Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Wolski und Odczywvlski, zu der Szezcpanowski die Idee, die beiden andern Auf andern Gebieten war es ungefähr ebenso gegangen. Jeder Advokat, Grenzboten I 1W3 4-'
Wolski und Odczywvlski, zu der Szezcpanowski die Idee, die beiden andern Auf andern Gebieten war es ungefähr ebenso gegangen. Jeder Advokat, Grenzboten I 1W3 4-'
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Wolski und Odczywvlski, zu der Szezcpanowski die Idee, die beiden andern
das Geld mitgebracht hatten. Szezcpanowski war in Amerika gewesen, wurde
dann Abgeordneter für den Neichsrat, wo er als Berichterstatter für das
Budget eine große Rolle spielte. In den Kreisen der in Galizien herrschenden
Clique galt er als finanzielles Genie und war ein sehr einflußreiches Mit¬
glied. Doch stellte sich heraus, daß die Firma bei der galizischen Sparkasse
Wechselschulden von sechs Millionen Gulden hatte, von denen auf den gänz¬
lich vermögenslosen Szczepanowski nicht weniger als drei Millionen fielen.
Der 21. Januar 1899 war ein Tag des Schreckens für Galizien; entsetzt
stürzten die Einleger an die Schalter der Sparkasse, um ihr Geld zurück¬
zufordern. Die Regierung mußte eingreifen »ut der Sparkasse acht Millionen
zur Verfügung stellen, um ihren Zusammenbruch zu verhindern. Bemerkens¬
wert ist, daß der frühere Negierungskommissar Kleeberg, dem die Aufsicht über
die Geschäftsführung der Sparkasse oblag, schon ein Jahr vorher gegen die
Wirtschaftsgebaruug der Kasse protestiert hatte, jedoch ohne Erfolg, da Herr
Szezepnnowski in der Statthaltern mehr Einfluß hatte als der Regieruugs-
kommisfar.
Auf andern Gebieten war es ungefähr ebenso gegangen. Jeder Advokat,
Arzt, Schriftsteller oder Beamte war bankfähig, jeder wollte eine Industrie
gründen und lebte, wenn das nicht so leicht ging, bei dem leichten Kredit in
Hoffnung auf deu sicher nicht ausbleibenden Gewinn einstweilen wenigstens
über seiue Kräfte. Weil das Geld uur so floß, gab es schließlich aus natio¬
naler Gefälligkeit und zu nationalen Zwecken allerlei Ausgaben, für die ge¬
schäftliche Verbindlichkeiten erwuchsen, die wohl ebensowenig einbrachten wie
die künstlichen Industrien, aber doch auch gedeckt werden mußten. Es ist für
das Polentum bezeichnend, daß alle die in Frage kommenden Persönlichkeiten,
große und kleine Bankrottierer. Wechselfälscher und Betrüger als „nationale"
Patrioten auftraten, sodaß jede Kritik ihrer Handlungsweise und jedes Miß
trauen in ihre Geschäftsgebarung als Verrat an den heiligsten Gütern der
Nation gebrandmarkt worden wären. Die Spatzen auf dem Dache erzählten
sich längst schon die merkwürdigsten Geschichten über das finanzielle Treiben
gewisser meist hochgestellter Herren, aber der Staatsanwalt wußte nichts und
rührte sich nicht; er getraute sich nicht, in das solidarisch verbundne und ein
flußreiche Nest der Betrüger einzugreifen. Erst nachdem sie sich übers Wasser
geflüchtet hatten oder gestorben waren, leitete er die Untersuchung ein. meist
ohne Erfolg, denn mehr als anderswo heißt es in Galizien: „Der Lebende
hat Recht." Es fand eine Reihe von Betrugsprozcssen statt, von denen der
bedeutendste der der galizischen Sparkasse in Lemberg war. Aber der Haupt-
beschuldigte. der Direktor Zinn, war während der Untersuchung gestorben, die
vier andern Angeklagten wurden freigesprochen. Kenner des Landes und seiner
Zustände wunderten sich durchaus nicht über diesen Ausgang des Prozesses,
mehr darüber, daß er überhaupt zustande gekommen war. Denn das eme aus;
»um der polnischen Schlachtn lassen: an Opfermut und an geschlossenem Ein¬
treten fehlt es ihr nicht, sobald die nationale Ehre in Frage kommt. Die
galizische Sparkasse hatte nach dem großen Krach nnr zwei Millionen Kronen
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