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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Manne in Verbindung zu setzen, der die bisherige Organisation geschaffen hatte
und leitete/' Bringen diese gegenstandslosen Phrasen nicht die Spur eines neuen
Beweises für die Berechtigung des Angriffs bei, so bietet der darauf folgende Satz
in der Tat etwas neues von Interesse. Er lautet: "Wir haben diese Art des Vor¬
gehens allerdings durchaus mißbilligt und fanden in ihr keineswegs bloß eine Ver¬
letzung privater, sondern in erster Linie eine Schädigung der Neichsinteressen, denn
diesen hätte es gedient, wenn man wenigstens den Versuch gemacht hätte, eine"
Mann, "der bis zur Stunde nicht eine, sondern die Autorität auf dem Gebiete
der Arbeitsmarktstatistik ist," für den Reichsdienst zu gewinnen."

In den letzten, hier im Druck hervvrgehobnen Worten ist des Rätsels Lösung,
die Erklärung für die ganze Affaire gegeben. Jastrow sollte als Leiter der amtlichen
Arbeitsmarktstatistik, womöglich der amtlichen Zeitschrift für Arbeiterstatistik, durch-
gesetzt werden. Damit ist die Sache erst in die richtige Beleuchtung gesetzt.

Über die Qualifikation Jnstrows für das Amt, zu dem ihn die demokratischen
und die sozinldemokratischen Parteigenossen ausersehen hatten, fällt uns nicht ein
zu urteilen. Aber daß die Behörde, die allein darüber zu bestimmen das Recht
hatte, im Neichsinteresse andrer Meinung sein konnte als die genannte Presse, sollte
sich die "Frankfurter Zeitung" denn doch nicht verhehlen. Jastrows literarische
Tätigkeit ist seit Jahren bekannt und manchmal auch sehr scharf verurteilt worden.
Sie gab der Behörde hinreichende Unterlagen zu einem Urteil darüber, ob er die
Qualitäten habe, die gerade das hier ins Ange gefaßte Amt in besonderm Maße
fordert. Denn wenn schon die amtliche Statistik überhaupt die größte Vorsicht
und absoluteste Unabhängigkeit von Parteimeinungen von ihrem leitenden Beamten
verlangt, so ist das bei der Arbeiterstntistik und vollends bei amtlichen Veröffent¬
lichungen daraus doppelt und dreifach der Fall. Ist die Behörde, der doch ein
der Gewinnung der leistungsfähigsten Mitarbeiter am meisten lag, nicht zu dem Ent¬
schluß gekommen, Jastrow in den Reichsdienst zu berufen, so ist es in diesem Falle
sicher eine ganz besonders unberechtigte Anmnßnng, ihr ohne weiteres öffentlich vor¬
zuwerfen, sie habe damit den Neichsinteressen zuwider gehandelt.

Daß sich Jastrow um die Anstellung im Reichsdienst beworben habe, wird
von den ihm befreundeten Blättern nirgends gesagt. Es scheint nicht der Fall ge¬
wesen zu sein, denn sonst würde doch wohl irgendwo etwas von der Ablehnung
eines solchen Anstellungsgesuchs zu lesen sein. Man scheint gewollt zu haben, daß
die Behörde Jastrow bitte, daß er das Amt unter ihm genehmen Bedingungen
übernehme. Um das zu erzwingen ist die Reklametrommel übermäßig gerührt
worden, und weil man es nicht erzwungen hat, speit man jetzt Gift und Galle.

Wenn die Behörde Grund zu haben glaubte, im Interesse der amtlichen
Statistik Jastrow nicht um deu Eintritt in den Reichsdienst zu bitten, so mußte
sie auch gute Gründe haben, die Vorarbeiten zunächst allein, ohne daß Jastrow
seine Finger darin hatte, auszuführen. Auch schon der gewöhnlichste Takt schrieb
das vor, und es ist einfach lächerlich, daraus einen besondern Vorwurf drechseln
zu wollen. Die hämische, in das persönliche Gebiet getragne Rache, die Jnstrows
Freunde jetzt an der Behörde nehmen, und die von den ihr ausgesetzte" Personen
unsers Ernchtens nur mit Verachtung gestraft werden kann, beweist am besten, wie
sehr man behördlicherseits mit der vorsichtigen Zurückhaltung Recht hatte. Denn
wenn auch Jastrow keinen der Schmähartikel geschrieben oder inspiriert hat, er
hat sich durch die Duldung dieser Machenschaften jedenfalls mit einer schweren
Mitschuld beladen. Was sollte aus der amtlichen Statistik, und vollends ans der
amtlichen Arbeiterstatistik werden, wenn Tendenzen und Kampfesweisen in sie ein¬
drängen, wie sie uns hier in der Preßtreiberei für Jastrow entgegentreten!






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Manne in Verbindung zu setzen, der die bisherige Organisation geschaffen hatte
und leitete/' Bringen diese gegenstandslosen Phrasen nicht die Spur eines neuen
Beweises für die Berechtigung des Angriffs bei, so bietet der darauf folgende Satz
in der Tat etwas neues von Interesse. Er lautet: „Wir haben diese Art des Vor¬
gehens allerdings durchaus mißbilligt und fanden in ihr keineswegs bloß eine Ver¬
letzung privater, sondern in erster Linie eine Schädigung der Neichsinteressen, denn
diesen hätte es gedient, wenn man wenigstens den Versuch gemacht hätte, eine«
Mann, »der bis zur Stunde nicht eine, sondern die Autorität auf dem Gebiete
der Arbeitsmarktstatistik ist,« für den Reichsdienst zu gewinnen."

In den letzten, hier im Druck hervvrgehobnen Worten ist des Rätsels Lösung,
die Erklärung für die ganze Affaire gegeben. Jastrow sollte als Leiter der amtlichen
Arbeitsmarktstatistik, womöglich der amtlichen Zeitschrift für Arbeiterstatistik, durch-
gesetzt werden. Damit ist die Sache erst in die richtige Beleuchtung gesetzt.

Über die Qualifikation Jnstrows für das Amt, zu dem ihn die demokratischen
und die sozinldemokratischen Parteigenossen ausersehen hatten, fällt uns nicht ein
zu urteilen. Aber daß die Behörde, die allein darüber zu bestimmen das Recht
hatte, im Neichsinteresse andrer Meinung sein konnte als die genannte Presse, sollte
sich die „Frankfurter Zeitung" denn doch nicht verhehlen. Jastrows literarische
Tätigkeit ist seit Jahren bekannt und manchmal auch sehr scharf verurteilt worden.
Sie gab der Behörde hinreichende Unterlagen zu einem Urteil darüber, ob er die
Qualitäten habe, die gerade das hier ins Ange gefaßte Amt in besonderm Maße
fordert. Denn wenn schon die amtliche Statistik überhaupt die größte Vorsicht
und absoluteste Unabhängigkeit von Parteimeinungen von ihrem leitenden Beamten
verlangt, so ist das bei der Arbeiterstntistik und vollends bei amtlichen Veröffent¬
lichungen daraus doppelt und dreifach der Fall. Ist die Behörde, der doch ein
der Gewinnung der leistungsfähigsten Mitarbeiter am meisten lag, nicht zu dem Ent¬
schluß gekommen, Jastrow in den Reichsdienst zu berufen, so ist es in diesem Falle
sicher eine ganz besonders unberechtigte Anmnßnng, ihr ohne weiteres öffentlich vor¬
zuwerfen, sie habe damit den Neichsinteressen zuwider gehandelt.

Daß sich Jastrow um die Anstellung im Reichsdienst beworben habe, wird
von den ihm befreundeten Blättern nirgends gesagt. Es scheint nicht der Fall ge¬
wesen zu sein, denn sonst würde doch wohl irgendwo etwas von der Ablehnung
eines solchen Anstellungsgesuchs zu lesen sein. Man scheint gewollt zu haben, daß
die Behörde Jastrow bitte, daß er das Amt unter ihm genehmen Bedingungen
übernehme. Um das zu erzwingen ist die Reklametrommel übermäßig gerührt
worden, und weil man es nicht erzwungen hat, speit man jetzt Gift und Galle.

Wenn die Behörde Grund zu haben glaubte, im Interesse der amtlichen
Statistik Jastrow nicht um deu Eintritt in den Reichsdienst zu bitten, so mußte
sie auch gute Gründe haben, die Vorarbeiten zunächst allein, ohne daß Jastrow
seine Finger darin hatte, auszuführen. Auch schon der gewöhnlichste Takt schrieb
das vor, und es ist einfach lächerlich, daraus einen besondern Vorwurf drechseln
zu wollen. Die hämische, in das persönliche Gebiet getragne Rache, die Jnstrows
Freunde jetzt an der Behörde nehmen, und die von den ihr ausgesetzte« Personen
unsers Ernchtens nur mit Verachtung gestraft werden kann, beweist am besten, wie
sehr man behördlicherseits mit der vorsichtigen Zurückhaltung Recht hatte. Denn
wenn auch Jastrow keinen der Schmähartikel geschrieben oder inspiriert hat, er
hat sich durch die Duldung dieser Machenschaften jedenfalls mit einer schweren
Mitschuld beladen. Was sollte aus der amtlichen Statistik, und vollends ans der
amtlichen Arbeiterstatistik werden, wenn Tendenzen und Kampfesweisen in sie ein¬
drängen, wie sie uns hier in der Preßtreiberei für Jastrow entgegentreten!






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
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[0380] Maßgebliches und Unmaßgebliches Manne in Verbindung zu setzen, der die bisherige Organisation geschaffen hatte und leitete/' Bringen diese gegenstandslosen Phrasen nicht die Spur eines neuen Beweises für die Berechtigung des Angriffs bei, so bietet der darauf folgende Satz in der Tat etwas neues von Interesse. Er lautet: „Wir haben diese Art des Vor¬ gehens allerdings durchaus mißbilligt und fanden in ihr keineswegs bloß eine Ver¬ letzung privater, sondern in erster Linie eine Schädigung der Neichsinteressen, denn diesen hätte es gedient, wenn man wenigstens den Versuch gemacht hätte, eine« Mann, »der bis zur Stunde nicht eine, sondern die Autorität auf dem Gebiete der Arbeitsmarktstatistik ist,« für den Reichsdienst zu gewinnen." In den letzten, hier im Druck hervvrgehobnen Worten ist des Rätsels Lösung, die Erklärung für die ganze Affaire gegeben. Jastrow sollte als Leiter der amtlichen Arbeitsmarktstatistik, womöglich der amtlichen Zeitschrift für Arbeiterstatistik, durch- gesetzt werden. Damit ist die Sache erst in die richtige Beleuchtung gesetzt. Über die Qualifikation Jnstrows für das Amt, zu dem ihn die demokratischen und die sozinldemokratischen Parteigenossen ausersehen hatten, fällt uns nicht ein zu urteilen. Aber daß die Behörde, die allein darüber zu bestimmen das Recht hatte, im Neichsinteresse andrer Meinung sein konnte als die genannte Presse, sollte sich die „Frankfurter Zeitung" denn doch nicht verhehlen. Jastrows literarische Tätigkeit ist seit Jahren bekannt und manchmal auch sehr scharf verurteilt worden. Sie gab der Behörde hinreichende Unterlagen zu einem Urteil darüber, ob er die Qualitäten habe, die gerade das hier ins Ange gefaßte Amt in besonderm Maße fordert. Denn wenn schon die amtliche Statistik überhaupt die größte Vorsicht und absoluteste Unabhängigkeit von Parteimeinungen von ihrem leitenden Beamten verlangt, so ist das bei der Arbeiterstntistik und vollends bei amtlichen Veröffent¬ lichungen daraus doppelt und dreifach der Fall. Ist die Behörde, der doch ein der Gewinnung der leistungsfähigsten Mitarbeiter am meisten lag, nicht zu dem Ent¬ schluß gekommen, Jastrow in den Reichsdienst zu berufen, so ist es in diesem Falle sicher eine ganz besonders unberechtigte Anmnßnng, ihr ohne weiteres öffentlich vor¬ zuwerfen, sie habe damit den Neichsinteressen zuwider gehandelt. Daß sich Jastrow um die Anstellung im Reichsdienst beworben habe, wird von den ihm befreundeten Blättern nirgends gesagt. Es scheint nicht der Fall ge¬ wesen zu sein, denn sonst würde doch wohl irgendwo etwas von der Ablehnung eines solchen Anstellungsgesuchs zu lesen sein. Man scheint gewollt zu haben, daß die Behörde Jastrow bitte, daß er das Amt unter ihm genehmen Bedingungen übernehme. Um das zu erzwingen ist die Reklametrommel übermäßig gerührt worden, und weil man es nicht erzwungen hat, speit man jetzt Gift und Galle. Wenn die Behörde Grund zu haben glaubte, im Interesse der amtlichen Statistik Jastrow nicht um deu Eintritt in den Reichsdienst zu bitten, so mußte sie auch gute Gründe haben, die Vorarbeiten zunächst allein, ohne daß Jastrow seine Finger darin hatte, auszuführen. Auch schon der gewöhnlichste Takt schrieb das vor, und es ist einfach lächerlich, daraus einen besondern Vorwurf drechseln zu wollen. Die hämische, in das persönliche Gebiet getragne Rache, die Jnstrows Freunde jetzt an der Behörde nehmen, und die von den ihr ausgesetzte« Personen unsers Ernchtens nur mit Verachtung gestraft werden kann, beweist am besten, wie sehr man behördlicherseits mit der vorsichtigen Zurückhaltung Recht hatte. Denn wenn auch Jastrow keinen der Schmähartikel geschrieben oder inspiriert hat, er hat sich durch die Duldung dieser Machenschaften jedenfalls mit einer schweren Mitschuld beladen. Was sollte aus der amtlichen Statistik, und vollends ans der amtlichen Arbeiterstatistik werden, wenn Tendenzen und Kampfesweisen in sie ein¬ drängen, wie sie uns hier in der Preßtreiberei für Jastrow entgegentreten! Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/380>, abgerufen am 01.09.2024.