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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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ist schon vor längerer Zeit der Versuch eines Landregisters gemacht worden,
ohne aber Nachfolge zu findein Die Anwälte sind ans leicht erklärlichen
Gründen gegen eine Einrichtung, die ihnen eine gewinnreiche Thätigkeit ver¬
kürzt, und viele Eigentumsrechte sind nicht so einwandfrei, daß ihre Inhaber
sie ohne Not eine Prüfung durchmachen lassen. Für die Grafschaft London
ist 1899 und für die City 1902 eine Negistration der Lcmdverkäufe eingeführt
worden. Der Zweck war nur, den Landnmsntz zu erleichtern; denn Hypo¬
theken werden nicht eingetragen, und das Register ist ohne besondre Erlaubnis
nicht zugänglich. Aber sehr billig ist der Landkauf immer noch nicht. Eine
kürzliche Eintragung über einen Gegenstand im Werte von 250 Pfund kostete
den glücklichen Käufer 12 Pfund 14 Schillinge und 3 Pence. In den übrigen
Grafschaften ist noch alles beim alten.

Die Geheimthuerei war die natürliche Folge des Streits zwischen den
Gesetzen der großen Barone und ihrer Auslegung durch die Richter, die mit
den Anwälten einer freiern Anschauung huldigten. Der Streit endete mit dem
Untergänge der großen Geschlechter durch die Rosenkriege, und die Gesetze
wurden ganz hinfällig mit der Aufhebung des Lchnsverbands, 1636 durch
das lange Parlament und 1660 durch Karl II. Das Laud der Vasallen war
hinfort freies Eigentum.

Was nun die großen Lehnsherren mit der Macht der Gesetze des Parla¬
ments nicht hatten erzwingen können, das wurde zur Regel durch den Ehr¬
geiz des Landadels, der darin mit den Großen einer Meinung war, so gern
er sich den Anforderungen der Großen entzog.

(Fortsetzung folgt)




Homer und Mycene

le von Schliemann inaugurierten Ausgrabungen haben der Homer-
forschnng eine Menge Schwierigkeiten bereitet, ihr aber doch auch
zugleich eine neue, solidere Grundlage geschaffen, und während die
Forscher noch immer neue Hypothesen über einzelnes zu Tage för¬
dern, hat ein englischer Gelehrter, William Ridgeway, mit
kühnem Griff das Ganze umfaßt und auf der neuen archäologischen Grundlage eine
Geschichte des Urgriechcntnms aufgebaut, die er, mit allem antiquarischen, histo¬
rischen und philologischen Material und Werkzeug ausgerüstet, in hohem Grade
glaubhaft macht. Wir versuchen, von Hauptinhalt des ersten Bandes seines
Werkes: ?dro I^ri^ ok Sröövö ((ÄmbriclM, Universir^ ?ro88, 1901; der
zweite Band soll erschienen sein, ist aber uns der Bibliothek, die uns freundlich
"ersorgt, noch nicht vorhanden) einen Abriß zu geben.

Die Ausgrabungen haben eine Kultur nachgewiesen, die nach dem Haupt-
sundorte ihrer Produkte die myeenische genannt wird. Außer dem Peloponnes


ist schon vor längerer Zeit der Versuch eines Landregisters gemacht worden,
ohne aber Nachfolge zu findein Die Anwälte sind ans leicht erklärlichen
Gründen gegen eine Einrichtung, die ihnen eine gewinnreiche Thätigkeit ver¬
kürzt, und viele Eigentumsrechte sind nicht so einwandfrei, daß ihre Inhaber
sie ohne Not eine Prüfung durchmachen lassen. Für die Grafschaft London
ist 1899 und für die City 1902 eine Negistration der Lcmdverkäufe eingeführt
worden. Der Zweck war nur, den Landnmsntz zu erleichtern; denn Hypo¬
theken werden nicht eingetragen, und das Register ist ohne besondre Erlaubnis
nicht zugänglich. Aber sehr billig ist der Landkauf immer noch nicht. Eine
kürzliche Eintragung über einen Gegenstand im Werte von 250 Pfund kostete
den glücklichen Käufer 12 Pfund 14 Schillinge und 3 Pence. In den übrigen
Grafschaften ist noch alles beim alten.

Die Geheimthuerei war die natürliche Folge des Streits zwischen den
Gesetzen der großen Barone und ihrer Auslegung durch die Richter, die mit
den Anwälten einer freiern Anschauung huldigten. Der Streit endete mit dem
Untergänge der großen Geschlechter durch die Rosenkriege, und die Gesetze
wurden ganz hinfällig mit der Aufhebung des Lchnsverbands, 1636 durch
das lange Parlament und 1660 durch Karl II. Das Laud der Vasallen war
hinfort freies Eigentum.

Was nun die großen Lehnsherren mit der Macht der Gesetze des Parla¬
ments nicht hatten erzwingen können, das wurde zur Regel durch den Ehr¬
geiz des Landadels, der darin mit den Großen einer Meinung war, so gern
er sich den Anforderungen der Großen entzog.

(Fortsetzung folgt)




Homer und Mycene

le von Schliemann inaugurierten Ausgrabungen haben der Homer-
forschnng eine Menge Schwierigkeiten bereitet, ihr aber doch auch
zugleich eine neue, solidere Grundlage geschaffen, und während die
Forscher noch immer neue Hypothesen über einzelnes zu Tage för¬
dern, hat ein englischer Gelehrter, William Ridgeway, mit
kühnem Griff das Ganze umfaßt und auf der neuen archäologischen Grundlage eine
Geschichte des Urgriechcntnms aufgebaut, die er, mit allem antiquarischen, histo¬
rischen und philologischen Material und Werkzeug ausgerüstet, in hohem Grade
glaubhaft macht. Wir versuchen, von Hauptinhalt des ersten Bandes seines
Werkes: ?dro I^ri^ ok Sröövö ((ÄmbriclM, Universir^ ?ro88, 1901; der
zweite Band soll erschienen sein, ist aber uns der Bibliothek, die uns freundlich
"ersorgt, noch nicht vorhanden) einen Abriß zu geben.

Die Ausgrabungen haben eine Kultur nachgewiesen, die nach dem Haupt-
sundorte ihrer Produkte die myeenische genannt wird. Außer dem Peloponnes


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/25>, abgerufen am 01.09.2024.