Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Die Deutschen in Rom bietet, gewiß nach einer größer" Vorlage, eine Goldbutte Ludwigs des Bayer" Wenn die deutschen Pilger meist mir vorübergehend in Rom weilten, so blieb Nicht ohne den Schutz und die Förderung solcher Männer wurden deutsche Die Deutschen in Rom bietet, gewiß nach einer größer» Vorlage, eine Goldbutte Ludwigs des Bayer» Wenn die deutschen Pilger meist mir vorübergehend in Rom weilten, so blieb Nicht ohne den Schutz und die Förderung solcher Männer wurden deutsche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0703" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240259"/> <fw type="header" place="top"> Die Deutschen in Rom</fw><lb/> <p xml:id="ID_3799" prev="#ID_3798"> bietet, gewiß nach einer größer» Vorlage, eine Goldbutte Ludwigs des Bayer»<lb/> aus seinem Kröuungsjahre 1328, ein weit umfänglicheres lind genaueres mit<lb/> Beifügung der Namen die Weltchronik Hartmann Schedels vom Jahre 1493,<lb/> die übrigens Rom vom linken Tiberufer ans darstellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_3800"> Wenn die deutschen Pilger meist mir vorübergehend in Rom weilten, so blieb<lb/> doch auch eine wachsende Zahl ihrer Landsleute auf lange Zeit oder ganz in<lb/> Rom haften. Der Deutsche Ritterorden hielt in der politischen Frühreife, die<lb/> ihn überhaupt auszeichnet, schon seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts<lb/> einen stehenden Gesandten, den Ordeusprokurator, am päpstlichen Hofe, der<lb/> bis zum zweiten Thorner Frieden 1466 glänzend aufzutreten gewöhnt war und<lb/> am Vatikan eine höchst angesehene Stellung einnahm. Das Ordenshaus stand<lb/> erst in der Leostadt, seit 1431 ans dem andern Flußufer in der Nähe des spätern<lb/> Palazzo Farnese. Seinen deutschen Landsleuten, auch deutscheu Studenten,<lb/> bot der Ordensprokurator, im fünfzehnten Jahrhundert zuweilen ein wissen¬<lb/> schaftlich gebildeter Herr, eine zuverlässige Stütze. In der Kurie und am<lb/> Päpstlichen Hose waren schon in Avignon ziemlich viel Deutsche gewesen; seit<lb/> der endgiltigen Rückkehr der Päpste nach Rom vermehrte sich ihre Zahl, und<lb/> oft waren sie in ansehnlichen Stellungen. Unter Martin dem Fünften war<lb/> Hermann Dwerg Protouotar, Kaspar Amdofen Kastellan der Engelsburg,<lb/> Heinrich Kalteisen päpstlicher Haushofmeister (inaZistsr savri xalatii); unter<lb/> Nikolaus dem Fünften stieg Melchior von Meckau zum Geheimkämmerer und<lb/> Bischof von Brixen auf. Weit bedeutender waren Dietrich von Rieseln und<lb/> Nikolaus (Krebs aus Cues) Cnsanus. Der erste, der Historiker der Kirchen-<lb/> spaltung und der Biograph des Papstes Johann des Dreinndzwanzigsten, war als<lb/> Kirchcnpolitiker Ghibelline und Verfechter des konziliaren Gednukeus (geht. 1418);<lb/> der zweite, unter Eugen dem Vierten Mitglied der Kurie, ein scharfer Kopf<lb/> und gelehrter Humanist, wirkte anfangs für die Berufung des Konzils vou<lb/> Basel; als ihm dort die Bewegung zu weit ging und bis zur Absetzung Eugens<lb/> des Vierten führte, kehrte er um, wurde päpstlicher Legat für Deutschland,<lb/> wo er eifrig an einer „Generalreform" des Klerus arbeitete, empfing unter<lb/> Nikolaus dem Fünften im Jahre 1448 als der erste Deutsche den Kardinals¬<lb/> hut, ging mit Pius dein Zweiten 1459 zum Konzil nach Mantua und war von<lb/> uianchm Seiten schon zu dessen Nachfolger ausersehen, als er wenig Tage vor<lb/> diesem Papste am 11. August 1464 in Todi starb. Sein Grab fand er in seiner<lb/> Titelkirche San Pietro in Vincoli links vom Haupteingange; dort hat Andrea<lb/> Bregno seinen charakteristischen Prälatenkopf im Bilde erhalten, doch sein<lb/> Herz bewahrt seine Heimat Cues an der Mosel. Bei weitem keine so hohe<lb/> Stellung, aber einen wichtigen Vertrauensposten nahm nnter Sixtus dem<lb/> Vierten und namentlich nnter Alexander dein Sechsten der Schwabe Johannes<lb/> Burchard aus Haslach bei Straßburg ein. Seit 1483 päpstlicher Zeremonien-<lb/> 'meister hat er in seinem peinlich gewissenhaft geführten Tagebuch (Diarium)<lb/> vom Dezember 1483 bis zum 27. April 1506 ein getreues Spiegelbild aller<lb/> Borgänge am päpstlichen Hofe in diesen Jahren höchster Kultur und tiefster<lb/> Sittenverderbnis geliefert.</p><lb/> <p xml:id="ID_3801" next="#ID_3802"> Nicht ohne den Schutz und die Förderung solcher Männer wurden deutsche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0703]
Die Deutschen in Rom
bietet, gewiß nach einer größer» Vorlage, eine Goldbutte Ludwigs des Bayer»
aus seinem Kröuungsjahre 1328, ein weit umfänglicheres lind genaueres mit
Beifügung der Namen die Weltchronik Hartmann Schedels vom Jahre 1493,
die übrigens Rom vom linken Tiberufer ans darstellt.
Wenn die deutschen Pilger meist mir vorübergehend in Rom weilten, so blieb
doch auch eine wachsende Zahl ihrer Landsleute auf lange Zeit oder ganz in
Rom haften. Der Deutsche Ritterorden hielt in der politischen Frühreife, die
ihn überhaupt auszeichnet, schon seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts
einen stehenden Gesandten, den Ordeusprokurator, am päpstlichen Hofe, der
bis zum zweiten Thorner Frieden 1466 glänzend aufzutreten gewöhnt war und
am Vatikan eine höchst angesehene Stellung einnahm. Das Ordenshaus stand
erst in der Leostadt, seit 1431 ans dem andern Flußufer in der Nähe des spätern
Palazzo Farnese. Seinen deutschen Landsleuten, auch deutscheu Studenten,
bot der Ordensprokurator, im fünfzehnten Jahrhundert zuweilen ein wissen¬
schaftlich gebildeter Herr, eine zuverlässige Stütze. In der Kurie und am
Päpstlichen Hose waren schon in Avignon ziemlich viel Deutsche gewesen; seit
der endgiltigen Rückkehr der Päpste nach Rom vermehrte sich ihre Zahl, und
oft waren sie in ansehnlichen Stellungen. Unter Martin dem Fünften war
Hermann Dwerg Protouotar, Kaspar Amdofen Kastellan der Engelsburg,
Heinrich Kalteisen päpstlicher Haushofmeister (inaZistsr savri xalatii); unter
Nikolaus dem Fünften stieg Melchior von Meckau zum Geheimkämmerer und
Bischof von Brixen auf. Weit bedeutender waren Dietrich von Rieseln und
Nikolaus (Krebs aus Cues) Cnsanus. Der erste, der Historiker der Kirchen-
spaltung und der Biograph des Papstes Johann des Dreinndzwanzigsten, war als
Kirchcnpolitiker Ghibelline und Verfechter des konziliaren Gednukeus (geht. 1418);
der zweite, unter Eugen dem Vierten Mitglied der Kurie, ein scharfer Kopf
und gelehrter Humanist, wirkte anfangs für die Berufung des Konzils vou
Basel; als ihm dort die Bewegung zu weit ging und bis zur Absetzung Eugens
des Vierten führte, kehrte er um, wurde päpstlicher Legat für Deutschland,
wo er eifrig an einer „Generalreform" des Klerus arbeitete, empfing unter
Nikolaus dem Fünften im Jahre 1448 als der erste Deutsche den Kardinals¬
hut, ging mit Pius dein Zweiten 1459 zum Konzil nach Mantua und war von
uianchm Seiten schon zu dessen Nachfolger ausersehen, als er wenig Tage vor
diesem Papste am 11. August 1464 in Todi starb. Sein Grab fand er in seiner
Titelkirche San Pietro in Vincoli links vom Haupteingange; dort hat Andrea
Bregno seinen charakteristischen Prälatenkopf im Bilde erhalten, doch sein
Herz bewahrt seine Heimat Cues an der Mosel. Bei weitem keine so hohe
Stellung, aber einen wichtigen Vertrauensposten nahm nnter Sixtus dem
Vierten und namentlich nnter Alexander dein Sechsten der Schwabe Johannes
Burchard aus Haslach bei Straßburg ein. Seit 1483 päpstlicher Zeremonien-
'meister hat er in seinem peinlich gewissenhaft geführten Tagebuch (Diarium)
vom Dezember 1483 bis zum 27. April 1506 ein getreues Spiegelbild aller
Borgänge am päpstlichen Hofe in diesen Jahren höchster Kultur und tiefster
Sittenverderbnis geliefert.
Nicht ohne den Schutz und die Förderung solcher Männer wurden deutsche
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