Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

der russischen Währung ins Auge, so herrscht in Rußland so wenig die Gold¬
währung wie in Österreich-Ungarn, für dessen Währungsverhältnisse, ungeachtet
der im Jahre 1892 in Angriff genommnen "Valutareform," der Zwangskurs für
das Papiergeld das charakteristische Merkmal geblieben ist.

Die Beziehungen dieses merkwürdigen "Dreibundes" fanden eine ziemlich
schroffe Unterbrechung um das Jahr 1899/1900, als auf den europäischen Märkten
eine empfindliche Geldknappheit zu Tage trat, und weder Deutschland noch Frank¬
reich ihre seitherigen "Funktionen" dem russischen Reiche gegenüber zu erfüllen in
der Lage waren. Es blieb deshalb dem russischen Finanzminister nichts andres
übrig, als wieder einmal einen Fühler nach England auszustrecken. Im April
1899 veröffentlichten die "Times" einen geheimen Bericht des russischen Finanz-
ministers an das Ministerkomitee über die englisch-russischen Handelsbeziehungen,
worin gesagt war, daß England der einzige Markt sei, auf dem Rußland einen
Ausgleich für die Depression seiner Landwirtschaft finden könne. Zudem komme
England ebensosehr als Markt für die Unterbringung russischer Anleihen in Be¬
tracht, wie es vor den Wirren um der afghanischen Grenze der Fall gewesen sei.
Diese Umstände, sowie das damalige schutzzöllnerische Verhalten Frankreichs Hütten
ihn (Witte) veranlaßt, der Lage des englischen Marktes seine besondre Aufmerk¬
samkeit zuzuwenden. Diese Darstellung ist zwar vom russischen Finanzministerium demen-
tiert worden; nicht aber konnte die Thatsache dementiert werden, daß bald darauf
der Vertreter des Berliner Emissionshanses Mendelssohn & Co. nach London reiste,
um die dortige Finanzwelt für eine größere russische Anleihe -- man sprach von
fünfzehn Millionen Pfund Sterling -- zu interessieren. Wer sich darüber klar
ist, daß England dem russischen Reiche seine Kapitalkraft uur gegen greifbare
politische Konzessionen -- Konzessionen mithin, die Rußland am allerwenigsten zu
gewähren geneigt ist -- zur Verfügung stellen kann, wer sich des Umstandes be¬
wußt war, daß die Einführung einer großern russischen Anleihe an der Londoner
Börse unter wirklicher Beteiligung des englischen Kapitals ein politisches Ereignis
ersten Ranges gewesen wäre: die Wiedereröffnung des politischen Kontos, das im
Jahre 1885 von beiden Kontrahenten in brüsker Form geschlossen worden war,
konnte von vornherein nicht im Zweifel über den Erfolg einer Reise sein, die nur
ans dem Gesichtskreise eines durch "Provisivnsrücksichten" bestimmten Krämergeistes
der Berliner Emissionsfirma unternommen worden war. Am 27. Mai 1899 wurde
denn anch dem Vertreter der Berliner Emissionsfirma mit folgender Erklärung der
"Times" die Thür gewiesen: "Es möchte scheinen -....... schrieb das Blatt an diesem
Tage --, daß Rußland so sehr auf unsre Gutmütigkeit pocht, daß es glaubt, für
seine Zwecke britisches Kapital erlangen zu können, an dessen Verwendung in China
es uus hindert. Es darf angenommen werden, daß sich britische Kapitalisten mehr
als einmal oder zweimal bedenken, ehe sie ihr Kapital zu einem Zwecke hergeben,
der sich gegen sie selbst richtet." Das ließ um Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig!
man ließ die englisch-russische "Zweibundanleihe" auf sich beruhen und legte pro
t'orna eine russische Eisenbahnanleihe - - unter dieser Form borgt Rußland mit Vor¬
liebe - in Höhe von 2975000 Pfund Sterling auf. Mit noch nicht drei Mil¬
lionen Pfund Sterling, sage und schreibe sechzig Millionen Mark, war der Hei߬
hunger des englischen Kapitals nach neuen russische" Werten auf Jahrzehnte hinaus
befriedigt.

Ungleich bedenklicher als die geschilderten Schwierigkeiten in betreff der Geld¬
beschaffung war für die Kreise des russischen Finnnzmiuisters die politische Episode
im Jahre 1899, als der deutsche Kaiser in den nordischen Gewässern durch den
Besuch des Kriegsschiffes "Iphigenie" einen weitern Schritt zur Befestigung des
guten Eiuveruehmens zwischen Deutschland und Frankreich unternahm. Dieser Vor¬
gang, se, sehr er auch in der Richtung der allgemeinen Friedensideale der bekannt¬
lich von Rußland selbst einberufncu Haager Friedenskonferenz lag, war gleichwohl
in Petersburg mit steigender Unrnhe beobachtet worden, wo man sich unter keinen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

der russischen Währung ins Auge, so herrscht in Rußland so wenig die Gold¬
währung wie in Österreich-Ungarn, für dessen Währungsverhältnisse, ungeachtet
der im Jahre 1892 in Angriff genommnen „Valutareform," der Zwangskurs für
das Papiergeld das charakteristische Merkmal geblieben ist.

Die Beziehungen dieses merkwürdigen „Dreibundes" fanden eine ziemlich
schroffe Unterbrechung um das Jahr 1899/1900, als auf den europäischen Märkten
eine empfindliche Geldknappheit zu Tage trat, und weder Deutschland noch Frank¬
reich ihre seitherigen „Funktionen" dem russischen Reiche gegenüber zu erfüllen in
der Lage waren. Es blieb deshalb dem russischen Finanzminister nichts andres
übrig, als wieder einmal einen Fühler nach England auszustrecken. Im April
1899 veröffentlichten die „Times" einen geheimen Bericht des russischen Finanz-
ministers an das Ministerkomitee über die englisch-russischen Handelsbeziehungen,
worin gesagt war, daß England der einzige Markt sei, auf dem Rußland einen
Ausgleich für die Depression seiner Landwirtschaft finden könne. Zudem komme
England ebensosehr als Markt für die Unterbringung russischer Anleihen in Be¬
tracht, wie es vor den Wirren um der afghanischen Grenze der Fall gewesen sei.
Diese Umstände, sowie das damalige schutzzöllnerische Verhalten Frankreichs Hütten
ihn (Witte) veranlaßt, der Lage des englischen Marktes seine besondre Aufmerk¬
samkeit zuzuwenden. Diese Darstellung ist zwar vom russischen Finanzministerium demen-
tiert worden; nicht aber konnte die Thatsache dementiert werden, daß bald darauf
der Vertreter des Berliner Emissionshanses Mendelssohn & Co. nach London reiste,
um die dortige Finanzwelt für eine größere russische Anleihe — man sprach von
fünfzehn Millionen Pfund Sterling — zu interessieren. Wer sich darüber klar
ist, daß England dem russischen Reiche seine Kapitalkraft uur gegen greifbare
politische Konzessionen — Konzessionen mithin, die Rußland am allerwenigsten zu
gewähren geneigt ist — zur Verfügung stellen kann, wer sich des Umstandes be¬
wußt war, daß die Einführung einer großern russischen Anleihe an der Londoner
Börse unter wirklicher Beteiligung des englischen Kapitals ein politisches Ereignis
ersten Ranges gewesen wäre: die Wiedereröffnung des politischen Kontos, das im
Jahre 1885 von beiden Kontrahenten in brüsker Form geschlossen worden war,
konnte von vornherein nicht im Zweifel über den Erfolg einer Reise sein, die nur
ans dem Gesichtskreise eines durch „Provisivnsrücksichten" bestimmten Krämergeistes
der Berliner Emissionsfirma unternommen worden war. Am 27. Mai 1899 wurde
denn anch dem Vertreter der Berliner Emissionsfirma mit folgender Erklärung der
„Times" die Thür gewiesen: „Es möchte scheinen -....... schrieb das Blatt an diesem
Tage —, daß Rußland so sehr auf unsre Gutmütigkeit pocht, daß es glaubt, für
seine Zwecke britisches Kapital erlangen zu können, an dessen Verwendung in China
es uus hindert. Es darf angenommen werden, daß sich britische Kapitalisten mehr
als einmal oder zweimal bedenken, ehe sie ihr Kapital zu einem Zwecke hergeben,
der sich gegen sie selbst richtet." Das ließ um Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig!
man ließ die englisch-russische „Zweibundanleihe" auf sich beruhen und legte pro
t'orna eine russische Eisenbahnanleihe - - unter dieser Form borgt Rußland mit Vor¬
liebe - in Höhe von 2975000 Pfund Sterling auf. Mit noch nicht drei Mil¬
lionen Pfund Sterling, sage und schreibe sechzig Millionen Mark, war der Hei߬
hunger des englischen Kapitals nach neuen russische» Werten auf Jahrzehnte hinaus
befriedigt.

Ungleich bedenklicher als die geschilderten Schwierigkeiten in betreff der Geld¬
beschaffung war für die Kreise des russischen Finnnzmiuisters die politische Episode
im Jahre 1899, als der deutsche Kaiser in den nordischen Gewässern durch den
Besuch des Kriegsschiffes „Iphigenie" einen weitern Schritt zur Befestigung des
guten Eiuveruehmens zwischen Deutschland und Frankreich unternahm. Dieser Vor¬
gang, se, sehr er auch in der Richtung der allgemeinen Friedensideale der bekannt¬
lich von Rußland selbst einberufncu Haager Friedenskonferenz lag, war gleichwohl
in Petersburg mit steigender Unrnhe beobachtet worden, wo man sich unter keinen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0224" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239012"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1104" prev="#ID_1103"> der russischen Währung ins Auge, so herrscht in Rußland so wenig die Gold¬<lb/>
währung wie in Österreich-Ungarn, für dessen Währungsverhältnisse, ungeachtet<lb/>
der im Jahre 1892 in Angriff genommnen &#x201E;Valutareform," der Zwangskurs für<lb/>
das Papiergeld das charakteristische Merkmal geblieben ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1105"> Die Beziehungen dieses merkwürdigen &#x201E;Dreibundes" fanden eine ziemlich<lb/>
schroffe Unterbrechung um das Jahr 1899/1900, als auf den europäischen Märkten<lb/>
eine empfindliche Geldknappheit zu Tage trat, und weder Deutschland noch Frank¬<lb/>
reich ihre seitherigen &#x201E;Funktionen" dem russischen Reiche gegenüber zu erfüllen in<lb/>
der Lage waren. Es blieb deshalb dem russischen Finanzminister nichts andres<lb/>
übrig, als wieder einmal einen Fühler nach England auszustrecken. Im April<lb/>
1899 veröffentlichten die &#x201E;Times" einen geheimen Bericht des russischen Finanz-<lb/>
ministers an das Ministerkomitee über die englisch-russischen Handelsbeziehungen,<lb/>
worin gesagt war, daß England der einzige Markt sei, auf dem Rußland einen<lb/>
Ausgleich für die Depression seiner Landwirtschaft finden könne. Zudem komme<lb/>
England ebensosehr als Markt für die Unterbringung russischer Anleihen in Be¬<lb/>
tracht, wie es vor den Wirren um der afghanischen Grenze der Fall gewesen sei.<lb/>
Diese Umstände, sowie das damalige schutzzöllnerische Verhalten Frankreichs Hütten<lb/>
ihn (Witte) veranlaßt, der Lage des englischen Marktes seine besondre Aufmerk¬<lb/>
samkeit zuzuwenden. Diese Darstellung ist zwar vom russischen Finanzministerium demen-<lb/>
tiert worden; nicht aber konnte die Thatsache dementiert werden, daß bald darauf<lb/>
der Vertreter des Berliner Emissionshanses Mendelssohn &amp; Co. nach London reiste,<lb/>
um die dortige Finanzwelt für eine größere russische Anleihe &#x2014; man sprach von<lb/>
fünfzehn Millionen Pfund Sterling &#x2014; zu interessieren. Wer sich darüber klar<lb/>
ist, daß England dem russischen Reiche seine Kapitalkraft uur gegen greifbare<lb/>
politische Konzessionen &#x2014; Konzessionen mithin, die Rußland am allerwenigsten zu<lb/>
gewähren geneigt ist &#x2014; zur Verfügung stellen kann, wer sich des Umstandes be¬<lb/>
wußt war, daß die Einführung einer großern russischen Anleihe an der Londoner<lb/>
Börse unter wirklicher Beteiligung des englischen Kapitals ein politisches Ereignis<lb/>
ersten Ranges gewesen wäre: die Wiedereröffnung des politischen Kontos, das im<lb/>
Jahre 1885 von beiden Kontrahenten in brüsker Form geschlossen worden war,<lb/>
konnte von vornherein nicht im Zweifel über den Erfolg einer Reise sein, die nur<lb/>
ans dem Gesichtskreise eines durch &#x201E;Provisivnsrücksichten" bestimmten Krämergeistes<lb/>
der Berliner Emissionsfirma unternommen worden war. Am 27. Mai 1899 wurde<lb/>
denn anch dem Vertreter der Berliner Emissionsfirma mit folgender Erklärung der<lb/>
&#x201E;Times" die Thür gewiesen: &#x201E;Es möchte scheinen -.......  schrieb das Blatt an diesem<lb/>
Tage &#x2014;, daß Rußland so sehr auf unsre Gutmütigkeit pocht, daß es glaubt, für<lb/>
seine Zwecke britisches Kapital erlangen zu können, an dessen Verwendung in China<lb/>
es uus hindert. Es darf angenommen werden, daß sich britische Kapitalisten mehr<lb/>
als einmal oder zweimal bedenken, ehe sie ihr Kapital zu einem Zwecke hergeben,<lb/>
der sich gegen sie selbst richtet." Das ließ um Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig!<lb/>
man ließ die englisch-russische &#x201E;Zweibundanleihe" auf sich beruhen und legte pro<lb/>
t'orna eine russische Eisenbahnanleihe - - unter dieser Form borgt Rußland mit Vor¬<lb/>
liebe - in Höhe von 2975000 Pfund Sterling auf. Mit noch nicht drei Mil¬<lb/>
lionen Pfund Sterling, sage und schreibe sechzig Millionen Mark, war der Hei߬<lb/>
hunger des englischen Kapitals nach neuen russische» Werten auf Jahrzehnte hinaus<lb/>
befriedigt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1106" next="#ID_1107"> Ungleich bedenklicher als die geschilderten Schwierigkeiten in betreff der Geld¬<lb/>
beschaffung war für die Kreise des russischen Finnnzmiuisters die politische Episode<lb/>
im Jahre 1899, als der deutsche Kaiser in den nordischen Gewässern durch den<lb/>
Besuch des Kriegsschiffes &#x201E;Iphigenie" einen weitern Schritt zur Befestigung des<lb/>
guten Eiuveruehmens zwischen Deutschland und Frankreich unternahm. Dieser Vor¬<lb/>
gang, se, sehr er auch in der Richtung der allgemeinen Friedensideale der bekannt¬<lb/>
lich von Rußland selbst einberufncu Haager Friedenskonferenz lag, war gleichwohl<lb/>
in Petersburg mit steigender Unrnhe beobachtet worden, wo man sich unter keinen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0224] Maßgebliches und Unmaßgebliches der russischen Währung ins Auge, so herrscht in Rußland so wenig die Gold¬ währung wie in Österreich-Ungarn, für dessen Währungsverhältnisse, ungeachtet der im Jahre 1892 in Angriff genommnen „Valutareform," der Zwangskurs für das Papiergeld das charakteristische Merkmal geblieben ist. Die Beziehungen dieses merkwürdigen „Dreibundes" fanden eine ziemlich schroffe Unterbrechung um das Jahr 1899/1900, als auf den europäischen Märkten eine empfindliche Geldknappheit zu Tage trat, und weder Deutschland noch Frank¬ reich ihre seitherigen „Funktionen" dem russischen Reiche gegenüber zu erfüllen in der Lage waren. Es blieb deshalb dem russischen Finanzminister nichts andres übrig, als wieder einmal einen Fühler nach England auszustrecken. Im April 1899 veröffentlichten die „Times" einen geheimen Bericht des russischen Finanz- ministers an das Ministerkomitee über die englisch-russischen Handelsbeziehungen, worin gesagt war, daß England der einzige Markt sei, auf dem Rußland einen Ausgleich für die Depression seiner Landwirtschaft finden könne. Zudem komme England ebensosehr als Markt für die Unterbringung russischer Anleihen in Be¬ tracht, wie es vor den Wirren um der afghanischen Grenze der Fall gewesen sei. Diese Umstände, sowie das damalige schutzzöllnerische Verhalten Frankreichs Hütten ihn (Witte) veranlaßt, der Lage des englischen Marktes seine besondre Aufmerk¬ samkeit zuzuwenden. Diese Darstellung ist zwar vom russischen Finanzministerium demen- tiert worden; nicht aber konnte die Thatsache dementiert werden, daß bald darauf der Vertreter des Berliner Emissionshanses Mendelssohn & Co. nach London reiste, um die dortige Finanzwelt für eine größere russische Anleihe — man sprach von fünfzehn Millionen Pfund Sterling — zu interessieren. Wer sich darüber klar ist, daß England dem russischen Reiche seine Kapitalkraft uur gegen greifbare politische Konzessionen — Konzessionen mithin, die Rußland am allerwenigsten zu gewähren geneigt ist — zur Verfügung stellen kann, wer sich des Umstandes be¬ wußt war, daß die Einführung einer großern russischen Anleihe an der Londoner Börse unter wirklicher Beteiligung des englischen Kapitals ein politisches Ereignis ersten Ranges gewesen wäre: die Wiedereröffnung des politischen Kontos, das im Jahre 1885 von beiden Kontrahenten in brüsker Form geschlossen worden war, konnte von vornherein nicht im Zweifel über den Erfolg einer Reise sein, die nur ans dem Gesichtskreise eines durch „Provisivnsrücksichten" bestimmten Krämergeistes der Berliner Emissionsfirma unternommen worden war. Am 27. Mai 1899 wurde denn anch dem Vertreter der Berliner Emissionsfirma mit folgender Erklärung der „Times" die Thür gewiesen: „Es möchte scheinen -....... schrieb das Blatt an diesem Tage —, daß Rußland so sehr auf unsre Gutmütigkeit pocht, daß es glaubt, für seine Zwecke britisches Kapital erlangen zu können, an dessen Verwendung in China es uus hindert. Es darf angenommen werden, daß sich britische Kapitalisten mehr als einmal oder zweimal bedenken, ehe sie ihr Kapital zu einem Zwecke hergeben, der sich gegen sie selbst richtet." Das ließ um Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig! man ließ die englisch-russische „Zweibundanleihe" auf sich beruhen und legte pro t'orna eine russische Eisenbahnanleihe - - unter dieser Form borgt Rußland mit Vor¬ liebe - in Höhe von 2975000 Pfund Sterling auf. Mit noch nicht drei Mil¬ lionen Pfund Sterling, sage und schreibe sechzig Millionen Mark, war der Hei߬ hunger des englischen Kapitals nach neuen russische» Werten auf Jahrzehnte hinaus befriedigt. Ungleich bedenklicher als die geschilderten Schwierigkeiten in betreff der Geld¬ beschaffung war für die Kreise des russischen Finnnzmiuisters die politische Episode im Jahre 1899, als der deutsche Kaiser in den nordischen Gewässern durch den Besuch des Kriegsschiffes „Iphigenie" einen weitern Schritt zur Befestigung des guten Eiuveruehmens zwischen Deutschland und Frankreich unternahm. Dieser Vor¬ gang, se, sehr er auch in der Richtung der allgemeinen Friedensideale der bekannt¬ lich von Rußland selbst einberufncu Haager Friedenskonferenz lag, war gleichwohl in Petersburg mit steigender Unrnhe beobachtet worden, wo man sich unter keinen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/224
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/224>, abgerufen am 01.09.2024.