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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Zur Geschichte des Intelligenzwesens

Das Görlitzer Blatt nannte sich "Anzeiger oder allgemeines Intelligenzblatt zum
Behufe der Justiz, der Policey und der bürgerlichen Gewerbe in der Lausitz ze."
Von den Schweriner Nachrichten sagt stieben "Die Inserate stammen aus dem
ganzen Lande, sodaß mithin die "Nachrichten" ans Absatz weit über Schwerin
hinaus berechnet gewesen sein müssen," und von dem Hamburger Relations-Courier
berichtet er, daß dieser auch "von fremden Orten viele Dinge zur Bekanntmachung
eingesandt" erhielt. Die Ausbreitung der Blätter von Gotha und Dresden haben
wir oben schon berührt, Stiebnitz berichtet, daß Breslau ein Intelligenzblatt für
ganz Schlesien habe und Freiburg i. B, ein solches für die vorderösterreichischen
Lande. Das Berliner Blatt scheint über ganz Preußen und Brandenburg und ihre
angrenzenden Gebiete, die wirtschaftlich mit der brandenburgischen Residenz ver¬
bunden waren, verbreitet gewesen zu sein. Vor der Gründung des Jntelligenz-
kontors in Breslau wurde es dort in Korns Buchladen verkauft. Und die Rubrik
der außerhalb Berlins zu verkaufenden Sachen enthielt im Berliner Intelligenzblatt
nnter andern oft Anzeigen aus Küstrin, Kvttbus, Stargard, Hamburg, Breslau, ja
sogar aus deu holländischen Städten. Der Kanzler Ludewig rühmte sich, daß seiue
Hallischen gelehrte" Anzeigen "von Preußen bis nach Brabant" Abnehmer fänden,
und vom Leipziger Intelligenzblatt sagt Schwarzkopf, daß es "ziemlich häufig im
Auslande (d. h. natürlich außerhalb Sachsens) gelesen" werde. Indessen stehn diese
Beispiele in der großen Menge der Jntelligenzblcitter doch nur vereinzelt da. In
der Regel kann man sich den Ansbreitungskreis der Blätter kaum klein genug
denken. Zuverlässige Angabe" über Auflagehöhe der Jntelligenzblatter sind zwar
wenig oder gar nicht vorhanden, doch wird man nach dem vorhandnen überlieferten
Material kaum fehlgehn, wenn man die Anzahl von 200 bis 300 als die am
häufigsten vorkommende ansieht, dagegen sind auch Zahlen unter 200 und selbst
unter 100 nichts Ungewöhnliches. Eine Auflage von 800 wird gelegentlich einmal
als sehr hoch bezeichnet. Und wenn Ludewig von der Ausbreitung der Blätter
"von Preußen bis nach Brabant" spricht, so kann da von keiner allgemeinen Ver¬
breitung, sondern nur von einer solchen in einzelnen zerstreuten Exemplaren die
Rede sein, wie Schwarzkopf von den Frankfurter Anzeigen sagt: "Außerhalb der
Stadt und ihres Gebiets findet dieses Intelligenzblatt wenig Absatz, ausgenommen
in einigen Gebieten, wo man die Fruchtpreise und ähnliche eurrente Artikel daraus
zu ersehen Ursache hat. In Frankfurt, so fährt er fort, werden freylich mehrere
auswärtige Nnchrichtsblätter gelesen, allein nur solche, welche sich durch andere ge¬
meinnützliche Aufsätze emporheben, wie z. B. das Hannöversche."

Die Förderung des Jntelligenzwesens durch die Regierungen haben wir schon
wiederholt betont. Führen wir hier diesen Umstand noch etwas näher aus. Das
Jntelligenzwesen erschien ja von vornherein als eine Wohlfahrtseinrichtung, eine
Anstalt zur Hebung des "Nahrungsstnudes." Da war es ganz natürlich, daß
überall die Regierungen ihre schützenden Hände über dem Jntelligenzwesen
hielten.

Der Betrieb der Jntelligeuzanstalten geschah in zweifacher Weise. Entweder
war er durch die Regierung Privilegiert und Privaten überlassen, stand dann aber
unter mehr oder minder direkter Aufsicht, oder er war geradezu Gegenstand staat¬
licher Regie. In beiden Fällen war die Jntelligenzanstalt ein Werkzeug für die
innere Politik der Regierung. Häufig geschah es, daß eine Jntelligenzanstalt, die
anfangs unter privater Leitung gestanden hatte, nachher in staatliche Verwaltung
übernommen wurde. So geschah es mit dem Breslauer Unternehmen. Ferner
finde ich im Hannöverschen Magazin von 1791 in der ersten Nummer dieses Jahr¬
gangs die Ankündigung, daß es nach dem Ableben des bisherigen Leiters "dem
Zwecke und der immerwährenden Deiner des Jntelligenzcomtoirs, der Anzeigen und
der damit verbundenen Ausgabe dieser gemeinnützlichen Blätter, höchsten Orts am
mäßesten erachtet worden, das ganze Institut in Landesherrliche Administration zu
nehmen." Bisher hatte es unter der Direktton des Hofgerichtsassesfvrs und Calen-


Grenzboten II 1SVL 77
Zur Geschichte des Intelligenzwesens

Das Görlitzer Blatt nannte sich „Anzeiger oder allgemeines Intelligenzblatt zum
Behufe der Justiz, der Policey und der bürgerlichen Gewerbe in der Lausitz ze."
Von den Schweriner Nachrichten sagt stieben „Die Inserate stammen aus dem
ganzen Lande, sodaß mithin die »Nachrichten« ans Absatz weit über Schwerin
hinaus berechnet gewesen sein müssen," und von dem Hamburger Relations-Courier
berichtet er, daß dieser auch „von fremden Orten viele Dinge zur Bekanntmachung
eingesandt" erhielt. Die Ausbreitung der Blätter von Gotha und Dresden haben
wir oben schon berührt, Stiebnitz berichtet, daß Breslau ein Intelligenzblatt für
ganz Schlesien habe und Freiburg i. B, ein solches für die vorderösterreichischen
Lande. Das Berliner Blatt scheint über ganz Preußen und Brandenburg und ihre
angrenzenden Gebiete, die wirtschaftlich mit der brandenburgischen Residenz ver¬
bunden waren, verbreitet gewesen zu sein. Vor der Gründung des Jntelligenz-
kontors in Breslau wurde es dort in Korns Buchladen verkauft. Und die Rubrik
der außerhalb Berlins zu verkaufenden Sachen enthielt im Berliner Intelligenzblatt
nnter andern oft Anzeigen aus Küstrin, Kvttbus, Stargard, Hamburg, Breslau, ja
sogar aus deu holländischen Städten. Der Kanzler Ludewig rühmte sich, daß seiue
Hallischen gelehrte« Anzeigen „von Preußen bis nach Brabant" Abnehmer fänden,
und vom Leipziger Intelligenzblatt sagt Schwarzkopf, daß es „ziemlich häufig im
Auslande (d. h. natürlich außerhalb Sachsens) gelesen" werde. Indessen stehn diese
Beispiele in der großen Menge der Jntelligenzblcitter doch nur vereinzelt da. In
der Regel kann man sich den Ansbreitungskreis der Blätter kaum klein genug
denken. Zuverlässige Angabe» über Auflagehöhe der Jntelligenzblatter sind zwar
wenig oder gar nicht vorhanden, doch wird man nach dem vorhandnen überlieferten
Material kaum fehlgehn, wenn man die Anzahl von 200 bis 300 als die am
häufigsten vorkommende ansieht, dagegen sind auch Zahlen unter 200 und selbst
unter 100 nichts Ungewöhnliches. Eine Auflage von 800 wird gelegentlich einmal
als sehr hoch bezeichnet. Und wenn Ludewig von der Ausbreitung der Blätter
„von Preußen bis nach Brabant" spricht, so kann da von keiner allgemeinen Ver¬
breitung, sondern nur von einer solchen in einzelnen zerstreuten Exemplaren die
Rede sein, wie Schwarzkopf von den Frankfurter Anzeigen sagt: „Außerhalb der
Stadt und ihres Gebiets findet dieses Intelligenzblatt wenig Absatz, ausgenommen
in einigen Gebieten, wo man die Fruchtpreise und ähnliche eurrente Artikel daraus
zu ersehen Ursache hat. In Frankfurt, so fährt er fort, werden freylich mehrere
auswärtige Nnchrichtsblätter gelesen, allein nur solche, welche sich durch andere ge¬
meinnützliche Aufsätze emporheben, wie z. B. das Hannöversche."

Die Förderung des Jntelligenzwesens durch die Regierungen haben wir schon
wiederholt betont. Führen wir hier diesen Umstand noch etwas näher aus. Das
Jntelligenzwesen erschien ja von vornherein als eine Wohlfahrtseinrichtung, eine
Anstalt zur Hebung des „Nahrungsstnudes." Da war es ganz natürlich, daß
überall die Regierungen ihre schützenden Hände über dem Jntelligenzwesen
hielten.

Der Betrieb der Jntelligeuzanstalten geschah in zweifacher Weise. Entweder
war er durch die Regierung Privilegiert und Privaten überlassen, stand dann aber
unter mehr oder minder direkter Aufsicht, oder er war geradezu Gegenstand staat¬
licher Regie. In beiden Fällen war die Jntelligenzanstalt ein Werkzeug für die
innere Politik der Regierung. Häufig geschah es, daß eine Jntelligenzanstalt, die
anfangs unter privater Leitung gestanden hatte, nachher in staatliche Verwaltung
übernommen wurde. So geschah es mit dem Breslauer Unternehmen. Ferner
finde ich im Hannöverschen Magazin von 1791 in der ersten Nummer dieses Jahr¬
gangs die Ankündigung, daß es nach dem Ableben des bisherigen Leiters „dem
Zwecke und der immerwährenden Deiner des Jntelligenzcomtoirs, der Anzeigen und
der damit verbundenen Ausgabe dieser gemeinnützlichen Blätter, höchsten Orts am
mäßesten erachtet worden, das ganze Institut in Landesherrliche Administration zu
nehmen." Bisher hatte es unter der Direktton des Hofgerichtsassesfvrs und Calen-


Grenzboten II 1SVL 77
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[0617] Zur Geschichte des Intelligenzwesens Das Görlitzer Blatt nannte sich „Anzeiger oder allgemeines Intelligenzblatt zum Behufe der Justiz, der Policey und der bürgerlichen Gewerbe in der Lausitz ze." Von den Schweriner Nachrichten sagt stieben „Die Inserate stammen aus dem ganzen Lande, sodaß mithin die »Nachrichten« ans Absatz weit über Schwerin hinaus berechnet gewesen sein müssen," und von dem Hamburger Relations-Courier berichtet er, daß dieser auch „von fremden Orten viele Dinge zur Bekanntmachung eingesandt" erhielt. Die Ausbreitung der Blätter von Gotha und Dresden haben wir oben schon berührt, Stiebnitz berichtet, daß Breslau ein Intelligenzblatt für ganz Schlesien habe und Freiburg i. B, ein solches für die vorderösterreichischen Lande. Das Berliner Blatt scheint über ganz Preußen und Brandenburg und ihre angrenzenden Gebiete, die wirtschaftlich mit der brandenburgischen Residenz ver¬ bunden waren, verbreitet gewesen zu sein. Vor der Gründung des Jntelligenz- kontors in Breslau wurde es dort in Korns Buchladen verkauft. Und die Rubrik der außerhalb Berlins zu verkaufenden Sachen enthielt im Berliner Intelligenzblatt nnter andern oft Anzeigen aus Küstrin, Kvttbus, Stargard, Hamburg, Breslau, ja sogar aus deu holländischen Städten. Der Kanzler Ludewig rühmte sich, daß seiue Hallischen gelehrte« Anzeigen „von Preußen bis nach Brabant" Abnehmer fänden, und vom Leipziger Intelligenzblatt sagt Schwarzkopf, daß es „ziemlich häufig im Auslande (d. h. natürlich außerhalb Sachsens) gelesen" werde. Indessen stehn diese Beispiele in der großen Menge der Jntelligenzblcitter doch nur vereinzelt da. In der Regel kann man sich den Ansbreitungskreis der Blätter kaum klein genug denken. Zuverlässige Angabe» über Auflagehöhe der Jntelligenzblatter sind zwar wenig oder gar nicht vorhanden, doch wird man nach dem vorhandnen überlieferten Material kaum fehlgehn, wenn man die Anzahl von 200 bis 300 als die am häufigsten vorkommende ansieht, dagegen sind auch Zahlen unter 200 und selbst unter 100 nichts Ungewöhnliches. Eine Auflage von 800 wird gelegentlich einmal als sehr hoch bezeichnet. Und wenn Ludewig von der Ausbreitung der Blätter „von Preußen bis nach Brabant" spricht, so kann da von keiner allgemeinen Ver¬ breitung, sondern nur von einer solchen in einzelnen zerstreuten Exemplaren die Rede sein, wie Schwarzkopf von den Frankfurter Anzeigen sagt: „Außerhalb der Stadt und ihres Gebiets findet dieses Intelligenzblatt wenig Absatz, ausgenommen in einigen Gebieten, wo man die Fruchtpreise und ähnliche eurrente Artikel daraus zu ersehen Ursache hat. In Frankfurt, so fährt er fort, werden freylich mehrere auswärtige Nnchrichtsblätter gelesen, allein nur solche, welche sich durch andere ge¬ meinnützliche Aufsätze emporheben, wie z. B. das Hannöversche." Die Förderung des Jntelligenzwesens durch die Regierungen haben wir schon wiederholt betont. Führen wir hier diesen Umstand noch etwas näher aus. Das Jntelligenzwesen erschien ja von vornherein als eine Wohlfahrtseinrichtung, eine Anstalt zur Hebung des „Nahrungsstnudes." Da war es ganz natürlich, daß überall die Regierungen ihre schützenden Hände über dem Jntelligenzwesen hielten. Der Betrieb der Jntelligeuzanstalten geschah in zweifacher Weise. Entweder war er durch die Regierung Privilegiert und Privaten überlassen, stand dann aber unter mehr oder minder direkter Aufsicht, oder er war geradezu Gegenstand staat¬ licher Regie. In beiden Fällen war die Jntelligenzanstalt ein Werkzeug für die innere Politik der Regierung. Häufig geschah es, daß eine Jntelligenzanstalt, die anfangs unter privater Leitung gestanden hatte, nachher in staatliche Verwaltung übernommen wurde. So geschah es mit dem Breslauer Unternehmen. Ferner finde ich im Hannöverschen Magazin von 1791 in der ersten Nummer dieses Jahr¬ gangs die Ankündigung, daß es nach dem Ableben des bisherigen Leiters „dem Zwecke und der immerwährenden Deiner des Jntelligenzcomtoirs, der Anzeigen und der damit verbundenen Ausgabe dieser gemeinnützlichen Blätter, höchsten Orts am mäßesten erachtet worden, das ganze Institut in Landesherrliche Administration zu nehmen." Bisher hatte es unter der Direktton des Hofgerichtsassesfvrs und Calen- Grenzboten II 1SVL 77

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/617>, abgerufen am 26.06.2024.