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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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können, so war ich natürlich Nebenperson. Es kam mir vor, als ob sie ihm gut
sei, und er . . .

Nie! rief Mahada dazwischen.

Er schien im höchsten Grade in sie verliebt zu sein, fuhr die Mutter fort.
Ich erwartete täglich einen Antrag von ihm. Es war im Sommer. Das Militär
war auf lange Zeit zum Manöver ausgerückt, und er saß fast immer allein bei
Mahada, während sie arbeitete. Da hörte ich einmal eigentümlichen Lärm. Ich eilte
ins Zimmer, und -- wisse" Sie, Alexander Andrejewitsch, ich habe als Soldaten¬
frau manches Unerwartete erlebt, aber so starr vor Verwunderung und Entsetzen
bin ich nie vordem und nie nachdem gewesen -- Mahada ohrfeigte ihn . . .

Ich bin ein Soldatenkind und kann kräftig zubauen, rief das Mädchen ent¬
schlossen dnzwischeu und nickte herausfordernd und dem Kopf.

Sie ohrfeigte ihn, aber nach Militärmanier mit der Faust, und er war froh,
daß er die Tür erwischte. Die Mütze und deu Säbel warf sie ihm durch das
Fenster nach.

Ich sah Mahada fragend an.

Er wollte zudringlich werden, sagte sie errötend und sah zur Seite.

Handgreiflich, gewalttätig, zudringlich! setzte die Mutter erregt hinzu. Alexander
Andrejewitsch! Ich bin und meinem Manne in den wildesten Gegenden in Garnison
gewesen. Offiziere von allen Gattungen sind bei uns ans- und eingegangen, darunter
schlechte Subjekte, Säufer, Halbwilde; aber von dergleichen hatte ich bis dahin
nicht gehört. Nie hätte ich einen solchen Überfall für möglich gehalten. Mir wird
noch jetzt unheimlich zu Mute, wenn ich daran denke.

Mahada hatte den Kopf niedergebeugt. Ich bemerkte eine Traue, die über
ihre kreideweiß gewordne Wange niederrollte.

Das war also der Sachverhnlt. Darum war der Elende so aufgebraust und
hatte gemein geschimpft, als ich ihn wegen des Heiratnntrags gefragt hatte!

18

Ich behandelte von jetzt ab Mahada noch achtungsvoller als zuvor. Sie hatte
in meinen Auge" durch ihre entschlossene Selbstverteidigung gewonnen. Daß es
sich wirklich so verhalte, wie die Mutter erzählt hatte, daran zweifelte ich keinen
Augenblick. Die Erzählung stimmte vollkommen mit der Art und Weise, wie Guido
von den Frauen sprach, und wie er das weibliche Geschlecht betrachtete. Und
doch -- wenn er Mahada nie, wie sie behauptete, nie Neigung eingeflößt, wenn
sie um ihm nie Gefallen gefunden hatte, warum war ihm dann erlaubt worden,
täglich zu kommen? Warum hatte sie erlaubt, daß der widerliche Mensch beständig
bei ihr saß und ihr mit seiner Zärtlichkeit lästig wurde? Von Zärtlichkeiten hatte
er mir gesprochen. Daß er als gute Partie betrachtet wurde, hatte die Mutter
angedeutet. Das Blut stieg mir zu .Kopf, wenn ich dachte, daß es wirklich der¬
gleichen Zufälligkeiten mit ihm gegeben haben könnte wie mit mir, und daß Mahada
das geduldet hatte, weil -- er als gute Partie betrachtet wurde. Aber ich war
doch einstweilen keine gute Partie! Ich hatte nichts als die unbestimmte Aussicht,
Aufseher zu werdeu. Freilich hatte ich vou dieser Aussicht gesprochen, vielleicht
vertrauensvoller gesprochen, als ich durfte. Sollte bei Mahada wirklich alles Be¬
rechnung sein? Sollte sie Neigung gegen mich heucheln, weil ich genügende Aus¬
sicht bot, eine Familie ernähren zu können?

Ich quälte mich mit diesem Gedanken manche Nacht statt zu schlafen, und
dabei benutzte ich jeden freien Augenblick, zu ihr zu eilen. In ihrer Gegenwart
schwanden meine Zweifel an ihrer Geradheit und Aufrichtigkeit. Aber wo einmal
Verdacht Fuß gefaßt hat, bedarf es eines geringfügigen Anlasses, ihn neu zu
wecken und zu verstärken. Als sich Mahada -- vielleicht aus Teilnahme -- er¬
kundigte, ob ich etwas über meine Beförderung zum Aufseher in Erfahrung ge¬
bracht hätte, ging ich mehrere Tage nicht hin. Freilich schämte ich mich dann,


können, so war ich natürlich Nebenperson. Es kam mir vor, als ob sie ihm gut
sei, und er . . .

Nie! rief Mahada dazwischen.

Er schien im höchsten Grade in sie verliebt zu sein, fuhr die Mutter fort.
Ich erwartete täglich einen Antrag von ihm. Es war im Sommer. Das Militär
war auf lange Zeit zum Manöver ausgerückt, und er saß fast immer allein bei
Mahada, während sie arbeitete. Da hörte ich einmal eigentümlichen Lärm. Ich eilte
ins Zimmer, und — wisse» Sie, Alexander Andrejewitsch, ich habe als Soldaten¬
frau manches Unerwartete erlebt, aber so starr vor Verwunderung und Entsetzen
bin ich nie vordem und nie nachdem gewesen — Mahada ohrfeigte ihn . . .

Ich bin ein Soldatenkind und kann kräftig zubauen, rief das Mädchen ent¬
schlossen dnzwischeu und nickte herausfordernd und dem Kopf.

Sie ohrfeigte ihn, aber nach Militärmanier mit der Faust, und er war froh,
daß er die Tür erwischte. Die Mütze und deu Säbel warf sie ihm durch das
Fenster nach.

Ich sah Mahada fragend an.

Er wollte zudringlich werden, sagte sie errötend und sah zur Seite.

Handgreiflich, gewalttätig, zudringlich! setzte die Mutter erregt hinzu. Alexander
Andrejewitsch! Ich bin und meinem Manne in den wildesten Gegenden in Garnison
gewesen. Offiziere von allen Gattungen sind bei uns ans- und eingegangen, darunter
schlechte Subjekte, Säufer, Halbwilde; aber von dergleichen hatte ich bis dahin
nicht gehört. Nie hätte ich einen solchen Überfall für möglich gehalten. Mir wird
noch jetzt unheimlich zu Mute, wenn ich daran denke.

Mahada hatte den Kopf niedergebeugt. Ich bemerkte eine Traue, die über
ihre kreideweiß gewordne Wange niederrollte.

Das war also der Sachverhnlt. Darum war der Elende so aufgebraust und
hatte gemein geschimpft, als ich ihn wegen des Heiratnntrags gefragt hatte!

18

Ich behandelte von jetzt ab Mahada noch achtungsvoller als zuvor. Sie hatte
in meinen Auge» durch ihre entschlossene Selbstverteidigung gewonnen. Daß es
sich wirklich so verhalte, wie die Mutter erzählt hatte, daran zweifelte ich keinen
Augenblick. Die Erzählung stimmte vollkommen mit der Art und Weise, wie Guido
von den Frauen sprach, und wie er das weibliche Geschlecht betrachtete. Und
doch — wenn er Mahada nie, wie sie behauptete, nie Neigung eingeflößt, wenn
sie um ihm nie Gefallen gefunden hatte, warum war ihm dann erlaubt worden,
täglich zu kommen? Warum hatte sie erlaubt, daß der widerliche Mensch beständig
bei ihr saß und ihr mit seiner Zärtlichkeit lästig wurde? Von Zärtlichkeiten hatte
er mir gesprochen. Daß er als gute Partie betrachtet wurde, hatte die Mutter
angedeutet. Das Blut stieg mir zu .Kopf, wenn ich dachte, daß es wirklich der¬
gleichen Zufälligkeiten mit ihm gegeben haben könnte wie mit mir, und daß Mahada
das geduldet hatte, weil — er als gute Partie betrachtet wurde. Aber ich war
doch einstweilen keine gute Partie! Ich hatte nichts als die unbestimmte Aussicht,
Aufseher zu werdeu. Freilich hatte ich vou dieser Aussicht gesprochen, vielleicht
vertrauensvoller gesprochen, als ich durfte. Sollte bei Mahada wirklich alles Be¬
rechnung sein? Sollte sie Neigung gegen mich heucheln, weil ich genügende Aus¬
sicht bot, eine Familie ernähren zu können?

Ich quälte mich mit diesem Gedanken manche Nacht statt zu schlafen, und
dabei benutzte ich jeden freien Augenblick, zu ihr zu eilen. In ihrer Gegenwart
schwanden meine Zweifel an ihrer Geradheit und Aufrichtigkeit. Aber wo einmal
Verdacht Fuß gefaßt hat, bedarf es eines geringfügigen Anlasses, ihn neu zu
wecken und zu verstärken. Als sich Mahada — vielleicht aus Teilnahme — er¬
kundigte, ob ich etwas über meine Beförderung zum Aufseher in Erfahrung ge¬
bracht hätte, ging ich mehrere Tage nicht hin. Freilich schämte ich mich dann,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/112>, abgerufen am 24.08.2024.