Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.König Laurin Triguilla: Wie nun Amalrich den Königsbecher mit den Worten leert: Der mit Laurin dem Zwergenkönig kennt die Begeisterung der Goten keine Grenzen, sie trinken Amalrich zu und ver¬ Sie stört durch beißende, unfreundliche Bemerkungen das allgemeine Behagen Du Schöne -- Wunderschöne -- weißer Gott -- Das Lied vom Rosengarten, das bekanntlich am Ende berichtet, wie Dietrich Ihr bösen Affen, Das geht den fideler Goten ganz über die Hutschnur, und sie möchten sich Gerade als Amalrich sein Lied beendet hat, kommt die doppelte Meldung an König Laurin Triguilla: Wie nun Amalrich den Königsbecher mit den Worten leert: Der mit Laurin dem Zwergenkönig kennt die Begeisterung der Goten keine Grenzen, sie trinken Amalrich zu und ver¬ Sie stört durch beißende, unfreundliche Bemerkungen das allgemeine Behagen Du Schöne — Wunderschöne — weißer Gott — Das Lied vom Rosengarten, das bekanntlich am Ende berichtet, wie Dietrich Ihr bösen Affen, Das geht den fideler Goten ganz über die Hutschnur, und sie möchten sich Gerade als Amalrich sein Lied beendet hat, kommt die doppelte Meldung an <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0560" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240116"/> <fw type="header" place="top"> König Laurin</fw><lb/> <quote> <note type="speaker"> Triguilla:</note> <p xml:id="ID_2946"> Wer kam?</p><lb/> <note type="speaker"> Amalrich:</note> <p xml:id="ID_2947"> Ein Mann,<lb/> Zwei Adlerflügel standen ihm am Heini<lb/> Drei Ellen breit,</p><lb/> <note type="speaker"> Vitiges </note> <stage> (flüsternd zu den Goten):</stage> <p xml:id="ID_2948"> Ganz wie Theoderich,</p><lb/> <note type="speaker"> Amalrich:</note> <p xml:id="ID_2949"> Zwölfznckge .Krone war des Helmes Spitze,</p> <p xml:id="ID_2950"> So war sein Helm,</p> <note type="speaker"> Vitiges: </note> <stage> (Laut:) </stage> <p xml:id="ID_2951"> Noch wartet ab, </p> <stage> (leise):</stage> <note type="speaker"> Triguilla</note> <p xml:id="ID_2952"> Zwölf Zacken</p><lb/> <p xml:id="ID_2953"> Gut, Aber weiter?</p><lb/> <note type="speaker"> Amalrich:</note> <p xml:id="ID_2954"> Mitten aus den Zacken<lb/> In Gold getrieben stand ein Löwe auf,</p><lb/> <note type="speaker"> Triguilla</note> <stage> (entsetzt zurückfahrend):</stage> <p xml:id="ID_2955"> Bei Gott im Himmel, Ja — so war sein Helm.</p><lb/> <note type="speaker"> Amalrich: </note> <p xml:id="ID_2956"> Fünf Klafter lang an seiner Seite hing<lb/> Das Schwert herab —</p><lb/> <note type="speaker"> Vitiges:</note> <p xml:id="ID_2957"> Das alles sahst du? 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König Laurin
Triguilla: Wer kam?
Amalrich: Ein Mann,
Zwei Adlerflügel standen ihm am Heini
Drei Ellen breit,
Vitiges (flüsternd zu den Goten): Ganz wie Theoderich,
Amalrich: Zwölfznckge .Krone war des Helmes Spitze,
So war sein Helm,
Vitiges: (Laut:) Noch wartet ab,
(leise): Triguilla Zwölf Zacken
Gut, Aber weiter?
Amalrich: Mitten aus den Zacken
In Gold getrieben stand ein Löwe auf,
Triguilla (entsetzt zurückfahrend): Bei Gott im Himmel, Ja — so war sein Helm.
Amalrich: Fünf Klafter lang an seiner Seite hing
Das Schwert herab —
Vitiges: Das alles sahst du? Sahst du?
Unter den Sternen reiten sah ich ihn.
Im Nacken hat das Haupt er umgewendet,
Sowie ein König, der den Heerbann sucht.
Und als er keinen sah,
Hob er die Faust und drohte und verschwand.
Amalrich:
Wie nun Amalrich den Königsbecher mit den Worten leert:
Der mit Laurin dem Zwergenkönig
Im Rosengarten stritt, Dietrich von Bern!
kennt die Begeisterung der Goten keine Grenzen, sie trinken Amalrich zu und ver¬
langen mehr von Dietrich von Bern zu hören, woraus ihnen Amalrich das Lied
von König Dietrich und dem Rosengarten des Zwerges Laurin unter immer höher
wachsender Begeisterung zum besten gibt. Während seines Vortrags wird der
Pnrpurvorhang, der die Loggie verhüllt, zurückgeschlagen, und Amalasnnta im
weißen goldgestickten Gewand, mit entblößten Armen und Schultern, das aufgelöste
Haar, von einem Stirnreif durchflochten, bis zu den Hüften niederhängend, er¬
scheint an der Brüstung.
Sie stört durch beißende, unfreundliche Bemerkungen das allgemeine Behagen
und macht sich den Goten wie dem Zuschauer unangenehm. Da Wildenbruch nicht
der Mann ist, der in einem solchen Falle nicht gewußt hätte, woran er war, und
was er tat, so muß man annehmen, daß dieser widrige Eindruck aus irgend einem
besondern Grunde, der dem Dichter klar war, aber dem Zuschauer schwerer ver¬
ständlich wird, unvermeidlich war: vielleicht war der Zweck, dem Zuschauer Gelegen¬
heit zu geben zu der Wahrnehmung, daß Amalrich, wie dies in der Tat geschieht,
der einzige Göte ist, der sich Amalasnnta trotz ihres den Widerspruch geradezu
herausfordernden Benehmens wie ein verzauberter Anbeter blind gehorsam unter¬
ordnet.
Du Schöne — Wunderschöne — weißer Gott —
Befiehl mir — sprech ich weiter?
Das Lied vom Rosengarten, das bekanntlich am Ende berichtet, wie Dietrich
den Zwerg Laurin trotz dessen Tarnkappe mit der nackten Hand so packte, daß er
pfiff wie zchntnnsend Mcinse, und ihn zur Erde warf, nachdem er ihn sich dreimal
ums Haupt geschwungen hatte, gibt mehrfach zu Ausbrüchen frischen Gotenhumors
Veranlassung, namentlich an einer Stelle, wo Amalrich erzählt, der Zwergenkönig
Laurin sei über die von den beiden Goten Wittich und Wolfsart angerichtete Ver¬
wüstung seines Rosengartens so empört gewesen, daß er gerufen habe:
Ihr bösen Affen,
Wie habt meinen Garten ihr mißgeschasfen!
Das geht den fideler Goten ganz über die Hutschnur, und sie möchten sich
ausschütten vor Lachen.
Gerade als Amalrich sein Lied beendet hat, kommt die doppelte Meldung an
Vitiges, daß Theodnhad heimlich rin den beiden Gesandten abgesegelt sei, und daß
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