Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Duttmüller und sein Freund

die Schulden von den Herren Söhnen. Und wenn es nicht gleich ist, dann ist es
später. Wollen die gnädige Frau nur setzen ihren Ruinen ans die Papierche.

Die gnädige Fran griff, ohne zu zögern, nach der Feder, die seitwärts ans
ihrem Schreibtische lag, aber Ellen legte die Hand auf die Feder und bat: Mama
unterschreibe nicht.

Da trat Wandrer ein. Er war gerade in Holzwcißig gewesen und hatte bei
Happich erfahren, daß ein unbekannter Herr orientalischen Ansehens aufgestiegen
und nach dem Fronhvf gegangen sei. Darauf hatte sich Wandrer gleichfalls nach
dem Frouhvfe begeben, ohne auf eiuen Hilferuf zu warten, und hatte Klapphorn
draußen vor die Thür postiert.

Gott sei Dank, rief Ellen, als Wandrer eintrat, und die gnädige Frau sank
erschöpft in ihren Stuhl zurück und flüsterte: Mein York, mein York!

Verzeihen Sie, gnädige Frau, sagte Wandrer, daß ich ungerufen komme, aber
es scheint, daß ich hier nötig bin. Was wünschen Sie? wandte er sich an Jsidor
Löwenthal, ohne sich bei einer Vorstellung oder dergleichen Höflichkeiten aufzuhalten.

Ich habe die Ehre, sagte Löwenthal, diese Wechselnde zu präsentieren. Wandrer
nahm sie ihm aus der Hand und sah sie durch. -- Aber das sind ja gar keine
Wechsel, sagte Wandrer. Der Accept fehlt, und sie sind auch verfallen. Es scheint,
daß Sie sich die Unerfahrenheit der Damen zu Nutzen machen wollen.

Nu, sagte Löwenthal, sind es keine Wechsel, so sind es doch Schuldscheine.

Wollen Sie sich also gefälligst an den Schuldner halten.

Sie wissen so gut wie ich, daß der Schuldner ist ein fauler Kopp, der längst
ist gefahren übers große Wasser. Aber es wird sein Ehrensache von der Familie,
keinen Makel zu lassen auf der Ehre von Herrn Dort.

Bitte, lassen Sie das unsre Sache sein, und reden Sie nicht von Dingen, die
Sie nicht verstehn.

Was? ich soll nicht verstehn, was ein Makel ans der Ehre ist?

Nein. Lassen Sie uns die Sache rein geschäftlich ansehen. Herr von Nien-
hagen hat Schulden gemacht. Sie haben die Schuldforderung in Händen und prä¬
sentieren sie. Ich darf Wohl annehmen, daß Sie Strohmann sind, vorgeschoben
von gewissen dunkeln Ehrenmännern.

Gott der Gerechte, was brauchen Sie für unliebsame Ausdrücke. Ich präsen¬
tiere die Forderung, und es kann Ihnen egal sein, für wen.

Schön. Also hören Sie unsre Antwort. Wir bezahlen nichts. Also klagen
Sie gegen den Schuldner, erwirken Sie Exekution, sehen Sie zu, wie Sie zu Ihrem
Gelde kommen, aber lassen Sie die Damen hier ans dem Spiele.

Gnädige Fran, sagte Löwenthal, indem er sich erhob, ich habe es gut mit Ihnen
gemeint, ich bin gekommen, Ihnen zu erspare" die Unbequemlichkeit von der Exekution,
und daß alles wird versiegelt, und daß die Leute weisen mit Fingern auf das noble
Haus, was nicht will bezahlen die Schulden, die der Herr Sohn gemacht hat.

Ersparen Sie uns gar nichts, sagte Wandrer.

Die gnädige Frau hatte sich inzwischen aufgerafft und ihren Stolz wiederge¬
funden und sagte mit einer königlichen Bewegung ihrer Lorgnette: Bitte, Herr
Wandrer, bemühen Sie sich nicht. Ich will es nicht. Ich will alles hingeben,
um den Namen meines armen Sohnes fleckenlos zu erhalten.

Und ich, erwiderte Wandrer, muß Sie in Schutz nehmen gegen Sie selbst. Ich
habe es Ihrem Herrn Sohn versprochen.

Wenn Sie es nicht wollen besser haben, sagte Löwenthal, so erwirke ich einen
Zahlungsbefehl und lege Arrest auf das Erbe des Herrn York.

Sie wollen vermutlich sagen: Herrn von Nienhagen, sagte Wandrer.

Es genügt mir zu sagen: Aork, entgegnete Löwenthal. Soll ich machen Katz¬
buckel vor einem, der ist pleite und ist gegangen durch die Lappen? Und weil
das Erbe noch ist in der Masse, so lege ich Arrest auf die Masse, auf das Haus
und die Möbel und die Äcker.


Grenzboten U 1902 73
Doktor Duttmüller und sein Freund

die Schulden von den Herren Söhnen. Und wenn es nicht gleich ist, dann ist es
später. Wollen die gnädige Frau nur setzen ihren Ruinen ans die Papierche.

Die gnädige Fran griff, ohne zu zögern, nach der Feder, die seitwärts ans
ihrem Schreibtische lag, aber Ellen legte die Hand auf die Feder und bat: Mama
unterschreibe nicht.

Da trat Wandrer ein. Er war gerade in Holzwcißig gewesen und hatte bei
Happich erfahren, daß ein unbekannter Herr orientalischen Ansehens aufgestiegen
und nach dem Fronhvf gegangen sei. Darauf hatte sich Wandrer gleichfalls nach
dem Frouhvfe begeben, ohne auf eiuen Hilferuf zu warten, und hatte Klapphorn
draußen vor die Thür postiert.

Gott sei Dank, rief Ellen, als Wandrer eintrat, und die gnädige Frau sank
erschöpft in ihren Stuhl zurück und flüsterte: Mein York, mein York!

Verzeihen Sie, gnädige Frau, sagte Wandrer, daß ich ungerufen komme, aber
es scheint, daß ich hier nötig bin. Was wünschen Sie? wandte er sich an Jsidor
Löwenthal, ohne sich bei einer Vorstellung oder dergleichen Höflichkeiten aufzuhalten.

Ich habe die Ehre, sagte Löwenthal, diese Wechselnde zu präsentieren. Wandrer
nahm sie ihm aus der Hand und sah sie durch. — Aber das sind ja gar keine
Wechsel, sagte Wandrer. Der Accept fehlt, und sie sind auch verfallen. Es scheint,
daß Sie sich die Unerfahrenheit der Damen zu Nutzen machen wollen.

Nu, sagte Löwenthal, sind es keine Wechsel, so sind es doch Schuldscheine.

Wollen Sie sich also gefälligst an den Schuldner halten.

Sie wissen so gut wie ich, daß der Schuldner ist ein fauler Kopp, der längst
ist gefahren übers große Wasser. Aber es wird sein Ehrensache von der Familie,
keinen Makel zu lassen auf der Ehre von Herrn Dort.

Bitte, lassen Sie das unsre Sache sein, und reden Sie nicht von Dingen, die
Sie nicht verstehn.

Was? ich soll nicht verstehn, was ein Makel ans der Ehre ist?

Nein. Lassen Sie uns die Sache rein geschäftlich ansehen. Herr von Nien-
hagen hat Schulden gemacht. Sie haben die Schuldforderung in Händen und prä¬
sentieren sie. Ich darf Wohl annehmen, daß Sie Strohmann sind, vorgeschoben
von gewissen dunkeln Ehrenmännern.

Gott der Gerechte, was brauchen Sie für unliebsame Ausdrücke. Ich präsen¬
tiere die Forderung, und es kann Ihnen egal sein, für wen.

Schön. Also hören Sie unsre Antwort. Wir bezahlen nichts. Also klagen
Sie gegen den Schuldner, erwirken Sie Exekution, sehen Sie zu, wie Sie zu Ihrem
Gelde kommen, aber lassen Sie die Damen hier ans dem Spiele.

Gnädige Fran, sagte Löwenthal, indem er sich erhob, ich habe es gut mit Ihnen
gemeint, ich bin gekommen, Ihnen zu erspare» die Unbequemlichkeit von der Exekution,
und daß alles wird versiegelt, und daß die Leute weisen mit Fingern auf das noble
Haus, was nicht will bezahlen die Schulden, die der Herr Sohn gemacht hat.

Ersparen Sie uns gar nichts, sagte Wandrer.

Die gnädige Frau hatte sich inzwischen aufgerafft und ihren Stolz wiederge¬
funden und sagte mit einer königlichen Bewegung ihrer Lorgnette: Bitte, Herr
Wandrer, bemühen Sie sich nicht. Ich will es nicht. Ich will alles hingeben,
um den Namen meines armen Sohnes fleckenlos zu erhalten.

Und ich, erwiderte Wandrer, muß Sie in Schutz nehmen gegen Sie selbst. Ich
habe es Ihrem Herrn Sohn versprochen.

Wenn Sie es nicht wollen besser haben, sagte Löwenthal, so erwirke ich einen
Zahlungsbefehl und lege Arrest auf das Erbe des Herrn York.

Sie wollen vermutlich sagen: Herrn von Nienhagen, sagte Wandrer.

Es genügt mir zu sagen: Aork, entgegnete Löwenthal. Soll ich machen Katz¬
buckel vor einem, der ist pleite und ist gegangen durch die Lappen? Und weil
das Erbe noch ist in der Masse, so lege ich Arrest auf die Masse, auf das Haus
und die Möbel und die Äcker.


Grenzboten U 1902 73
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0625" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237911"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Duttmüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3131" prev="#ID_3130"> die Schulden von den Herren Söhnen. Und wenn es nicht gleich ist, dann ist es<lb/>
später.  Wollen die gnädige Frau nur setzen ihren Ruinen ans die Papierche.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3132"> Die gnädige Fran griff, ohne zu zögern, nach der Feder, die seitwärts ans<lb/>
ihrem Schreibtische lag, aber Ellen legte die Hand auf die Feder und bat: Mama<lb/>
unterschreibe nicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3133"> Da trat Wandrer ein. Er war gerade in Holzwcißig gewesen und hatte bei<lb/>
Happich erfahren, daß ein unbekannter Herr orientalischen Ansehens aufgestiegen<lb/>
und nach dem Fronhvf gegangen sei. Darauf hatte sich Wandrer gleichfalls nach<lb/>
dem Frouhvfe begeben, ohne auf eiuen Hilferuf zu warten, und hatte Klapphorn<lb/>
draußen vor die Thür postiert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3134"> Gott sei Dank, rief Ellen, als Wandrer eintrat, und die gnädige Frau sank<lb/>
erschöpft in ihren Stuhl zurück und flüsterte: Mein York, mein York!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3135"> Verzeihen Sie, gnädige Frau, sagte Wandrer, daß ich ungerufen komme, aber<lb/>
es scheint, daß ich hier nötig bin. Was wünschen Sie? wandte er sich an Jsidor<lb/>
Löwenthal, ohne sich bei einer Vorstellung oder dergleichen Höflichkeiten aufzuhalten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3136"> Ich habe die Ehre, sagte Löwenthal, diese Wechselnde zu präsentieren. Wandrer<lb/>
nahm sie ihm aus der Hand und sah sie durch. &#x2014; Aber das sind ja gar keine<lb/>
Wechsel, sagte Wandrer. Der Accept fehlt, und sie sind auch verfallen. Es scheint,<lb/>
daß Sie sich die Unerfahrenheit der Damen zu Nutzen machen wollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3137"> Nu, sagte Löwenthal, sind es keine Wechsel, so sind es doch Schuldscheine.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3138"> Wollen Sie sich also gefälligst an den Schuldner halten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3139"> Sie wissen so gut wie ich, daß der Schuldner ist ein fauler Kopp, der längst<lb/>
ist gefahren übers große Wasser. Aber es wird sein Ehrensache von der Familie,<lb/>
keinen Makel zu lassen auf der Ehre von Herrn Dort.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3140"> Bitte, lassen Sie das unsre Sache sein, und reden Sie nicht von Dingen, die<lb/>
Sie nicht verstehn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3141"> Was? ich soll nicht verstehn, was ein Makel ans der Ehre ist?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3142"> Nein. Lassen Sie uns die Sache rein geschäftlich ansehen. Herr von Nien-<lb/>
hagen hat Schulden gemacht. Sie haben die Schuldforderung in Händen und prä¬<lb/>
sentieren sie. Ich darf Wohl annehmen, daß Sie Strohmann sind, vorgeschoben<lb/>
von gewissen dunkeln Ehrenmännern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3143"> Gott der Gerechte, was brauchen Sie für unliebsame Ausdrücke. Ich präsen¬<lb/>
tiere die Forderung, und es kann Ihnen egal sein, für wen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3144"> Schön. Also hören Sie unsre Antwort. Wir bezahlen nichts. Also klagen<lb/>
Sie gegen den Schuldner, erwirken Sie Exekution, sehen Sie zu, wie Sie zu Ihrem<lb/>
Gelde kommen, aber lassen Sie die Damen hier ans dem Spiele.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3145"> Gnädige Fran, sagte Löwenthal, indem er sich erhob, ich habe es gut mit Ihnen<lb/>
gemeint, ich bin gekommen, Ihnen zu erspare» die Unbequemlichkeit von der Exekution,<lb/>
und daß alles wird versiegelt, und daß die Leute weisen mit Fingern auf das noble<lb/>
Haus, was nicht will bezahlen die Schulden, die der Herr Sohn gemacht hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3146"> Ersparen Sie uns gar nichts, sagte Wandrer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3147"> Die gnädige Frau hatte sich inzwischen aufgerafft und ihren Stolz wiederge¬<lb/>
funden und sagte mit einer königlichen Bewegung ihrer Lorgnette: Bitte, Herr<lb/>
Wandrer, bemühen Sie sich nicht. Ich will es nicht. Ich will alles hingeben,<lb/>
um den Namen meines armen Sohnes fleckenlos zu erhalten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3148"> Und ich, erwiderte Wandrer, muß Sie in Schutz nehmen gegen Sie selbst. Ich<lb/>
habe es Ihrem Herrn Sohn versprochen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3149"> Wenn Sie es nicht wollen besser haben, sagte Löwenthal, so erwirke ich einen<lb/>
Zahlungsbefehl und lege Arrest auf das Erbe des Herrn York.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3150"> Sie wollen vermutlich sagen: Herrn von Nienhagen, sagte Wandrer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3151"> Es genügt mir zu sagen: Aork, entgegnete Löwenthal. Soll ich machen Katz¬<lb/>
buckel vor einem, der ist pleite und ist gegangen durch die Lappen? Und weil<lb/>
das Erbe noch ist in der Masse, so lege ich Arrest auf die Masse, auf das Haus<lb/>
und die Möbel und die Äcker.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten U 1902 73</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0625] Doktor Duttmüller und sein Freund die Schulden von den Herren Söhnen. Und wenn es nicht gleich ist, dann ist es später. Wollen die gnädige Frau nur setzen ihren Ruinen ans die Papierche. Die gnädige Fran griff, ohne zu zögern, nach der Feder, die seitwärts ans ihrem Schreibtische lag, aber Ellen legte die Hand auf die Feder und bat: Mama unterschreibe nicht. Da trat Wandrer ein. Er war gerade in Holzwcißig gewesen und hatte bei Happich erfahren, daß ein unbekannter Herr orientalischen Ansehens aufgestiegen und nach dem Fronhvf gegangen sei. Darauf hatte sich Wandrer gleichfalls nach dem Frouhvfe begeben, ohne auf eiuen Hilferuf zu warten, und hatte Klapphorn draußen vor die Thür postiert. Gott sei Dank, rief Ellen, als Wandrer eintrat, und die gnädige Frau sank erschöpft in ihren Stuhl zurück und flüsterte: Mein York, mein York! Verzeihen Sie, gnädige Frau, sagte Wandrer, daß ich ungerufen komme, aber es scheint, daß ich hier nötig bin. Was wünschen Sie? wandte er sich an Jsidor Löwenthal, ohne sich bei einer Vorstellung oder dergleichen Höflichkeiten aufzuhalten. Ich habe die Ehre, sagte Löwenthal, diese Wechselnde zu präsentieren. Wandrer nahm sie ihm aus der Hand und sah sie durch. — Aber das sind ja gar keine Wechsel, sagte Wandrer. Der Accept fehlt, und sie sind auch verfallen. Es scheint, daß Sie sich die Unerfahrenheit der Damen zu Nutzen machen wollen. Nu, sagte Löwenthal, sind es keine Wechsel, so sind es doch Schuldscheine. Wollen Sie sich also gefälligst an den Schuldner halten. Sie wissen so gut wie ich, daß der Schuldner ist ein fauler Kopp, der längst ist gefahren übers große Wasser. Aber es wird sein Ehrensache von der Familie, keinen Makel zu lassen auf der Ehre von Herrn Dort. Bitte, lassen Sie das unsre Sache sein, und reden Sie nicht von Dingen, die Sie nicht verstehn. Was? ich soll nicht verstehn, was ein Makel ans der Ehre ist? Nein. Lassen Sie uns die Sache rein geschäftlich ansehen. Herr von Nien- hagen hat Schulden gemacht. Sie haben die Schuldforderung in Händen und prä¬ sentieren sie. Ich darf Wohl annehmen, daß Sie Strohmann sind, vorgeschoben von gewissen dunkeln Ehrenmännern. Gott der Gerechte, was brauchen Sie für unliebsame Ausdrücke. Ich präsen¬ tiere die Forderung, und es kann Ihnen egal sein, für wen. Schön. Also hören Sie unsre Antwort. Wir bezahlen nichts. Also klagen Sie gegen den Schuldner, erwirken Sie Exekution, sehen Sie zu, wie Sie zu Ihrem Gelde kommen, aber lassen Sie die Damen hier ans dem Spiele. Gnädige Fran, sagte Löwenthal, indem er sich erhob, ich habe es gut mit Ihnen gemeint, ich bin gekommen, Ihnen zu erspare» die Unbequemlichkeit von der Exekution, und daß alles wird versiegelt, und daß die Leute weisen mit Fingern auf das noble Haus, was nicht will bezahlen die Schulden, die der Herr Sohn gemacht hat. Ersparen Sie uns gar nichts, sagte Wandrer. Die gnädige Frau hatte sich inzwischen aufgerafft und ihren Stolz wiederge¬ funden und sagte mit einer königlichen Bewegung ihrer Lorgnette: Bitte, Herr Wandrer, bemühen Sie sich nicht. Ich will es nicht. Ich will alles hingeben, um den Namen meines armen Sohnes fleckenlos zu erhalten. Und ich, erwiderte Wandrer, muß Sie in Schutz nehmen gegen Sie selbst. Ich habe es Ihrem Herrn Sohn versprochen. Wenn Sie es nicht wollen besser haben, sagte Löwenthal, so erwirke ich einen Zahlungsbefehl und lege Arrest auf das Erbe des Herrn York. Sie wollen vermutlich sagen: Herrn von Nienhagen, sagte Wandrer. Es genügt mir zu sagen: Aork, entgegnete Löwenthal. Soll ich machen Katz¬ buckel vor einem, der ist pleite und ist gegangen durch die Lappen? Und weil das Erbe noch ist in der Masse, so lege ich Arrest auf die Masse, auf das Haus und die Möbel und die Äcker. Grenzboten U 1902 73

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/625
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/625>, abgerufen am 26.06.2024.