesmal im Frühjahr vom Eise befreien lassen müssen, weil ihm sonst das allmählich fortsickcrnde Wasser den niedriger liegenden Holzplatz auf lauge Zeit in einen Sumpf verwandelte. Die Steinstraße, die in meinem Bezirk gewissermaßen die aristokratische war, behandelte ich gesondert von den übrigen. Sie hatte als gepflasterte Straße jähr¬ lich die Frühjahrsreinigung durchzumachen gehabt, und die Eigentümer waren daran gewöhnt. Ich ging hier selbst von Haus zu Haus mit der Frage, ob die Besitzer selbst das Eis und den Schnee abzuführen wünschten wie früher, oder ob sie es für die ganze Straße einer Kommission überlassen wollten, natürlich mit der Ver¬ teilung der Kosten je nach dem Umfange der zu den Häusern gehörenden Straßen¬ ecke. Ich fand überall kühles Entgegenkommen. Die Wirte oder ihre Verwalter hörten mich ruhig an, fragten zum Teil gar uicht nach der möglichen Höhe der Beiträge und gaben herablassend ihre Zustimmung. Ich sah es ihnen um, daß sie es für vergebliche Zeitverschwendung hielten, den Einfallen der Polizei zu wider¬ spreche», wenn nichts andres hinter dem Vorschlage steckte als eine beträchtliche Geldausgabe. Jemand von den Herren um Teilnahme an der Beaufsichtigung zu bitten, erlaubte ich mir gar nicht. So kam ich vom Flusse her zuletzt über die steinernen Hänser hinaus und gelangte zu dein hölzernen des Richters. Es war schon Nachmittag. Ich klingelte wiederholt an der jetzt verschlossenen Haustür. Ich mußte lauge warten. Cmdlich öffnete eine stattliche, hübsche Frau in einem einfachen Kleide ans gutem istvff. Sie sah mich herausfordernd an, machte aber plötzlich sehr freundliche Angen und war im Begriff zurückzutreten, um mich cinznlasse». Ich hatte ohne Zweifel „des Richters Agafja," wie Burin sie »annee, vor mir. Sage, Herzchen, ist der Richter zu Hause? Sie kniff die Augen zusammen, blickte wieder herausfordernd, sogar verächtlich und fragte kurz: Was wünschen Sie? Mit dem Richter zu sprechen wünsche ich, antwortete ich ziemlich unsanft. Ist . ^ gu Hanse? Ich faud es »«verschämt, daß sich eine Dienerin herausnahm, einen Polizei- becunten auszufragen, der zum Richter kam.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/169>, abgerufen am 22.07.2024.