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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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jetzt zur Besinnung über das, was sie geredet hatte. Das war freilich arg gewesen.
Und die Frau Doktorn konnte freilich nichts dafür. Aber zugestehn, daß man un¬
verständig gewesen sei, das gab es nicht. Ach was, sagte sie, warum heiratet sie
so einen Kerl! und ging trotzig davon.

Alice ging in Erregung, tief atmend und mit brennenden Wangen im Zimmer umher.
In der Hand hielt sie deu Brief, deu ihr die Frau vor die Füße geworfen und Urias-
brief genannt hatte. Er war an Professor Emden gerichtet, enthielt das Krank¬
heitsbild in den technischen lateinischen Bezeichnungen und endete mit den Worten:
nscmo act sspting-orei ciuiuciuaAint^. Wenn das ein Uriasbrief war, so mußte es in
den letzten Worten liegen. Aber was bedeuteten sie? Sie vermutete, daß es Zahlen
seien, ging in ihres Mannes Studierzimmer und schlug im Lexikon nach. Die Worte
hießen: Bis siebenhundertundfnnfzig. Im Vorübergehn sah sie ein geöffnetes Couvert
eines Geldbriefs im Papierkorb liegen. Sie nahm es in die Hand. Der Brief
war aus Braunfels gekommen, die Aufschrift war die eines studierten Mannes,
und auf dem Spiegel stand ein l^. Je länger fie über den Sinn der Zahl und
den Zusammenhang des Briefes mit dem Couvert nachsann, desto größer wurde ihre
Angst. Es war ihr zu Mute, als wollte das letzte Licht ihrer innern Welt auslöschen,
und als wollte der Boden unter ihren Füßen in einem tiefen Morast versinken.

Endlich faßte sie einen Entschluß. Sie kleidete sich zum Ausgehn an, trat in
das Kinderzimmer und sagte zu Frau Duttmüller, die am Bette der kleinen Julia
saß: Mütterchen, ich muß notwendig ausgehn. Bitte, bleibe beim Kinde. Hoffentlich
wird es nicht krank.

Ehe sich noch Frau Duttmüller, die sehr erstaunt war, zu einer Gegenfrage
sammeln konnte, war sie verschwunden. Alice eilte zum Dorfe hinaus auf dem
Wege, der nach Asseborn und Rvdcsheim führte. Es war schlechtes Wetter, ein
feiner Regen fiel, und der Wind stand ihr entgegen. Aber sie achte dessen nicht.
Sie hatte nur einen Gedanken und ein Ziel, Doktor Blume, den alten treuen Blume.
Aber der Weg war weit. Sie war mit ihren Kräften zu Ende, und Rvdersdorf
lag noch fern im trüben Dunste. Als sie sich, um sich auszuruhen, auf einen
Meilenstein gesetzt hatte, kam von Wenigenstein her ein Wagen angeklappert. Es
war glücklicherweise Doktor Blumes Doktvrwagen, und der Jnsasse putzte sich ver¬
wundert seine nasse Brille und wollte seinen Augen nicht trauen. Es war aber
wirklich so: da saß die Frau Collega auf dem Meilenstein hinter ihrem Regenschirm,
und dies halben Weges zwischen Asseborn und Rodesheim. Wo wollte sie hin?
Natürlich zu ihm, dem alten Blume, das war doch klar.

Frau Collega, rief der alte Blume, zum Henker, was machen Sie da? Sie
werden sich in den Tod erkälten. Steigen Sie schnell auf.

Allee stieg auf, und Doktor Blume brachte sie nach Rodesheim und zu seiner
Frau, die sie in trockne Kleider steckte und sich nicht genug thun konnte, sich zu ent¬
schuldigen, daß die gute Stube nicht geheizt sei, und daß sie, die Frau Doktor,
kleiner und dicker sei als ihr Gast. Dem machte Doktor Blume aber ein vorschnelles
Ende, indem er seine liebe Fron kurzer Hand zur Thür hinausthat.

So, sagte Doktor Blume und setzte sich Alice gegenüber, jetzt reden Sie,
was haben Sie auf dem Herzen?

Alice suchte nach Worten, um das auszudrücken, was ihr Herz belastete, und
fand sie nicht; darauf nahm sie den Brief und gab ihn Blume. -- Lesen Sie,
sagte sie, dieser Brief ist mir von einer Frau vor die Füße geworfen worden. Sie
nannte thu einen Uriasbrief.

Blume las. -- Das ist eine Patientcnüberweisung an Professor Emden,
sagte er.

Ja, aber was bedeutet us^us söntiugöuti guiuciuaz>'mea,? Gehört das auch
zum Krankheitsbilde?

Hin! Hin! Das wohl nicht.

Aber was bedeutet der Zusatz? Bis zu siebenhundertundfünfzig? Was be¬
deutet die Zahl? Können Sie sich das uicht denken?


jetzt zur Besinnung über das, was sie geredet hatte. Das war freilich arg gewesen.
Und die Frau Doktorn konnte freilich nichts dafür. Aber zugestehn, daß man un¬
verständig gewesen sei, das gab es nicht. Ach was, sagte sie, warum heiratet sie
so einen Kerl! und ging trotzig davon.

Alice ging in Erregung, tief atmend und mit brennenden Wangen im Zimmer umher.
In der Hand hielt sie deu Brief, deu ihr die Frau vor die Füße geworfen und Urias-
brief genannt hatte. Er war an Professor Emden gerichtet, enthielt das Krank¬
heitsbild in den technischen lateinischen Bezeichnungen und endete mit den Worten:
nscmo act sspting-orei ciuiuciuaAint^. Wenn das ein Uriasbrief war, so mußte es in
den letzten Worten liegen. Aber was bedeuteten sie? Sie vermutete, daß es Zahlen
seien, ging in ihres Mannes Studierzimmer und schlug im Lexikon nach. Die Worte
hießen: Bis siebenhundertundfnnfzig. Im Vorübergehn sah sie ein geöffnetes Couvert
eines Geldbriefs im Papierkorb liegen. Sie nahm es in die Hand. Der Brief
war aus Braunfels gekommen, die Aufschrift war die eines studierten Mannes,
und auf dem Spiegel stand ein l^. Je länger fie über den Sinn der Zahl und
den Zusammenhang des Briefes mit dem Couvert nachsann, desto größer wurde ihre
Angst. Es war ihr zu Mute, als wollte das letzte Licht ihrer innern Welt auslöschen,
und als wollte der Boden unter ihren Füßen in einem tiefen Morast versinken.

Endlich faßte sie einen Entschluß. Sie kleidete sich zum Ausgehn an, trat in
das Kinderzimmer und sagte zu Frau Duttmüller, die am Bette der kleinen Julia
saß: Mütterchen, ich muß notwendig ausgehn. Bitte, bleibe beim Kinde. Hoffentlich
wird es nicht krank.

Ehe sich noch Frau Duttmüller, die sehr erstaunt war, zu einer Gegenfrage
sammeln konnte, war sie verschwunden. Alice eilte zum Dorfe hinaus auf dem
Wege, der nach Asseborn und Rvdcsheim führte. Es war schlechtes Wetter, ein
feiner Regen fiel, und der Wind stand ihr entgegen. Aber sie achte dessen nicht.
Sie hatte nur einen Gedanken und ein Ziel, Doktor Blume, den alten treuen Blume.
Aber der Weg war weit. Sie war mit ihren Kräften zu Ende, und Rvdersdorf
lag noch fern im trüben Dunste. Als sie sich, um sich auszuruhen, auf einen
Meilenstein gesetzt hatte, kam von Wenigenstein her ein Wagen angeklappert. Es
war glücklicherweise Doktor Blumes Doktvrwagen, und der Jnsasse putzte sich ver¬
wundert seine nasse Brille und wollte seinen Augen nicht trauen. Es war aber
wirklich so: da saß die Frau Collega auf dem Meilenstein hinter ihrem Regenschirm,
und dies halben Weges zwischen Asseborn und Rodesheim. Wo wollte sie hin?
Natürlich zu ihm, dem alten Blume, das war doch klar.

Frau Collega, rief der alte Blume, zum Henker, was machen Sie da? Sie
werden sich in den Tod erkälten. Steigen Sie schnell auf.

Allee stieg auf, und Doktor Blume brachte sie nach Rodesheim und zu seiner
Frau, die sie in trockne Kleider steckte und sich nicht genug thun konnte, sich zu ent¬
schuldigen, daß die gute Stube nicht geheizt sei, und daß sie, die Frau Doktor,
kleiner und dicker sei als ihr Gast. Dem machte Doktor Blume aber ein vorschnelles
Ende, indem er seine liebe Fron kurzer Hand zur Thür hinausthat.

So, sagte Doktor Blume und setzte sich Alice gegenüber, jetzt reden Sie,
was haben Sie auf dem Herzen?

Alice suchte nach Worten, um das auszudrücken, was ihr Herz belastete, und
fand sie nicht; darauf nahm sie den Brief und gab ihn Blume. — Lesen Sie,
sagte sie, dieser Brief ist mir von einer Frau vor die Füße geworfen worden. Sie
nannte thu einen Uriasbrief.

Blume las. — Das ist eine Patientcnüberweisung an Professor Emden,
sagte er.

Ja, aber was bedeutet us^us söntiugöuti guiuciuaz>'mea,? Gehört das auch
zum Krankheitsbilde?

Hin! Hin! Das wohl nicht.

Aber was bedeutet der Zusatz? Bis zu siebenhundertundfünfzig? Was be¬
deutet die Zahl? Können Sie sich das uicht denken?


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[0740] jetzt zur Besinnung über das, was sie geredet hatte. Das war freilich arg gewesen. Und die Frau Doktorn konnte freilich nichts dafür. Aber zugestehn, daß man un¬ verständig gewesen sei, das gab es nicht. Ach was, sagte sie, warum heiratet sie so einen Kerl! und ging trotzig davon. Alice ging in Erregung, tief atmend und mit brennenden Wangen im Zimmer umher. In der Hand hielt sie deu Brief, deu ihr die Frau vor die Füße geworfen und Urias- brief genannt hatte. Er war an Professor Emden gerichtet, enthielt das Krank¬ heitsbild in den technischen lateinischen Bezeichnungen und endete mit den Worten: nscmo act sspting-orei ciuiuciuaAint^. Wenn das ein Uriasbrief war, so mußte es in den letzten Worten liegen. Aber was bedeuteten sie? Sie vermutete, daß es Zahlen seien, ging in ihres Mannes Studierzimmer und schlug im Lexikon nach. Die Worte hießen: Bis siebenhundertundfnnfzig. Im Vorübergehn sah sie ein geöffnetes Couvert eines Geldbriefs im Papierkorb liegen. Sie nahm es in die Hand. Der Brief war aus Braunfels gekommen, die Aufschrift war die eines studierten Mannes, und auf dem Spiegel stand ein l^. Je länger fie über den Sinn der Zahl und den Zusammenhang des Briefes mit dem Couvert nachsann, desto größer wurde ihre Angst. Es war ihr zu Mute, als wollte das letzte Licht ihrer innern Welt auslöschen, und als wollte der Boden unter ihren Füßen in einem tiefen Morast versinken. Endlich faßte sie einen Entschluß. Sie kleidete sich zum Ausgehn an, trat in das Kinderzimmer und sagte zu Frau Duttmüller, die am Bette der kleinen Julia saß: Mütterchen, ich muß notwendig ausgehn. Bitte, bleibe beim Kinde. Hoffentlich wird es nicht krank. Ehe sich noch Frau Duttmüller, die sehr erstaunt war, zu einer Gegenfrage sammeln konnte, war sie verschwunden. Alice eilte zum Dorfe hinaus auf dem Wege, der nach Asseborn und Rvdcsheim führte. Es war schlechtes Wetter, ein feiner Regen fiel, und der Wind stand ihr entgegen. Aber sie achte dessen nicht. Sie hatte nur einen Gedanken und ein Ziel, Doktor Blume, den alten treuen Blume. Aber der Weg war weit. Sie war mit ihren Kräften zu Ende, und Rvdersdorf lag noch fern im trüben Dunste. Als sie sich, um sich auszuruhen, auf einen Meilenstein gesetzt hatte, kam von Wenigenstein her ein Wagen angeklappert. Es war glücklicherweise Doktor Blumes Doktvrwagen, und der Jnsasse putzte sich ver¬ wundert seine nasse Brille und wollte seinen Augen nicht trauen. Es war aber wirklich so: da saß die Frau Collega auf dem Meilenstein hinter ihrem Regenschirm, und dies halben Weges zwischen Asseborn und Rodesheim. Wo wollte sie hin? Natürlich zu ihm, dem alten Blume, das war doch klar. Frau Collega, rief der alte Blume, zum Henker, was machen Sie da? Sie werden sich in den Tod erkälten. Steigen Sie schnell auf. Allee stieg auf, und Doktor Blume brachte sie nach Rodesheim und zu seiner Frau, die sie in trockne Kleider steckte und sich nicht genug thun konnte, sich zu ent¬ schuldigen, daß die gute Stube nicht geheizt sei, und daß sie, die Frau Doktor, kleiner und dicker sei als ihr Gast. Dem machte Doktor Blume aber ein vorschnelles Ende, indem er seine liebe Fron kurzer Hand zur Thür hinausthat. So, sagte Doktor Blume und setzte sich Alice gegenüber, jetzt reden Sie, was haben Sie auf dem Herzen? Alice suchte nach Worten, um das auszudrücken, was ihr Herz belastete, und fand sie nicht; darauf nahm sie den Brief und gab ihn Blume. — Lesen Sie, sagte sie, dieser Brief ist mir von einer Frau vor die Füße geworfen worden. Sie nannte thu einen Uriasbrief. Blume las. — Das ist eine Patientcnüberweisung an Professor Emden, sagte er. Ja, aber was bedeutet us^us söntiugöuti guiuciuaz>'mea,? Gehört das auch zum Krankheitsbilde? Hin! Hin! Das wohl nicht. Aber was bedeutet der Zusatz? Bis zu siebenhundertundfünfzig? Was be¬ deutet die Zahl? Können Sie sich das uicht denken?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/740>, abgerufen am 26.06.2024.