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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer!

denn die Frage konnte möglicherweise gerade aus wachsender Neigung zu mir ent¬
sprungen, konnte dem Mndcheu als Andeutung ihrer Sehnsucht nach der Ver¬
einigung mit mir entschlüpft sein. So stand ich beständig, wie der Franzose sagt,
zwischen dem Wolf und dem Hunde. Ich hatte meine Ruhe, mein Gleichgewicht
verloren. Ich merkte, daß dieser Zustand sogar Einfluß auf meinen Dienst übte,
denn ich ertappte mich mehrmals dabei, wie ich Leute, die gar keinen Anlaß dazu
gaben, unfreundlich behandelte, und -- ich schickte manchmal Jegorow, wo ich selbst
hätte die Aufsicht führen sollen, und saß unterdessen bei Mahada.

Die Folgen blieben nicht ans. Ich saß einmal auf dem mir schon vertraut
gewordnen Sofa und verfolgte mit deu Augen die bewunderungswürdig feinen Finger,
die eben eine Arabeske in die Ecke eines Tuches Selekten, als schwere Stiefel im
Vorhanse deu Schuee abstampfteu, und ein Schutzmann eintrat.

Der Aufseher hat befohlen, Sie mochten belieben gleich zu kommen.

Die Worte des Schutzmanns verursachten mir ein höchst unangenehmes Ge¬
fühl. Ich stellte mir sofort vor, daß Jemeljau Afauasjewitsch nach mir nicht
hierher geschickt hätte, wenn ihm meine Abwesenheit ans dem Stadtteile nicht schon
gar zu häufig vorgekommen wäre. Er hatte wahrscheinlich die Geduld verloren
und begann rücksichtslos vorzngehn, wie er gegen Guido vorging. Auch Mahada
mußte nhuliches denken, denn sie sah mir besorgt in die Angen, während ich den
Mantel umwarf.

Euer Wohlgeboren, sagte draußen der Schutzmann, befehlen Sie vielleicht dem
Aufseher zu melden, daß ich Sie hier nicht gefunden habe und darauf in Ihre
Wohnung gegangen bin, wo Sie zu sein beliebten?

Ich begriff ihn im Augenblick nicht.

Wie? Was heißt das? fragte ich.

Peter Arkadijewitsch befiehlt jedesmal, wenn der Aufseher ihn bei seinen Bekannten
suchen läßt, zu sagen, ich hätte ihn zu Hause in seiner Wohnung gefunden.

Jetzt verstand ich, was er meinte. Scham und Ekel ergriffen mich. So
Weit war es mit mir gekommen, daß sogar die Schutzleute mich auf eine Stufe
mit Guido stellten! Ich öffnete den Mund, um den Mann hart anzufahren, aber
ein Blick auf sein gutmütiges Gesicht, worin sich nichts als Bereitwilligkeit spiegelte,
machte, daß ich deu auflodernden Zorn unterdrückte.

Was Peter Arkadijewitsch treibt, Bruder, belehrte ich ihn. geht mich nichts an.
Wenn dn aber mit mir zu tun hast, befehle ich dir ein für allemal, nnr die Wahr¬
heit zu sprechen, sowohl zu mir wie auch über mich. Ich dulde keine Lügen. Merke
dir das.

Zu Befehl, Euer Wohlgeboren.

Ich warf mich in den ersten Droschkenschlitteu, der mir zu Gesicht kam, und
befahl schnell zu fahren. Im Stndtteilhause eilte ich die Treppe hinan, warf
meinen Mantel Jour zu und trat festen Schrittes vor den Aufseher, der am
Tische saß.

Ich bitte um Verzeihung, Jemeljan Afanasjewitsch, falls Sie ans much ge¬
wartet haben, sagte ich laut und deutlich, sodaß auch der Schriftführer und der
Schreiber am andern Tische es klar verstehn konnten. Ich bin freilich gleich ge¬
kommen, aber ich weiß nicht, wie lange der Schutzmann mich gesucht hat. Ich war
bei Frau und Fräulein Ssawinski zu Besuch. Im meinem Bezirk ist alles für den
heutigen Tag besorgt. Jegorow macht eben die Runde, und ich sollte schlafen, war
aber nicht aufgelegt dazu.

Der Aufseher schien etwas sagen zu wollen, unterließ es aber und trommelte
mit den Fingern auf die Tischplatte. Es war sichtbar, daß meine Meldung ihm
das Wort abgeschnitten hatte. Endlich deutete er mit der Hand auf deu Stuhl
vor dem Tische.

Schnell sind Sie gekommen, Alexander Andrejewitsch, sagte er, als ich mich
gesetzt lMte, schnell und pünktlich wie immer, und wo Sie zu finden waren, wußte
ich -- zufällig.


Grenzboten II 1908 14
Feuer!

denn die Frage konnte möglicherweise gerade aus wachsender Neigung zu mir ent¬
sprungen, konnte dem Mndcheu als Andeutung ihrer Sehnsucht nach der Ver¬
einigung mit mir entschlüpft sein. So stand ich beständig, wie der Franzose sagt,
zwischen dem Wolf und dem Hunde. Ich hatte meine Ruhe, mein Gleichgewicht
verloren. Ich merkte, daß dieser Zustand sogar Einfluß auf meinen Dienst übte,
denn ich ertappte mich mehrmals dabei, wie ich Leute, die gar keinen Anlaß dazu
gaben, unfreundlich behandelte, und — ich schickte manchmal Jegorow, wo ich selbst
hätte die Aufsicht führen sollen, und saß unterdessen bei Mahada.

Die Folgen blieben nicht ans. Ich saß einmal auf dem mir schon vertraut
gewordnen Sofa und verfolgte mit deu Augen die bewunderungswürdig feinen Finger,
die eben eine Arabeske in die Ecke eines Tuches Selekten, als schwere Stiefel im
Vorhanse deu Schuee abstampfteu, und ein Schutzmann eintrat.

Der Aufseher hat befohlen, Sie mochten belieben gleich zu kommen.

Die Worte des Schutzmanns verursachten mir ein höchst unangenehmes Ge¬
fühl. Ich stellte mir sofort vor, daß Jemeljau Afauasjewitsch nach mir nicht
hierher geschickt hätte, wenn ihm meine Abwesenheit ans dem Stadtteile nicht schon
gar zu häufig vorgekommen wäre. Er hatte wahrscheinlich die Geduld verloren
und begann rücksichtslos vorzngehn, wie er gegen Guido vorging. Auch Mahada
mußte nhuliches denken, denn sie sah mir besorgt in die Angen, während ich den
Mantel umwarf.

Euer Wohlgeboren, sagte draußen der Schutzmann, befehlen Sie vielleicht dem
Aufseher zu melden, daß ich Sie hier nicht gefunden habe und darauf in Ihre
Wohnung gegangen bin, wo Sie zu sein beliebten?

Ich begriff ihn im Augenblick nicht.

Wie? Was heißt das? fragte ich.

Peter Arkadijewitsch befiehlt jedesmal, wenn der Aufseher ihn bei seinen Bekannten
suchen läßt, zu sagen, ich hätte ihn zu Hause in seiner Wohnung gefunden.

Jetzt verstand ich, was er meinte. Scham und Ekel ergriffen mich. So
Weit war es mit mir gekommen, daß sogar die Schutzleute mich auf eine Stufe
mit Guido stellten! Ich öffnete den Mund, um den Mann hart anzufahren, aber
ein Blick auf sein gutmütiges Gesicht, worin sich nichts als Bereitwilligkeit spiegelte,
machte, daß ich deu auflodernden Zorn unterdrückte.

Was Peter Arkadijewitsch treibt, Bruder, belehrte ich ihn. geht mich nichts an.
Wenn dn aber mit mir zu tun hast, befehle ich dir ein für allemal, nnr die Wahr¬
heit zu sprechen, sowohl zu mir wie auch über mich. Ich dulde keine Lügen. Merke
dir das.

Zu Befehl, Euer Wohlgeboren.

Ich warf mich in den ersten Droschkenschlitteu, der mir zu Gesicht kam, und
befahl schnell zu fahren. Im Stndtteilhause eilte ich die Treppe hinan, warf
meinen Mantel Jour zu und trat festen Schrittes vor den Aufseher, der am
Tische saß.

Ich bitte um Verzeihung, Jemeljan Afanasjewitsch, falls Sie ans much ge¬
wartet haben, sagte ich laut und deutlich, sodaß auch der Schriftführer und der
Schreiber am andern Tische es klar verstehn konnten. Ich bin freilich gleich ge¬
kommen, aber ich weiß nicht, wie lange der Schutzmann mich gesucht hat. Ich war
bei Frau und Fräulein Ssawinski zu Besuch. Im meinem Bezirk ist alles für den
heutigen Tag besorgt. Jegorow macht eben die Runde, und ich sollte schlafen, war
aber nicht aufgelegt dazu.

Der Aufseher schien etwas sagen zu wollen, unterließ es aber und trommelte
mit den Fingern auf die Tischplatte. Es war sichtbar, daß meine Meldung ihm
das Wort abgeschnitten hatte. Endlich deutete er mit der Hand auf deu Stuhl
vor dem Tische.

Schnell sind Sie gekommen, Alexander Andrejewitsch, sagte er, als ich mich
gesetzt lMte, schnell und pünktlich wie immer, und wo Sie zu finden waren, wußte
ich — zufällig.


Grenzboten II 1908 14
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[0113] Feuer! denn die Frage konnte möglicherweise gerade aus wachsender Neigung zu mir ent¬ sprungen, konnte dem Mndcheu als Andeutung ihrer Sehnsucht nach der Ver¬ einigung mit mir entschlüpft sein. So stand ich beständig, wie der Franzose sagt, zwischen dem Wolf und dem Hunde. Ich hatte meine Ruhe, mein Gleichgewicht verloren. Ich merkte, daß dieser Zustand sogar Einfluß auf meinen Dienst übte, denn ich ertappte mich mehrmals dabei, wie ich Leute, die gar keinen Anlaß dazu gaben, unfreundlich behandelte, und — ich schickte manchmal Jegorow, wo ich selbst hätte die Aufsicht führen sollen, und saß unterdessen bei Mahada. Die Folgen blieben nicht ans. Ich saß einmal auf dem mir schon vertraut gewordnen Sofa und verfolgte mit deu Augen die bewunderungswürdig feinen Finger, die eben eine Arabeske in die Ecke eines Tuches Selekten, als schwere Stiefel im Vorhanse deu Schuee abstampfteu, und ein Schutzmann eintrat. Der Aufseher hat befohlen, Sie mochten belieben gleich zu kommen. Die Worte des Schutzmanns verursachten mir ein höchst unangenehmes Ge¬ fühl. Ich stellte mir sofort vor, daß Jemeljau Afauasjewitsch nach mir nicht hierher geschickt hätte, wenn ihm meine Abwesenheit ans dem Stadtteile nicht schon gar zu häufig vorgekommen wäre. Er hatte wahrscheinlich die Geduld verloren und begann rücksichtslos vorzngehn, wie er gegen Guido vorging. Auch Mahada mußte nhuliches denken, denn sie sah mir besorgt in die Angen, während ich den Mantel umwarf. Euer Wohlgeboren, sagte draußen der Schutzmann, befehlen Sie vielleicht dem Aufseher zu melden, daß ich Sie hier nicht gefunden habe und darauf in Ihre Wohnung gegangen bin, wo Sie zu sein beliebten? Ich begriff ihn im Augenblick nicht. Wie? Was heißt das? fragte ich. Peter Arkadijewitsch befiehlt jedesmal, wenn der Aufseher ihn bei seinen Bekannten suchen läßt, zu sagen, ich hätte ihn zu Hause in seiner Wohnung gefunden. Jetzt verstand ich, was er meinte. Scham und Ekel ergriffen mich. So Weit war es mit mir gekommen, daß sogar die Schutzleute mich auf eine Stufe mit Guido stellten! Ich öffnete den Mund, um den Mann hart anzufahren, aber ein Blick auf sein gutmütiges Gesicht, worin sich nichts als Bereitwilligkeit spiegelte, machte, daß ich deu auflodernden Zorn unterdrückte. Was Peter Arkadijewitsch treibt, Bruder, belehrte ich ihn. geht mich nichts an. Wenn dn aber mit mir zu tun hast, befehle ich dir ein für allemal, nnr die Wahr¬ heit zu sprechen, sowohl zu mir wie auch über mich. Ich dulde keine Lügen. Merke dir das. Zu Befehl, Euer Wohlgeboren. Ich warf mich in den ersten Droschkenschlitteu, der mir zu Gesicht kam, und befahl schnell zu fahren. Im Stndtteilhause eilte ich die Treppe hinan, warf meinen Mantel Jour zu und trat festen Schrittes vor den Aufseher, der am Tische saß. Ich bitte um Verzeihung, Jemeljan Afanasjewitsch, falls Sie ans much ge¬ wartet haben, sagte ich laut und deutlich, sodaß auch der Schriftführer und der Schreiber am andern Tische es klar verstehn konnten. Ich bin freilich gleich ge¬ kommen, aber ich weiß nicht, wie lange der Schutzmann mich gesucht hat. Ich war bei Frau und Fräulein Ssawinski zu Besuch. Im meinem Bezirk ist alles für den heutigen Tag besorgt. Jegorow macht eben die Runde, und ich sollte schlafen, war aber nicht aufgelegt dazu. Der Aufseher schien etwas sagen zu wollen, unterließ es aber und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Es war sichtbar, daß meine Meldung ihm das Wort abgeschnitten hatte. Endlich deutete er mit der Hand auf deu Stuhl vor dem Tische. Schnell sind Sie gekommen, Alexander Andrejewitsch, sagte er, als ich mich gesetzt lMte, schnell und pünktlich wie immer, und wo Sie zu finden waren, wußte ich — zufällig. Grenzboten II 1908 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/113>, abgerufen am 24.08.2024.