Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Geschichte des Intelligenzweseus

müssen wir auch einen Blick auf ihre äußere Einrichtung, ihren Vertrieb und ihren
Wirkungskreis werfen. Das Erscheine" der Fntelligenzblätter war in der Regel
wöchentlich. Weitaus die meisten Blätter führten ja den Titel: "Wochenblatt" oder
"wöchentliche Nachrichten," "wöchentliche Frag- und Anzeigen" usw. Erst um die
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fingen einige Blätter um, zweimal wöchentlich
zu erscheinen, so in Frankfurt a, M,, in Bremen, Brnunschweig, später auch in
Dettum, Weimar und Wien, seit 1787 auch in Schwerin. Frühere Versuche mit
häufiger als einmal wöchentlich erscheinenden Blättern scheinen gescheitert zu sein.
Das 1721 eröffnete Jutelligeuzwerk von Grießbach in Dresden, das sein Blatt
zweimal wöchentlich ausgab, ging sehr bald ein. Und als im Jahre 1730, von
andrer Seite aber an demselben Orte, der Versuch mit zweimal erscheinenden Nach¬
richten wieder aufgenommen wurde, konnte der Unternehmer dies zwar bis 1749
durchsetzen, von da an aber erschien das Blatt doch nur wieder einmal wöchentlich.
Häufiger als zweimal erschien auch in den spätern Jahren kein einziges Intelligenz-
blatt mit alleiniger Ansncchme des Reichsanzeigers und des Berliner Blattes, das
seit 1784 werktäglich ausgegeben wurde.

Das Format der Jntelligenzblätter war fast durchweg Quart, größer war es
nie, selten Oktav. Die Stärke betrug in der Regel einen bis anderthalb Bogen,
mitunter einen halben mehr oder auch weniger. Ist viel Stoff vorhanden, so
werden zuweilen Extrabogen beigelegt. Der mittlere Jahrespreis der Blätter be¬
wegt sich zwischen einem und zwei Thalern, der Einzelpreis einer Nummer zwischen
sechs Pfennigen und einem Groschen, doch kommen auch hier Überschreitungen nach
jeder Seite vor. Gewöhnlich scheint sich der Preis nach der Stärke und Häufigkeit
des Blattes zu richten. So kostet das Berliner Blatt bei sechsmaligen Erscheinen
drei Thaler. Die Einnahmen aus dem Verkauf und dem Abonnement werden wohl
den Hauptertrag der Blätter gebildet haben. Wenigstens lassen hierauf die außer¬
ordentlich niedrigen Jnsertionskosten schließen. Bei Betrachtung dieser Kosten ist
das bemerkenswerteste, daß die Anzeigen anfänglich nicht nach ihrem Umfange oder
nach ihrer Wichtigkeit bezahlt wurden, sondern alle einer gleichen Taxe unterworfen
waren. Freilich blieb dabei die Redaktion der Anzeige dem Herausgeber des Blattes
vorbehalte". Später fing man aber doch an, wenigstens lange und kurze Inserate
verschieden zu bemessen. Das Wittenbergische Wochenblatt berechnete kurze Anzeigen
mit zwei Groschen, längere mit vier Groschen. Die Jnsertionsgebühreu beim Leipziger
Intelligenzblatt betrugen vier bis acht Groschen. Das Schweriner Blatt berechnete
für Anzeigen von Privatpersonen in der Länge bis zu acht Zeilen einen Schilling
Kurant, aber dann kosteten die weitern drei Zeilen zwei Schillinge. Später scheint
man dann bald fast überall angefangen zu haben, die Anzeigen nach Zeilen zu
berechnen, entweder für die einzelne Zeile, wie beispielsweise in Rudolstadt, Neustadt
an der Orla u. a., wo die Zeile mit drei Pfennigen berechnet wurde, oder in Ab¬
stufungen wie in Berlin. "In Berlin, wo wöchentlich sechs Bogen ausgegeben
werden . . ., wird laut der Verordnung vom 9. Januar 1768 für 1 bis 4 gedruckte
Zeiten (jede zu 12 bis 14 Worten gerechnet) 2 Groschen, für 5 bis 8 Zeilen 4 Groschen,
und so fort von 4 zu 4 Zeilen 2 Groschen mehr bezahlt." Als Besonderheiten mögen
erwähnt werden, daß das Leipziger Intelligenzblatt schon von 1763 an von "Dienst¬
bothen so ihre Dienste und Arbeit anbieten" nur die Hälfte des sonstigen Kosten¬
betrages forderte, und ferner, daß die "Frehberger gemeinnützigen Nachrichten,"
die die Zeile mit drei Pfennigen berechneten, dem "welcher diese Nachrichten an¬
hält, jedes Quartal 24 bis 30' Zeiten" zu inserieren freistellten. Man sieht, dieses
Lockmittel so vieler unsrer Zeitungen ist keine moderne Errungenschaft.

Die Expedition der Blätter erfolgte in verschiedner Weise. Das gewöhnlichste
und ursprünglichste scheint gewesen zu sein, daß die Blätter einfach in dem Expe¬
ditionslokale verkauft wurden und jeder Käufer sie sich dort holen mußte. Schien
eine Ausgabestelle nicht genügend, so legte man mehrere an. Das 1730 angelegte
Dresdner Intelligenzblatt hatte schon vier solcher Ausgabestellen innerhalb der


Zur Geschichte des Intelligenzweseus

müssen wir auch einen Blick auf ihre äußere Einrichtung, ihren Vertrieb und ihren
Wirkungskreis werfen. Das Erscheine» der Fntelligenzblätter war in der Regel
wöchentlich. Weitaus die meisten Blätter führten ja den Titel: „Wochenblatt" oder
„wöchentliche Nachrichten," „wöchentliche Frag- und Anzeigen" usw. Erst um die
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fingen einige Blätter um, zweimal wöchentlich
zu erscheinen, so in Frankfurt a, M,, in Bremen, Brnunschweig, später auch in
Dettum, Weimar und Wien, seit 1787 auch in Schwerin. Frühere Versuche mit
häufiger als einmal wöchentlich erscheinenden Blättern scheinen gescheitert zu sein.
Das 1721 eröffnete Jutelligeuzwerk von Grießbach in Dresden, das sein Blatt
zweimal wöchentlich ausgab, ging sehr bald ein. Und als im Jahre 1730, von
andrer Seite aber an demselben Orte, der Versuch mit zweimal erscheinenden Nach¬
richten wieder aufgenommen wurde, konnte der Unternehmer dies zwar bis 1749
durchsetzen, von da an aber erschien das Blatt doch nur wieder einmal wöchentlich.
Häufiger als zweimal erschien auch in den spätern Jahren kein einziges Intelligenz-
blatt mit alleiniger Ansncchme des Reichsanzeigers und des Berliner Blattes, das
seit 1784 werktäglich ausgegeben wurde.

Das Format der Jntelligenzblätter war fast durchweg Quart, größer war es
nie, selten Oktav. Die Stärke betrug in der Regel einen bis anderthalb Bogen,
mitunter einen halben mehr oder auch weniger. Ist viel Stoff vorhanden, so
werden zuweilen Extrabogen beigelegt. Der mittlere Jahrespreis der Blätter be¬
wegt sich zwischen einem und zwei Thalern, der Einzelpreis einer Nummer zwischen
sechs Pfennigen und einem Groschen, doch kommen auch hier Überschreitungen nach
jeder Seite vor. Gewöhnlich scheint sich der Preis nach der Stärke und Häufigkeit
des Blattes zu richten. So kostet das Berliner Blatt bei sechsmaligen Erscheinen
drei Thaler. Die Einnahmen aus dem Verkauf und dem Abonnement werden wohl
den Hauptertrag der Blätter gebildet haben. Wenigstens lassen hierauf die außer¬
ordentlich niedrigen Jnsertionskosten schließen. Bei Betrachtung dieser Kosten ist
das bemerkenswerteste, daß die Anzeigen anfänglich nicht nach ihrem Umfange oder
nach ihrer Wichtigkeit bezahlt wurden, sondern alle einer gleichen Taxe unterworfen
waren. Freilich blieb dabei die Redaktion der Anzeige dem Herausgeber des Blattes
vorbehalte». Später fing man aber doch an, wenigstens lange und kurze Inserate
verschieden zu bemessen. Das Wittenbergische Wochenblatt berechnete kurze Anzeigen
mit zwei Groschen, längere mit vier Groschen. Die Jnsertionsgebühreu beim Leipziger
Intelligenzblatt betrugen vier bis acht Groschen. Das Schweriner Blatt berechnete
für Anzeigen von Privatpersonen in der Länge bis zu acht Zeilen einen Schilling
Kurant, aber dann kosteten die weitern drei Zeilen zwei Schillinge. Später scheint
man dann bald fast überall angefangen zu haben, die Anzeigen nach Zeilen zu
berechnen, entweder für die einzelne Zeile, wie beispielsweise in Rudolstadt, Neustadt
an der Orla u. a., wo die Zeile mit drei Pfennigen berechnet wurde, oder in Ab¬
stufungen wie in Berlin. „In Berlin, wo wöchentlich sechs Bogen ausgegeben
werden . . ., wird laut der Verordnung vom 9. Januar 1768 für 1 bis 4 gedruckte
Zeiten (jede zu 12 bis 14 Worten gerechnet) 2 Groschen, für 5 bis 8 Zeilen 4 Groschen,
und so fort von 4 zu 4 Zeilen 2 Groschen mehr bezahlt." Als Besonderheiten mögen
erwähnt werden, daß das Leipziger Intelligenzblatt schon von 1763 an von „Dienst¬
bothen so ihre Dienste und Arbeit anbieten" nur die Hälfte des sonstigen Kosten¬
betrages forderte, und ferner, daß die „Frehberger gemeinnützigen Nachrichten,"
die die Zeile mit drei Pfennigen berechneten, dem „welcher diese Nachrichten an¬
hält, jedes Quartal 24 bis 30' Zeiten" zu inserieren freistellten. Man sieht, dieses
Lockmittel so vieler unsrer Zeitungen ist keine moderne Errungenschaft.

Die Expedition der Blätter erfolgte in verschiedner Weise. Das gewöhnlichste
und ursprünglichste scheint gewesen zu sein, daß die Blätter einfach in dem Expe¬
ditionslokale verkauft wurden und jeder Käufer sie sich dort holen mußte. Schien
eine Ausgabestelle nicht genügend, so legte man mehrere an. Das 1730 angelegte
Dresdner Intelligenzblatt hatte schon vier solcher Ausgabestellen innerhalb der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0615" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237901"/>
          <fw type="header" place="top"> Zur Geschichte des Intelligenzweseus</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3064" prev="#ID_3063"> müssen wir auch einen Blick auf ihre äußere Einrichtung, ihren Vertrieb und ihren<lb/>
Wirkungskreis werfen. Das Erscheine» der Fntelligenzblätter war in der Regel<lb/>
wöchentlich. Weitaus die meisten Blätter führten ja den Titel: &#x201E;Wochenblatt" oder<lb/>
&#x201E;wöchentliche Nachrichten," &#x201E;wöchentliche Frag- und Anzeigen" usw. Erst um die<lb/>
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fingen einige Blätter um, zweimal wöchentlich<lb/>
zu erscheinen, so in Frankfurt a, M,, in Bremen, Brnunschweig, später auch in<lb/>
Dettum, Weimar und Wien, seit 1787 auch in Schwerin. Frühere Versuche mit<lb/>
häufiger als einmal wöchentlich erscheinenden Blättern scheinen gescheitert zu sein.<lb/>
Das 1721 eröffnete Jutelligeuzwerk von Grießbach in Dresden, das sein Blatt<lb/>
zweimal wöchentlich ausgab, ging sehr bald ein. Und als im Jahre 1730, von<lb/>
andrer Seite aber an demselben Orte, der Versuch mit zweimal erscheinenden Nach¬<lb/>
richten wieder aufgenommen wurde, konnte der Unternehmer dies zwar bis 1749<lb/>
durchsetzen, von da an aber erschien das Blatt doch nur wieder einmal wöchentlich.<lb/>
Häufiger als zweimal erschien auch in den spätern Jahren kein einziges Intelligenz-<lb/>
blatt mit alleiniger Ansncchme des Reichsanzeigers und des Berliner Blattes, das<lb/>
seit 1784 werktäglich ausgegeben wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3065"> Das Format der Jntelligenzblätter war fast durchweg Quart, größer war es<lb/>
nie, selten Oktav. Die Stärke betrug in der Regel einen bis anderthalb Bogen,<lb/>
mitunter einen halben mehr oder auch weniger. Ist viel Stoff vorhanden, so<lb/>
werden zuweilen Extrabogen beigelegt. Der mittlere Jahrespreis der Blätter be¬<lb/>
wegt sich zwischen einem und zwei Thalern, der Einzelpreis einer Nummer zwischen<lb/>
sechs Pfennigen und einem Groschen, doch kommen auch hier Überschreitungen nach<lb/>
jeder Seite vor. Gewöhnlich scheint sich der Preis nach der Stärke und Häufigkeit<lb/>
des Blattes zu richten. So kostet das Berliner Blatt bei sechsmaligen Erscheinen<lb/>
drei Thaler. Die Einnahmen aus dem Verkauf und dem Abonnement werden wohl<lb/>
den Hauptertrag der Blätter gebildet haben. Wenigstens lassen hierauf die außer¬<lb/>
ordentlich niedrigen Jnsertionskosten schließen. Bei Betrachtung dieser Kosten ist<lb/>
das bemerkenswerteste, daß die Anzeigen anfänglich nicht nach ihrem Umfange oder<lb/>
nach ihrer Wichtigkeit bezahlt wurden, sondern alle einer gleichen Taxe unterworfen<lb/>
waren. Freilich blieb dabei die Redaktion der Anzeige dem Herausgeber des Blattes<lb/>
vorbehalte». Später fing man aber doch an, wenigstens lange und kurze Inserate<lb/>
verschieden zu bemessen. Das Wittenbergische Wochenblatt berechnete kurze Anzeigen<lb/>
mit zwei Groschen, längere mit vier Groschen. Die Jnsertionsgebühreu beim Leipziger<lb/>
Intelligenzblatt betrugen vier bis acht Groschen. Das Schweriner Blatt berechnete<lb/>
für Anzeigen von Privatpersonen in der Länge bis zu acht Zeilen einen Schilling<lb/>
Kurant, aber dann kosteten die weitern drei Zeilen zwei Schillinge. Später scheint<lb/>
man dann bald fast überall angefangen zu haben, die Anzeigen nach Zeilen zu<lb/>
berechnen, entweder für die einzelne Zeile, wie beispielsweise in Rudolstadt, Neustadt<lb/>
an der Orla u. a., wo die Zeile mit drei Pfennigen berechnet wurde, oder in Ab¬<lb/>
stufungen wie in Berlin. &#x201E;In Berlin, wo wöchentlich sechs Bogen ausgegeben<lb/>
werden . . ., wird laut der Verordnung vom 9. Januar 1768 für 1 bis 4 gedruckte<lb/>
Zeiten (jede zu 12 bis 14 Worten gerechnet) 2 Groschen, für 5 bis 8 Zeilen 4 Groschen,<lb/>
und so fort von 4 zu 4 Zeilen 2 Groschen mehr bezahlt." Als Besonderheiten mögen<lb/>
erwähnt werden, daß das Leipziger Intelligenzblatt schon von 1763 an von &#x201E;Dienst¬<lb/>
bothen so ihre Dienste und Arbeit anbieten" nur die Hälfte des sonstigen Kosten¬<lb/>
betrages forderte, und ferner, daß die &#x201E;Frehberger gemeinnützigen Nachrichten,"<lb/>
die die Zeile mit drei Pfennigen berechneten, dem &#x201E;welcher diese Nachrichten an¬<lb/>
hält, jedes Quartal 24 bis 30' Zeiten" zu inserieren freistellten. Man sieht, dieses<lb/>
Lockmittel so vieler unsrer Zeitungen ist keine moderne Errungenschaft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3066" next="#ID_3067"> Die Expedition der Blätter erfolgte in verschiedner Weise. Das gewöhnlichste<lb/>
und ursprünglichste scheint gewesen zu sein, daß die Blätter einfach in dem Expe¬<lb/>
ditionslokale verkauft wurden und jeder Käufer sie sich dort holen mußte. Schien<lb/>
eine Ausgabestelle nicht genügend, so legte man mehrere an. Das 1730 angelegte<lb/>
Dresdner Intelligenzblatt hatte schon vier solcher Ausgabestellen innerhalb der</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0615] Zur Geschichte des Intelligenzweseus müssen wir auch einen Blick auf ihre äußere Einrichtung, ihren Vertrieb und ihren Wirkungskreis werfen. Das Erscheine» der Fntelligenzblätter war in der Regel wöchentlich. Weitaus die meisten Blätter führten ja den Titel: „Wochenblatt" oder „wöchentliche Nachrichten," „wöchentliche Frag- und Anzeigen" usw. Erst um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fingen einige Blätter um, zweimal wöchentlich zu erscheinen, so in Frankfurt a, M,, in Bremen, Brnunschweig, später auch in Dettum, Weimar und Wien, seit 1787 auch in Schwerin. Frühere Versuche mit häufiger als einmal wöchentlich erscheinenden Blättern scheinen gescheitert zu sein. Das 1721 eröffnete Jutelligeuzwerk von Grießbach in Dresden, das sein Blatt zweimal wöchentlich ausgab, ging sehr bald ein. Und als im Jahre 1730, von andrer Seite aber an demselben Orte, der Versuch mit zweimal erscheinenden Nach¬ richten wieder aufgenommen wurde, konnte der Unternehmer dies zwar bis 1749 durchsetzen, von da an aber erschien das Blatt doch nur wieder einmal wöchentlich. Häufiger als zweimal erschien auch in den spätern Jahren kein einziges Intelligenz- blatt mit alleiniger Ansncchme des Reichsanzeigers und des Berliner Blattes, das seit 1784 werktäglich ausgegeben wurde. Das Format der Jntelligenzblätter war fast durchweg Quart, größer war es nie, selten Oktav. Die Stärke betrug in der Regel einen bis anderthalb Bogen, mitunter einen halben mehr oder auch weniger. Ist viel Stoff vorhanden, so werden zuweilen Extrabogen beigelegt. Der mittlere Jahrespreis der Blätter be¬ wegt sich zwischen einem und zwei Thalern, der Einzelpreis einer Nummer zwischen sechs Pfennigen und einem Groschen, doch kommen auch hier Überschreitungen nach jeder Seite vor. Gewöhnlich scheint sich der Preis nach der Stärke und Häufigkeit des Blattes zu richten. So kostet das Berliner Blatt bei sechsmaligen Erscheinen drei Thaler. Die Einnahmen aus dem Verkauf und dem Abonnement werden wohl den Hauptertrag der Blätter gebildet haben. Wenigstens lassen hierauf die außer¬ ordentlich niedrigen Jnsertionskosten schließen. Bei Betrachtung dieser Kosten ist das bemerkenswerteste, daß die Anzeigen anfänglich nicht nach ihrem Umfange oder nach ihrer Wichtigkeit bezahlt wurden, sondern alle einer gleichen Taxe unterworfen waren. Freilich blieb dabei die Redaktion der Anzeige dem Herausgeber des Blattes vorbehalte». Später fing man aber doch an, wenigstens lange und kurze Inserate verschieden zu bemessen. Das Wittenbergische Wochenblatt berechnete kurze Anzeigen mit zwei Groschen, längere mit vier Groschen. Die Jnsertionsgebühreu beim Leipziger Intelligenzblatt betrugen vier bis acht Groschen. Das Schweriner Blatt berechnete für Anzeigen von Privatpersonen in der Länge bis zu acht Zeilen einen Schilling Kurant, aber dann kosteten die weitern drei Zeilen zwei Schillinge. Später scheint man dann bald fast überall angefangen zu haben, die Anzeigen nach Zeilen zu berechnen, entweder für die einzelne Zeile, wie beispielsweise in Rudolstadt, Neustadt an der Orla u. a., wo die Zeile mit drei Pfennigen berechnet wurde, oder in Ab¬ stufungen wie in Berlin. „In Berlin, wo wöchentlich sechs Bogen ausgegeben werden . . ., wird laut der Verordnung vom 9. Januar 1768 für 1 bis 4 gedruckte Zeiten (jede zu 12 bis 14 Worten gerechnet) 2 Groschen, für 5 bis 8 Zeilen 4 Groschen, und so fort von 4 zu 4 Zeilen 2 Groschen mehr bezahlt." Als Besonderheiten mögen erwähnt werden, daß das Leipziger Intelligenzblatt schon von 1763 an von „Dienst¬ bothen so ihre Dienste und Arbeit anbieten" nur die Hälfte des sonstigen Kosten¬ betrages forderte, und ferner, daß die „Frehberger gemeinnützigen Nachrichten," die die Zeile mit drei Pfennigen berechneten, dem „welcher diese Nachrichten an¬ hält, jedes Quartal 24 bis 30' Zeiten" zu inserieren freistellten. Man sieht, dieses Lockmittel so vieler unsrer Zeitungen ist keine moderne Errungenschaft. Die Expedition der Blätter erfolgte in verschiedner Weise. Das gewöhnlichste und ursprünglichste scheint gewesen zu sein, daß die Blätter einfach in dem Expe¬ ditionslokale verkauft wurden und jeder Käufer sie sich dort holen mußte. Schien eine Ausgabestelle nicht genügend, so legte man mehrere an. Das 1730 angelegte Dresdner Intelligenzblatt hatte schon vier solcher Ausgabestellen innerhalb der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/615
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/615>, abgerufen am 26.06.2024.