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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Heimkehr

Stroh- und Heurestchen, die sich mit dem Straßenstaub angesetzt hatten, und der
Sohn strängte die Pferde an. Indem er selber aufstieg, fragte der Mann mit
seinem schlausten Katzenbuckel, ob Jahr mitfahren wolle.

Jahr lehnte es ab. Der junge Mensch ließ dann die Leinen locker, und das
Gefährt mit dem hochnackigen Ehemann, der fetten Ehefrau und dem Sohn, der
seinen Kurs verloren hatte, weil er um deu Hof und das Vieh ausharren mußte,
rollte von dannen.

Dich kenn ich, sagte Jahr wieder vor sich hin, dich kenn ich auch! Er
schritt weiter. Der Gebirgszug schwang sich vor, als wolle er den Weg versperren,
hohe Berge mit spitz zulaufenden Gipfeln und breiter Basis reckten sich steil zum
Himmel empor.

Als die Thalsohle erreicht war, bog sein Weg um und führte über die Wiesen,
die im zarten lila Schimmer von tausend und aber tausend knospenden und er¬
schlossenen Kelchen der Herbstzeitlose standen. Dann ging es weiter über die Saal¬
brücke und an den letzten Häusern von Goschen vorüber. Und hier, zu Füßen des
jenseitigen Höhenzuges, auf dem schmalen, flachen, sandigen Landweg zog klappernd
und eintönig wieder vor ihm her die Fichtenfuhre, das Pferd rin dem einer Mulde
ähnelnden Senkrücken und den langen steifen Beinen, die es müde vorsetzte, und
der krank aussehende Mensch, der jetzt die Leinen um den Wagenbaum geschlungen
hatte und mit herabhängenden Armen gleichgiltig neben seiner Ladung herschritt.

Jahr blieb zurück. Hier, wo er jetzt stand, kannte er jeden Berg. Jede
Krümmung des Flusses war ihm bekannt. Hier, ans diesen Wegen, zwischen diesen
Bergen und Dörfern, die sich mit ihren roten Ziegeldächern und schwarzgrauen Schiefer¬
dächern zu beiden Seiten des Flusses ausbreiteten, hier hatte er seine Kindheit
verlebt und seine Jugendjahre. Diese Wege und diese Berge und diese Dörfer
wiederzusehen, dazu war er gekommen. Dünne kleine Thränen fingen an über
seine Wangen zu laufen, das Weh der Heimkehr packte ihn wie ein überstarker
Mann und schüttelte ihn. Wie ein zorniger Niese fiel es über ihn her und er¬
würgte ihn fast.

Da drüben auf der Chaussee, wo der rote Sandstein zwischen dem Fichten-
Wuchs aufragte, da hatte er mit Herbert Beckmann gerungen, da waren sie mit
den Messern aufeinander losgegangen, die beiden Herzbrüder. Hier unter in der
Ortschaft stromauf war er abends um des Dictzel-Schmieds Haus geschlichen, daß
er des Dietzel-Schmieds schöne Tochter treffen wollte.

Er sah sie leibhaftig auftauchen vor seinem Geiste, mit ihrem roten Schmoll-
mnnd und den kleinen Eigensinnsfältchen über der Nase und den braunen Augen,
die alle Bursche verheißend anblitzten und sie in Feuer versetzte,?. -- Er sah sie,
wie sie sich drehte mit ihrer feinen hübschen Gestalt und ihre Röcke schwenkte, auf
daß die Bursche uach ihr sähen. Und er sah auch den Pfeiff-Schneider vor sich,
einen behenden Burschen und Bruder Unverschämt, und da ein Stückchen stromauf
die Stelle, wo der als ein halbwüchsiger Junge seinen Schulgenossen Adam Jahr
in die Saale getrieben hatte. Was das nur für eine Ehe mochte abgegeben haben,
die zwischen dem Pfeiff-Schneider und Almen Dietzcl . . .

Er stand und sann. Wie Nebel lag es vor seinen Gedanken, wie Nebel, der
sich zu heben begann, und der sacht verflatterte. Und da sah er auf flachem Sand¬
wege einen Kastenwagen, den ein Mädchen am Riemen zog, dasselbe Mädchen,
das er nachher stehn sah im fließenden Sonnenschein, wie es hinter der vorgehaltenen
Schürze bitterlich weinte.

Hier gerade mochte die Stelle sein, wo er von Priska Abschied genommen
hatte. Ob er umkehrte, um in Goschen beim Tätscherbäcker vorzusprechen? Eine
unerklärliche Angst erfaßte den alten Wandersmann, er könne erfahren, daß Priska
gestorben sei. Der Pfeiff-Schneider war ohne Zweifel tot, Herbert Beckmann war
verschollen und verdorben oder ebenfalls gestorben. Wer konnte wissen, ob die
beiden Frauen noch lebten? Und nun erging es ihm sonderbar: es wurde ihm


Heimkehr

Stroh- und Heurestchen, die sich mit dem Straßenstaub angesetzt hatten, und der
Sohn strängte die Pferde an. Indem er selber aufstieg, fragte der Mann mit
seinem schlausten Katzenbuckel, ob Jahr mitfahren wolle.

Jahr lehnte es ab. Der junge Mensch ließ dann die Leinen locker, und das
Gefährt mit dem hochnackigen Ehemann, der fetten Ehefrau und dem Sohn, der
seinen Kurs verloren hatte, weil er um deu Hof und das Vieh ausharren mußte,
rollte von dannen.

Dich kenn ich, sagte Jahr wieder vor sich hin, dich kenn ich auch! Er
schritt weiter. Der Gebirgszug schwang sich vor, als wolle er den Weg versperren,
hohe Berge mit spitz zulaufenden Gipfeln und breiter Basis reckten sich steil zum
Himmel empor.

Als die Thalsohle erreicht war, bog sein Weg um und führte über die Wiesen,
die im zarten lila Schimmer von tausend und aber tausend knospenden und er¬
schlossenen Kelchen der Herbstzeitlose standen. Dann ging es weiter über die Saal¬
brücke und an den letzten Häusern von Goschen vorüber. Und hier, zu Füßen des
jenseitigen Höhenzuges, auf dem schmalen, flachen, sandigen Landweg zog klappernd
und eintönig wieder vor ihm her die Fichtenfuhre, das Pferd rin dem einer Mulde
ähnelnden Senkrücken und den langen steifen Beinen, die es müde vorsetzte, und
der krank aussehende Mensch, der jetzt die Leinen um den Wagenbaum geschlungen
hatte und mit herabhängenden Armen gleichgiltig neben seiner Ladung herschritt.

Jahr blieb zurück. Hier, wo er jetzt stand, kannte er jeden Berg. Jede
Krümmung des Flusses war ihm bekannt. Hier, ans diesen Wegen, zwischen diesen
Bergen und Dörfern, die sich mit ihren roten Ziegeldächern und schwarzgrauen Schiefer¬
dächern zu beiden Seiten des Flusses ausbreiteten, hier hatte er seine Kindheit
verlebt und seine Jugendjahre. Diese Wege und diese Berge und diese Dörfer
wiederzusehen, dazu war er gekommen. Dünne kleine Thränen fingen an über
seine Wangen zu laufen, das Weh der Heimkehr packte ihn wie ein überstarker
Mann und schüttelte ihn. Wie ein zorniger Niese fiel es über ihn her und er¬
würgte ihn fast.

Da drüben auf der Chaussee, wo der rote Sandstein zwischen dem Fichten-
Wuchs aufragte, da hatte er mit Herbert Beckmann gerungen, da waren sie mit
den Messern aufeinander losgegangen, die beiden Herzbrüder. Hier unter in der
Ortschaft stromauf war er abends um des Dictzel-Schmieds Haus geschlichen, daß
er des Dietzel-Schmieds schöne Tochter treffen wollte.

Er sah sie leibhaftig auftauchen vor seinem Geiste, mit ihrem roten Schmoll-
mnnd und den kleinen Eigensinnsfältchen über der Nase und den braunen Augen,
die alle Bursche verheißend anblitzten und sie in Feuer versetzte,?. — Er sah sie,
wie sie sich drehte mit ihrer feinen hübschen Gestalt und ihre Röcke schwenkte, auf
daß die Bursche uach ihr sähen. Und er sah auch den Pfeiff-Schneider vor sich,
einen behenden Burschen und Bruder Unverschämt, und da ein Stückchen stromauf
die Stelle, wo der als ein halbwüchsiger Junge seinen Schulgenossen Adam Jahr
in die Saale getrieben hatte. Was das nur für eine Ehe mochte abgegeben haben,
die zwischen dem Pfeiff-Schneider und Almen Dietzcl . . .

Er stand und sann. Wie Nebel lag es vor seinen Gedanken, wie Nebel, der
sich zu heben begann, und der sacht verflatterte. Und da sah er auf flachem Sand¬
wege einen Kastenwagen, den ein Mädchen am Riemen zog, dasselbe Mädchen,
das er nachher stehn sah im fließenden Sonnenschein, wie es hinter der vorgehaltenen
Schürze bitterlich weinte.

Hier gerade mochte die Stelle sein, wo er von Priska Abschied genommen
hatte. Ob er umkehrte, um in Goschen beim Tätscherbäcker vorzusprechen? Eine
unerklärliche Angst erfaßte den alten Wandersmann, er könne erfahren, daß Priska
gestorben sei. Der Pfeiff-Schneider war ohne Zweifel tot, Herbert Beckmann war
verschollen und verdorben oder ebenfalls gestorben. Wer konnte wissen, ob die
beiden Frauen noch lebten? Und nun erging es ihm sonderbar: es wurde ihm


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[0168] Heimkehr Stroh- und Heurestchen, die sich mit dem Straßenstaub angesetzt hatten, und der Sohn strängte die Pferde an. Indem er selber aufstieg, fragte der Mann mit seinem schlausten Katzenbuckel, ob Jahr mitfahren wolle. Jahr lehnte es ab. Der junge Mensch ließ dann die Leinen locker, und das Gefährt mit dem hochnackigen Ehemann, der fetten Ehefrau und dem Sohn, der seinen Kurs verloren hatte, weil er um deu Hof und das Vieh ausharren mußte, rollte von dannen. Dich kenn ich, sagte Jahr wieder vor sich hin, dich kenn ich auch! Er schritt weiter. Der Gebirgszug schwang sich vor, als wolle er den Weg versperren, hohe Berge mit spitz zulaufenden Gipfeln und breiter Basis reckten sich steil zum Himmel empor. Als die Thalsohle erreicht war, bog sein Weg um und führte über die Wiesen, die im zarten lila Schimmer von tausend und aber tausend knospenden und er¬ schlossenen Kelchen der Herbstzeitlose standen. Dann ging es weiter über die Saal¬ brücke und an den letzten Häusern von Goschen vorüber. Und hier, zu Füßen des jenseitigen Höhenzuges, auf dem schmalen, flachen, sandigen Landweg zog klappernd und eintönig wieder vor ihm her die Fichtenfuhre, das Pferd rin dem einer Mulde ähnelnden Senkrücken und den langen steifen Beinen, die es müde vorsetzte, und der krank aussehende Mensch, der jetzt die Leinen um den Wagenbaum geschlungen hatte und mit herabhängenden Armen gleichgiltig neben seiner Ladung herschritt. Jahr blieb zurück. Hier, wo er jetzt stand, kannte er jeden Berg. Jede Krümmung des Flusses war ihm bekannt. Hier, ans diesen Wegen, zwischen diesen Bergen und Dörfern, die sich mit ihren roten Ziegeldächern und schwarzgrauen Schiefer¬ dächern zu beiden Seiten des Flusses ausbreiteten, hier hatte er seine Kindheit verlebt und seine Jugendjahre. Diese Wege und diese Berge und diese Dörfer wiederzusehen, dazu war er gekommen. Dünne kleine Thränen fingen an über seine Wangen zu laufen, das Weh der Heimkehr packte ihn wie ein überstarker Mann und schüttelte ihn. Wie ein zorniger Niese fiel es über ihn her und er¬ würgte ihn fast. Da drüben auf der Chaussee, wo der rote Sandstein zwischen dem Fichten- Wuchs aufragte, da hatte er mit Herbert Beckmann gerungen, da waren sie mit den Messern aufeinander losgegangen, die beiden Herzbrüder. Hier unter in der Ortschaft stromauf war er abends um des Dictzel-Schmieds Haus geschlichen, daß er des Dietzel-Schmieds schöne Tochter treffen wollte. Er sah sie leibhaftig auftauchen vor seinem Geiste, mit ihrem roten Schmoll- mnnd und den kleinen Eigensinnsfältchen über der Nase und den braunen Augen, die alle Bursche verheißend anblitzten und sie in Feuer versetzte,?. — Er sah sie, wie sie sich drehte mit ihrer feinen hübschen Gestalt und ihre Röcke schwenkte, auf daß die Bursche uach ihr sähen. Und er sah auch den Pfeiff-Schneider vor sich, einen behenden Burschen und Bruder Unverschämt, und da ein Stückchen stromauf die Stelle, wo der als ein halbwüchsiger Junge seinen Schulgenossen Adam Jahr in die Saale getrieben hatte. Was das nur für eine Ehe mochte abgegeben haben, die zwischen dem Pfeiff-Schneider und Almen Dietzcl . . . Er stand und sann. Wie Nebel lag es vor seinen Gedanken, wie Nebel, der sich zu heben begann, und der sacht verflatterte. Und da sah er auf flachem Sand¬ wege einen Kastenwagen, den ein Mädchen am Riemen zog, dasselbe Mädchen, das er nachher stehn sah im fließenden Sonnenschein, wie es hinter der vorgehaltenen Schürze bitterlich weinte. Hier gerade mochte die Stelle sein, wo er von Priska Abschied genommen hatte. Ob er umkehrte, um in Goschen beim Tätscherbäcker vorzusprechen? Eine unerklärliche Angst erfaßte den alten Wandersmann, er könne erfahren, daß Priska gestorben sei. Der Pfeiff-Schneider war ohne Zweifel tot, Herbert Beckmann war verschollen und verdorben oder ebenfalls gestorben. Wer konnte wissen, ob die beiden Frauen noch lebten? Und nun erging es ihm sonderbar: es wurde ihm

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/168>, abgerufen am 01.09.2024.