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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Stadt, Später errichtete es mich auswärts Filialen. So hatte es im Jahre 1749
Hilfscxpediticmen in Leipzig, Breslau, Liegnitz, Görlitz, Löbau, Hannover, Berlin,
Jena, Altenburg. Außerdem hatten auch die Postmeister in Bautzen und Leipzig
den Verkauf der Dresdner Anzeigen übernommen. Im Jahre 1752 jedoch wurden
schon diese Hilfsbureaus aufgehoben, und der Vertrieb nach auswärts geschah von
nun an nur noch durch die Post. Innerhalb Dresdens blieben teils die bisherigen
Verkaufslokale, teils brachten nunmehr auch eigne Boten die Blätter ins Hans.
Das Freyberger Intelligenzblatt stellte seinen Lesern drei Vezugsmöglichkeiten an¬
heim: 1. durch die löbl. Postämter, 2. durch die Crazische Buchhandlung und
3. durch die wöchentlichen Boten. Die letzten scheinen jedoch nicht immer eigne
Boten gewesen zu sein. Aus einer Notiz im ersten Jahrgang des Pforzheimer
Blattes von 1794 kann man entnehmen, daß die Schüler der Gemeindeschule dazu ver¬
wandt wurden, die Blätter in die einzelnen Häuser zu überbringen. Übrigens be¬
richtet Kirchhofs (Aufsatz über Leipzigs ältestes Zeitungswesen. Archiv für die Ge¬
schichte des deutschen Buchhandels sBd. Xj), das; schon im letzten Viertel des sech¬
zehnten Jahrhunderts die einblättrigen Relationen der Buchhändler auf diese Weise
vertrieben worden seien. Eine mit besondern, eigens angestellten Boten versehene Ex¬
pedition scheint etwas ganz Ungewöhnliches gewesen zu sein. So schreibt Schwarzkopf
(Über politische Zeitungen und Jntelligenzblätter Sachsens usw.) über ein schon
lange bestehendes "in Deutschland einziges Unternehmen" der Gothaischen Blätter:
"Ein ganz eigentümliches Hilfsmittel war dabei das, schon seit 1780 bei der im
Mannesstamme ausgestorbnen Meviusschen Familie unter der Firma: Mevius Erben
bestehende, Boten-Amt, welches, gleich der regelmäßigsten Zeitnngsexpedition und
gegen eine sehr mäßige Gebühr, wöchentlich in die zahlreichen Landstädte und Dorf-
schaften, wohin kein Postkurs dringt, und zwar im Umkreise von zehn deutschen
Meilen, auf die schnellste und wohlfeilste Weise die Beförderung übernimmt." Dieses
Bvtenamt scheint also auch andre Dinge befördert zu haben, scheint aber in der
Hauptsache doch für die Zeituugsexpedition eingerichtet worden zu sein. Weiterhin
erwähnt Schwarzkopf noch, daß auch das Greizer Intelligenzblatt "wie die
Gothaischen, Anhalt-Bernburgischen und mehrere andre Blätter in Sachsen und
Thüringen, durch eigene Boten spediret wird."

Wir haben schon oben gesehen, daß sich die Jntelligenzkoutore nicht allem auf
die Ausgabe der Jntelligenzblätter beschränkten, sondern auch in vielen andern
Dingen, Verkäufen, Bestellungen u. dergl. ihren Klienten helfend zur Seite standen.
Hierher gehört auch eine Notiz in der Ankündigung der Schweriner Jntelligenz¬
blätter, die folgendes sagt: "Diejenigen, so Avertissemens einschicken, haben nicht
nöthig, sich darin selbst zu nennen. Wer z. B. Gelder auf Hypothek oder Pfand
verlanget, darf nur setzen, daß derjenige, welcher dazu Gelder liegen hat, bey dem
Notario, oder einem anderen ehrlichen Manne, nähere Nachricht davon haben
könne." Auch dies ist aber eine dem modernen Chiffernbetrieb ganz ähnliche mo¬
derne Einrichtung, die zur Vermeidung einer Diskreditierung der Inserierenden so
unbedingt erforderlich ist.

Der Ausbreitungskreis der Jntelligenzblätter beschränkt sich bei den meisten
auf ihren Erscheinungsort. Als Beleg hierfür seien einige Beispiele angeführt.
Von dem Intelligenzblatt der Grafschaft Hohenstein heißt es: "Die Jntelligenz-
artikel bezogen sich größtenteils auf die Stadt Nordhausen, auf deren Maße und
Gewicht sie kalkuliere sind," von dem Eisenncher Wochenblatt: "Es kömmt fast nicht
über die Gränzen der Stadt hinaus, weil es nur die gewöhnlichen Landes- und
Lokal-Nachrichten enthält." Auch sagt Krünitz in seiner "Ökonomischen Encyklopädie"
(Berlin, 1784) ganz allgemein, als er unter dem Inhalte der Jntelligenzblätter
auch die Steckbriefe aufführt: "Allein, diese Nachrichten haben hier wenig Wirkung,
weil solche Blätter außer dem Lande wenig gelesen werden." Die grüßern Jn¬
telligenzblätter zeichnen sich natürlich durch einen größern Wirkungskreis aus. Sie
erstrecke" ihren Einfluß zunächst auf die nähere, dann auf die weitere Umgebung.


Stadt, Später errichtete es mich auswärts Filialen. So hatte es im Jahre 1749
Hilfscxpediticmen in Leipzig, Breslau, Liegnitz, Görlitz, Löbau, Hannover, Berlin,
Jena, Altenburg. Außerdem hatten auch die Postmeister in Bautzen und Leipzig
den Verkauf der Dresdner Anzeigen übernommen. Im Jahre 1752 jedoch wurden
schon diese Hilfsbureaus aufgehoben, und der Vertrieb nach auswärts geschah von
nun an nur noch durch die Post. Innerhalb Dresdens blieben teils die bisherigen
Verkaufslokale, teils brachten nunmehr auch eigne Boten die Blätter ins Hans.
Das Freyberger Intelligenzblatt stellte seinen Lesern drei Vezugsmöglichkeiten an¬
heim: 1. durch die löbl. Postämter, 2. durch die Crazische Buchhandlung und
3. durch die wöchentlichen Boten. Die letzten scheinen jedoch nicht immer eigne
Boten gewesen zu sein. Aus einer Notiz im ersten Jahrgang des Pforzheimer
Blattes von 1794 kann man entnehmen, daß die Schüler der Gemeindeschule dazu ver¬
wandt wurden, die Blätter in die einzelnen Häuser zu überbringen. Übrigens be¬
richtet Kirchhofs (Aufsatz über Leipzigs ältestes Zeitungswesen. Archiv für die Ge¬
schichte des deutschen Buchhandels sBd. Xj), das; schon im letzten Viertel des sech¬
zehnten Jahrhunderts die einblättrigen Relationen der Buchhändler auf diese Weise
vertrieben worden seien. Eine mit besondern, eigens angestellten Boten versehene Ex¬
pedition scheint etwas ganz Ungewöhnliches gewesen zu sein. So schreibt Schwarzkopf
(Über politische Zeitungen und Jntelligenzblätter Sachsens usw.) über ein schon
lange bestehendes „in Deutschland einziges Unternehmen" der Gothaischen Blätter:
„Ein ganz eigentümliches Hilfsmittel war dabei das, schon seit 1780 bei der im
Mannesstamme ausgestorbnen Meviusschen Familie unter der Firma: Mevius Erben
bestehende, Boten-Amt, welches, gleich der regelmäßigsten Zeitnngsexpedition und
gegen eine sehr mäßige Gebühr, wöchentlich in die zahlreichen Landstädte und Dorf-
schaften, wohin kein Postkurs dringt, und zwar im Umkreise von zehn deutschen
Meilen, auf die schnellste und wohlfeilste Weise die Beförderung übernimmt." Dieses
Bvtenamt scheint also auch andre Dinge befördert zu haben, scheint aber in der
Hauptsache doch für die Zeituugsexpedition eingerichtet worden zu sein. Weiterhin
erwähnt Schwarzkopf noch, daß auch das Greizer Intelligenzblatt „wie die
Gothaischen, Anhalt-Bernburgischen und mehrere andre Blätter in Sachsen und
Thüringen, durch eigene Boten spediret wird."

Wir haben schon oben gesehen, daß sich die Jntelligenzkoutore nicht allem auf
die Ausgabe der Jntelligenzblätter beschränkten, sondern auch in vielen andern
Dingen, Verkäufen, Bestellungen u. dergl. ihren Klienten helfend zur Seite standen.
Hierher gehört auch eine Notiz in der Ankündigung der Schweriner Jntelligenz¬
blätter, die folgendes sagt: „Diejenigen, so Avertissemens einschicken, haben nicht
nöthig, sich darin selbst zu nennen. Wer z. B. Gelder auf Hypothek oder Pfand
verlanget, darf nur setzen, daß derjenige, welcher dazu Gelder liegen hat, bey dem
Notario, oder einem anderen ehrlichen Manne, nähere Nachricht davon haben
könne." Auch dies ist aber eine dem modernen Chiffernbetrieb ganz ähnliche mo¬
derne Einrichtung, die zur Vermeidung einer Diskreditierung der Inserierenden so
unbedingt erforderlich ist.

Der Ausbreitungskreis der Jntelligenzblätter beschränkt sich bei den meisten
auf ihren Erscheinungsort. Als Beleg hierfür seien einige Beispiele angeführt.
Von dem Intelligenzblatt der Grafschaft Hohenstein heißt es: „Die Jntelligenz-
artikel bezogen sich größtenteils auf die Stadt Nordhausen, auf deren Maße und
Gewicht sie kalkuliere sind," von dem Eisenncher Wochenblatt: „Es kömmt fast nicht
über die Gränzen der Stadt hinaus, weil es nur die gewöhnlichen Landes- und
Lokal-Nachrichten enthält." Auch sagt Krünitz in seiner „Ökonomischen Encyklopädie"
(Berlin, 1784) ganz allgemein, als er unter dem Inhalte der Jntelligenzblätter
auch die Steckbriefe aufführt: „Allein, diese Nachrichten haben hier wenig Wirkung,
weil solche Blätter außer dem Lande wenig gelesen werden." Die grüßern Jn¬
telligenzblätter zeichnen sich natürlich durch einen größern Wirkungskreis aus. Sie
erstrecke» ihren Einfluß zunächst auf die nähere, dann auf die weitere Umgebung.


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[0616] Stadt, Später errichtete es mich auswärts Filialen. So hatte es im Jahre 1749 Hilfscxpediticmen in Leipzig, Breslau, Liegnitz, Görlitz, Löbau, Hannover, Berlin, Jena, Altenburg. Außerdem hatten auch die Postmeister in Bautzen und Leipzig den Verkauf der Dresdner Anzeigen übernommen. Im Jahre 1752 jedoch wurden schon diese Hilfsbureaus aufgehoben, und der Vertrieb nach auswärts geschah von nun an nur noch durch die Post. Innerhalb Dresdens blieben teils die bisherigen Verkaufslokale, teils brachten nunmehr auch eigne Boten die Blätter ins Hans. Das Freyberger Intelligenzblatt stellte seinen Lesern drei Vezugsmöglichkeiten an¬ heim: 1. durch die löbl. Postämter, 2. durch die Crazische Buchhandlung und 3. durch die wöchentlichen Boten. Die letzten scheinen jedoch nicht immer eigne Boten gewesen zu sein. Aus einer Notiz im ersten Jahrgang des Pforzheimer Blattes von 1794 kann man entnehmen, daß die Schüler der Gemeindeschule dazu ver¬ wandt wurden, die Blätter in die einzelnen Häuser zu überbringen. Übrigens be¬ richtet Kirchhofs (Aufsatz über Leipzigs ältestes Zeitungswesen. Archiv für die Ge¬ schichte des deutschen Buchhandels sBd. Xj), das; schon im letzten Viertel des sech¬ zehnten Jahrhunderts die einblättrigen Relationen der Buchhändler auf diese Weise vertrieben worden seien. Eine mit besondern, eigens angestellten Boten versehene Ex¬ pedition scheint etwas ganz Ungewöhnliches gewesen zu sein. So schreibt Schwarzkopf (Über politische Zeitungen und Jntelligenzblätter Sachsens usw.) über ein schon lange bestehendes „in Deutschland einziges Unternehmen" der Gothaischen Blätter: „Ein ganz eigentümliches Hilfsmittel war dabei das, schon seit 1780 bei der im Mannesstamme ausgestorbnen Meviusschen Familie unter der Firma: Mevius Erben bestehende, Boten-Amt, welches, gleich der regelmäßigsten Zeitnngsexpedition und gegen eine sehr mäßige Gebühr, wöchentlich in die zahlreichen Landstädte und Dorf- schaften, wohin kein Postkurs dringt, und zwar im Umkreise von zehn deutschen Meilen, auf die schnellste und wohlfeilste Weise die Beförderung übernimmt." Dieses Bvtenamt scheint also auch andre Dinge befördert zu haben, scheint aber in der Hauptsache doch für die Zeituugsexpedition eingerichtet worden zu sein. Weiterhin erwähnt Schwarzkopf noch, daß auch das Greizer Intelligenzblatt „wie die Gothaischen, Anhalt-Bernburgischen und mehrere andre Blätter in Sachsen und Thüringen, durch eigene Boten spediret wird." Wir haben schon oben gesehen, daß sich die Jntelligenzkoutore nicht allem auf die Ausgabe der Jntelligenzblätter beschränkten, sondern auch in vielen andern Dingen, Verkäufen, Bestellungen u. dergl. ihren Klienten helfend zur Seite standen. Hierher gehört auch eine Notiz in der Ankündigung der Schweriner Jntelligenz¬ blätter, die folgendes sagt: „Diejenigen, so Avertissemens einschicken, haben nicht nöthig, sich darin selbst zu nennen. Wer z. B. Gelder auf Hypothek oder Pfand verlanget, darf nur setzen, daß derjenige, welcher dazu Gelder liegen hat, bey dem Notario, oder einem anderen ehrlichen Manne, nähere Nachricht davon haben könne." Auch dies ist aber eine dem modernen Chiffernbetrieb ganz ähnliche mo¬ derne Einrichtung, die zur Vermeidung einer Diskreditierung der Inserierenden so unbedingt erforderlich ist. Der Ausbreitungskreis der Jntelligenzblätter beschränkt sich bei den meisten auf ihren Erscheinungsort. Als Beleg hierfür seien einige Beispiele angeführt. Von dem Intelligenzblatt der Grafschaft Hohenstein heißt es: „Die Jntelligenz- artikel bezogen sich größtenteils auf die Stadt Nordhausen, auf deren Maße und Gewicht sie kalkuliere sind," von dem Eisenncher Wochenblatt: „Es kömmt fast nicht über die Gränzen der Stadt hinaus, weil es nur die gewöhnlichen Landes- und Lokal-Nachrichten enthält." Auch sagt Krünitz in seiner „Ökonomischen Encyklopädie" (Berlin, 1784) ganz allgemein, als er unter dem Inhalte der Jntelligenzblätter auch die Steckbriefe aufführt: „Allein, diese Nachrichten haben hier wenig Wirkung, weil solche Blätter außer dem Lande wenig gelesen werden." Die grüßern Jn¬ telligenzblätter zeichnen sich natürlich durch einen größern Wirkungskreis aus. Sie erstrecke» ihren Einfluß zunächst auf die nähere, dann auf die weitere Umgebung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/616>, abgerufen am 26.06.2024.