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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

fassungsverletzung. Bestechung oder Verrat" angeklagt werden können, doch ist das
dazu in Aussicht gestellte Spezialgesetz nie erlassen worden '

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Graf Bülowhat ohne jede Schroffheit, die um einmal nicht ... se.nem Wesen
liegt, aber doch mit jeder wünschenswerten Bestimmtheit seine im vorliegenden ^-alle
sehr delikate Position sowohl dem bayrischen Zentrumsmanne wie den Sozialdc.no-
krate" gegenüber verteidigt Er hat nicht nur den nationalen Gedanken, er hat
auch den Reichskanzler in seiner großen politischen Stellung vor Europa tench en
lasse.. Von, Reichstage, namentlich von den Konservativen, die ihn letzt hinterher
angreifen, ist er in der Verteidigung des Kaisers leider in keiner Welse unterstützt
worden; die Konservativen haben darin eine erstaunliche Unfähigkeit ihrer Führungan den Tag gelegt. Des Kanzlers geringe Neigung. parlamentarische Posaunen-
bläserci und das' selbstbcspiegelnde Pathos der Parteien ernst zu nehmen uns
K'leben Borstößen seinerseits d'nrch ein lÄeeia, toroeo') ein dramatisches Gepräge zu
verleihen, ist ihm zu statten gekomme". Als Wrangel im November 1K4" in ^eruu
einzog, um die Nationalversammlung an weitern Beschlüssen zu hiuderii und iyre
Verlegung nach Brandenburg durchzusetzen, ritt ihm der Kommandeur der Würger-
Wehr. Major Nimpler. zu einem wohlgesetzten Proteste entgegen. Aber dränget
klopfte dem Redner mit den Worten auf die Schulter: Rüupler, blamier dir nich!
Die dramatisch begonnene Szene endete mit Gelächter, und Wrangel kam damit
weiter, als wenn auch er eine große Pose angenommen halte. Ein Hauch dieses
Geistes weht durch die Bülowsche Methode. Der Kanzler ist in der Schilderung
seines Verhältnisses zu seinem Souverän sowie in der Charakteristik der Persönlich¬
keit des Kaisers weiter gegangen, als man bisher je in Berliner Parlamenten aus
dem Munde eines Ministers gehört hatte. Aber auch die Art des Angriffs war
bisher unerhört, Graf Bülow hat in geschickter Weise der Art der Angreifer die
Mittel der Verteidigung angepaßt. Er hat damit den Angriffen die Spitze ab¬
gebrochen und sie auf ihr wahres Niveau zurückgeführt. Ein Kanzler, dem auch
bei solchen Vorgänge" der Humor nicht ausgeht, ist viel wert in der heutigen Zeit.
Möge dieser .Humor ihm erhalten bleiben. Herr Bebel mag dann immerhin die.e
We erste Rede für die Wahlkampagne als "Rede Bebels an die deutsche Nation
auf den Straßen ausrufen lasse... er bleibt doch nur in der Pose ^ z°rnigen
Gewappneten, der sein riesiges Schlachtschwert gezogen hat " Wurst den
zu schneiden. Und .Herr Sabatier nicht anders. Nur wars be. ihn. bayrische
W '"5" urst. °


Die Affaire Jastrow.

In Heft 4 der Grenzboten ist aus Grund der ver¬
öffentlichten Protokolle über die Verhandlungen des ..Beirath für ArbeiterstatiM
die Behauptung einiger demokratischer und sozialdemokratischer Parteiblätter zurück¬
gewiesen worden, die amtliche Statistik des Reichs habe sich das geistige Eigentum
des Berliner Privatdozenten l)r. Jnstrow an der Arbeitsmarktstatistik einfach an¬
geeignet. Es wurde dabei die Erwartung nusgesprocheu, daß diese Blatter trotz
der nunmehr - d. h. nach Veröffentlichung der Protokolle -- notorischen Un¬
wahrheit der Behauptung wohl nicht aufhören würden, zu nörgeln. I" d er Fr a n r-
fnrter Zeitung" vom 22. Januar ist dann auch die Nörgelei mit einer solchen Ge¬
hässigkeit weitergesvounen worden, daß es nötig ist, mit einige" Worten aus o.e
Sache zurückzukommen. Der Mitarbeiter der "Frankfurter Zeitung" gibt zu. o
von einen, geistigen Eigentum Jastrvws an der Arbeitsmarktstatistik. " u"^ ^"
e.ner Verletzung dieses Eigentums durch die amtliche Statistik w M'heischen ^ me
nicht die Rede sein könne. Mißbilligt habe er ausschließlich, "daß d.e Behörde,
obgleich sie doch in ihrer amtlichen Denkschrift gar nicht "mhin onnte das Vor¬
handensein einer privaten Organisation zu erwähnen, alle ihre amtliche., Hardt.lugen
so einrichtete, als ob sie hier etwas aus dem Nichts schaffe, wahrend doch schon
die elementarsten Gebote des literarischen Anstands erfordert hätten, sich mit dem



") ?!.pulli, loi ovo! Wildes Gesicht! Ein Kommcmdon.s in der alten neapolitanischen Armee
bei... Borgehn zum Angriff.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

fassungsverletzung. Bestechung oder Verrat" angeklagt werden können, doch ist das
dazu in Aussicht gestellte Spezialgesetz nie erlassen worden '

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Graf Bülowhat ohne jede Schroffheit, die um einmal nicht ... se.nem Wesen
liegt, aber doch mit jeder wünschenswerten Bestimmtheit seine im vorliegenden ^-alle
sehr delikate Position sowohl dem bayrischen Zentrumsmanne wie den Sozialdc.no-
krate» gegenüber verteidigt Er hat nicht nur den nationalen Gedanken, er hat
auch den Reichskanzler in seiner großen politischen Stellung vor Europa tench en
lasse.. Von, Reichstage, namentlich von den Konservativen, die ihn letzt hinterher
angreifen, ist er in der Verteidigung des Kaisers leider in keiner Welse unterstützt
worden; die Konservativen haben darin eine erstaunliche Unfähigkeit ihrer Führungan den Tag gelegt. Des Kanzlers geringe Neigung. parlamentarische Posaunen-
bläserci und das' selbstbcspiegelnde Pathos der Parteien ernst zu nehmen uns
K'leben Borstößen seinerseits d'nrch ein lÄeeia, toroeo') ein dramatisches Gepräge zu
verleihen, ist ihm zu statten gekomme». Als Wrangel im November 1K4» in ^eruu
einzog, um die Nationalversammlung an weitern Beschlüssen zu hiuderii und iyre
Verlegung nach Brandenburg durchzusetzen, ritt ihm der Kommandeur der Würger-
Wehr. Major Nimpler. zu einem wohlgesetzten Proteste entgegen. Aber dränget
klopfte dem Redner mit den Worten auf die Schulter: Rüupler, blamier dir nich!
Die dramatisch begonnene Szene endete mit Gelächter, und Wrangel kam damit
weiter, als wenn auch er eine große Pose angenommen halte. Ein Hauch dieses
Geistes weht durch die Bülowsche Methode. Der Kanzler ist in der Schilderung
seines Verhältnisses zu seinem Souverän sowie in der Charakteristik der Persönlich¬
keit des Kaisers weiter gegangen, als man bisher je in Berliner Parlamenten aus
dem Munde eines Ministers gehört hatte. Aber auch die Art des Angriffs war
bisher unerhört, Graf Bülow hat in geschickter Weise der Art der Angreifer die
Mittel der Verteidigung angepaßt. Er hat damit den Angriffen die Spitze ab¬
gebrochen und sie auf ihr wahres Niveau zurückgeführt. Ein Kanzler, dem auch
bei solchen Vorgänge» der Humor nicht ausgeht, ist viel wert in der heutigen Zeit.
Möge dieser .Humor ihm erhalten bleiben. Herr Bebel mag dann immerhin die.e
We erste Rede für die Wahlkampagne als „Rede Bebels an die deutsche Nation
auf den Straßen ausrufen lasse... er bleibt doch nur in der Pose ^ z°rnigen
Gewappneten, der sein riesiges Schlachtschwert gezogen hat " Wurst den
zu schneiden. Und .Herr Sabatier nicht anders. Nur wars be. ihn. bayrische
W '"5" urst. °


Die Affaire Jastrow.

In Heft 4 der Grenzboten ist aus Grund der ver¬
öffentlichten Protokolle über die Verhandlungen des ..Beirath für ArbeiterstatiM
die Behauptung einiger demokratischer und sozialdemokratischer Parteiblätter zurück¬
gewiesen worden, die amtliche Statistik des Reichs habe sich das geistige Eigentum
des Berliner Privatdozenten l)r. Jnstrow an der Arbeitsmarktstatistik einfach an¬
geeignet. Es wurde dabei die Erwartung nusgesprocheu, daß diese Blatter trotz
der nunmehr - d. h. nach Veröffentlichung der Protokolle — notorischen Un¬
wahrheit der Behauptung wohl nicht aufhören würden, zu nörgeln. I» d er Fr a n r-
fnrter Zeitung" vom 22. Januar ist dann auch die Nörgelei mit einer solchen Ge¬
hässigkeit weitergesvounen worden, daß es nötig ist, mit einige» Worten aus o.e
Sache zurückzukommen. Der Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung" gibt zu. o
von einen, geistigen Eigentum Jastrvws an der Arbeitsmarktstatistik. " u«^ ^"
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nicht die Rede sein könne. Mißbilligt habe er ausschließlich, „daß d.e Behörde,
obgleich sie doch in ihrer amtlichen Denkschrift gar nicht »mhin onnte das Vor¬
handensein einer privaten Organisation zu erwähnen, alle ihre amtliche., Hardt.lugen
so einrichtete, als ob sie hier etwas aus dem Nichts schaffe, wahrend doch schon
die elementarsten Gebote des literarischen Anstands erfordert hätten, sich mit dem



") ?!.pulli, loi ovo! Wildes Gesicht! Ein Kommcmdon.s in der alten neapolitanischen Armee
bei... Borgehn zum Angriff.
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[0379] Maßgebliches und Unmaßgebliches fassungsverletzung. Bestechung oder Verrat" angeklagt werden können, doch ist das dazu in Aussicht gestellte Spezialgesetz nie erlassen worden ' ,^, Graf Bülowhat ohne jede Schroffheit, die um einmal nicht ... se.nem Wesen liegt, aber doch mit jeder wünschenswerten Bestimmtheit seine im vorliegenden ^-alle sehr delikate Position sowohl dem bayrischen Zentrumsmanne wie den Sozialdc.no- krate» gegenüber verteidigt Er hat nicht nur den nationalen Gedanken, er hat auch den Reichskanzler in seiner großen politischen Stellung vor Europa tench en lasse.. Von, Reichstage, namentlich von den Konservativen, die ihn letzt hinterher angreifen, ist er in der Verteidigung des Kaisers leider in keiner Welse unterstützt worden; die Konservativen haben darin eine erstaunliche Unfähigkeit ihrer Führungan den Tag gelegt. Des Kanzlers geringe Neigung. parlamentarische Posaunen- bläserci und das' selbstbcspiegelnde Pathos der Parteien ernst zu nehmen uns K'leben Borstößen seinerseits d'nrch ein lÄeeia, toroeo') ein dramatisches Gepräge zu verleihen, ist ihm zu statten gekomme». Als Wrangel im November 1K4» in ^eruu einzog, um die Nationalversammlung an weitern Beschlüssen zu hiuderii und iyre Verlegung nach Brandenburg durchzusetzen, ritt ihm der Kommandeur der Würger- Wehr. Major Nimpler. zu einem wohlgesetzten Proteste entgegen. Aber dränget klopfte dem Redner mit den Worten auf die Schulter: Rüupler, blamier dir nich! Die dramatisch begonnene Szene endete mit Gelächter, und Wrangel kam damit weiter, als wenn auch er eine große Pose angenommen halte. Ein Hauch dieses Geistes weht durch die Bülowsche Methode. Der Kanzler ist in der Schilderung seines Verhältnisses zu seinem Souverän sowie in der Charakteristik der Persönlich¬ keit des Kaisers weiter gegangen, als man bisher je in Berliner Parlamenten aus dem Munde eines Ministers gehört hatte. Aber auch die Art des Angriffs war bisher unerhört, Graf Bülow hat in geschickter Weise der Art der Angreifer die Mittel der Verteidigung angepaßt. Er hat damit den Angriffen die Spitze ab¬ gebrochen und sie auf ihr wahres Niveau zurückgeführt. Ein Kanzler, dem auch bei solchen Vorgänge» der Humor nicht ausgeht, ist viel wert in der heutigen Zeit. Möge dieser .Humor ihm erhalten bleiben. Herr Bebel mag dann immerhin die.e We erste Rede für die Wahlkampagne als „Rede Bebels an die deutsche Nation auf den Straßen ausrufen lasse... er bleibt doch nur in der Pose ^ z°rnigen Gewappneten, der sein riesiges Schlachtschwert gezogen hat " Wurst den zu schneiden. Und .Herr Sabatier nicht anders. Nur wars be. ihn. bayrische W '"5" urst. ° Die Affaire Jastrow. In Heft 4 der Grenzboten ist aus Grund der ver¬ öffentlichten Protokolle über die Verhandlungen des ..Beirath für ArbeiterstatiM die Behauptung einiger demokratischer und sozialdemokratischer Parteiblätter zurück¬ gewiesen worden, die amtliche Statistik des Reichs habe sich das geistige Eigentum des Berliner Privatdozenten l)r. Jnstrow an der Arbeitsmarktstatistik einfach an¬ geeignet. Es wurde dabei die Erwartung nusgesprocheu, daß diese Blatter trotz der nunmehr - d. h. nach Veröffentlichung der Protokolle — notorischen Un¬ wahrheit der Behauptung wohl nicht aufhören würden, zu nörgeln. I» d er Fr a n r- fnrter Zeitung" vom 22. Januar ist dann auch die Nörgelei mit einer solchen Ge¬ hässigkeit weitergesvounen worden, daß es nötig ist, mit einige» Worten aus o.e Sache zurückzukommen. Der Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung" gibt zu. o von einen, geistigen Eigentum Jastrvws an der Arbeitsmarktstatistik. " u«^ ^" e.ner Verletzung dieses Eigentums durch die amtliche Statistik w M'heischen ^ me nicht die Rede sein könne. Mißbilligt habe er ausschließlich, „daß d.e Behörde, obgleich sie doch in ihrer amtlichen Denkschrift gar nicht »mhin onnte das Vor¬ handensein einer privaten Organisation zu erwähnen, alle ihre amtliche., Hardt.lugen so einrichtete, als ob sie hier etwas aus dem Nichts schaffe, wahrend doch schon die elementarsten Gebote des literarischen Anstands erfordert hätten, sich mit dem ") ?!.pulli, loi ovo! Wildes Gesicht! Ein Kommcmdon.s in der alten neapolitanischen Armee bei... Borgehn zum Angriff.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/379>, abgerufen am 24.11.2024.