Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches das war doch keine Frage. Man mußte "ur sehen, wie der alte Herr vor ihr stand, Das auch noch! Nun, es mochte sich so gehören nach dem plumpen Zufahren Am Nachmittag, nach einem fröhlichen Verlobungsessen, hatte Robert seine Schwer¬ Sieh, Jenn, nun hab ich dir doch Unrecht gethan; aber was redest dn auch In Jeans Herzkirschenaugen blitzte es auf; er hätte Robert gern vorgehalten, Weil ich erst lernen mußte, daß nicht alles Kinderei ist, was in Kinderherzen Die sechs Pariser Cousinen schüttelten ihre zierlichen Köpfchen und schlugen ihre Mutter, sie ästimieren unser Kindchen; nnn bin ich zufrieden! Maßgebliches und Unmaßgebliches Agrarsvzialismus. An der Revision des Sozialismus wird im akademischen nzboten IV 1902 49
Maßgebliches und Unmaßgebliches das war doch keine Frage. Man mußte »ur sehen, wie der alte Herr vor ihr stand, Das auch noch! Nun, es mochte sich so gehören nach dem plumpen Zufahren Am Nachmittag, nach einem fröhlichen Verlobungsessen, hatte Robert seine Schwer¬ Sieh, Jenn, nun hab ich dir doch Unrecht gethan; aber was redest dn auch In Jeans Herzkirschenaugen blitzte es auf; er hätte Robert gern vorgehalten, Weil ich erst lernen mußte, daß nicht alles Kinderei ist, was in Kinderherzen Die sechs Pariser Cousinen schüttelten ihre zierlichen Köpfchen und schlugen ihre Mutter, sie ästimieren unser Kindchen; nnn bin ich zufrieden! Maßgebliches und Unmaßgebliches Agrarsvzialismus. An der Revision des Sozialismus wird im akademischen nzboten IV 1902 49
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239183"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_2025" prev="#ID_2024"> das war doch keine Frage. Man mußte »ur sehen, wie der alte Herr vor ihr stand,<lb/> als er sagte: M bion, Mit« snMeusv, lo voila. es xrüoicmx üls, es xg.1(zri<zu, ^jg<lb/> vous 1'oklro. Oarävsi-ik se no in'en vöuillöiü xas.</p><lb/> <p xml:id="ID_2026"> Das auch noch! Nun, es mochte sich so gehören nach dem plumpen Zufahren<lb/> vom Abend vorher, wenn Grete ihn auch nicht ausreden ließ. Denn dieser Vater<lb/> ihres Jean saß ihr schon so breit im Herzen, daß sie gar nicht begriff, wie er noch<lb/> Raum neben ihrer großen Liebe gefunden hatte. —</p><lb/> <p xml:id="ID_2027"> Am Nachmittag, nach einem fröhlichen Verlobungsessen, hatte Robert seine Schwer¬<lb/> fälligkeit so weit überwunden, daß er sich zu einer scherzhaften Abbitte zurecht fand.</p><lb/> <p xml:id="ID_2028"> Sieh, Jenn, nun hab ich dir doch Unrecht gethan; aber was redest dn auch<lb/> so selbstverleumderisch von deinen 5mtÄnti1Ja,Ass.</p><lb/> <p xml:id="ID_2029"> In Jeans Herzkirschenaugen blitzte es auf; er hätte Robert gern vorgehalten,<lb/> was er dem Gretel alles zuleide gethan hatte — aber Franzosen sind höfliche Leute,<lb/> und dann erleichterte ihm auch das Glücksgefühl eine freundliche Antwort:</p><lb/> <p xml:id="ID_2030"> Weil ich erst lernen mußte, daß nicht alles Kinderei ist, was in Kinderherzen<lb/> "nporlvächst. —</p><lb/> <p xml:id="ID_2031"> Die sechs Pariser Cousinen schüttelten ihre zierlichen Köpfchen und schlugen ihre<lb/> feinen Händchen zusammen vor Entsetzen, als sie von Jeans deutscher Braut hörten,<lb/> ^le junge Frau Lepvre hat ihnen das Kopfschütteln bald abgewöhnt; und als die<lb/> ^tern Langner zum ersten mal in Enghien les bains zu Gast waren, stellte'der<lb/> <5meer seine mißtrauischen Beobachtungen sehr bald ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2032"> Mutter, sie ästimieren unser Kindchen; nnn bin ich zufrieden!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Agrarsvzialismus.</head> <p xml:id="ID_2033" next="#ID_2034"> An der Revision des Sozialismus wird im akademischen<lb/> ^erlag s^ale Wissenschaften von Dr. John Edelheim in Berlin und Bern<lb/> lwßig weiter gearbeitet. Für die Agrarpolitik besorgt Dr. Alfred Nossig die<lb/> Arbeit in dem soeben erschienenen zweiten Teile seines Systems des Sozialismus.<lb/> wie Kritik richtet sich nach zwei Seiten. Den Manchesterleuten beweist er, daß<lb/> °^ sogenannte wirtschaftliche Freiheit auf keinem Gebiete so viel Unheil angerichtet<lb/> labe als ans dem der Landwirtschaft und namentlich des Bauerndaseins, und er<lb/> 9 ?>c ^ diese sogenannte Freiheit noch fortwährend den Bauer expropriiert,<lb/> ^"fuudien anhäuft, einen Zustand zur Folge hat, wo der Maun, dem der Acker<lb/> ge)ort, und der Mann, der ihn bestellt, zwei verschiedne Personen sind, und wie sie<lb/> « Land entvölkert, den Zug nach der Stadt, nach der Fabrik erzeugt. In den<lb/> r ^"'töten Staaten, wo die Regierung das reichlich vorhandne Land in der leicht-<lb/> eiÄ f ""^ gewissenlosesten Weise an Kapitalisten verschleudert hat. ist das tmM-<lb/> Akti das heißt die fabrikmäßige Bewirtschaftung von Riesengütern für<lb/> w Gesellschaften, eine geradezu fluchwürdige Betriebsfvrm geworden, die von der<lb/> um°> Landlebens, von seinen sittlichen, gemütlichen und hygienischen Vorzügen<lb/> Wolf""' ^""^ ^se keinen kümmerlichen Rest mehr erhalten hat. Diese Art Laut-<lb/> rach ^ ^ selbstverständlich nebenbei auch Raubbau, und Nossig weist außerdem<lb/> y' daß anch unsre rationelle deutsche Landwirtschaft solcher ist, wenn much in<lb/> ? /"serm Maße. Denn Liebigs Ersatztheorie übertreibe zwar, sei aber der Haupt-<lb/> u)e nach richtig. Mineraldünger könne den Naturdünger niemals vollständig er-<lb/> n^n ' ""^ die Lebensmittel nicht dort verzehrt werden, wo sie wachsen, so<lb/> .^ Zuletzt Erschöpfung des Bodens die Agrarländer zu Gründe richten. Den<lb/> ^ ^boxen Marxisten aber wird klar gemacht, daß der Bauernstand noch keineswegs<lb/> dem Ruin stehe, und daß auch kein vernünftiger Grund vorhanden sei, seine<lb/> Gre</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> nzboten IV 1902 49</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
das war doch keine Frage. Man mußte »ur sehen, wie der alte Herr vor ihr stand,
als er sagte: M bion, Mit« snMeusv, lo voila. es xrüoicmx üls, es xg.1(zri<zu, ^jg
vous 1'oklro. Oarävsi-ik se no in'en vöuillöiü xas.
Das auch noch! Nun, es mochte sich so gehören nach dem plumpen Zufahren
vom Abend vorher, wenn Grete ihn auch nicht ausreden ließ. Denn dieser Vater
ihres Jean saß ihr schon so breit im Herzen, daß sie gar nicht begriff, wie er noch
Raum neben ihrer großen Liebe gefunden hatte. —
Am Nachmittag, nach einem fröhlichen Verlobungsessen, hatte Robert seine Schwer¬
fälligkeit so weit überwunden, daß er sich zu einer scherzhaften Abbitte zurecht fand.
Sieh, Jenn, nun hab ich dir doch Unrecht gethan; aber was redest dn auch
so selbstverleumderisch von deinen 5mtÄnti1Ja,Ass.
In Jeans Herzkirschenaugen blitzte es auf; er hätte Robert gern vorgehalten,
was er dem Gretel alles zuleide gethan hatte — aber Franzosen sind höfliche Leute,
und dann erleichterte ihm auch das Glücksgefühl eine freundliche Antwort:
Weil ich erst lernen mußte, daß nicht alles Kinderei ist, was in Kinderherzen
"nporlvächst. —
Die sechs Pariser Cousinen schüttelten ihre zierlichen Köpfchen und schlugen ihre
feinen Händchen zusammen vor Entsetzen, als sie von Jeans deutscher Braut hörten,
^le junge Frau Lepvre hat ihnen das Kopfschütteln bald abgewöhnt; und als die
^tern Langner zum ersten mal in Enghien les bains zu Gast waren, stellte'der
<5meer seine mißtrauischen Beobachtungen sehr bald ein.
Mutter, sie ästimieren unser Kindchen; nnn bin ich zufrieden!
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Agrarsvzialismus. An der Revision des Sozialismus wird im akademischen
^erlag s^ale Wissenschaften von Dr. John Edelheim in Berlin und Bern
lwßig weiter gearbeitet. Für die Agrarpolitik besorgt Dr. Alfred Nossig die
Arbeit in dem soeben erschienenen zweiten Teile seines Systems des Sozialismus.
wie Kritik richtet sich nach zwei Seiten. Den Manchesterleuten beweist er, daß
°^ sogenannte wirtschaftliche Freiheit auf keinem Gebiete so viel Unheil angerichtet
labe als ans dem der Landwirtschaft und namentlich des Bauerndaseins, und er
9 ?>c ^ diese sogenannte Freiheit noch fortwährend den Bauer expropriiert,
^"fuudien anhäuft, einen Zustand zur Folge hat, wo der Maun, dem der Acker
ge)ort, und der Mann, der ihn bestellt, zwei verschiedne Personen sind, und wie sie
« Land entvölkert, den Zug nach der Stadt, nach der Fabrik erzeugt. In den
r ^"'töten Staaten, wo die Regierung das reichlich vorhandne Land in der leicht-
eiÄ f ""^ gewissenlosesten Weise an Kapitalisten verschleudert hat. ist das tmM-
Akti das heißt die fabrikmäßige Bewirtschaftung von Riesengütern für
w Gesellschaften, eine geradezu fluchwürdige Betriebsfvrm geworden, die von der
um°> Landlebens, von seinen sittlichen, gemütlichen und hygienischen Vorzügen
Wolf""' ^""^ ^se keinen kümmerlichen Rest mehr erhalten hat. Diese Art Laut-
rach ^ ^ selbstverständlich nebenbei auch Raubbau, und Nossig weist außerdem
y' daß anch unsre rationelle deutsche Landwirtschaft solcher ist, wenn much in
? /"serm Maße. Denn Liebigs Ersatztheorie übertreibe zwar, sei aber der Haupt-
u)e nach richtig. Mineraldünger könne den Naturdünger niemals vollständig er-
n^n ' ""^ die Lebensmittel nicht dort verzehrt werden, wo sie wachsen, so
.^ Zuletzt Erschöpfung des Bodens die Agrarländer zu Gründe richten. Den
^ ^boxen Marxisten aber wird klar gemacht, daß der Bauernstand noch keineswegs
dem Ruin stehe, und daß auch kein vernünftiger Grund vorhanden sei, seine
Gre
nzboten IV 1902 49
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